Archiv der Kategorie: Trauma

Schwar­ze Coro­na-Päd­ago­gik — das Ver­sa­gen der Lehrkräfte

Leh­rer, die sich nicht schüt­zend vor ihre Schutz­be­foh­le­nen stel­len, sind Täter!

Das klingt krass, ist es auch. Leh­rer und Schul­lei­ter, die — vor allem wäh­rend der letz­ten drei Jah­re der Coro­na-Plan­de­mie — Druck auf ihre Schü­ler aus­ge­übt haben, sie zum Tra­gen einer Mas­ke, zur Imp­fung oder sons­ti­gen Zwangs­maß­nah­men gedrängt haben, nur um der “Obrig­keit” Gehor­sam zu leis­ten oder aus Angst, selbst mit Repres­sa­li­en belegt zu wer­den, haben sich an unse­ren Kin­dern ver­gan­gen und soll­ten nie wie­der mit Kin­dern arbei­ten dür­fen. Sie haben mit ihrem Ver­hal­ten gezeigt, daß ihnen ihr eige­nes Wohl­erge­hen wich­ti­ger ist als das ihrer Schutz­be­foh­le­nen und daß sie nicht wil­lens oder in der Lage sind, unse­re Kin­der vor Will­kür, Unrecht und Gewalt zu schützen.

Lehr­kräf­te und Schul­lei­ter ver­drän­gen ihr Ver­sa­gen in der “Pan­de­mie” und tun so, als sei nichts gewe­sen. Sie behin­dern mit ihrer Igno­ranz die Hei­lung der den Kin­dern zuge­füg­ten Ver­let­zun­gen und Traumatisierungen.

Psycho-sozia­le Krieg­füh­rung gegen die Men­schen — wie die Bevor­mun­dung der Men­schen zur Norm wer­den soll

Psycho-sozia­le Krieg­füh­rung gegen das Deut­sche Volk

Im Netz habe ich einen Bei­trag zum The­ma “Wei­ße Fol­ter” oder auch “Psy­chi­sche Fol­ter” gefun­den, den ich Dir sehr ans Herz legen will. Er hilft zu ver­ste­hen, wie die psy­chi­sche Beein­flus­sung von Men­schen­mas­sen (Gesell­schaf­ten, Grup­pen etc.) funk­tio­niert, um sie gefü­gig und unter­wür­fig zu machen.

Denn genau das ist es, was seit Febru­ar 2020 (im Grun­de genom­men schon seit 1945) geschieht. Jahr­zehn­te­lan­ge Umer­zie­hung des Deut­schen Vol­kes durch am Lon­do­ner Tavi­stock für psy­cho­lo­gi­sche Kriegs­füh­rung ent­wi­ckel­te Metho­den der Beein­flus­sung und Mei­nungs­ma­che, die Beein­flus­sung durch die soge­nann­te Frank­fur­ter Schu­le, der ein­ge­re­de­te Schuld­kom­plex etc. haben aus den meis­ten Deut­schen obrig­keits­hö­ri­ge Duck­mäu­ser gemacht.

Dar­an hat sich bis heu­te nichts geän­dert. Wer glaubt, daß die soge­nann­te Bun­des­re­gie­rung im Jahr 2021 alles dar­an setzt, ihre Kraft dem Woh­le des Deut­schen Vol­kes zu wid­men, Scha­den von ihm zu wen­den und Gerech­tig­keit gegen jeder­mann zu üben, der hat außer Acht gelas­sen, daß der Eid der “Kanz­le­rin” auch beinhal­tet, das Grund­ge­setz und die Geset­ze des Bun­des zu wah­ren. Letz­te­res erfüllt sie mit aller ihr gege­be­nen Infa­mi­tät und Niedertracht.

Art. 133 GG:
Der Bund tritt in die Rech­te und Pflich­ten der Ver­wal­tung des Ver­ei­nig­ten Wirt­schafts­ge­bie­tes ein.

Was ist das Ver­ei­nig­te Wirtschaftsgebiet?

Ein Abkom­men vom 29. Mai 1947, das zwi­schen den Mili­tär­gou­ver­neu­ren und Ober­be­fehls­ha­bern der ame­ri­ka­ni­schen und der bri­ti­schen Besat­zungs­zo­ne getrof­fen wor­den ist, sieht die Ein­set­zung eines Wirt­schafts­ra­tes, eines Exe­ku­tiv­aus­schus­ses und Direk­to­ren vor, um die Lösung drin­gen­der wirt­schaft­li­cher Pro­ble­me und den Auf­bau des Wirt­schafts­le­bens durch dem Vol­ke ver­ant­wort­li­che deut­sche Stel­len zu för­dern. Die­ses Abkom­men wur­de für die Mili­tär­re­gie­rung Deutsch­land im ame­ri­ka­ni­schen Kon­troll­ge­biet in Form der Pro­kla­ma­ti­on Nr. 5 vom 10. Juni 1947 und für die Mili­tär­re­gie­rung Deutsch­land im bri­ti­schen Kon­troll­ge­biet durch die Ver­ord­nung Nr. 88 vom 10. Juni 1947 veröffentlicht.

Durch dieses Abkom­men zwi­schen den Ober­be­fehls­ha­bern der bei­den angel­säch­si­schen Besat­zungs­zo­nen wur­de die Schaf­fung des soge­nann­ten Ver­ei­nig­ten Wirt­schafts­ge­bie­tes beschlos­sen (Bizo­ne).

Das Ver­ei­nig­te Wirt­schafts­ge­biet wur­de durch

  • einen Wirt­schafts­rat

  • einen Län­der­rat (gleich­sam als zwei­te Kam­mer) und

  • das Direk­to­ri­um

ver­wal­tet. Die Befug­nis­se des Ver­ei­nig­ten Wirt­schafts­ge­bie­tes waren auf die im Wirt­schafts­rat beschlos­se­nen Geset­ze beschränkt. Die­se bedurf­ten der Zustim­mung des alli­ier­ten Kontrollrates.

Tat­säch­lich dien­ten die mit der Bil­dung des Ver­ei­nig­ten Wirt­schafts­ge­bie­tes ein­her­ge­hen­den Rege­lun­gen und Vor­schrif­ten dem Anschein, als ergin­gen sie durch deut­sche Orga­ne, also den Wirt­schafts­rat, den Län­der­rat oder dem Direk­to­ri­um, und nicht mehr durch Anord­nun­gen der mili­tä­ri­schen Besatzung.

Mit der Bil­dung des Ver­ei­nig­ten Wirt­schafts­ge­bie­tes soll­te die Eigen­in­itia­ti­ve der deut­schen Bevöl­ke­rung bei der Besei­ti­gung der Trüm­mer und Rui­nen, bei der Reor­ga­ni­sa­ti­on wirt­schaft­li­cher Vor­gän­ge, also beim selbst­or­ga­ni­sier­ten Wie­der­auf­bau, unter­bun­den werden. 

Der wirt­schaft­li­che Wie­der­auf­bau des deut­schen Staa­tes über das Maß der zur Ver­sor­gung der Besat­zungs­trup­pen und des zum Über­le­ben der Bevöl­ke­rung unbe­dingt Not­wen­di­ge hin­aus war nicht im alli­ier­ten Interesse.

An die­sem Zustand hat sich bis heu­te nichts geändert.

Die soge­nann­te Bun­des­re­gie­rung ist kei­ne Regie­rung, son­dern eine Gewalt­herr­schaft und schert sich nicht im Gerings­ten um das Wohl­erge­hen des Deut­schen Vol­kes. Für sie geht es dar­um, ihren ver­meint­li­chen Macht-Sta­tus zu erhal­ten, das Volks zu unter­drü­cken und aus­schließ­lich pri­va­te Inter­es­sen zu bedienen.

Das Volk bekommt einen Maul­korb (Mas­ke) ver­paßt. Die Sym­bo­lik spricht für sich! So, nun aber zum Artikel:

Coro­na: Deutsch­land im Griff der „wei­ßen Folter“


Bei­trags­bild: Alexandra_Koch from Pix­a­bay

Trau­ma­ba­sier­te Bewußt­seins­kon­trol­le und ritua­li­sier­ter Kindesmißbrauch

Mind Con­trol ist nicht nur ein MK-Ultra-Pro­jekt. Viel­mehr hat die CIA die Ergeb­nis­se der Expe­ri­men­te von Dr. Men­ge­le & Co. dazu benutzt, das Pro­jekt MK-Ultra zu ent­wi­ckeln und durchzuführen.

Kon­trol­le von außen über das Bewußt­sein bzw. über das Unter­be­wußt­sein eines Men­schen erlangt man nur, indem man den natür­li­chen psy­chi­schen Schutz­wall des Men­schen ver­letzt bzw. zerstört.

