Archiv der Kategorie: Selbsthilfe

Lachen — Well­ness für die Seele

Lachen tut der See­le gut

Zäh­ne­put­zen und Duschen gehört bei den meis­ten von uns zum täg­li­chen Pro­gramm. Wir pfle­gen unse­ren Kör­per mit Pee­lings, Cremes, Mas­sa­gen. Unse­re Haa­re las­sen wir vom Fri­seur behan­deln, wenn sie stumpf und splis­sig gewor­den sind. Wir hal­ten unse­re Woh­nung und unse­ren Arbeits­platz sau­ber. Sogar unser Auto wird regel­mä­ßig gewar­tet, gewa­schen und gewachst, damit das gute Stück lan­ge läuft und schön glänzt.

Nur eines pfle­gen wir sel­ten mit so viel Hin­ga­be: unse­re Psyche

Dabei ist es sehr gewinn­brin­gend, hin und wie­der einen “see­li­schen Haus­putz” zu machen und sich von unnüt­zem Bal­last zu befreien.

Well­ness für die See­le (Psy­cho­hy­gie­ne) zu betrei­ben bedeu­tet konkret: 

Maß­nah­men zur Erhal­tung der see­li­schen Gesund­heit und emo­tio­na­len Zufriedenheit 

Ein aus­rei­chen­der Res­sour­cen-Pool, aus dem wir Kraft schöp­fen kön­nen, um mit belas­ten­den Ereig­nis­sen ange­mes­sen umzu­ge­hen, ist dabei äußerst wert­voll. Dabei sind näh­ren­de Fami­li­en­be­zie­hun­gen und Freun­de genau­so wich­tig wie sinn­vol­le (Arbeits-) Auf­ga­ben, sta­bi­le finan­zi­el­le Ver­hält­nis­se, Hob­bies, gute Ernäh­rung, regel­mä­ßi­ge Bewe­gung, Spaß an schö­nen Din­gen, Musik, Kunst, Tanz, erfül­len­de Sexua­li­tät und vie­les mehr.

Lache.jpgLachen hält jung und gesund

Lachen erhöht die Sau­er­stoff­auf­nah­me… Lachen führt zur Ver­meh­rung der natür­li­chen Kil­ler­zel­len und stärkt die Immun­ab­wehr. Die Lach­for­schung hat zahl­rei­che Bele­ge dafür gefun­den, war­um Lachen tat­säch­lich gesund ist und dass Men­schen, die viel lachen, weni­ger krank­heits­an­fäl­lig sind und schnel­ler wie­der gesund wer­den (sie­he “Lache, wenn Dir zum Wei­nen ist!”).

Hef­ti­ges Lachen ist rich­tig kör­per­li­che Arbeit: fast sämt­li­che Mus­keln im Kör­per wer­den bean­sprucht. Bei herz­haf­tem Lachen steigt der Puls auf 120 Schlä­ge pro Minu­te. Die Atmung wird stark ange­regt, so dass es zu einem beschleu­nig­ten Aus­tausch von ver­brauch­ter und sau­er­stoff­an­ge­rei­cher­ter Luft kommt. Die Lun­gen­flü­gel deh­nen sich und neh­men 3 bis 4 Mal so viel Sau­er­stoff auf wie gewöhn­lich. Ins­ge­samt kommt es zu einer bes­se­ren Durch­blu­tung der Mus­ku­la­tur. Das ent­spannt die Arte­ri­en und senkt den Blut­druck, weil auch der Herz­schlag zwar zunächst beschleu­nigt wird, sich dann aber deut­lich ver­lang­samt. Das Zwerch­fell hüpft und mas­siert die inne­ren Orga­ne. Die Bauch­mus­keln span­nen sich an, um die Luft mit einer Geschwin­dig­keit von ca. 100 km/h hin­aus zu pressen.

Der durch­schnitt­li­che Lach­an­fall dau­ert übri­gens etwa 6 Sekun­den. Nach der star­ken mus­ku­lä­ren Anspan­nung setzt umge­kehrt eine genau­so tie­fe Ent­span­nung ein. Stress­hor­mo­ne wer­den abge­baut. Der Effekt auf den Kör­per ist mit ande­rem kör­per­li­chen Mus­kel­trai­ning ver­gleich­bar. Auch die Aus­schüt­tung von Hor­mo­nen, den so genann­ten Endor­phi­nen, ist nach einem Lach­an­fall ver­gleich­bar mit der Hor­mon­aus­schüt­tung nach dem Joggen.

lucky-pig-580693_640Kör­per­pfle­ge und Seelenmassage

Ach­ten Sie dar­auf, dass Sie sich gut ernäh­ren, und zwar zu 80 Pro­zent basen­bil­den­de Lebens­mit­tel und 20 Pro­zent säu­re­bil­den­de Lebens­mit­tel (in den meis­ten Fäl­len ist es umge­kehrt!). Neh­men Sie vie­le natür­li­che Mine­ral­stof­fe zu sich. Mine­ra­li­en lei­ten Säu­ren aus. Schmei­ßen Sie Ihr bil­li­ges Koch­salz weg und neh­men Sie statt­des­sen Stein­salz oder Hima­la­ya-Kris­tall­salz, hier­in sind alle Mine­ral­stof­fe ent­hal­ten, aus denen auch Ihr Kör­per besteht.

Gön­nen Sie Ihrem Kör­per hin und wie­der eine Ent­schla­ckungs­kur. Fas­ten Sie, machen Sie basi­sche Bäder etc. damit die über­schüs­si­ge Säu­re nicht kris­tal­li­siert und sich an Ihren Zell­wän­den absetzt, was Sie defi­ni­tiv krank macht (Arte­rio­skle­ro­se, Alz­hei­mer, Par­kin­son, um nur eini­ge Krank­hei­ten zu nennen).

Sor­gen Sie für aus­rei­chen­den Schlaf, machen Sie mal Pau­se, wenn Ihnen alles zu viel wird, span­nen Sie aus. Ich weiß, dass das nicht immer leicht zu orga­ni­sie­ren ist, aber es geht, wenn man sich selbst wich­tig genug nimmt und nicht die Arbeit, den Chef, die Umstän­de und was sonst noch alles über sich stellt. Es muss auch nicht immer (viel) Geld kos­ten. Neh­men Sie sich wich­tig – lie­ben Sie sich selbst. Sie dür­fen, sol­len und müs­sen, wenn Sie glück­lich sein wollen.

