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Men­ta­le Stresskompetenz

Men­ta­le Stresskompetenz

Am Anfang war… der Gedanke!

Die­ses Zitat kennst du sicher­lich anders, nicht wahr? Heißt es nicht ursprüng­lich “Am Anfang war das Wort”? Ja, so lau­tet das bekann­te Bibel-Zitat.

Aber es stimmt nicht ganz. Der alt­grie­chi­sche Aus­druck “logos” hat einen gro­ßen Bedeu­tungs­spiel­raum. So wird er im Sin­ne von Wort und Rede sowie deren Gehalt (= Sinn) gebraucht. “Logos” bezeich­net auch das geis­ti­ge Ver­mö­gen und des­sen Schöp­fun­gen (z. B. Ver­nunft), aber auch den Gesamt­sinn der Wirk­lich­keit. Dar­über hin­aus deu­tet der Wort­teil “-log-” auch auf die phi­lo­so­phisch-mathe­ma­ti­sche Dis­zi­plin der Logik hin, also der Leh­re des ver­nünf­ti­gen Schlussfolgerns.

Wenn du dir ein­mal vor Augen führst, wie Schöp­fungs­pro­zes­se ablau­fen, wirst du fest­stel­len, dass alles sei­nen Ursprung im Geis­ti­gen hat. Schöp­fungs­pro­zes­se lau­fen immer, ob kon­struk­tiv oder destruk­tiv, ob bewusst oder im Hin­ter­grund, sie fin­den stän­dig statt. Sie funk­tio­nie­ren in 4 Zyklen:

1. Alles beginnt mit einem Gedanken

Jede Schöp­fung beginnt mit einer Absicht, also dem bewuss­ten Wil­len, etwas zu tun. Die­se Absicht ent­steht in dei­nen Gedan­ken. Und das ist auch logisch, denn bevor du ein Wort  her­vor­bringst, hast du dir in der Regel über­legt, was du sagen willst. Es soll auch Leu­te geben, die reden und dann erst nach­den­ken. Da kom­men dann die unbe­wuss­ten Schöp­fun­gen zum Vor­schein, wie z. B. Freud’sche Ver­spre­cher oder irgend ein unsin­ni­ges Zeug. Aber ob bewusst oder unbe­wusst: Wenn du den Mund auf­machst, um ein Wort her­vor­zu­brin­gen (sin­nig oder unsin­nig), musst du vor­her die Absicht dazu gehabt haben, sonst funk­tio­niert es nicht.

2. Die Vorstellung/das Bild

Je genau­er ich mir etwas vor­stel­len kann, des­to grö­ßer ist die Chan­ce, dass sich mein Bild auch ver­wirk­licht. Das Bild gibt der Schöp­fung die Rich­tung. Wenn mei­ne Absicht und mei­ne Vor­stel­lung nicht über­ein­stim­men, ver­wirk­licht sich das Bild, auch wenn die Absicht noch so stark gewe­sen sein mag.

Das bedeu­tet im Klar­text: Alles, was du dir vor­stel­len kannst, kann zu dei­ner Rea­li­tät wer­den. Und damit das gesche­hen kann, braucht es Zyklus Nr. 3.

3. Die Emotion

Die Emo­ti­on ist der Motor, der die Din­ge ans Lau­fen bringt. Sie soll­te kraft­voll und posi­tiv sein. Wenn die Emo­ti­on der Absicht und der Vor­stel­lung wider­spricht, dann ver­wirk­licht sich die Emo­ti­on. Wenn mei­ne Angst vor dem Schei­tern also grö­ßer ist, als die Vor­stel­lung von z. B. einer erfül­len­den Bezie­hung oder einem erfolg­rei­chen Job, siegt die Angst. Der Part mit der grö­ße­ren Ener­gie gewinnt den Schöpfungsprozess.

Emo­tio­nen gehö­ren zu den wert­volls­ten Eigen­schaf­ten des Men­schen. Es gibt, genau wie bei der Absicht, kei­ne ver­gan­ge­nen und kei­ne zukünf­ti­gen Emo­tio­nen. Emo­tio­nen und Gefüh­le spü­ren wir immer im Hier & Jetzt.