Extre­me trau­ma­ti­sche Erleb­nis­se, wie z. B. über lan­ge Zeit immer wie­der­keh­ren­de trau­ma­ti­sche Erfah­run­gen, kön­nen schwe­re und schwers­te psy­chi­sche Schä­den nach sich zie­hen. Der phy­si­sche Tod ist die Fol­ge von maxi­ma­lem, unaus­halt­ba­rem Streß.

Kin­der ver­fü­gen noch nicht über die­sen psy­chi­schen Schutz­wall und über aus­rei­chen­de Bewäl­ti­gungs­me­cha­nis­men, um schwe­re oder lang anhal­ten­de Streß­si­tua­tio­nen zu kom­pen­sie­ren. Sie müs­sen ihre see­li­sche Wider­stands­kraft (Resi­li­enz) erst entwickeln. 

Dabei kommt es auf drei wich­ti­ge Fak­to­ren an:

  • Sta­bi­le emo­tio­na­le Bezie­hung zu einem Erwach­se­nen (Eltern, Onkel, Tan­te, Nach­barn, Leh­rer etc.).
  • Men­schen, die als sozia­les Vor­bild die­nen und zei­gen, wie Pro­ble­me kon­struk­tiv gelöst wer­den können.
  • Früh Leis­tungs­an­for­de­run­gen zu bewäl­ti­gen (ein Amt in der Schu­le, die Ver­sor­gung jün­ge­rer Geschwis­ter etc.).

Die­se Fak­to­ren zur Resi­li­enz­ent­wick­lung haben Kin­der, die in Por­no-Rin­ge hin­ein­ge­bo­ren und miß­braucht wer­den, nicht.

  • Sie haben kei­ne sta­bi­le näh­ren­de Bezie­hung zu ihren Eltern und Geschwistern.
  • Sie haben kei­ne Vor­bil­der, die Pro­ble­me und Her­aus­for­de­run­gen kon­struk­tiv lösen.
  • Sie haben aller­dings sehr früh Leis­tungs­an­for­de­run­gen zu bewäl­ti­gen, die sie nicht bewäl­ti­gen kön­nen. Und dabei han­delt es sich nicht um ein Amt in der Schu­le oder um die Betreu­ung jün­ge­rer Geschwister.

Durch mei­ne jah­re­lan­ge Arbeit mit Ange­hö­ri­gen von Mord- und Tötungs­de­lik­ten habe ich Kon­takt mit Men­schen gehabt, die Opfer ritua­li­sier­ter Gewalt sind. Ich weiß, daß die­se Men­schen kei­nes­wegs Spin­ner oder Schi­zo­phre­nie­kran­ke sind. 

Es ist hohe Zeit, daß die Opfer ritua­li­sier­ter Gewalt end­lich eine Stim­me erhal­ten und die Ver­ant­wort­li­chen dafür zur Rechen­schaft gezo­gen werden.

Dr. Mar­co Pol­te, Jurist und Heil­prak­ti­ker für Psy­cho­the­ra­pie, hat tief­grei­fen­de Erkennt­nis­se durch jah­re­lan­ge Unter­su­chun­gen, Recher­chen und Inter­views zum The­ma ritua­li­sier­te Gewalt und trau­ma­ba­sier­te Bewußt­steins­kon­trol­le zusammengetragen.

Ein geschicht­li­cher Exkurs zeigt: Sys­te­ma­ti­scher Kin­des­miss­brauch wird seit der Nazi-Zeit betrie­ben und von “ganz oben” gedeckt. Ein erschüt­tern­des Gespräch, das so manch einen wach­rüt­teln soll­te.

Opfer des MK Ultras lei­den noch immer unter den Fol­gen die­ses CIA Pro­gramms. Bewußt­seins­kon­trol­le, Brain­wa­shing (Gehirn­wä­sche) und LSD Expe­ri­men­te. Das Pro­gramm läuft schein­bar noch immer, sie­he: https://www.mind-control-news.de/news… ZDF Doku 2002

 

Gedan­ken zum Volkstrauertag

Heu­te, am 18. Novem­ber 2018 , ist Volks­trau­er­tag. Ein Gedenk­tag für die Opfer der bei­den Welt­krie­ge. Der natio­na­le Gedenk­tag soll zu Ver­stän­di­gung, Ver­söh­nung und Frie­den mah­nen. Erst­ma­lig spricht der fran­zö­si­sche Staats­chef vor dem deut­schen Bun­des­tag und schließt mit sei­ner Rede die zwei­wö­chi­gen Gedenk­fei­ern zum Ende des Ers­ten Welt­krie­ges vor 100 Jahren.

Um wen trau­ern wir? Wer sind die Opfer der bei­den Weltkriege?

Es sind Mil­lio­nen von Sol­da­ten, die ihr Leben auf den Schlacht­fel­dern gelas­sen haben. Aber es sind auch Mil­lio­nen von Zivi­lis­ten, die getö­tet wurden.

In Deutsch­land und auch in Ruß­land haben allein im II. Welt­krieg jeweils ca. 27 Mil­lio­nen  Men­schen ihr Leben verloren.

Das weiß hier­zu­lan­de in der Bevöl­ke­rung kaum jemand, und das darf auch aus Grün­den poli­ti­scher Kor­rekt­heit — oder nen­nen wir das Kind beim Namen, “Zen­sur” — nicht öffent­lich  gesagt werden.

Ich geden­ke an die­sem Volks­trau­er­tag am 18. Novem­ber 2018 ins­be­son­de­re der Opfer der Rhein­wie­sen­la­ger. Was dort mit Sol­da­ten und Zivi­lis­ten gemacht bzw. unter­las­sen wur­de, ist nicht in Wor­te zu fassen.

Die­se Men­schen erfah­ren bis heu­te kei­ner­lei Wür­di­gung. Im Gegen­teil — es wird bis heu­te tot­ge­schwie­gen, was allein in den Rhein­wie­sen-Lagern pas­siert ist.

Ich habe vor eini­gen Jah­ren einen Video-Bei­trag im Inter­net gefun­den “Anspra­che zum Volks­trau­er­tag”. Ich will ihn ger­ne hier auf mei­ner Sei­te ein­stel­len in der Hoff­nung, daß er eine rege Ver­brei­tung fin­den möge.

Wich­ti­ger Hin­weis zum Urheberrecht:

Ich ken­ne die Urhe­ber per­sön­lich und habe die Erlaub­nis, das Video zum Volks­trau­er­tag ein­zu­stel­len und zu verbreiten.

Gedan­ken zum Volkstrauertag

1,9 Mil­lio­nen Ton­nen Bom­ben auf deut­sche Zivil­be­völ­ke­rung, 19 Mil­lio­nen tote Deut­sche nach dem 8. Mai 1945 mar­kie­ren den größ­ten Geno­zid im 20. Jahr­hun­dert und mah­nen zur Wahrheit…

 

Foto: Selbstliebe

Wie Du Dei­ne Selbst­lie­be (wie­der) findest

Selbst­lie­be ist etwas ganz Natür­li­ches. Schon Jesus sag­te: Lie­be Dei­nen Nächs­ten, wie Dich selbst! Er mein­te damit nicht: Lie­be Dei­nen Nächs­ten mehr als Dich selbst! Wer sich selbst nicht (genug) liebt, kann nicht heil wer­den. Wer die Inter­es­sen von ande­ren stets über sei­ne eige­nen stellt, ver­leug­net sich selbst. Das kann sogar bis zur völ­li­gen Selbst­auf­ga­be gehen. Die­ses Ver­hal­ten ist kei­nes­wegs gesund und nicht zu befür­wor­ten. Aber es kommt lei­der viel zu oft vor. Gewalt und Unter­drü­ckung ver­set­zen Men­schen in Angst. Und Angst ist bekannt­lich das Gegen­teil von Lie­be. Wie Du Dei­ne Selbst­lie­be (wie­der) fin­dest, erfährst Du hier.

Feh­len­de Selbst­lie­be ver­hin­dert die Heilung

Sich selbst zu lie­ben, fällt vie­len Men­schen schwer. Wir wur­den als Kin­der bereits dazu erzo­gen, ande­re über uns selbst zu stel­len. Im deut­schen Sprach­ge­brauch gilt es als höf­lich, die ande­re Per­son zuerst zu nen­nen, so heißt es bei­spiels­wei­se “…mei­ne Schwes­ter und ich…” oder  “…mein Freund und ich…” Im Eng­li­schen ist das ganz anders, dort heißt es “…me and my par­ents…” (ich und mei­ne Eltern) oder “… me and my hus­band…” (ich und mein Ehe­mann) usw. Ich weiß nicht, wie es sich mit ande­ren Spra­chen ver­hält. Jeden­falls drückt die Nen­nung der eige­nen Per­son vor der ande­ren ein gewis­ses Selbst­be­wusst­sein aus. 