Und sor­gen Sie dafür, dass Sie immer viel zu lachen haben! Lachen wirkt nicht nur posi­tiv auf Ihre See­le, son­dern auch auf Ihren Kör­per. Hei­lungs­pro­zes­se kön­nen schnel­ler von­stat­ten gehen, wenn Sie sich freu­en und Spaß haben. Sie ken­nen das sicher aus eige­nen Erfah­run­gen. Wenn Sie als Kind mit Fie­ber das Bett hüten muss­ten, und der Aus­flug in den Zoo oder Ver­gnü­gungs­park rück­te immer näher, dann waren Sie bei­na­he schlag­ar­tig gesund, nicht wahr? Die Vor­freu­de dar­auf hat so vie­le Glücks­hor­mo­ne pro­du­ziert, dass Sie tat­säch­lich schnel­ler gene­sen sind. Lei­der haben wir Erwach­se­ne heu­te fast völ­lig ver­ges­sen, wie es sich anfühlt, in Glück­se­lig­keit zu schwelgen.

20150105_102727Lache, wenn Dir zum Wei­nen ist!

Ich rate Ihnen: tun Sie es so oft wie mög­lich. Und wenn Sie nichts zu lachen haben, dann schaf­fen Sie sich die Umstän­de dafür. Sie haben es in der Hand. Es ist Ihre Ent­schei­dung, wie Sie auf bestimm­te Umstän­de oder Situa­tio­nen reagie­ren. Es ist Ihre Ent­schei­dung, ob Sie fröh­lich oder mie­se­pe­trig sein wol­len. Sie sind für sich ver­ant­wort­lich! Kicken Sie alles aus Ihrem Leben, was Sie run­ter­zieht. Schau­en Sie einen lus­ti­gen Film, lesen Sie ein wit­zi­ges Buch, tref­fen Sie sich mit Freun­den, albern Sie her­um, spie­len Sie Klin­gel­männ­chen, hüp­fen Sie mit einem Lol­ly im Mund durch die Stadt und amü­sie­ren sich dar­über, wenn die Leu­te Ihnen kopf­schüt­telnd hin­ter­her schau­en. Oder besu­chen Sie ein Lach­se­mi­nar. Wer­den Sie wie­der zum Kind – es tut sooo gut!

Wer lachen kann, dort wo er hät­te heu­len kön­nen, bekommt wie­der Lust am Leben

Wer­ner Finck


Lite­ra­tur & Quellen:

LachenGeiss, S. (2010): Lache, wenn Dir zum Wei­nen ist.  Wer nie­mals lacht, stirbt viel zu früh. — Books on Demand, Norderstedt

www.lachseminare.de

www.michael-titze.de

“Ent­span­nungs­stress”

Was bit­te ist Entspannungsstress?

Heu­te habe ich mit einer lie­ben Kol­le­gin tele­fo­niert. Wir hat­ten uns län­ge­re Zeit nicht gespro­chen, und sie erzähl­te mir, dass sie im ver­gan­ge­nen Jahr eine zusätz­li­che Aus­bil­dung zur Ent­span­nungs­trai­ne­rin gemacht hat.

Die Aus­bil­dung sei sehr anstren­gend gewe­sen. Den lie­ben lan­gen Tag habe es eine Ent­span­nungs­übung nach der ande­ren gege­ben. Nach jeder Ent­span­nung sei der Orga­nis­mus wie­der “hoch­ge­fah­ren” wor­den in einen Zustand der Anspan­nung, in dem Auf­merk­sam­keit und Kon­zen­tra­ti­on mög­lich sind.  Die­ser stän­di­ge Wech­sel von Ent­span­nung und Anspan­nung habe ihr sehr viel Ener­gie und oben­drein den letz­ten Nerv geraubt. Zum Schluss habe sie regel­rech­ten “Ent­span­nungstress” gehabt.

Ich muss­te herz­haft lachen. Den Aus­druck “Ent­span­nungs­stress” hat­te ich auch noch nicht gehört und fand ihre Geschich­te zunächst sehr amü­sant. “Ent­span­nungs­stress” klingt irgend­wie para­dox, nicht wahr? Doch wenn ich mir vor­stel­le, wie so ein Aus­bil­dungs­tag abge­lau­fen ist und mich in ihre Situa­ti­on hin­ein­ver­set­ze, kann ich sie verstehen.

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Bild­quel­le: www.simplify.de

Aus­bil­dun­gen sind immer anstren­gend, auch wenn es sich dabei “nur” um Ent­span­nungs­mo­du­le han­delt. Denn die­se müs­sen zunächst theo­re­tisch behan­delt und ver­stan­den wer­den, bevor man zur Tat schrei­tet. Es ist also höchs­te Kon­zen­tra­ti­on und Auf­merk­sam­keit gefragt. Wenn dann auch noch zu jeder vol­len oder hal­ben Stun­de der Orga­nis­mus vom Anspan­nungs–  in den Ent­span­nungs­mo­dus und wie­der zurück in den Anspan­nungs­mo­dus umschal­ten soll, ist dies für Kör­per und  Psy­che sehr kräftezehrend.

So schön und ange­nehm Ent­span­nungs­übun­gen auch sind, im Rah­men einer straff orga­ni­sier­ten Aus­bil­dung kön­nen sie — wenn es zuviel wird — sehr ner­ven. Ich ken­ne das aus mei­ner Aus­bil­dung zur Rück­füh­rungs­be­glei­te­rin. Der stän­di­ge Wech­sel vom Alpha- in den Beta-Zustand kos­tet viel Kraft.

Die per­sön­li­che Tages­ver­fas­sung sowie grup­pen­dy­na­mi­sche Pro­zes­se spie­len dabei eben­falls eine Rol­le und kön­nen zusätz­li­che Belas­tun­gen bedeu­ten, mit denen man umge­hen muss. All das zusam­men­ge­nom­men kann in unse­rem Sys­tem gro­ßen Stress aus­lö­sen. Und wir kom­men abends tod­mü­de und völ­lig ent­nervt nach Hause.

