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11 Tipps bei Mob­bing am Arbeitsplatz

Mob­bing: Psy­cho­ter­ror am Arbeitsplatz

Arbeits­kol­le­gen kön­nen ganz schön gemein sein. Beson­ders, wenn sie der Mei­nung sind, sie sei­en etwas Bes­se­res. Wenn ihnen dann noch dei­ne Nase nicht gefällt, bist du dran, egal, wie nett oder kom­pe­tent du bist.

Dr. Cho­le­ri­kus

57400-mobbingVor vie­len Jah­ren hat­te ich einen Kol­le­gen, der eine Freu­de dar­an zu haben schien, ande­re zu gän­geln und zu pro­vo­zie­ren. Das hat er nicht nur mit mir, son­dern auch mit ande­ren Kol­le­gen gemacht. Er war von cho­le­ri­schem Cha­rak­ter, des­halb nen­ne ich ihn hier Dr. Cho­le­ri­kus. Wir waren bei­de in einer Bun­des­ober­be­hör­de beschäf­tigt. Ich war Refe­rats-Sekre­tä­rin, mein Kol­le­ge hat­te einen Dok­tor­ti­tel, den Beam­ten­sta­tus und eine ent­spre­chend dotier­te Besoldungsgruppe.

Talen­te wer­den nicht immer von allen geschätzt

Ich hat­te immer schon eine schnel­le Auf­fas­sungs­ga­be und konn­te mich rasch in neue The­men­ge­bie­te ein­ar­bei­ten. Mei­ne Arbei­ten erle­dig­te ich nicht nur gewis­sen­haft, son­dern auch noch in einem Tem­po, dass mein Refe­rats­lei­ter immer staun­te und lache und mich frag­te, ob ich zau­bern kön­ne. Und so kam es hin und wie­der vor, dass am Ende mei­ner Arbeit noch viel Zeit übrig war. Frü­her nach Hau­se gehen durf­te ich nicht, schließ­lich hat­te ein Arbeits­tag 7,5 Stun­den, und die muss­ten “abge­ses­sen” wer­den, egal ob man was zu tun hat­te oder nicht. So war das jeden­falls damals im Öffent­li­chen Dienst.

Mein Refe­rats­lei­ter sag­te immer: “Frau Geiss, wenn Sie nach Leis­tung bezahlt wer­den wür­den, hät­ten Sie bereits mit­tags Feierabend.”
Der Lei­ter eines ande­ren Refe­ra­tes mein­te, ich gehör­te mit mei­nen Fähig­kei­ten in die freie Wirt­schaft, dort könn­te ich viel mehr Geld ver­die­nen als im Öffent­li­chen Dienst. Tja, da mag er Recht gehabt haben, aber ich hat­te damals ein klei­nes Kind und war allein­er­zie­hend. Da bot mir der Job in der Behör­de die Sicher­heit, die ich brauch­te. Und ich war glück­lich dort.

My office is my castle

Ich hat­te damals ein win­zig klei­nes Büro, das nach heu­ti­gen EU-Richt­li­ni­en gar nicht mehr als Arbeits­platz durch­ge­hen wür­de. Dar­in befan­den sich ein Akten­schrank, ein Schreib­tisch mit PC, ein Tele­fon und natür­lich ein Dreh­stuhl. Ich lieb­te die­ses Büro. Es war klein, aber es war mein Reich. Mit den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen im Haus hat­te ich ein super gutes Ver­hält­nis. Das Arbeits­kli­ma wur­de nicht zuletzt durch unse­ren Refe­rats­lei­ter auf einem sehr fami­liä­ren Niveau gehal­ten. Wir haben das alle sehr genossen.

Das Messer im RückenDr. Cho­le­ri­kus hin­ge­gen war ein rich­ti­ger Stink­stie­fel. Er war das, was man “hin­ter­fot­zig” nennt. Zuerst tat er dir freund­lich ins Gesicht, und kaum dass er sich umge­dreht hat­te, ramm­te er dir das Mes­ser in den Rücken. Er konn­te es nicht ertra­gen, wenn ich mal eine hal­be Stun­de Zeit hat­te, um mit ande­ren Kol­le­gIn­nen im Haus ein Schwätz­chen zu hal­ten oder mich für die Arbeit im Labor interessierte.