Was aber, wenn ein Mensch miss­han­delt, her­ab­ge­wür­digt und gede­mü­tigt wird, z. B. durch Fol­ter, sexu­el­le Über­grif­fe oder Psy­cho­ter­ror? Die kör­per­li­chen Wun­den hei­len viel­leicht mit der Zeit, aber was ist mit den see­li­schen Wun­den? Wenn die­sem Men­schen oben­drein das Gefühl ver­mit­telt wird, er sei an sei­ner Situa­ti­on doch selbst schuld, kann dies dazu füh­ren, dass die Selbst­lie­be auf ein Mini­mum schwin­det oder sogar ganz auf der Stre­cke bleibt.

Men­schen, die nicht über genü­gend Selbst­be­wusst­sein bzw. Selbst­lie­be ver­fü­gen, sind leich­ter ver­wund­bar. Deren Selbst­wert­ge­fühl wird mit einem Mal schwer erschüt­tert und lei­det mas­siv unter der kör­per­li­chen und/oder psy­chi­schen Misshandlung.

Es lohnt sich aber, nach einem trau­ma­ti­schen Erleb­nis — auch nach meh­re­ren trau­ma­ti­schen Erfah­run­gen — Dein Selbst­wert­ge­fühl wie­der auf­zu­bau­en und an der Wie­der­her­stel­lung Dei­ner Selbst­lie­be zu arbei­ten, denn

  • Du hast ein Recht dar­auf, dass die Ver­let­zung aufhört!
  • Du hast ein Recht dar­auf, Dich selbst ach­ten und lie­ben zu dürfen!
  • Du hast ein Recht dar­auf, ein glück­li­ches und erfüll­tes Leben zu führen!

Und zwar ein­zig und allein aus dem Grund, weil Du hier bist.

Selbst­lie­be kann man lernen

Wie Du Selbst­lie­be (wie­der) ler­nen kannst, möch­te ich Dir nach­fol­gend zei­gen. Es ist näm­lich so, dass Du — egal wie alt Du inzwi­schen bist — ler­nen kannst, Dich selbst zu ach­ten und zu lie­ben. Das braucht viel­leicht ein wenig Zeit, viel­leicht auch viel Zeit, aber es ist machbar!

Wenn die Lie­be (wie­der) Teil Dei­nes Bewusst­seins gewor­den ist, kannst Du an Dei­nem Selbst­wert­ge­fühl arbei­ten. Die Lie­be ist der Grund­stein dafür.

Lie­be ist eine Himmelsmacht

Wer­de zu dem, was Du haben möch­test. Willst Du mehr Lie­be in Dein Leben zie­hen, so musst Du die­se Qua­li­tät in Dir erzeu­gen und damit einen Reso­nanz­kör­per bil­den. Du hast kei­ne Lie­be in Dir, sie ist abge­stor­ben, meinst Du?

Da muss ich Dir ent­schie­den wider­spre­chen: Du hast sehr wohl Lie­be in Dir. Du bist Lie­be! Dass Du sie momen­tan nicht so recht wahr­neh­men kannst, liegt dar­an, dass sie über­la­gert ist von ande­ren Qua­li­tä­ten, die sich in den Vor­der­grund gedrängt haben, z. B. Schre­cken, Wut, Trau­er etc.

Lie­be ist die stärks­te Macht im Uni­ver­sum. Unser natür­li­cher Zustand ist es, ent­spannt, fried­voll und in der Lie­be zu sein. Kein Baby kommt böse, berech­nend oder kor­rupt auf die Welt.

Du bist ein lie­bens­wer­ter Mensch. Du bist es wert, geliebt zu wer­den. Ein­fach so, weil es Dich gibt. Lie­be ist nichts, was man sich ver­die­nen muss. Lie­be ist immer da. Sie ist all­um­fas­send und bedin­gungs­los. Es ist genug Lie­be für alle da. Lie­be kann nie­mals zur Nei­ge gehen. Bedin­gungs­lo­se Lie­be ist eine unver­sieg­ba­re Quel­le und erschafft sich aus sich her­aus immer wie­der neu.

Sie ist nicht zu ver­wech­seln mit der mensch­li­chen Lie­be, die aus dem Ego kommt, die all­zu ger­ne instru­men­ta­li­siert wird, an Bedin­gun­gen geknüpft ist und mit der Abhän­gig­kei­ten geschaf­fen wer­den, z. B.:

“Wenn du mich wirk­lich lie­ben wür­dest, dann wür­dest du…” oder

“Wenn du auf­hörst zu wei­nen, hat Mami dich wie­der lieb” usw.

Die­se Mani­pu­la­tio­nen sind emo­tio­na­le Erpres­sung und haben mit LIEBE nicht das Gerings­te zu tun! LIEBE bedeu­tet, jeman­den auch dann zu akzep­tie­ren, wenn er gera­de nicht das tut, was ich von ihm erwar­te oder wenn er nicht so aus­sieht, wie ich ihn ger­ne hät­te. Und was für die Lie­be zu ande­ren gilt, gilt auch für die Lie­be zu mir selbst. Selbst­lie­be heißt, mich so anzu­neh­men, wie ich bin, mit all mei­nen Unzu­läng­lich­kei­ten und Spleens, mit Bier­bauch, Ret­tungs­rin­gen, Haar­aus­fall, Hän­ge­brüs­ten und schlech­ter Laune.

Es ist para­dox, aber wenn ich mich so akzep­tie­re, wie ich bin, kann ich mich verändern.

Carl Rogers (1902–1987)

Wenn ich mich selbst, mein Kind, mei­nen Mann, mei­nen Leh­rer etc. so akzep­tie­re, wie sie sind, ohne sie ver­än­dern zu wol­len, dann pas­sie­ren Wunder.

Ver­än­de­rung kann also nur gesche­hen, wenn wir ler­nen, uns und alles um uns her­um so zu lie­ben, wie es ist. Eine wahr­lich gro­ße Her­aus­for­de­rung in einer Welt, die wir in Gut und Böse ein­ge­teilt haben, nicht wahr? Wenn Du nicht weißt, wie Du das machen kannst, wenn der Zugang zu Dei­nem Her­zen – aus wel­chen Grün­den auch immer – ver­sperrt ist, kommt hier eine klei­ne Übung mit gro­ßer Wir­kung, die Dich in Kon­takt mit der Bedin­gungs­lo­sen Lie­be bringt.

Kon­takt mit der Bedin­gungs­lo­sen Liebe

Sor­ge dafür, dass Du für eini­ge Minu­ten unge­stört bist. Mache es Dir bequem. Set­ze oder lege Dich hin. Nimm ein paar Atem­zü­ge und beob­ach­te Dei­nen Atem, wie er durch Dei­nen Kör­per strömt. Du musst ihn nicht beein­flus­sen, lass ihn ein­fach kom­men und gehen. Lass auch Dei­ne Gedan­ken kom­men und wie­der gehen.

Jetzt sprich Dei­ne Absicht aus, in Kon­takt mit der All­um­fas­sen­den bzw. Bedin­gungs­lo­sen Lie­be zu kom­men (in Gedan­ken oder laut):

“Ich gehe in Kon­takt zur All­um­fas­sen­den Lie­be” oder

“Ich schwin­ge mit der Bedin­gungs­lo­sen Lie­be”.

Hilf­reich ist die Vor­stel­lung, dass du LIEBE ein­at­mest, ver­bun­den mit der Affirmation:

“Ich atme Bedin­gungs­lo­se Lie­be ein” oder

“Ich lade die Bedin­gungs­lo­se Lie­be in mein Leben ein, sie durch­strömt mei­nen Kör­per, mei­nen Geist und mei­ne Seele”.

Im Ide­al­fall geht Dir jetzt das Herz auf und Du spürst ein Wohl­ge­fühl in Dei­ner Brust. Wenn Du nicht gleich etwas spürst, mach Dir nichts dar­aus, Dei­ne Absicht genügt. Sei Dir des­sen gewiss, dass Du in Kon­takt mit der LIEBE bist und Dei­ne Schwin­gun­gen sich erhö­hen. Beden­ke, dass die trau­ma­ti­sche Ener­gie, die viel­leicht noch in dei­nem Ner­ven­sys­tem gebun­den ist, sich erst lösen muss. Mit die­ser Übung wird Dir dies nach und nach gelingen. 