Bildquelle: http://gesund.co.at
Bild­quel­le: http://gesund.co.at

Dr. Gun­ther Schmidt, Ent­wick­ler des hyp­no-sys­te­mi­schen Ansat­zes in der Psy­cho­the­ra­pie und Vor­sit­zen­der des Mil­ton Erick­son-Insti­tuts in Hei­del­berg, bestä­tigt das. In sei­nem Vor­trag “Wie hyp­no­ti­sie­ren wir uns erfolg­reich im All­tag?” berich­tet er von einem Mann, der mit Erek­ti­ons­pro­ble­men zu ihm in die Pra­xis kam. Der Mann mein­te, Dr. Schmidt müs­se unbe­dingt eine Ent­span­nungs-Hyp­no­se mit ihm machen, um sein Pro­blem zu lösen. Er sei  wohl zu sehr verspannt.

Dr. Schmidt frag­te ihn , ob er nicht auch der Mei­nung sei, dass er in bestimm­ten Berei­chen sei­nes Orga­nis­mus ein wenig arg ent­spannt sei. Und ob sei­ne Part­ne­rin, wenn er sie fra­gen wür­de, für noch mehr Ent­span­nung in die­sem Bereich plä­die­ren würde… 😉

Der Kon­text macht den Unterschied

Ob wir ent­spannt oder ange­spannt sind, kommt immer auf den Kon­text an. Ent­spannt zu sein ist zwar unser natür­li­cher Zustand. Kein Baby kommt schlecht gelaunt oder aggres­siv zur Welt oder steht stän­dig unter Strom. Jedoch sind wir nicht 24 Stun­den am Tag ent­spannt. Um im Leben zurecht zu kom­men und uns auf Din­ge und Situa­tio­nen zu kon­zen­trie­ren und zu reagie­ren, ist eine gewis­se Grund­an­span­nung not­wen­dig. Und manch­mal auch ein wenig mehr 😉

Ein aus­ge­wo­ge­nes Ver­hält­nis zwi­schen Anspan­nung und Ent­span­nung hält uns gesund und sta­bil. Sicher­lich gelingt uns das im All­tag nicht immer. Es ist auch nicht wei­ter tra­gisch, wenn wir über einen gewis­sen Zeit­raum Stress aus­ge­setzt sind, solan­ge es sich nicht um trau­ma­ti­schen Stress han­delt. Und auch nicht, solan­ge wir wis­sen, wir wir uns wie­der zurück ins emo­tio­na­le Gleich­ge­wicht brin­gen können.

Pas­si­ver oder akti­ver Stressabbau?

Um Stress abzu­bau­en, sind nicht zwangs­läu­fig Ent­span­nungs­übun­gen in Form von Medi­ta­ti­on, Hyp­no­se oder Atem­übun­gen das Mit­tel der Wahl. Manch­mal braucht es etwas ande­res, näm­lich geziel­te Akti­vi­tät im Außen. Auch auf ein Kis­sen oder eine Matrat­ze ein­zu­dre­schen, eig­net sich her­vor­ra­gend, um Emo­tio­nen, wie Wut, Aggres­sio­nen und inne­re Anspan­nun­gen zu lösen. Wer sich nach einem anstren­gen­den Büro­tag ger­ne beim Sqash aus­tobt, einen Wald­lauf macht oder zum Fuß­ball­trai­ning geht, schafft auf die­se Wei­se die ange­sam­mel­ten Stress­hor­mo­ne aus sei­nem Sys­tem. Sie wer­den aus­ge­at­met, aus­ge­schwitzt und über den Urin aus­ge­schie­den. Zudem setzt die akti­ve Bewe­gung enorm vie­le Freu­de­hor­mo­ne frei und regu­liert damit den Stress­pe­gel wie­der auf ein Normalmaß.

Kör­per und Psy­che sind danach spür­bar aus­ge­gli­chen. Soll­test du also ein­mal unter “Ent­span­nungs­stress” lei­den, weißt du jetzt, wie du dem ent­ge­gen­wir­ken kannst.

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60 Sekun­den

Die 60-Sekun­den-Stra­te­gie

…ist eine von Vera F. Bir­ken­bihl vor­ge­stell­te Metho­de, um schnell wie­der run­ter zu kom­men, wenn das Fass mal wie­der über­lau­fen will (sie­he auch “Distress und Eustress”).

Freu­de­hor­mo­ne fres­sen Kampf­hor­mo­ne auf!

Wenn die kri­ti­sche Mar­ge an Stress­hor­mo­nen in dei­nem Sys­tem erreicht ist (du merkst das, wenn dir die Hut­schnur hoch­geht) wäre es gut, wenn du jetzt jeman­den hät­test, der dich zum Lachen bräch­te. Dann gewän­nen die Freu­de­hor­mo­ne die Über­hand und könn­ten die Stress­hor­mo­ne neutralisieren.

Wenn gera­de nie­mand da ist, der dich  zum Lachen bringt, kannst du in 60 Sekun­den das­sel­be bewir­ken, so Frau Bir­ken­bihl. Wenn wir lachen, drückt ein Gesichts­mus­kel auf einen Nerv, der dem Gehirn signa­li­siert: “Ach­tung, Gehirn­be­sit­zer lacht!” Sofort löst das Gehirn Freu­de­hor­mo­ne aus. Der Mus­kel ist sozu­sa­gen der Schal­ter, über den das läuft. Die­sen Effekt kön­nen wir nutzen.

Und hier kommt die 60-Sekunden-Strategie:

Wenn du also das Gefühl hast, dass dein Maß an Ärger voll ist, dann ver­zieh dich irgend­wo­hin, wo dich nie­mand sehen kann. Im Zwei­fels­fall schlie­ße dich auf dem “stil­len Ört­chen” ein.