4. Die Handlung

Ohne Hand­lung kei­ne Schöp­fung. Nur das Tun ist der Maß­stab für alles, was sich im Hier & Jetzt mani­fes­tiert. Wenn ich die drei vor­he­ri­gen Punk­te nicht umset­ze, macht das Gan­ze kei­nen Sinn. Nur unser Tun voll­endet den Schöp­fungs­zy­klus. Dabei gibt es kei­ne Abkür­zung, der Schöp­fungs­zy­klus muss voll­stän­dig durch­lau­fen wer­den, sonst kann er nicht funktionieren.

För­der­li­che Gedan­ken entwickeln

judge-300552_640Wie du bereits aus mei­nem letz­ten Blog-Bei­trag “Die 5 wirk­sams­ten Stra­te­gien, mit denen du schnur­stracks in die Stress-Höl­le fährst” weißt, bestim­men dei­ne Gedan­ken dei­ne Rea­li­tät und was du fühlst. Umge­kehrt beein­flus­sen dei­ne Emo­tio­nen wie­der­um dei­ne Gedan­ken und wie du dich ver­hältst. Das kann zu einem Teu­fels­kreis wer­den, zu einer End­los­spi­ra­le, aus der du mög­li­cher­wei­se ohne einen Hin­weis von außen nicht wie­der herauskommst.

Wenn du stän­dig in nega­ti­ven Gedan­ken­schlei­fen drin­hängst und du schon auf dem Zahn­fleisch gehst, weil dir das fast dei­ne gesam­te Lebens­en­er­gie raubt, soll­test du drin­gend damit begin­nen, för­der­li­che Gedan­ken und Ein­stel­lun­gen zu entwickeln.

Wie kannst du das machen?

Zunächst ein­mal soll­test du dir dar­über bewusst wer­den, dass du dich jeder­zeit  ent­schei­den kannst, wie du Situa­tio­nen, Din­ge, die pas­sie­ren und ande­re Men­schen bewer­test und ein­schätzt. Du hast die Macht dazu! Das ist doch schon­mal ein för­der­li­cher Gedan­ke, nicht wahr? Falls du es nicht glaubst, möch­te ich dir kurz und knapp die Geschich­te von Vik­tor Frankl erzählen:

Der öster­rei­chi­sche Arzt und Psy­cho­the­ra­peut Vik­tor Frankl wur­de von den Nazis ins Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger The­re­si­en­stadt depor­tiert, wo sei­ne ers­te Frau und sei­ne Eltern ermor­det wur­den. Er selbst wur­de gefol­tert und ent­wür­digt. Eines Tages wur­de er sich des­sen bewusst, was er “die letz­te Frei­heit des Men­schen” nann­te. Die Auf­se­her im KZ konn­ten ihn und sei­ne Umge­bung kon­trol­lie­ren und mit sei­nem Kör­per machen was sie woll­ten. Er blieb trotz­dem ein selbst­be­wuss­tes Wesen, das beob­ach­ten konn­te, was mit ihm geschieht. Sei­ne grund­le­gen­de Iden­ti­tät war intakt. Er konn­te selbst ent­schei­den, wel­che Aus­wir­kun­gen all die­se Erleb­nis­se auf ihn haben würden.

“Die letz­te der mensch­li­chen Frei­hei­ten besteht in der Wahl der Ein­stel­lun­gen zu den Dingen”
Vik­tor Frankl (1905–1997)

Dies zu erken­nen ist der ers­te Schritt auf dei­nem Weg, dein eige­ner Stress-Exper­te zu wer­den. Dar­auf kannst du aufbauen.

board-765311_640Um dei­ne men­ta­le Stress­kom­pe­tenz zu stär­ken, wird es also ab jetzt dar­um gehen, dei­ne per­sön­li­chen Stress­ver­stär­ker zu iden­ti­fi­zie­ren, selbst­kri­tisch zu reflek­tie­ren und neue för­der­li­che Gedan­ken und Ein­stel­lun­gen zu entwickeln.