Viel­leicht spürst Du aber auch schon beim ers­ten Mal, dass Dein Herz­zen­trum (Herz-Chakra) sich wei­tet und Du ein ange­neh­mes Gefühl von Wär­me, Leich­tig­keit oder Freu­de wahr­nimmst, und sei die­ses Gefühl auch noch so klein. Nimm es wahr und wür­di­ge es. Mache die­se Übung immer wie­der, am bes­ten jeden Tag, ger­ne auch mehr­mals am Tag. Nach einer Wei­le musst Du Dich dazu nicht mehr zurück­zie­hen oder hin­le­gen. Du kannst jeder­zeit und über­all mit der Bedin­gungs­lo­sen Lie­be in Kon­takt gehen. Die Übung dau­ert nur ein paar Sekun­den oder Minu­ten. Dein Gedan­ke, in Reso­nanz mit der Bedin­gungs­lo­sen Lie­be zu gehen oder die Vor­stel­lung, LIEBE ein­zu­at­men, genügt.

Wenn du möch­test, kannst Du mit der Zeit die Medi­ta­ti­on noch erweitern:

Nimm das Wohl­ge­fühl war, das sich ein­stellt, wenn Du in Kon­takt mit der Bedin­gungs­lo­sen Lie­be bist. Spü­re, in wel­chen Regio­nen im Kör­per Du es fühlst. Genie­ße es. Hat es eine Form oder eine Far­be? Lass die­ses Wohl­ge­fühl grö­ßer wer­den und sich rich­tig in Dir breit machen. So groß, dass es Dei­nen gan­zen Kör­per durch­dringt. Und noch grö­ßer, so groß, dass es über Dei­nen phy­si­schen Kör­per hin­aus­geht. Noch grö­ßer, so groß, dass es den Raum, in dem Du Dich befin­dest, aus­füllt. Dann noch grö­ßer, so groß, dass es das Haus, in dem du wohnst, aus­füllt. Und noch­mal grö­ßer, so groß, dass es die Stadt, in der du lebst, erwärmt. Nun, kannst du das Wohl­ge­fühl noch grö­ßer wer­den las­sen? So groß, dass es das gan­ze Land umschließt, den Kon­ti­nent, die Erde?

Übung macht den Meister!

Neue Erkennt­nis­se wol­len nicht nur bestaunt, son­dern auch trai­niert wer­den. Nur so kön­nen wir sie in unse­ren All­tag inte­grie­ren, so kön­nen sie wir­ken und unser Leben ange­neh­mer machen. Und die nächs­te Gele­gen­heit zum Üben kommt bestimmt. In Kon­takt mit der Lie­be zu sein, ist das Wich­tigs­te bei Dei­nem inne­ren Friedensprozess.

Auf der Netz­sei­te Hop­eful-Wounds gibt eine Betrof­fe­ne von sexua­li­sier­ter Gewalt Über­le­bens­tipps für dunk­le Stun­den. Die­se Über­le­bens­tipps sind für alle Men­schen mit trau­ma­ti­schen Erfah­run­gen wert­voll, nicht nur für Opfer sexua­li­sier­ter Gewalt. Wenn Dein Selbst­wert­ge­fühl — durch wen oder was auch immer — in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wur­de und Du einen Weg zurück ins Lebens suchst, wirf einen Blick auf die­se Seite.

Buch­tipp:
Der acht­sa­me Weg zur Selbst­lie­be:
Wie man sich von destruk­ti­ven Gedan­ken und Gefüh­len befreit (Chris­to­pher Ger­mer, 2011)

Kaktus- Symbol für Resilienz

Resi­li­enz: 7 Geheim­nis­se see­li­scher Abwehrkräfte

Ver­lierst Du in kri­ti­schen Situa­tio­nen leicht die Ner­ven? Fühlst Du Dich schnell über­for­dert? Kon­flik­te sind für Dich der Hor­ror? Du bist schnell gereizt, wenn nicht alles glatt läuft? Unvor­her­ge­se­he­ne Din­ge berei­ten Dir immensen Streß? Ein klei­ner Streit mit Dei­nem Part­ner ver­saut Dir das gan­ze Wochen­en­de? Dann soll­test Du Dei­ne see­li­sche Wider­stands­fä­hig­keit aus­bau­en. Resi­li­enz heißt das Zau­ber­wort… gan­zen Arti­kel lesen

Baum mit starken Wurzeln

Bist Du gut verwurzelt?

Wer hoch hin­aus will, muß gut ver­wur­zelt sein, heißt ein Sprich­wort. Da ist was Wah­res dran. Doch lei­der sind Mil­lio­nen und Aber­mil­lio­nen von Men­schen bereits vor vie­len Gene­ra­tio­nen aus ihrer Hei­mat ver­trie­ben und ihrer Wur­zeln beraubt wor­den. Sich neu zu ver­wur­zeln ist oft nicht leicht und dau­ert manch­mal das gan­ze Leben — manch­mal gelingt es nie. Auch die nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen lei­den oft bis heu­te unter der Ver­trei­bung und den Flucht­er­fah­run­gen unse­rer Ahnen. Für vie­le Men­schen ist es immens wich­tig, zu wis­sen, wo sie her­kom­men und wohin sie gehö­ren. Ich möch­te Dich dazu anre­gen, Dich auf die Suche nach Dei­nen eige­nen Wur­zeln zu machen. …gan­zen Arti­kel lesen

Schi­zo­phre­nie oder PTBS?

Es kommt lei­der immer wie­der vor, dass die Dia­gno­se “Schi­zo­phre­nie” bzw. eine so genann­te schi­zo­phre­ni­for­me Stö­rung gestellt wird, obwohl es sich um post­trau­ma­ti­sche Belas­tungs­sym­pto­me han­delt. Das ist des­we­gen so fatal, weil Men­schen mit der Dia­gno­se Schi­zo­phre­nie einen Stem­pel auf­ge­drückt bekom­men, den sie nicht wie­der los­wer­den. Sie wer­den als Psy­cho­pa­then ver­schrien, als Irre oder der­glei­chen. Die Fol­gen kön­nen ver­hee­rend für das wei­te­re Leben sein.

Wie unter­schei­de ich eine Schi­zo­phre­nie von einer PTBS (post­trau­ma­ti­sche Belastungsstörung)?

Wenn ein Mensch vor Dir steht, der ängst­lich ist, unru­hig her­um­zap­pelt, bei jeder Bewe­gung, die Du machst, erschreckt und sich bedroht fühlt oder aggres­siv wird, wenn Du ihm einen Schritt zu nahe kommst… oder wenn er in sich gekehrt ist, kaum Kon­takt zur Außen­welt auf­nimmt, sei­ne Affek­te so flach sind, dass Du kaum eine Regung wahr­neh­men kannst… wenn er von irrea­len Gefüh­len und Emp­fin­dun­gen spricht, wie z. B. “ich füh­le mich wie unter Strom” oder wenn er sagt, dass er sei­ne Glied­ma­ßen nicht spürt… wenn er sei­ne Glied­ma­ßen nicht bewe­gen kann… wenn er Dir mit­teilt, er habe das Gefühl, sei­ne Haut wür­de bren­nen oder wenn er Dir auf Dei­ne Fra­ge eine ganz ande­re Ant­wort gibt als das, was gefragt war… wenn er Stim­men im Kopf hat, die immer wie­der auf ihn ein­re­den, ihn ver­höh­nen oder aus­la­chen… wenn er beschreibt, dass er nicht mehr Herr sei­ner Gedan­ken und sei­ner Gefüh­le ist… wür­dest Du die­sen Men­schen als schi­zo­phren bezeichnen?

Auf den ers­ten Blick viel­leicht ja. Die Sym­pto­ma­tik könn­te dar­auf hin­deu­ten, dass es sich nach schul­me­di­zi­ni­scher Leh­re um eine schi­zo­phre­ni­for­me Erkran­kung han­delt. Es könn­te sich aber auch genau­so gut um post­trau­ma­ti­sche Stress-Sym­pto­me han­deln. Das wird lei­der all­zu oft ver­kannt. Vie­le Behand­ler schau­en nur auf die Sym­pto­me und ver­su­chen sie sogleich ein­zu­ord­nen. Zusam­men­ge­zählt ergibt sich dann die­ses oder jenes “Stö­rungs­bild”.