Lacher-im-Spiegel2Und dann mache 60 Sekun­den non­stop die­sen hier ⇒⇒⇒

Du musst nur mit dem Mus­kel auf den Gesichts­nerv drü­cken, sonst nichts. Das ist kein Lächeln, das ist eine Gri­mas­se, völ­lig klar. Dein Gesicht sieht total ver­bis­sen aus. Aber solan­ge du mit dem Mus­kel auf den Nerv drückst, ist alles in Ordnung.

60 Sekun­den durch­hal­ten, dann sinkt der Stress­pe­gel genau­so ab wie in 10 Sekun­den ech­ten Lachens! 🙂

Distress und Eustress

Hat Stress immer nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf Psy­che und Körper?

Die Ant­wort lau­tet: Nein!
Wir unter­schei­den zwei Arten von Stress, näm­lich Dis-Stress und Eu-Stress.

Dis-Stress

Die latei­ni­sche Vor­sil­be “dis” bedeu­tet “schlecht”. Dis-Stress (oder Distress) wird auch als nega­ti­ver Stress bezeich­net. Die­se Art von Stress wirkt destruk­tiv (zer­stö­re­risch) auf unse­re psy­chi­sche und kör­per­li­che Gesund­heit. Da es eine Wech­sel­wir­kung zwi­schen Psy­che und Kör­per gibt, kann man die­se bei­den Aspek­te unse­res Selbst nicht trennen.

Sind wir über einen län­ge­ren Zeit­raum Distress aus­ge­setzt, kann dies schwe­re geis­ti­ge, kör­per­li­che und see­li­sche Fol­gen haben. Dau­er­haf­ter Nega­tiv-Stress kann zu trau­ma­ti­schem Stress wer­den. Unse­re Bewäl­ti­gungs­me­cha­nis­men, die uns nor­ma­ler­wei­se zur Ver­ar­bei­tung emo­tio­na­ler Belas­tun­gen zur Ver­fü­gung ste­hen, sind vehe­ment überfordert. 

Schnell auf “180”?

Unse­re Ner­ven lie­gen blank, wir sind gereizt, aggres­siv und schnell auf 180. Wir schrei­en unse­re Kin­der an und unser Part­ner kann uns nichts recht­ma­chen. Wir nör­geln an allem her­um, nichts ist uns gut genug. 

Es kann aber auch ins Gegen­teil umschla­gen. Depres­si­ve Ves­tim­mun­gen, Lethar­gie und Freud­lo­sig­keit kön­nen die Fol­ge sein. Wir haben kei­nen Appe­tit mehr, lei­den unter chro­ni­scher Müdig­keit bis hin zur Erschöpfung. 

Im Arti­kel Stress­aus­lö­sen­de Umstän­de sind zahl­rei­che Stres­so­ren, also Stress­fak­to­ren auf­ge­lis­tet, die unse­re Lebens­qua­li­tät stark beein­träch­ti­gen kön­nen. Sicher­lich kommt dir der eine oder ande­re bekannt vor, weil du ihn selbst schon erlebt hast.

Erin­nerst du dich an eine stres­si­ge Situa­ti­on in der Vergangenheit?

  • Was hast du damals gefühlt? 
  • Was hast du gedacht? 
  • Wie hast du reagiert? 
  • Wel­che Mit­tel und Mög­lich­kei­ten hat­test du zur Ver­fü­gung, um ange­mes­sen mit dem Stress umzugehen?

TIPP:

Soll­test du wie­der ein­mal vor einer ähn­lich belas­ten­den Situa­ti­on ste­hen, kannst du dir bewusst machen, dass du die­se Art von Distress schon ein­mal ganz gut gemeis­tert hast. Das stärkt dein Selbstvertrauen!

Eu-Stress

Die­ser Begriff lei­tet sich von einer grie­chi­schen Vor­sil­be ab. “Eu” bedeu­tet “gut”. Eupho­rie ist ein vor­über­ge­hen­des Gefühl gestei­ger­ter Lebens­freu­de und Wohl­be­fin­dens. Eu-Stress (auch Eustress) ist also posi­ti­ver Stress. Er wird nicht als Belas­tung emp­fun­den. Musst du bei­spiels­wei­se eine Auf­ga­be in einer vor­ge­ge­be­nen Zeit erle­di­gen und tust dies mit größ­ter Freu­de und Lei­den­schaft, so wirst du den Zeit­druck nicht als stra­pa­zi­ös oder über­for­dernd empfinden.

Im Gegen­teil — du erle­digst alles mit Leich­tig­keit und Hei­ter­keit. Eustress erhöht die Auf­merk­sam­keit und för­dert die maxi­ma­le Leis­tungs­fä­hig­keit von Kör­per und Geist. Nichts kann dich aus der Bahn wer­fen. Das Krib­beln in dei­nem Bauch fühlt sich ange­nehm an. Du strotzt vor Kraft und könn­test Bäu­me ausreißen.

Bei­spie­le für posi­ti­ven Stress

Ist dir schon ein­mal auf­ge­fal­len, dass wir von Stress meist im nega­ti­ven Sinn spre­chen, aber sel­ten von Eustress? Dabei gibt es zahl­rei­che Bei­spie­le für Eustress, z. B.  Sport, eine Hoch­zeit, die Vor­freu­de auf ein bevor­ste­hen­des Ereig­nis, eine Prü­fung, auf die man sich gut vor­be­rei­tet hat etc.

Die­se Ereig­nis­se bedeu­ten zunächst auch Stress für den Orga­nis­mus, denn es wer­den Kampf­hor­mo­ne (z. B. Adre­na­lin) aus­ge­schüt­tet, genau wie bei einer Gefah­ren­si­tua­ti­on. Aller­dings wir­ken sich freu­di­ge Ereig­nis­se posi­tiv auf unser Wohl­be­fin­den und unse­re Leis­tungs­fä­hig­keit aus. Es wer­den näm­lich gleich­zei­tig Freu­de­hor­mo­ne (z. B. Sero­to­nin) aus­ge­schüt­tet, die Glücks­ge­füh­le in uns hervorrufen.

Vera F. Bir­ken­bihl (1946–2011), Psy­cho­lo­gin, Best­sel­ler­au­torin und ihrer­zeit Lei­te­rin des Insti­tuts für gehirn-gerech­tes Arbei­ten, lehrt uns:

Freu­de­hor­mo­ne fres­sen Kampf­hor­mo­ne auf!