Mit der Zeit gewinnst du mehr und mehr die Kon­trol­le über dei­ne eige­nen, oft auto­ma­ti­sier­ten stress­ver­stär­ken­den Gedan­ken. Du lernst, dass du nicht nur das Opfer dei­ner frü­he­ren Erfah­run­gen oder dei­ner äuße­ren Umstän­de bist, son­dern auch, dass du dich wei­ter­ent­wi­ckeln kannst.

Du kannst ler­nen, dei­ne Stress­ver­stär­ker — selbst wenn du sie nicht kom­plett los­wirst —  dann doch zumin­dest abzu­mil­dern, auf­zu­wei­chen und nach und nach eine posi­ti­ve­re Ein­stel­lung und för­der­li­chen gedank­li­chen Umgang mit den Anfor­de­run­gen des Lebens zu enwickeln.

Dabei ist es wich­tig, kei­nen nai­ven Opti­mis­mus wal­ten zu las­sen, in Form von posi­ti­ven Affir­ma­tio­nen, wie “Cha­ka, du schaffst es!” — Das hilft viel­leicht kurz­fris­tig, aber nicht nach­hal­tig. Wich­tig ist, dass du das, was du da sagst, auch so meinst, dass du es füh­len und umset­zen kannst. Nur dann wird es zu einer Erfah­rung, die es dir erlaubt, einen gesun­den Opti­mis­mus zu ent­wi­ckeln und kom­pe­tent mit Belas­tun­gen umzugehen.

Opti­mis­mus besteht dar­in, aus einer Situa­ti­on das Bes­te (= Opti­mum) zu machen
Vik­tor Frankl (1905–1977)

Ziel des men­ta­len Stress­ma­nage­ments ist es also, dich dazu zu befä­hi­gen, aus jeder Situa­ti­on das Bes­te zu machen.


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Montagsspruch

Stress­aus­lö­sen­de Umstän­de (Stres­so­ren)

Stres­so­ren aus Arbeits­auf­ga­ben

  • Zu hohe qua­li­ta­ti­ve und quan­ti­ta­ti­ve Anforderungen
  • Feh­len­de Eig­nung, man­geln­de Berufserfahrung
  • Zeit- und Termindruck
  • Infor­ma­ti­ons­fluss und Arbeitstempo
  • Unkla­re Aufgabenübertragung ,
  • wider­sprüch­li­che Instruktionen
  • uner­war­te­te Unter­bre­chun­gen und Störungen
  • defek­te Arbeitsmittel
  • feh­len­de Erho­lung und Entspannung

 Stres­so­ren aus der Rol­le

  • Ver­ant­wor­tung
  • Kon­kur­renz­ver­hal­ten unter Mitarbeitern
  • Feh­len­de Unter­stüt­zung und Hilfeleistungen
  • Ent­täu­schung, feh­len­de Anerkennung
  • Kon­flik­te mit Vor­ge­setz­ten und Mitarbeitern
  • Belas­tun­gen durch Führungsprobleme

Stres­so­ren aus der Umge­bung

  • Umge­bungs­ein­flüs­se: Lärm, mecha­ni­sche Schwin­gun­gen, Käl­te, Hit­ze usw.
  • Gefah­ren, Notsituationen
  • Betriebs­kli­ma, Informationsmangel
  • Wech­sel der Umge­bung, der Mit­ar­bei­ter und des Auf­ga­ben­be­reichs struk­tu­rel­le und räum­li­che Ver­än­de­run­gen im Betrieb

Per­sön­li­che Stres­so­ren

  • Angst vor Auf­ga­ben, Miss­erfol­gen, Tadel und Sanktionen
  • Fami­liä­re Konflikte
  • Dich­te und Nähe