Ursa­chen suchen — Zusam­men­hän­ge erkennen

Dabei ist es von gro­ßer Bedeu­tung, nicht nur auf die Sym­pto­me zu schau­en, die augen­schein­lich sind, son­dern auch nach einem mög­li­chen Aus­lö­ser in der Lebens­ge­schich­te des Betrof­fe­nen zu suchen, nach der Ursa­che für die Sym­pto­ma­tik. Dies ist bei post­trau­ma­ti­schem Stress genau­so wich­tig wie bei ande­ren psy­chi­schen Beein­träch­ti­gun­gen. Gera­de trau­ma­ti­scher Stress kann Sym­pto­me nach sich zie­hen, die nach der Schul­mei­nung als psy­cho­tisch ein­zu­ord­nen sind. Psy­cho­tisch heißt, wenn Betrof­fe­ne bei­spiels­wei­se von wahn­haf­ten Ver­fol­gungs- oder Beein­träch­ti­gungs­ge­dan­ken geplagt wer­den oder von kör­per­li­chen Miss­emp­fin­dun­gen, wie Taub­heits­ge­füh­len oder dem Gefühl, kör­per­lich berührt wor­den zu sein. Die­se Sym­pto­me, die als psy­cho­tisch gel­ten, kön­nen auch bei schwe­ren trau­ma­ti­schen Erleb­nis­sen vor­kom­men, z. B. nach einer Ver­ge­wal­ti­gung, nach kör­per­li­cher Fol­ter oder immer wie­der keh­ren­den kör­per­li­chen und psy­chi­schen Gewalt­er­fah­run­gen, wie z. B. ritua­li­sier­te Gewalt.

Es muss auch dar­an gedacht wer­den, dass Men­schen mit zahl­rei­chen oder immer wie­der­keh­ren­den Trau­ma­ta mit der Zeit tat­säch­lich ‘wahn­sin­nig’ wer­den kön­nen. Dies gilt nicht nur für Opfer, son­dern auch für Täter. Wer ande­ren Men­schen stän­dig und immer wie­der­keh­rend Gewalt zufügt, kann dabei in einen regel­rech­ten Blut­rausch gera­ten und total irre wer­den. Oft wird Fol­ter­knech­ten oder Ter­ro­ris­ten selbst schlimms­te (sexua­li­sier­te) Gewalt ange­tan, damit sie auf Befehl funktionieren.

Wenn sie dann ihrer­seits ande­ren Men­schen Gewalt zufü­gen, befin­den sie sich meist in einem dis­so­zia­ti­ven Zustand, d. h. sie haben im Anschluss an die Tat kei­ne Erin­ne­rung mehr dar­an, was sie getan haben und gehen ihrer gewohn­ten Arbeit nach. Ter­ro­ris­ten wer­den ent­spre­chend aus­ge­bil­det. Die Befehls­ha­ber wis­sen genau, wie sie Men­schen in eine Dis­so­zia­ti­on füh­ren kön­nen und wie­der hin­aus. Wenn z. B. Selbst­mord­at­ten­tä­ter mit einem Gür­tel um den Bauch in eine Men­schen­men­ge geschickt wer­den, wur­den sie vor­her meist sexu­ell gefol­tert und befin­den sich in einem dis­so­zia­ti­ven Zustand (Dis­so­zia­ti­on ist ein Über­le­bens­me­cha­nis­mus, d. h. das Gehirn kop­pelt die schlimms­ten Erfah­run­gen vom All­tags­be­wusst­sein ab, weil das Grau­en sonst uner­träg­lich wäre). In die­sem Zustand kön­nen sie die Tat aus­füh­ren, ohne über mög­li­che Fol­gen oder gar den eige­nen Tod nachzudenken.

Für Opfer von z. B. ritua­li­sier­ter sexu­el­ler Gewalt gilt das­sel­be ent­spre­chend. Sie wer­den von den Tätern Schritt für Schritt in die Dis­so­zia­ti­on geführt, in die­sem Zustand miss­braucht und danach Schritt für Schritt wie­der aus der Dis­so­zia­ti­on her­aus­ge­führt in den nor­ma­len All­tag. Die Opfer ver­brin­gen den Rest des Tages ganz nor­mal, und wenn man sie fragt, wie ihr Tag war, sagen sie: Gut, alles in Ord­nung. Und sie emp­fin­den es auch als in Ord­nung, weil sie an den Miss­brauch sowie die unmit­tel­ba­re Zeit davor und danach kei­ne Erin­ne­rung haben.

Es ist so lan­ge alles in Ord­nung, bis so genann­te Trig­ger (= Aus­lö­ser), wie z. B. bestimm­te Gerü­che, For­men, Far­ben, Gestal­ten, Klän­ge etc. dafür sor­gen, dass der Betrof­fe­ne plötz­lich aus hei­te­rem Him­mel anfängt zu schrei­en, eine Panik­at­ta­cke bekommt oder in Apa­thie ver­fällt und ‘wir­res’ Zeug redet. Für den Betrof­fe­nen ist es so, als erleb­te er das Schreck­li­che jetzt in die­sem Moment, obwohl es schon eine Zeit­lang zurück­liegt und es dabei in Wirk­lich­keit um eine Erin­ne­rung han­delt, die lan­ge ver­drängt im Unter­be­wusst­sein schlum­mer­te und jetzt hochpoppt.

Die­se Men­schen sind nicht schi­zo­phren. Schi­zo­phren oder psy­cho­pa­tisch sind die Draht­zie­her dahin­ter, meist geschul­te Leu­te, die genau wis­sen, wie das mensch­li­che Gehirn und die Psy­che funk­tio­nie­ren. Sie sind die wahr­haft Kran­ken und gehö­ren aus dem Ver­kehr gezogen.

Wer­den post­trau­ma­ti­sche Belas­tungs­sym­pto­me nicht recht­zei­tig und nicht rich­tig behan­delt, kön­nen sie chro­ni­fi­zie­ren und extre­me Aus­ma­ße anneh­men, die dann in der Tat schi­zo­phre­nie-ähn­lich anmu­ten können.

Bei der Dia­gno­se­stel­lung — spe­zi­ell bei der Unter­schei­dung Schi­zo­phre­nie oder PTBS — gibt es so vie­le Fak­to­ren zu berück­sich­ti­gen, wes­halb die Fra­ge nach der Kau­sa­li­tät von immenser Bedeu­tung im Umgang mit den Betrof­fe­nen ist.

Aber die Fra­ge nach der Ursa­che inter­es­siert unser Gesund­heits­sys­tem oder bes­ser gesagt unser Krank­heits­er­hal­tungs­sys­tem nicht. Eine Refe­rats­lei­te­rin im Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um hat mir ein­mal per­sön­lich gesagt, dass nach den Ursa­chen nicht geschaut wer­de, es wür­den immer nur die Sym­pto­me behan­delt. Etwas ande­res sei in unse­rem Gesund­heits­sys­tem nicht vor­ge­se­hen. So, jetzt weißt Du’s.

Leit­sym­pto­me der Schizophrenie

Es gibt unter­schied­li­che Arten von Schi­zo­phre­nie mit unter­schied­li­chen Sym­ptom­bil­dern. Leit­sym­pto­me sind:

For­ma­le Denk­stö­run­gen (zer­fah­re­nes, sprung­haf­ter Gedan­ken­gang ohne logi­schen Zusam­men­hang, Spra­che bruch­stück­haft bis Wort­sa­lat, Sprach­ver­ar­mung, plötz­li­ches Abrei­ßen des zunächst flüs­si­gen Gedankens)

Inhalt­li­che Denk­stö­run­gen (Wahn, z. B. Ver­fol­gungs­wahn, Ver­gif­tungs­wahn, hypo­chon­dri­scher Wahn etc., wahn­haf­te Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen einer rea­len Wahrnehmung)

Ich-Stö­run­gen (Fremd­be­ein­flus­sungs­er­le­ben = Den­ken und Han­deln erschei­nen als von außen gelenkt; Gedan­ken­ent­zug, Gedan­ken­ein­ge­bung, Deper­so­na­li­sa­ti­on = der Kör­per und das Ich bil­den kei­ne Ein­heit mehr, die Gren­zen zwi­schen Ich und Umwelt sind durch­läs­sig; Derea­li­sa­ti­on = Emp­fin­den von räum­li­cher Ver­än­de­rung, Ent­frem­dung der Umwelt, Emp­fin­den des Unwirk­li­chen, Gespenstischen)

Wahr­neh­mungs­stö­run­gen (akus­ti­sche, opti­sche oder tak­ti­le Hal­lu­zi­na­tio­nen, Leib­hal­lu­zi­na­tio­nen = abnor­me Kör­per­emp­fin­dun­gen, wie z. B. das Gefühl des Schrump­fens oder das Gefühl, von elek­tri­schem Strom durch­strömt zu werden)

Affekt­stö­run­gen (emo­tio­na­le Ver­ar­mung und Iso­la­ti­on, man­geln­der emo­tio­na­ler Kon­takt, lee­re Hei­ter­keit oder Albern­heit, inad­äqua­te Affek­te = Gefühls­aus­druck und Erleb­nis­in­halt pas­sen nicht zusam­men, unpas­sen­de Mimik)

Kata­to­ne Stö­run­gen (star­ke moto­ri­sche Unru­he mit z. T. ste­reo­ty­pen Bewe­gungs­ab­läu­fen, Erre­gungs­zu­stän­de , Schrei­en, Grim­mas­sie­ren, Stö­run­gen der Psy­cho­mo­to­rik, bizar­re Hal­tun­gen, Hal­tungs­ste­reo­ty­pien etc.)