Wenn wir uns z. B. ärgern und die kri­ti­sche Mar­ge an Kampf­hor­mo­nen in unse­rem “Stress­töpf­chen” erreicht ist, kön­nen wir nicht mehr klar den­ken. Viel­leicht kennst du ja jeman­den, dem das schon mal pas­siert ist 😉

In solch einem Moment wäre es gut, wenn wir jeman­den hät­ten, der uns zum Lachen bräch­te. Dann gewän­nen die Freu­de­hor­mo­ne die Über­hand und könn­ten die Stress­hor­mo­ne neu­tra­li­sie­ren (sie­he hier­zu das Video von Vera F. Bir­ken­bihl: Prag­ma­ti­sche Eso­te­rik — Der klei­ne Weg zum gro­ßen Selbst). 

Wenn gera­de nie­mand da ist, der dich  zum Lachen bringt, kannst du in 60 Sekun­den das­sel­be bewir­ken, so Frau Bir­ken­bihl. Wenn wir lachen, drückt ein Gesichts­mus­kel auf einen Nerv, der dem Gehirn signa­li­siert: “Ach­tung, Gehirn­be­sit­zer lacht!” Sofort löst das Gehirn Freu­de­hor­mo­ne aus. Der Mus­kel ist sozu­sa­gen der Schal­ter, über den das läuft. Die­sen Effekt kön­nen wir nutzen.

Und hier kommt die 60-Sekunden-Strategie:

Wenn du also das Gefühl hast, dass dein Maß an Ärger voll ist, dann ver­zieh dich irgend­wo­hin, wo dich nie­mand sehen kann. Im Zwei­fels­fall schlie­ße dich auf dem “stil­len Ört­chen” ein.

Lacher-im-Spiegel2
Copy­right S. Geiss

Und dann mache 60 Sekun­den non­stop die­sen hier ⇒⇒⇒

Du musst nur mit dem Mus­kel auf den Gesichts­nerv drü­cken, sonst nichts. Das ist kein Lächeln, das ist eine Gri­mas­se, völ­lig klar. Dein Gesicht sieht total ver­bis­sen aus. Aber solan­ge du mit dem Mus­kel auf den Nerv drückst, ist alles in Ordnung.

60 Sekun­den durch­hal­ten, dann sinkt der Stress­pe­gel genau­so ab wie in 10 Sekun­den ech­ten Lachens!

War­um Lachen gesund ist und wel­che posi­ti­ven Wir­kun­gen es auf uns hat, erfährst du in mei­nem Rat­ge­ber “Lache, wenn Dir zum Wei­nen ist!”

 Meist pen­deln wir zwi­schen Distress und Eustress hin und her. Im Ide­al­fall haben wir ein aus­ge­wo­ge­nes Ver­hält­nis zwi­schen Distress- und Eustress-Situa­tio­nen.  Über­wiegt der nega­ti­ve Stress, soll­ten wir dafür sor­gen, dass wir mehr zu Lachen haben. Und für zwi­schen­durch hilft die 60-Sekunden-Strategie 🙂

{Bild­quel­le Bei­trags­fo­to oben: http://www.thinkstockphotos.de}

Alko­hol als Überlebensstrategie

“Das Leben lässt sich nur noch im Suff ertragen…”

Hat man ein­mal einen über den Durst getrun­ken, kommt einem die­ser Satz schon mal über die Lip­pen. Er ist aller­dings sel­ten ernst gemeint und kommt eher mit einem Augen­zwin­kern daher. Jam­mern wir doch nur all­zu­ger­ne auf hohem Niveau. Doch das gilt nicht für alle. 

Für vie­le Men­schen ist die­ser locker daher­ge­sag­te Spruch alles ande­re als wit­zig. Er ist bit­te­rer Ernst. Denn ihr Leben lässt sich in der Tat nur noch im Suff ertra­gen. Vie­le haben über Jah­re hin­weg eine Alko­hol­ab­hän­gig­keit ent­wi­ckelt, um sich zu betäu­ben, um den Schmerz, den sie in sich tra­gen, nicht füh­len zu müssen. 

Mit “Suff­köp­pen” wol­len wir nicht ger­ne etwas zu tun haben. Nun, wenn uns eine frem­de Per­son nicht behagt, kön­nen wir nase­rümp­fend die Stra­ßen­sei­te wech­seln. Doch was, wenn die­ser alko­hol­ab­hän­gi­ge Mensch ein Fami­li­en­mit­glied ist? Was, wenn es sich bei die­sem Alko­hol­süch­ti­gen um den eige­nen Part­ner, die Eltern oder das eige­ne Kind handelt? 

Ein Schluck zur Erleichterung

Es gibt immer einen Grund, war­um ein Mensch eine Alko­hol­ab­hän­gig­keit ent­wi­ckelt. Nie­mand gerät per Zufall in eine Alko­hol­sucht. Abge­se­hen davon, dass es kei­ne Zufäl­le gibt. Der Mensch trinkt, um see­li­sche Belas­tun­gen leich­ter zu ertra­gen. Man spricht hier auch vom Erleich­te­rungs­trin­ker oder Alpha-Trin­ker (n. Jellinek). 

Kei­ne Fei­er ohne Meier

Es gibt Men­schen, die kei­ne Gele­gen­heit aus­las­sen, zu denen Alko­hol kon­su­miert wird (Gele­gen­heits­trin­ker bzw. Beta-Trin­ker). Sie las­sen sich leicht zum Trin­ken ver­lei­ten und sind sucht­ge­fähr­det. Durch ihr Trink­ver­hal­ten schä­di­gen sie ihre Gesundheit. 

Immer mehr, immer mehr, immer mehr…

Ist der Mensch erst ein­mal zum Sucht­trin­ker (Gam­ma-Trin­ker) gewor­den, kommt es beim Trin­ken häu­fig zu Kon­troll­ver­lust. Regel­rech­te Sauf­ex­zes­se und unauf­fäl­li­ge Pha­sen wech­seln sich ab. Bereits der ers­te Schluck Alko­hol löst ein unstill­ba­res Ver­lan­gen (Cra­ving) aus.