Und so kam es, dass der wer­te Kol­le­ge immer mal wie­der durch die Blu­me – manch­mal auch sehr direkt – hat­te fal­len las­sen, dass die Frau Geiss wohl ent­we­der zu wenig zu tun oder zu viel frei hät­te. Dabei war es ihm egal, ob ande­re Kol­le­gen dabei waren oder nicht. Ein­mal frag­te ich ihn vor ver­sam­mel­ter Mann­schaft, ob er denn glaub­te, dass ich den gan­zen Tag nur Däum­chen dre­hen wür­de. Wor­auf er ant­wor­te­te: “Nein, nicht den gan­zen!” Mei­ne Kol­le­gIn­nen und ich schau­ten uns nur an, ver­dreh­ten die Augen und grins­ten, weil klar war, dass Dr. Cho­le­ri­kus mal wie­der eine Laus über die Leber gelau­fen sein musste.

Er war auch ein Meis­ter der Unter­stel­lun­gen. Ich erin­ne­re mich, dass er ein paar Mal ver­such­te, mir etwas unter die Wes­te zu jubeln, um mich dann “hoch­ge­hen” zu las­sen. Da ich den Bra­ten aber schon 10 Mei­len gegen den Wind roch, beug­te ich vor und mach­te mir zu allem, was er mir auf­trug, Noti­zen und zeich­ne­te die Arbei­ten, die ich erle­digt hat­te, mit Datum und Kür­zel ab. Oben­drein mach­te ich davon Kopien und ver­wahr­te sie bei mir auf. Wie gut, dass ich das tat.

Nicht mit mir!

Eines Tages kam er zu mir ins Büro und ver­such­te, mich zur Sau zu machen, weil ich angeb­lich eine bestimm­te Auf­ga­be nicht erle­digt hät­te. Ich griff kur­zer­hand in mei­ne Schub­la­de und zog das Beweis­stück her­vor. Das brach­te ihn erst recht auf die Pal­me, denn mit so viel Pfif­fig­keit mei­ner­seits hat­te er nicht gerech­net. Er hielt sich näm­lich für ober­schlau. Da kann­te er aber die Frau Geiss noch nicht. Die hat zwar kei­nen aka­de­mi­schen Grad, steht Dr. Cho­le­ri­kus jedoch in Sachen Intel­li­genz und Stra­ßen­schläue in nichts nach. Ätsch.

Als er dabei war, mich anzu­brül­len, wur­de ich immer ruhi­ger, stand nur da und schau­te ihn an, bis er fer­tig war. Durch die Laut­stär­ke, die er an den Tag leg­te, ließ es sich nicht ver­mei­den, dass die Kol­le­gIn­nen im Haus das mitbekamen.

Rote Karte für MobberDann brüll­te ich zurück: “Du ver­lässt auf der Stel­le mein Büro. Und du kommst erst dann zurück, wenn du wie­der nor­mal gewor­den bist. Dann darfst du mich fra­gen, ob ich wie­der etwas für dich schrei­be. Andern­falls kannst du dich in Zukunft an die Schreib­kanz­lei im Haupt­haus wenden.”

Dr. Cho­le­ri­kus ver­schlug es die Spra­che, er lief puter­rot an und droh­te fast zu ersti­cken. Wut­ent­brannt mach­te er auf dem Absatz kehrt und ver­ließ mein Büro. Drei Tage lang sprach er kein Wort mit mir. Danach behan­del­te er mich mit einer Freund­lich­keit, die schon fast nicht mehr zu ertra­gen war. Nicht dass er sich etwa ent­schul­digt hät­te, nein, das hät­te Dr. Cho­le­ri­kus nicht über sich gebracht. Aber er mach­te sich mit sei­nem Ver­hal­ten zum Gespött des gan­zen Refe­ra­tes. Es war köst­lich und ging mir run­ter wie Öl.

Erst vie­le Jah­re spä­ter erfuhr ich, dass so ein Ver­hal­ten “Mob­bing” genannt wird. Und natür­lich gibt es vie­le, die am Arbeits­platz gemobbt wer­den. Gott sei Dank bin ich mit genü­gend Selbst­be­wusst­sein und Schlag­fer­tig­keit aus­ge­stat­tet, sonst hät­te ich mich gar nicht getraut, mich zu wehren.

Was ist Mobbing?

Wir alle haben eine Ver­mu­tung, was Mob­bing ist, haben es viel­leicht selbst schon erlebt oder kön­nen zumin­dest eini­ge der nach­fol­gen­den Punk­te benennen:

Mobbingarten

Die all­ge­mei­ne Defi­ni­ti­on von Mob­bing geht auf den Psy­cho­lo­gen Heinz Ley­mann (1932–1999) zurück. Er gilt als Pio­nier in der Mobbingforschung:

„Eine Per­son wird an ihrem Arbeits­platz gemobbt, wenn sie im Kon­flikt mit Kol­le­gen oder Vor­ge­setz­ten in eine unter­le­ge­ne Posi­ti­on gekom­men ist und auf sys­te­ma­ti­sche Wei­se über min­des­tens 6 Mona­te hin­weg min­des­tens ein­mal pro Woche einer der fol­gen­den 45 feind­se­li­gen Hand­lun­gen aus­ge­setzt ist:“

Eini­ge die­ser 45 feind­se­li­gen Hand­lun­gen sei­en an die­ser Stel­le auf­ge­führt. Die rest­li­chen fin­dest du unter dem o. g. Link.