Sui­zi­da­li­tät und Aggres­si­vi­tät (Sui­zid­ge­fahr durch befeh­len­de Stim­men und Angst­zu­stän­de oder Ver­fol­gungs­wahn; Fremd­ge­fähr­dung durch z. B. Angriff auf ver­meint­li­chen Verfolger)

Die drei häu­figs­ten Vari­an­ten der Schizophrenie

Bei der para­no­id-hal­lu­zi­na­to­ri­schen Schi­zo­phre­nie ste­hen Wahn­erleb­nis­se und Hal­lu­zi­na­tio­nen im Vor­der­grund. Es ist das häu­figs­te Erschei­nungs­bild schi­zo­phre­ner Stö­run­gen. Die Sym­pto­ma­tik beginnt meist ab dem 40. Lebensjahr.

Die kata­to­ne Schi­zo­phre­nie ist geprägt von Stö­run­gen des Antriebs sowie der Will­kür­be­we­gun­gen. Dabei kommt es zu Schwan­kun­gen zwi­schen kata­to­nem Stu­por (Erstar­rung) und kata­to­ner Erre­gung. Beim Stu­por ist der Betrof­fe­ne bei kla­rem Bewusst­sein und nimmt die Vor­gän­ge in sei­ner Umge­bung mit beson­de­rer Emp­find­lich­keit wahr. Er ist jedoch auf­grund sei­ner Bewe­gungs­un­fä­hig­keit nicht in der Lage, dar­an teil­zu­neh­men. Wenn­gleich Angst, Wahn und Hal­lu­zi­na­tio­nen nicht im Vor­der­grund ste­hen, so sind sie für den Betrof­fe­nen doch beson­ders quälend.

Bei der hebe­phre­nen Schi­zo­phre­nie han­delt es sich um eine Form, die beson­ders jun­ge Men­schen meist vor dem 30. Lebens­jahr betrifft. Affekt­stö­run­gen, for­ma­le Denk­stö­run­gen (unge­ord­net, zer­fah­ren, weit­schwei­fig), Stö­run­gen des Sozi­al­ver­hal­tens und Manie­ris­men (= bizar­re, ver­zerr­te oder ver­schnör­kel­te Bewe­gungs­ab­läu­fe, die in die­ser Situa­ti­on unsin­nig erschei­nen), bestimm­ten das Erscheinungsbild.

Behand­lung von Schizophrenie

Die Behand­lung bei Men­schen mit aku­ter Schi­zo­phre­nie erfolgt in der Regel sta­tio­när und mit Psy­cho­phar­ma­ka (Anti­psy­cho­ti­ka, Anti­de­pres­si­va, Beru­hi­gungs­mit­tel etc.). Eine Behand­lung wird ggf. auch gegen den Wil­len des Betrof­fe­nen mit­tels einer behörd­li­chen Unter­brin­gung durch­ge­führt. Neben der Phar­ma­ko­the­ra­pie ist auch eine psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Behand­lung sinn­voll, z. B. Sozio­the­ra­pie zur För­de­rung der Eigen­ak­ti­vi­tät, För­de­rung der Fähig­keit zur Ent­wick­lung von Bewäl­ti­gungs­stra­te­gien, lebens­prak­ti­sche Maß­nah­men im Bereich Arbeit, Frei­zeit und Woh­nung; Ver­hal­tens­the­ra­pie zur Ver­bes­se­rung der sozia­len Kom­pe­tenz; Arbeits- und Beschäf­ti­gungs­the­ra­pie und wei­te­re Reha-Maßnahmen.

Behand­lung von PTBS

Eine Post­trau­ma­ti­sche Belas­tungs­stö­rung braucht ggf. auch Medi­ka­men­te, aber nicht zwangs­läu­fig. Anti­de­pres­si­va, angst­lö­sen­de und beru­hi­gen­de Medi­ka­men­te kön­nen zum Ein­satz kom­men, hin und wie­der auch Anti­psy­cho­ti­ka. Dies muss indi­vi­du­ell abge­stimmt und ent­schie­den wer­den. Es gibt vie­le Betrof­fe­ne, die pri­ma ohne Medi­ka­men­te aus­kom­men oder allen­falls ein homöo­pa­ti­sches Mit­tel neh­men. Auch eine sta­tio­nä­re Behand­lung ist nicht unbe­dingt erfor­der­lich. Die psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Behand­lung von post­trau­ma­ti­schem Stress soll­te nicht in ers­ter Linie aus einer Ver­hal­tens­the­ra­pie bestehen.  Lei­der wird dies aber in vie­len Fäl­len so gemacht, weil es sich über die Kran­ken­kas­sen abrech­nen lässt. Für die Betrof­fe­nen ist eine Ver­hal­tens­the­ra­pie bei PTBS mit­un­ter fatal. Sie brau­chen eine spe­zi­ell auf ihre Bedüf­nis­se aus­ge­rich­te­te Trau­ma­the­ra­pie. Vie­le The­ra­peu­ten ver­fü­gen aber gar nicht über die ent­spre­chen­de Zusatz­qua­li­fi­ka­ti­on. Es genügt auch nicht, ein Wochen­end­se­mi­nar in EMDR zu bele­gen und zu glau­ben, man kön­ne Trau­ma­the­ra­pie machen. Lei­der kommt dies immer wie­der vor. Die War­te­zeit auf einen ange­mes­se­nen The­ra­pie­platz beträgt vie­le Mona­te, bis zu einem Jahr und länger.

Dif­fe­ren­ti­al­dia­gno­se bei Schizophrenie

Schul­me­di­zi­ni­sche Dia­gno­sen kön­nen ein Fluch sein, aber für man­che auch ein Segen. Men­schen, die ihre Dia­gno­se ken­nen, kön­nen sich dadurch sehr erleich­tert füh­len. Sie haben dann das Gefühl, etwas Greif­ba­res in der Hand zu haben, end­lich Gewiss­heit zu haben, was mit ihnen los ist. Für ande­re wie­der­um bedeu­tet eine Dia­gno­se etwas End­gül­ti­ges, oft auch Stig­ma­ti­sie­ren­des. Oft kom­men Angst und das Gefühl von Hilf­lo­sig­keit hin­zu. Das kann zu einer gro­ßen Belas­tung wer­den. Im GK3 für Psych­ia­trie, der Bibel für alle ange­hen­den Psych­ia­ter oder Psy­cho­the­ra­peu­ten, sind fol­gen­de Dif­fe­ren­ti­al­dia­gno­sen aufgeführt:

  1. Schi­zo­phre­nie­ty­pi­sche Sym­pto­me über mind. 1 Monat
  2. orga­ni­sche Psy­cho­sen (z. B. Delir)
  3. psy­cho­ti­sche Sym­pto­me bei Suchterkrankungen
  4. Aku­te, schi­zo­phre­nie­for­me psy­cho­ti­sche Stö­run­gen (kur­ze reak­ti­ve Stö­rung, weni­ger als 1 Monat)
  5. Per­sön­lich­keits­stö­run­gen (para­no­ide, schi­zo­ty­pe und schizoide)
  6. Aku­te bzw. anhal­ten­de wahn­haf­te Störung

Wo blei­ben hier die Sym­pto­me einer post­trau­ma­ti­schen Belas­tungs­re­ak­ti­on, wie z. B. dis­so­zia­ti­ve Reak­tio­nen, wie Stu­por, Krampf­an­fäl­le, Deper­so­na­li­sa­ti­on, Derea­li­sa­ti­on und der­glei­chen. Auch die gehö­ren in die Dif­fe­ren­ti­al­dia­gno­se bei Schi­zo­phre­nie. Denn die Sym­pto­me sind oft sehr ähn­lich und müs­sen vor der end­gül­ti­gen Dia­gno­se­stel­lung unbe­dingt abge­klärt und abge­grenzt wer­den. Man könn­te die Sym­pto­me der PTBS auch im Punkt 1 “Schi­zo­phre­nie­ty­pi­sche Sym­pto­me über mind. 1 Monat” unter­brin­gen. Aber gera­de die­ser Punkt ist ja ein Kri­te­ri­um, das für die Dia­gno­se Schi­zo­phre­nie spricht. Viel­leicht kann mir jemand erklä­ren, war­um der Punkt 1 im GK3 dif­fe­ren­ti­al­dia­gnos­tisch auf­ge­führt ist.

Schi­zo­phre­nie oder PTBS?