Ent­zugs­er­schei­nun­gen

Irgend­wann schmeckt die Plör­re nicht mehr. Lei­der ist es dann oft zu spät. Man kann nicht mehr auf­hö­ren zu trin­ken, kommt nicht mehr vom Alko­hol los. Ohne ein gewis­ses Pen­sum an “Sprit” ist der Tag nicht mehr zu bewäl­ti­gen (Spie­gel­trin­ker bzw. Del­ta-Trin­ker). Sind alko­ho­li­sche Geträn­ke nicht sofort ver­füg­bar, kommt Panik auf. Der Mensch lei­det an Ent­zugs­er­schei­nun­gen, wird unru­hig, ner­vös und fängt an zu zittern. 

Spä­tes­tens jetzt ist klar, dass es sich bei die­sem Trink­ver­hal­ten um eine aus­ge­wach­se­ne Alko­hol­ab­hän­gig­keit handelt. 

War ich das etwa?

So genann­te Quar­tals­säu­fer (Epsi­lon-Trin­ker) kön­nen über vie­le Mona­te abs­ti­nent leben und ohne Alko­hol aus­kom­men. Dann folgt eine Pha­se exzes­si­ven Alko­hol­kon­sums, wobei der Trin­ker kei­ne Kon­trol­le über sein Trink­ver­hal­ten hat. Tage­lan­ge Sauf­ge­la­ge kön­nen zu vor­über­ge­hen­dem Gedächt­nis­schwund, dem berühm­ten Film­riss (Black­out) füh­ren. Danach folgt in der Regel wie­der eine Pha­se der Abstinenz.

Trin­ken als Überlebensstrategie

Wie ich vor­hin schon ange­führt habe, haben die­se Men­schen einen Grund für ihr Tun. Sie trin­ken, um inne­re Span­nun­gen abzu­bau­en und sich selbst vor uner­träg­li­chem See­len­schmerz zu schüt­zen. Der Alko­hol­kon­sum ist zunächst eine Bewäl­ti­gungs­stra­te­gie, so absurd das auch klin­gen mag.

Men­schen haben alles, was sie für ihre Lösung brau­chen, bereits in sich. Und sie tun immer das Bes­te, was sie gera­de tun kön­nen, um grö­ße­ren Scha­den von sich abzu­wen­den — bewusst oder unbewusst!

In der sys­te­mi­schen The­ra­pie und Bera­tung spricht man von res­sour­cen­ori­en­tier­tem Ver­hal­ten. Und wenn die ein­zi­ge Res­sour­ce dar­in besteht, durch Trin­ken die­sen tie­fen Schmerz nicht spü­ren zu müs­sen, ist dies erst ein­mal posi­tiv zu sehen und ent­spre­chend zu würdigen.

Dass dies auf Dau­er kei­ne Lösung ist, ist son­nen­klar. Dar­über brau­chen wir nicht zu dis­ku­tie­ren. Doch wir soll­ten uns immer vor Augen hal­ten, dass nie­mand aus Jux und Tol­le­rei zum Säu­fer wird. Dahin­ter steckt immer ein See­len­schmerz, ein unüber­wäl­tig­ba­rer Stress bzw. ein Trau­ma. Eine Alko­hol­ent­zugs­the­ra­pie mit anschlie­ßen­der Trau­ma­the­ra­pie ist hier drin­gend angesagt.

Ver­ur­tei­len wir also nicht vor­schnell den Pen­ner auf der Stra­ße. Wir ken­nen nicht sei­ne Geschich­te, sind nicht in sei­nen Schu­hen gegan­gen und haben nicht sein Leben gelebt.

Love & Light,

Sis­sell

 

{Bild­quel­le Bei­trags­fo­to oben: http://www.thinkstockphotos.de}

Dau­er­stress durch Film, Fern­se­hen und Videospiele

Sex & Crime geht immer

Ges­tern wur­de im Fern­se­hen der Spiel­film “Iron­clad” gezeigt, die Hand­lung spiel­te im Jahr 1215, also im tiefs­ten Mit­tel­al­ter. Danach gab es “Game of Thro­nes” — Sex & Crime mit mit­tel­al­ter­li­cher Kulisse.

Vie­le fah­ren auf die­se Serie total ab. Sex & Crime funk­tio­niert beim brei­ten Publi­kum anschei­nend am bes­ten. Sie lie­ben gera­de­zu den Kick, den sie durch Gefah­ren­si­tua­tio­nen, sei es im Film oder im rea­len Erle­ben, erfahren.

Die­ses Krib­beln im Bauch wird regel­recht zur Sucht. Die Ereig­nis­se, die den gelieb­ten Kick aus­lö­sen, müs­sen immer inten­si­ver wer­den, damit der Kick über­haupt noch als sol­cher wahr­ge­nom­men wer­den kann. So wer­den Men­schen zu Adrenalin-Junkies.

Eben­so ist es mit Video­spie­len. Der Unter­hal­tungs­wert scheint am größ­ten, je mehr dar­in her­um­ge­bal­lert wird. Der Unter­schied zwi­schen Fil­men und Video­spie­len liegt in der Pass­vi­tät bzw. Akti­vi­tät des Zuschau­ers oder Anwenders.

Fake oder real — dem Gehirn ist’s egal

Aller­dings macht es für unser Gehirn kei­nen Unter­schied, ob wir nur Beob­ach­ter eines Ereig­nis­ses sind oder ob wir ein Ereig­nis tat­säch­lich erle­ben. Unser Gehirn nimmt die Bil­der, die in einem Film gezeigt wer­den, als real an und sen­det bestimm­te Boten­stof­fe aus, die eine Reak­ti­on in unse­rem Kör­per her­vor­ru­fen. Im Fal­le von Gewalt- und Todes­sze­nen, schal­tet unser Gehirn auf “Alarm­be­reit­schaft” um und schüt­tet Stress­hor­mo­ne aus, die der Orga­nis­mus in einer rea­len Gefah­ren­si­tua­ti­on zum Kampf oder zur Flucht benö­ti­gen wür­de. Die­se Stress-Ener­gien (Adre­na­lin, Nor­ad­re­na­lin und Kor­ti­sol) blei­ben im Ner­ven­sys­tem gebun­den. Wer­den wir sie nicht wie­der los, kann dies fata­le Fol­gen haben für die psy­chi­sche und kör­per­li­che Gesundheit.