  • Gerüch­te wer­den verbreitet
  • Stän­di­ge Kri­tik an der Arbeit oder am Privatleben
  • Man gibt dem Betrof­fe­nen sinn­lo­se Arbeitsaufgaben
  • Man gibt dem Betrof­fe­nen Auf­ga­ben, die sei­ne Qua­li­fi­ka­ti­on weit über­stei­gen, um ihn zu diskreditieren
  • Man nimmt ihm jede Beschäf­ti­gung am Arbeits­platz, so dass er sich nicht ein­mal selbst Auf­ga­ben aus­den­ken kann
  • Hin­ter dem Rücken des Betrof­fe­nen wird schlecht über ihn gesprochen
  • Sexu­el­le Handgreiflichkeiten

Die juris­ti­sche Defi­ni­ti­on von Mob­bing lt. Urteil des Land­ge­richts Thü­rin­gen vom 10.04.2001 (Az. 5 Sa 403/00) lautet:

“Im arbeits­recht­li­chen Ver­ständ­nis erfasst der Begriff des “Mob­bing” fort­ge­setz­te, auf­ein­an­der auf­bau­en­de oder inein­an­der über­grei­fen­de, der Anfein­dung, Schi­ka­ne oder Dis­kri­mi­nie­rung die­nen­de Ver­hal­tens­wei­sen, die nach Art und Ablauf im Regel­fall einer über­ge­ord­ne­ten, von der Rechts­ord­nung nicht gedeck­ten Ziel­set­zung för­der­lich sind und jeden­falls in ihrer Gesamt­heit das all­ge­mei­ne Per­sön­lich­keits­recht oder ande­re eben­so geschütz­te Rech­te wie die Ehre oder die Gesund­heit des Betrof­fe­nen verletzen…” 
zum Voll­text

mobbingKol­le­gIn­nen sind kei­ne Punching-Bälle

Es gibt Men­schen, die loten mit ihrem Ver­hal­ten ihre Gren­zen aus und prü­fen, wie weit sie bei dir gehen kön­nen. Mein Kol­le­ge war so jemand. Er ver­such­te es immer wie­der bei mir. Und je mehr Kon­tra ich ihm gab, des­to grö­ßer wur­de sein Respekt. Im Lau­fe der Zeit wur­de er immer zah­mer. Und wenn er mal wie­der droh­te aus­zu­bre­chen, wies ich ihn in sei­ne Schran­ken und gut war.

Man­che wol­len auch ein­fach nur ihren Frust und ihre Aggres­sio­nen an ihren Kol­le­gIn­nen ablas­sen, weil sie nicht wis­sen, wohin damit. Wenn du so jemand bist, soll­test du dar­über nach­den­ken, ob ein Anti-Aggres­si­ons­trai­ning nicht ange­brach­ter wäre. Kauf dir einen Box­sack und bear­bei­te den nach Her­zens­lust. So sorgst du dafür, dass du, dei­ne Mit­men­schen und dei­ne Bezie­hung zu ihnen heil bleiben.

11 Tipps bei Mob­bing am Arbeitsplatz

11TippsbeiMobbing

Bist du schon ein­mal Opfer von Mob­bing geworden?

Schrei­be mir dei­ne Erfah­run­gen dazu.

  • Wie hast du dich gefühlt?
  • Was hast du gesagt/getan?
  • Konn­test du dich wehren?
  • Wenn ja, wie hast du das angestellt?

Wenn du gemobbt wirst und psy­cho­lo­gi­sche Unter­stüt­zung brauchst, ste­he ich dir für ein kos­ten­lo­ses 15-minü­ti­ges Tele­fo­nat zur Ver­fü­gung. Danach kannst du ent­schei­den, ob du wei­ter mit mir arbei­ten möchtest.

Tel. 030 – 7790 9225


Bild­quel­len:

Bei­trags­bild ganz oben:
Anti-Mob­bing e.V.: http://www.muenster.org/antimobbing/

“Mes­ser im Rücken”
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/experten-analysieren-mobbingfaelle-und-geben-tipps-a-825551.html

“Sor­ry” — Iodilavoro.it
http://www.wirtschaft.ch/Supervision+schuetzt+vor+Mobbing+am+Arbeitsplatz/420600/detail.htm

“Mob­bing – eine schlim­me Sache”:
https://notendur.hi.is/ems/Forum/artikeldeutsch/Gesellschaft/mobbing1.htm