Ich weiß, dass die dif­fe­ren­ti­al­dia­gnos­ti­sche Abgren­zung nicht ein­fach ist, gera­de bei Schi­zo­phre­nie. Sogar erfah­re­ne Ärz­te und The­ra­peu­ten tun sich damit schwer. Ich ken­ne Fäl­le, in denen eine Schi­zo­phre­nie dia­gnos­ti­ziert wur­de, und im Nach­hin­ein stell­te sich her­aus, dass es sich in Wirk­lich­keit um post­trau­ma­ti­sche Stress-Reak­tio­nen gehan­delt hatte.

Ich hat­te vor ein paar Jah­ren (ich war gera­de mit mei­ner Aus­bil­dung fer­tig) mit einer betrof­fe­nen Frau ein lan­ges Tele­fon­ge­spräch. Sie erzähl­te mir, dass bei ihr eine Schi­zo­phre­nie dia­gnos­ti­ziert wor­den war, sie aber der Mei­nung sei, dass es sich bei ihr um post­trau­ma­ti­sche Belas­tungs­sym­pto­me han­del­te. Sie erzähl­te mir, was ihr alles pas­siert war.

Ich hat­te bei ihren Schil­de­run­gen zunächst auch den Ein­druck gewon­nen, dass an der Dia­gno­se Schi­zo­phre­nie etwas dran sein könn­te. So berich­te­te sie bei­spiels­wei­se von “Wel­len”, die immer über sie kom­men wür­den. Auf mein Nach­fra­gen konn­te sie nicht wei­ter spre­chen. Sie stam­mel­te, ihre Gedan­ken ris­sen ab und sie konn­te den Faden nicht wie­der auf­grei­fen. Aller­dings hat­te ich die Frau nur am Tele­fon und nicht per­sön­lich vor mir sit­zen, so dass ich ohne­hin kei­ne Ver­mu­tung hät­te äußern kön­nen, um was es sich wirk­lich han­delt.  Abge­se­hen davon bleibt die Dia­gno­se­stel­lung “Schi­zo­phre­nie” allein Psych­ia­tern vorbehalten.

Lan­ge Rede — kur­zer Sinn: Fakt war, dass die Frau ein­fach zu vie­le schreck­li­che Din­ge erlebt hat­te und nicht in der Lage war, sie chro­no­lo­gisch zu schil­dern. Es stell­te sich wei­ter­hin her­aus, dass die­se “Wel­len” kei­nes­wegs abnor­me wahn­haf­te Emp­fin­dun­gen waren. Die Frau konn­te ledig­lich ihre Emp­fin­dun­gen und Ein­drü­cke nicht mit den pas­sen­den Wor­ten beschrei­ben, weil sie durch die trau­ma­ti­schen Erleb­nis­se noch so beein­träch­tigt war. Die Sym­pto­me waren in der Zwi­schen­zeit chro­ni­fi­ziert, da sie nicht bzw. unsach­ge­mäß behan­delt wur­den. Mit einer Schi­zo­phre­nie hat­te ihre Sym­pto­ma­tik so viel zu tun, wie der Papst mit dem Kamasutra.

Acht­sam­keit bei der Diagnosestellung

Ich unter­stel­le den meis­ten Medi­zi­nern, Psych­ia­tern und Psy­cho­the­ra­peu­ten eine för­der­li­che Ein­stel­lung zu ihrer Arbeit und ihren Patienten.

Lei­der wer­den immer wie­der Fehl­dia­gno­sen, feh­ler­haf­te oder fal­sche Gut­ach­ten erstellt und Fehl­be­hand­lun­gen durch­ge­führt. Es wird wohl die unter­schied­lichs­ten Grün­de dafür geben, je nach­dem, wel­chen Interessen(gruppen) hier gedient wer­den soll.

Des­halb möch­te ich Sie, ver­ehr­te Fach­kräf­te und ange­hen­de Fach­kräf­te im Bereich Medi­zin, Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie, herz­lich bit­ten, mit Men­schen, die sich ver­trau­ens­voll in Ihre Hän­de bege­ben, beson­ders acht­sam und behut­sam umzu­ge­hen. Wenn Sie den Men­schen wohl­ge­son­nen sind, schau­en und hören Sie ein­mal mehr hin, bevor Sie eine end­gül­ti­ge Dia­gno­se stel­len oder ein Gut­ach­ten schrei­ben. Fra­gen Sie nach Hin­ter­grün­den und suchen Sie nach Zusam­men­hän­gen, auch wenn unser aktu­el­les Gesund­heits­sys­tem das nicht vor­sieht. Es kann nicht sein, dass wir gezwun­gen wer­den sol­len, die Kau­sa­li­tät von Erkran­kun­gen sowie die Wech­sel­wir­kung zwi­schen Kör­per und Psy­che zu igno­rie­ren, nur weil es ein paar weni­gen so gefällt.

Erin­nern Sie sich dar­an, war­um Sie Arzt oder The­ra­peut gewor­den sind.

Man könn­te noch so viel zu die­sem The­ma sagen, aber an die­ser Stel­le soll es genug sein. Mehr dazu in mei­nen nächs­ten Blog-Artikeln.


Lite­ra­tur:

Poehl­ke, T. (2009): GK3 Psych­ia­trie. Ori­gi­nal-Prü­fungs­fra­gen mit Kom­men­tar. – 17. Auf­la­ge, Thie­me Verlag

Angst frisst die See­le auf: War­um Bewusst­seins­ar­beit so wich­tig ist

Angst ist eine star­ke nega­ti­ve Kraft. Angst lähmt. Angst wirkt zer­stö­re­risch.  Aus Ängs­ten ent­wi­ckeln sich Min­der­wer­tig­keits­kom­ple­xe, Depres­sio­nen, Panik und Pho­bien. Angst bringt die meis­ten Men­schen dazu, fal­sche Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Aus Angst tref­fen Men­schen oft gar kei­ne Ent­schei­dung. Das führt dazu, daß die meis­ten im Leben nicht rich­tig wei­ter­kom­men, resi­gnie­ren, zuerst ihre Träu­me und schließ­lich sich selbst auf­ge­ben.

Angst frisst die See­le auf

In mei­nem Blog-Bei­trag “Wenn Dich mal wie­der die Angst packt” habe ich bereits über die Ent­ste­hung von Ängs­ten geschrie­ben und wie sie sich auf unser Leben aus­wir­ken. Angst ist für die Macht­ha­ber die­ser Welt der wich­tigs­te Kon­troll­me­cha­nis­mus, um Men­schen, Gemein­den, ja gan­ze Völ­ker in Unwis­sen­heit und Skla­ve­rei zu halten.

Wenn Du denkst, daß ich über­trei­be, dann schau Dir die Welt­ge­schich­te ein­mal an (nein, ich mei­ne nicht die her­kömm­li­chen Geschichts­bü­cher, dar­in wirst Du die Wahr­heit nicht fin­den). Du mußt schon hin­ter die Kulis­sen schau­en, jen­seits des Main­streams, und Dir Dei­ne eige­ne Mei­nung bilden.

“Die Herr­schen­den haben uns intel­li­gent genug gemacht, damit wir uns selbst ver­skla­ven, jedoch nicht intel­li­gent genug, das auch zu erkennen.”
- Dani­el Prinz -

Um zu erken­nen, was hier läuft, wie und war­um wir in Angst und Knecht­schaft gehal­ten wer­den, ist es wich­tig, ja so gar unab­ding­bar, daß wir über unse­ren Tel­ler­rand hin­aus­schau­en und unser Bewußt­sein erwei­tern. Das bedeu­tet unter ande­rem, daß wir die Din­ge hin­ter­fra­gen, die uns täg­lich gesche­hen. War­um müs­sen wir zum Bei­spiel für alles bezah­len? Wo wir doch angeb­lich als freie Men­schen gebo­ren wer­den und uns Lebens­mit­tel und Waren kos­ten­los zur Ver­fü­gung ste­hen müß­ten? Hast Du Dich das jemals gefragt? Wer pro­fi­tiert davon, daß Du und ich für alles, ja wirk­lich für alles bezah­len müs­sen, wäh­rend die Macht­eli­te nie­man­dem Ein­blick in ihre Finan­zen gewäh­ren muß, wie zum Bei­spiel der Vatikan? 

Nun, um das zu ergrün­den, müß­te ich einen sehr gro­ßen Sprung machen, der eini­ge tau­send Jah­re zurück­geht, als näm­lich die ers­ten Geld­ver­lei­her die Sze­ne­rie betra­ten und der Zins und Zin­ses­zins erfun­den wur­de. Zurück in eine Zeit, in der Herr­scher auf ihren Raub- und Erobe­rungs­zü­gen gan­ze Land­stri­che ver­wüs­te­ten und aber­tau­sen­de von Men­schen den Tod fan­den. Und zurück in die Zeit, in der die klas­si­sche Skla­ve­rei abge­schafft und statt­des­sen die Lohn­ar­beit ein­ge­führt wur­de = moder­ne Sklaverei.