Sehen wir uns immer wie­der sol­che Gewalt­sze­nen an oder spie­len stän­dig Video­spie­le, bei denen wir ande­re töten sol­len (auch wenn es “nur” Spiel­zeug­fi­gu­ren sind), führt dies über kurz oder lang zu Dau­er­stress in unse­rem Sys­tem. Es kommt zu struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen im Gehirn. Die Aggres­si­vi­tät steigt, Hemm­schwel­len sin­ken. Die eige­ne Gewalt­be­reit­schaft wächst. Der Kör­per steht stän­dig unter Strom, unse­re Psy­che eben­falls. Lang­fris­tig kommt es zu Per­sön­lich­keits- bzw. Wesensveränderungen.

Nicht sel­ten kommt es vor, dass Men­schen (beson­ders Kin­der und Jugend­li­che), die eine gewalt­vol­le Sze­ne sehen, trau­ma­ti­siert wer­den. Man spricht hier von sekun­dä­rer bzw. ter­tiä­rer Traumatisierung.

Wel­che Sen­dun­gen und Fil­me siehst du dir am liebs­ten an? Was schau­en dei­ne Kin­der gerne?

Ver­folgst du regel­mä­ßig die Nach­rich­ten im Fern­se­hen oder Inter­net? Und regst du dich regel­mä­ßig über das dort Gezeig­te auf?

Dann wun­de­re dich bit­te nicht über

  • Schlaf­stö­run­gen
  • Unru­he
  • Ver­span­nun­gen in der Kiefer‑, Nacken- und Schultermuskulatur
  • Kopf­schmer­zen
  • Übel­keit
  • Aggres­sio­nen
  • depres­si­ve Verstimmungen
  • Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen
  • chro­ni­sche Müdig­keit  und vie­les mehr…

Das Mons­ter in uns

Video­spie­le sind noch schlim­mer, was unser latent schlum­mern­des Aggres­si­ons­po­ten­ti­al betrifft. Hier kann der Spie­ler aktiv am Gesche­hen teil­neh­men. Hier kann er sei­ne Gegen­spie­ler per Knopf­druck “aus­schal­ten”. Er lernt, dass er die Macht hat, ande­re zu befeh­li­gen oder sogar zu töten, auch wenn es sich dabei “nur” um irgend­wel­che Mons­ter han­delt, die es im “rich­ti­gen” Leben nicht gibt. Die­se Kon­di­tio­nie­rung hat aber fata­le Aus­wir­kun­gen auf das “rich­ti­ge” Leben und den Umgang mit ande­ren Men­schen, z. B. Fami­li­en­mit­glie­der, Freun­de, Mit­schü­ler etc.

Die­ser Dau­er­stress in dei­nem Sys­tem wirkt zer­stö­re­risch. Du wirst krank und weißt womög­lich gar nicht war­um, weil du dei­ne Sym­pto­me nicht mit den täg­li­chen Nach­rich­ten im TV oder Action­fil­men in Ver­bin­dung bringst.

Sicher­lich haben Action­fil­me auch einen ange­neh­men Unter­hal­tungs­wert. Wenn das Ver­hält­nis von lus­ti­gen Sze­nen, bei denen man herz­haft lachen kann und gewalt­vol­len Sze­nen, wo man am liebs­ten gar nicht hin­se­hen wür­de, aus­ge­wo­gen bleibt, pen­delt unser Orga­nis­mus zwi­schen Anspan­nung und Ent­span­nung hin und her. Das ist zwar auch stres­sig, aber immer noch bes­ser, als stän­dig in Abwehr­hal­tung und mit ver­zerr­tem Gesicht, geball­ten Fäus­ten und ver­krampf­tem Bauch vor der Glot­ze zu sitzen.

Die Bru­ta­li­tät nimmt zu

Doch in den letz­ten Jah­ren sind Gewalt­sze­nen immer bru­ta­ler und blut­rüns­ti­ger gewor­den.  Ich fra­ge mich, wozu? Brau­chen wir das wirk­lich, um uns gut unter­hal­ten zu füh­len? Ist unser intel­lek­tu­el­les Niveau wirk­lich so tief gesunken?

Ich ste­he auch auf Action­fil­me, wenn die Sto­ry eini­ger­ma­ßen anspruchs­voll und nach­voll­zieh­bar ist,  der Humor nicht zu kurz kommt und ich nicht das Gefühl habe, als Zuschau­er total ver­arscht zu werden.

Als Kind habe ich mir ger­ne Tom & Jer­ry ange­se­hen. Was die bei­den sich alles ange­tan haben… und doch wuss­te ich immer, dass das alles nur Trick und Spiel ist. Nie wäre ich auf die Idee gekom­men, mei­ne klei­ne Schwes­ter aus dem 5. Stock zu wer­fen, nur um zu sehen, ob sie tat­säch­lich unver­sehrt wie­der aufsteht.

Beob­ach­te dein Fernsehverhalten

Ich möch­te dich ermun­tern, ein­mal dar­auf zu ach­ten, was du dir dau­er­haft im Fern­se­hen oder im Inter­net anschaust. Beob­ach­te das doch ein­mal für vier Wochen und notie­re dir, wel­che Sen­dun­gen du am liebs­ten und am meis­ten anschaust. Beob­ach­te auch, wie vie­le Stun­den du und dei­ne Kin­der vor dem Fern­se­her ver­brin­gen und notie­re auch das.

Wenn du dei­nen Stress redu­zie­ren willst, fra­ge dich, ob du wirk­lich jede Nach­rich­ten­sen­dung sehen musst, wo es vor Nega­tiv­mel­dun­gen nur so wim­melt. Ist es viel­leicht so, dass du mit­guckst, was dein Part­ner sich gera­de anschaut, obwohl du im Grun­de genom­men gar kei­ne Lust dar­auf hast und der Film dich total run­ter­zieht. Vie­le tun es trotz­dem, damit sie nicht allei­ne da hocken müs­sen, denn das wür­de sie  womög­lich noch mehr runterziehen.

