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Distress und Eustress

Hat Stress immer nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf Psy­che und Körper?

Die Ant­wort lau­tet: Nein!
Wir unter­schei­den zwei Arten von Stress, näm­lich Dis-Stress und Eu-Stress.

Dis-Stress

Die latei­ni­sche Vor­sil­be “dis” bedeu­tet “schlecht”. Dis-Stress (oder Distress) wird auch als nega­ti­ver Stress bezeich­net. Die­se Art von Stress wirkt destruk­tiv (zer­stö­re­risch) auf unse­re psy­chi­sche und kör­per­li­che Gesund­heit. Da es eine Wech­sel­wir­kung zwi­schen Psy­che und Kör­per gibt, kann man die­se bei­den Aspek­te unse­res Selbst nicht trennen.

Sind wir über einen län­ge­ren Zeit­raum Distress aus­ge­setzt, kann dies schwe­re geis­ti­ge, kör­per­li­che und see­li­sche Fol­gen haben. Dau­er­haf­ter Nega­tiv-Stress kann zu trau­ma­ti­schem Stress wer­den. Unse­re Bewäl­ti­gungs­me­cha­nis­men, die uns nor­ma­ler­wei­se zur Ver­ar­bei­tung emo­tio­na­ler Belas­tun­gen zur Ver­fü­gung ste­hen, sind vehe­ment überfordert. 

Schnell auf “180”?

Unse­re Ner­ven lie­gen blank, wir sind gereizt, aggres­siv und schnell auf 180. Wir schrei­en unse­re Kin­der an und unser Part­ner kann uns nichts recht­ma­chen. Wir nör­geln an allem her­um, nichts ist uns gut genug. 

Es kann aber auch ins Gegen­teil umschla­gen. Depres­si­ve Ves­tim­mun­gen, Lethar­gie und Freud­lo­sig­keit kön­nen die Fol­ge sein. Wir haben kei­nen Appe­tit mehr, lei­den unter chro­ni­scher Müdig­keit bis hin zur Erschöpfung. 

Im Arti­kel Stress­aus­lö­sen­de Umstän­de sind zahl­rei­che Stres­so­ren, also Stress­fak­to­ren auf­ge­lis­tet, die unse­re Lebens­qua­li­tät stark beein­träch­ti­gen kön­nen. Sicher­lich kommt dir der eine oder ande­re bekannt vor, weil du ihn selbst schon erlebt hast.

Erin­nerst du dich an eine stres­si­ge Situa­ti­on in der Vergangenheit?

  • Was hast du damals gefühlt? 
  • Was hast du gedacht? 
  • Wie hast du reagiert? 
  • Wel­che Mit­tel und Mög­lich­kei­ten hat­test du zur Ver­fü­gung, um ange­mes­sen mit dem Stress umzugehen?

TIPP:

Soll­test du wie­der ein­mal vor einer ähn­lich belas­ten­den Situa­ti­on ste­hen, kannst du dir bewusst machen, dass du die­se Art von Distress schon ein­mal ganz gut gemeis­tert hast. Das stärkt dein Selbstvertrauen!

Eu-Stress

Die­ser Begriff lei­tet sich von einer grie­chi­schen Vor­sil­be ab. “Eu” bedeu­tet “gut”. Eupho­rie ist ein vor­über­ge­hen­des Gefühl gestei­ger­ter Lebens­freu­de und Wohl­be­fin­dens. Eu-Stress (auch Eustress) ist also posi­ti­ver Stress. Er wird nicht als Belas­tung emp­fun­den. Musst du bei­spiels­wei­se eine Auf­ga­be in einer vor­ge­ge­be­nen Zeit erle­di­gen und tust dies mit größ­ter Freu­de und Lei­den­schaft, so wirst du den Zeit­druck nicht als stra­pa­zi­ös oder über­for­dernd empfinden.

Im Gegen­teil — du erle­digst alles mit Leich­tig­keit und Hei­ter­keit. Eustress erhöht die Auf­merk­sam­keit und för­dert die maxi­ma­le Leis­tungs­fä­hig­keit von Kör­per und Geist. Nichts kann dich aus der Bahn wer­fen. Das Krib­beln in dei­nem Bauch fühlt sich ange­nehm an. Du strotzt vor Kraft und könn­test Bäu­me ausreißen.