Stres­so­ren am Arbeits­platz

Phy­si­sche Stres­so­ren
  • Kör­per­li­che Schwerarbeit
  • Ungüns­ti­ge Arbeits­hal­tung, ein­sei­ti­ge kör­per­li­che Belastung
  • Nacht­ar­beit, Arbeit gegen die bio­lo­gi­sche Rhythmik
  • Lärm, Hit­ze, Kälte
  • Ungüns­ti­ge Lichtverhältnisse
  • Gesund­heits­schäd­li­che oder läs­ti­ge Gase, Nebel, Dämp­fe, Stäube
  • Schwin­gun­gen
 Psycho-men­ta­le und psycho-sozia­le Stres­so­ren
  • Über­for­de­rung und Unterforderung
  • Ent­schei­dungs­zwang
  • Wider­sprüch­li­che Instruktionen
  • Angst (vor Miss­erfolg, Kon­trol­le, Sanktionen)
  • Kon­flik­te mir Vor­ge­setz­ten, Mit­ar­bei­tern (Betriebs­kli­ma)
  • Feh­len­de sozia­le Unterstützung
  • Arbei­ten unter Gefahr
  • Fremd­be­stimm­te Arbeit und Sinn­ent­lee­rung der Arbeit
  • Feh­len­de Ent­schei­dungs- und Handlungsspielräume
  • Bedro­hung der per­sön­li­chen Identität
  • Räum­li­che Enge (hohe Bele­gung der Arbeitsräume)
  • Sozia­le Isolierung

 

Sym­pto­me bei kör­per­li­cher und emo­tio­na­ler Belastung

Psy­chisch:

  • Leis­tungs­ab­fall
  • Grü­beln
  • Schlaf­stö­run­gen
  • Ess­stö­run­gen: Appetitlosigkeit
  • Anhe­do­nie (Freud­lo­sig­keit)
  • ver­min­der­ter Antrieb
  • Gefühl der Gefühllosigkeit
  • Depres­si­on
  • Ver­min­de­rung der sexu­el­len Appetenz
  • Libi­do­ver­lust
  • Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen
  • Auf­merk­sam­keits­stö­run­gen
  • Rast- und Ruhelosigkeit
  • Angst
  • Panik

Vege­ta­tiv:

  • Müdig­keit und Erschöpfung
  • Kurz­at­mig­keit
  • Schwit­zen
  • erhöh­ter Herzschlag
  • erhöh­ter Blutdruck
  • Übel­keit
  • Magen-/Darm­be­schwer­den
  • Leber­er­kran­kun­gen (bis zu Leberzirrhose)
  • Bauch­spei­chel­drü­sen­ent­zün­dung
  • Nie­ren- und Harnwegsentzündungen
  • Haut­ver­än­de­run­gen (z. B., tro­cke­ne Haut, dunk­le Rän­der unter den Augen, Haut­rö­tun­gen, Haut­ju­cken, all­er­gi­sche Reaktionen)
  • Erhöh­te Infektanfälligkeit
  • Ver­mehr­te Pilzbelastungen
  • Stump­fes Haar (bis Haarausfall)

Ver­än­de­rung von Mimik, Ges­tik und Körperausdruck:

  • müder Gesichts­aus­druck
  • ein­ge­fal­le­ne Wangen
  • tief­lie­gen­de Augen
  • stump­fer, lee­rer Blick
  • ver­lang­sam­te + redu­zier­te Bewegungen

Was kannst Du tun, wenn Du sol­che Sym­pto­me bei Dir feststellst?

Ich habe hier eni­ge Bei­trä­ge zum The­ma Stress und der Umgang damit zusammengestellt:

Wenn Du wei­te­re Hil­fen zum The­ma Stress suchst, gib ein­fach den Such­be­griff “Stress” ins Such­feld oben ein, und Du erhältst alle Bei­trä­ge zu die­sem Thema.

Im Zwei­fels­fall und erst recht im Not­fall ist es immer ange­ra­ten, Dir pro­fes­sio­nel­le Unter­stüt­zung zu holen, ent­we­der durch einen Arzt, Heil­prak­ti­ker oder einen psy­cho­lo­gisch aus­ge­bil­de­ten The­ra­peu­ten oder Coach. Um orga­ni­sche Erkran­kun­gen aus­zu­schlie­ßen, ist eine medi­zi­ni­sche Unter­su­chung in jedem Fall sinn­voll und notwendig.