Fra­ge dich, ob es das wert ist, dass dein emo­tio­na­les Gleich­ge­wicht dau­er­haft aus dem Ruder gerät, nur weil du ihm oder ihr zulie­be mit­guckst, was du eigent­lich verabscheust.

Lass auch dei­ne Kin­der nicht jeden Mist im Fern­se­hen anschau­en, nur weil du gera­de dei­ne Ruhe haben willst. Auch wenn es schein­bar “harm­lo­se” Zei­chen­trick­fil­me sind. So harm­los sind vie­le näm­lich gar nicht.

Wie wäre es zur Abwechs­lung mit einem Aus­flug in die Natur, wo du dich mit Freun­den und Fami­lie mal wie­der rich­tig aus­to­ben kannst? Abends wer­det ihr alle tod­mü­de ins Bett fal­len und herr­lich schlafen.

In die­sem Sin­ne wün­sche ich dir und dei­nen Lie­ben wahr­haft “gute Unterhaltung”.

Die Fami­li­en­ma­na­ge­rin

Ein Tag im Leben einer berufs­tä­ti­gen Mutter

Du bist heu­te Mor­gen mit dem fal­schen Fuß auf­ge­stan­den und bist spät dran. Dein Mann hat heu­te einen wich­ti­gen Geschäfts­ter­min und ist schon seit einer Stun­de aus dem Haus. 

Die Kin­der müs­sen zur Schu­le und du ins Büro. Der Ein­kauf muss erle­digt wer­den und du hast dir noch kei­ne Gedan­ken dar­über gemacht, was es zum Mit­tag­essen geben soll. Dei­ne Mut­ter ist vor zwei Tagen gestürzt und liegt mit einem gebro­che­nen Fuß­knö­chel im Kran­ken­haus. Vater ist nun mit dem Haus­halt allei­ne. Und du hast ihm ver­spro­chen, nach­her noch bei ihm vor­bei­zu­schau­en und nach dem Rech­ten zu sehen.

Jetzt aber schnell!

Du machst im Bad eine schnel­le Kat­zen­wä­sche, weckst die Kin­der und machst Früh­stück. Dein Gro­ßer ist noch müde und mault her­um. Dei­ne Jüngs­te hat Fie­ber und Brechdurchfall.

Grund­gü­ti­ger, auch das noch. Jetzt wird’s rich­tig hek­tisch. Du hast dei­nem Jun­gen ver­spro­chen, ihn heu­te mit dem Auto zur Schu­le zu fah­ren, damit er die gro­ße Papp­ma­ché-Figur für das Schul­pro­jekt nicht in der U‑Bahn trans­por­tie­ren muss. Das wür­de aber bedeu­ten, dass du die Klei­ne mit­neh­men musst, weil du sie nicht allei­ne zu Hau­se las­sen kannst. Dann kotzt sie dir womög­lich noch das Auto voll…

Tau­send Gedan­ken rasen durch dei­nen Kopf
  • Wie kriegst du unter die­sen Umstän­den dei­nen Jun­gen in die Schu­le mit dem sper­ri­gen Ding, das ohne­hin kaum in den Kof­fer­raum passt?
  • Wer küm­mert sich in der Zwi­schen­zeit um die Kleine?
  • Und wer küm­mert sich um dei­nen Vater?
  • Wer erle­digt den Einkauf?
  • Wer erle­digt dei­ne Arbeit im Büro?

Kommt dir die Geschich­te bekannt vor? Viel­leicht hast du schon etwas Ähn­li­ches erlebt oder kennst jeman­den, dem es womög­lich stän­dig so geht.

Wel­che Gefüh­le stei­gen in dir auf, wenn du das liest? 
  • Ver­krampft sich dein Bauch oder bleibst du ganz entspannt?
  • Spürst du einen Kloß im Hals? 
  • Wie geht dein Atem — flach oder tief?
  • Was ist mit dei­ner Schulter‑, Nacken- und Kie­fer­mus­ku­la­tur — ist sie locker oder hart?
  • Mah­len dei­ne Wan­gen­kno­chen und beißt du die Zäh­ne zusammen?
  • Bal­len sich dei­ne Hän­de zu Fäus­ten oder blei­ben sie locker?
Spü­re jetzt ein­mal genau in dich hin­ein und beob­ach­te auch, wel­che Gedan­ken dir kom­men. Beob­ach­te dei­ne Körperhaltung. 

Allein dadurch, dass du dich eine klei­ne Wei­le selbst beob­ach­test, wirst du viel­leicht mer­ken, wie du dich dabei all­mäh­lich etwas ent­spannst… gut gemacht!

Jetzt kannst du dei­ne Nach­ba­rin anru­fen, die dei­nen Jun­gen zur Schu­le fährt, wäh­rend du mit der Klei­nen auf den Kin­der­arzt war­test. Den Ein­kauf besorgt dei­ne Nach­ba­rin gleich mit und kocht auch das Mit­tag­essen für euch. Dein Vater kommt zu dir, anstatt du zu ihm, und so schlägst du meh­re­re Flie­gen mit einer Klappe.

Du rufst im Büro an und mel­dest dich für heu­te ab. Wenn dei­ne Arbeit nicht inzwi­schen von dei­nen Kol­le­gin­nen erle­digt wur­de, wirst du dei­nen Schreib­tisch mor­gen genau­so vor­fin­den, wie du ihn ges­tern ver­las­sen hast.

Inzwi­schen ist es 14 Uhr am Nach­mit­tag. Das Tele­fon klin­gelt. Dein Mann ist dran, um dir zu sagen, dass der Geschäfts­ter­min super erfolg­reich war. Das bedeu­tet, du kannst in Zukunft zuhau­se arbei­ten und hast mehr Zeit für dei­ne Familie. 

Ist das nicht wundervoll?

Wenn es dir gelingt, dich locker zu machen (z. B. indem du eine Wei­le inne­hältst und nur dei­nen Atem beob­ach­test), kön­nen die Ener­gien wie­der ins Flie­ßen kom­men. Du kannst wie­der durch­at­men und wie­der klar denken!