Bei­spie­le für posi­ti­ven Stress

Ist dir schon ein­mal auf­ge­fal­len, dass wir von Stress meist im nega­ti­ven Sinn spre­chen, aber sel­ten von Eustress? Dabei gibt es zahl­rei­che Bei­spie­le für Eustress, z. B.  Sport, eine Hoch­zeit, die Vor­freu­de auf ein bevor­ste­hen­des Ereig­nis, eine Prü­fung, auf die man sich gut vor­be­rei­tet hat etc.

Die­se Ereig­nis­se bedeu­ten zunächst auch Stress für den Orga­nis­mus, denn es wer­den Kampf­hor­mo­ne (z. B. Adre­na­lin) aus­ge­schüt­tet, genau wie bei einer Gefah­ren­si­tua­ti­on. Aller­dings wir­ken sich freu­di­ge Ereig­nis­se posi­tiv auf unser Wohl­be­fin­den und unse­re Leis­tungs­fä­hig­keit aus. Es wer­den näm­lich gleich­zei­tig Freu­de­hor­mo­ne (z. B. Sero­to­nin) aus­ge­schüt­tet, die Glücks­ge­füh­le in uns hervorrufen.

Vera F. Bir­ken­bihl (1946–2011), Psy­cho­lo­gin, Best­sel­ler­au­torin und ihrer­zeit Lei­te­rin des Insti­tuts für gehirn-gerech­tes Arbei­ten, lehrt uns:

Freu­de­hor­mo­ne fres­sen Kampf­hor­mo­ne auf!

Wenn wir uns z. B. ärgern und die kri­ti­sche Mar­ge an Kampf­hor­mo­nen in unse­rem “Stress­töpf­chen” erreicht ist, kön­nen wir nicht mehr klar den­ken. Viel­leicht kennst du ja jeman­den, dem das schon mal pas­siert ist 😉

In solch einem Moment wäre es gut, wenn wir jeman­den hät­ten, der uns zum Lachen bräch­te. Dann gewän­nen die Freu­de­hor­mo­ne die Über­hand und könn­ten die Stress­hor­mo­ne neu­tra­li­sie­ren (sie­he hier­zu das Video von Vera F. Bir­ken­bihl: Prag­ma­ti­sche Eso­te­rik — Der klei­ne Weg zum gro­ßen Selbst). 

Wenn gera­de nie­mand da ist, der dich  zum Lachen bringt, kannst du in 60 Sekun­den das­sel­be bewir­ken, so Frau Bir­ken­bihl. Wenn wir lachen, drückt ein Gesichts­mus­kel auf einen Nerv, der dem Gehirn signa­li­siert: “Ach­tung, Gehirn­be­sit­zer lacht!” Sofort löst das Gehirn Freu­de­hor­mo­ne aus. Der Mus­kel ist sozu­sa­gen der Schal­ter, über den das läuft. Die­sen Effekt kön­nen wir nutzen.

Und hier kommt die 60-Sekunden-Strategie:

Wenn du also das Gefühl hast, dass dein Maß an Ärger voll ist, dann ver­zieh dich irgend­wo­hin, wo dich nie­mand sehen kann. Im Zwei­fels­fall schlie­ße dich auf dem “stil­len Ört­chen” ein.

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Copy­right S. Geiss

Und dann mache 60 Sekun­den non­stop die­sen hier ⇒⇒⇒

Du musst nur mit dem Mus­kel auf den Gesichts­nerv drü­cken, sonst nichts. Das ist kein Lächeln, das ist eine Gri­mas­se, völ­lig klar. Dein Gesicht sieht total ver­bis­sen aus. Aber solan­ge du mit dem Mus­kel auf den Nerv drückst, ist alles in Ordnung.

60 Sekun­den durch­hal­ten, dann sinkt der Stress­pe­gel genau­so ab wie in 10 Sekun­den ech­ten Lachens!

War­um Lachen gesund ist und wel­che posi­ti­ven Wir­kun­gen es auf uns hat, erfährst du in mei­nem Rat­ge­ber “Lache, wenn Dir zum Wei­nen ist!”

 Meist pen­deln wir zwi­schen Distress und Eustress hin und her. Im Ide­al­fall haben wir ein aus­ge­wo­ge­nes Ver­hält­nis zwi­schen Distress- und Eustress-Situa­tio­nen.  Über­wiegt der nega­ti­ve Stress, soll­ten wir dafür sor­gen, dass wir mehr zu Lachen haben. Und für zwi­schen­durch hilft die 60-Sekunden-Strategie 🙂

{Bild­quel­le Bei­trags­fo­to oben: http://www.thinkstockphotos.de}