Aber ich will das hier gar nicht aus­schmü­cken. Dazu kannst Du Dich selbst bele­sen, wenn es Dich denn wirk­lich inter­es­siert. Das Inter­net ist voll von Infor­ma­tio­nen diesbezgülich.

Men­schen haben vor vie­lem Angst, z. B. vor Job­ver­lust und damit ein­her­ge­hen­den finan­zi­el­len Ein­bu­ßen, Angst vor Gesichts­ver­lust, Angst, nicht aner­kannt zu wer­den, nichts wert zu sein uvm.

Du mußt Dein Bewußt­sein erwei­tern, wenn Du (wie­der) in Dei­ne Kraft kom­men willst.

War­um ist dies so wichtig?

Das nach­fol­gen­de Schau­ta­fel zeigt die ver­schie­de­nen Bewußt­seins­ebe­nen von David R. Haw­kins, einem ame­ri­ka­ni­schen Arzt, Bewuß­seins­for­scher und spi­ri­tu­el­len Lehrer.

Haw­kins’ Haupt­an­lie­gen war die För­de­rung der Spi­ri­tua­li­tät im Men­schen. Nach sei­ner Erfah­rung ist spi­ri­tu­el­les Wachs­tum das grund­le­gends­te und tief­grei­fends­te Mit­tel zur Lin­de­rung von Leid in die­ser Welt.

In über 30-jäh­ri­ger For­schungs­ar­beit schlüs­sel­te Haw­kins die mensch­li­chen Bewußt­seins­ebe­nen mit­tels kine­sio­lo­gi­scher Tests in einer “Ska­la des Bewußt­seins” auf. Er beschrieb die­se Ebe­nen in einer Mess­wert­ska­la zwi­schen 0 und 1.000, mit denen man die ver­schie­de­nen Bewußt­seins­ebe­nen über kine­sio­lo­gi­sche Mus­kel­tests mes­sen kann. Die Ebe­ne 0 stellt dabei den phy­si­schen Tod dar und die tiefs­te Ebe­ne, auf die ein Mensch sin­ken kann. Der Wert 700–1.000 bezeich­net den Zustand der Erleuchtung.

Das klingt im ers­ten Moment viel­leicht etwas kom­pli­ziert, ist es aber nicht, wie Du gleich sehen wirst.

Die Ebe­nen des Bewußt­seins nach David R. Hawkins:

BewußtseinsebenenDu siehst, dass der unte­re Teil von Ebe­ne 0 bis 175 die nega­ti­ven Eigen­schaf­ten abbil­det, der obe­re die posi­ti­ven, bis hin zur höchs­ten Bewußt­seins­ebe­ne, die irdisch erreich­bar ist. Der grü­ne mitt­le­re Teil bil­det die Schwel­le nach oben und unten.

Wenn wir stän­dig unten gehal­ten wer­den und in Angst, Sor­ge oder gar Schuld und Scham leben müs­sen, haben wir auf Dau­er das Gefühl der Hoff­nungs­lo­sig­keit und der Ohn­macht (= erlern­te Hilf­lo­sig­keit). Wir ver­lie­ren damit unser Gefühl für unse­re Selbst­wirk­sam­keit, ja wir haben gar kein Bewuß­sein mehr dar­über, daß wir über­haupt eine Selbst­wirk­sam­keit haben. Wir ver­lie­ren uns dabei selbst. 

Vie­le Men­schen glau­ben in die­sem Jam­mer­tal der Hoff­nungs­lo­sig­keit, daß Gott ein stra­fen­der Gott ist, der über sie rich­tet und sie nicht liebt. Sie ver­ges­sen dabei völ­lig, daß sie selbst gött­li­che Wesen und mit Schöp­fer­kräf­ten aus­ge­stat­tet sind. Die Schöp­fer­kräf­te sind ihnen im Lau­fe ihres Über-Lebens­kamp­fes abhan­den gekommen. 

Selbst­wirk­sam­keit — was ist das?

Selbst­wirk­sam­keit meint die Ein­stel­lung zu der Wirk­sam­keit unse­res eige­nen Han­delns, also das Ver­trau­en in unse­re eige­nen Fähig­kei­ten und in unser Leis­tungs­ver­mö­gen. Men­schen mit einer nied­ri­gen Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung sind der Mei­nung, daß sie mit ihren Fähig­kei­ten und Hand­lun­gen nicht viel bewir­ken kön­nen. Sie glau­ben, daß ihr Leben vom Schick­sal bestimmt ist, von Leh­rern, Chefs, Poli­ti­kern oder sonst irgend­wel­chen äuße­ren Umständen.

Men­schen mit hoher Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung glau­ben bzw. wis­sen, daß sie mit ihrem Han­deln etwas bewir­ken und auch schwie­ri­ge Situa­tio­nen und grö­ße­re Stra­pa­zen gut meis­tern kön­nen. Sie ver­fü­gen über einen gesun­den Opti­mis­mus, eine posi­ti­ve geis­ti­ge Hal­tung in Bezug auf ihre Fähig­kei­ten und ihre Selbstbestimmungsmöglichkeiten.

Wir wirkt sich Dei­ne Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung auf Dein Leben aus?

Dei­ne Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung beein­flußt Dei­ne Gefüh­le und Dein Ver­hal­ten. Erfolg oder Miß­er­folg wer­den durch Dei­ne Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung stark beeinflußt.

Wenn Du davon über­zeugt bist, Ein­fluß auf Dein Leben zu haben, auf Dei­ne Gesund­heit und alles, was Dir im Leben geschieht, dann reagierst Du weni­ger ängst­lich. Du bist guter Din­ge und vol­ler Zuver­sicht, daß Du etwas bewir­ken und errei­chen kannst. Du traust Dir mehr zu, hast mehr Wider­stands­kraft und ein grö­ße­res Durchhaltevermögen. 

Men­schen mit weni­ger Opti­mis­mus und einer nied­ri­gen Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung geben schnell auf, wenn es Pro­ble­me gibt oder sie eine Nie­der­la­ge ein­ste­cken müs­sen. Die­se Men­schen wagen sich oft an nichts Neu­es her­an, weil sie Angst haben und sich nichts zutrau­en. Und weil sie nicht an ihre eige­nen Fähig­kei­ten glau­ben, füh­len sie sich hilf­los, rut­schen in eine Depres­si­on oder ent­wi­ckeln ein Suchtverhalten.

Wie Du Dei­ne Selbst­wirk­sam­keit stär­ken kannst

Zunächst ist es wich­tig zu wis­sen, daß unse­re Selbst­wirk­sam­keit erlernt ist. Sie zeigt sich in Äuße­run­gen, wie

  • Ich weiß, was ich kann
  • Ich habe das frü­her schon­mal geschafft, dann schaf­fe ich das jetzt auch
  • Ich ver­traue mei­nen Fähig­kei­ten etc.

Du kannst Dei­ne Selbst­wirk­sam­keit dadurch stärken,

  • daß Du die Erfah­rung machst, schwie­ri­ge Situa­tio­nen zu bewältigen
  • daß Du Du Men­schen als Vor­bild nimmst, die schon da sind, wo Du noch hinwillst
  • daß Du Dich mit Men­schen umgibst, die an Dich glauben
  • daß Du lernst, Dei­ne Gefüh­le zu bein­flus­sen (Angst ist nur ein Gefühl!)
  • daß Du Dir eine posi­ti­ve Lebens­ein­stel­lung aneignest

Vie­le Men­schen konn­ten ihre Selbst­wirk­sam­keit nie ent­wi­ckeln, weil sie seit ihrer Geburt in Angst und Schre­cken leben. Ich den­ke da an Babys, die in Kin­der­por­no­r­in­ge hin­ein­ge­bo­ren wer­den oder an Men­schen, die schon früh sexu­ell miß­braucht wur­den. Und ich den­ke an Men­schen, die auf irgend eine Art und Wei­se trau­ma­ti­siert wur­den und die Erfah­rung machen muß­ten, nichts bewir­ken zu kön­nen und der Situa­ti­on hilf­los aus­ge­lie­fert waren.

In sol­chen Fäl­len ist es nicht mit ein paar Affir­ma­tio­nen getan, son­dern es bedarf einer indi­vi­du­el­len, auf den jewei­li­gen Men­schen zuge­schnit­te­ne Therapie. 

Mir ist nur wich­tig, Dir zu sagen, daß Du — egal, was Du erlebt hast — Dei­ne Selbst­wirk­sam­keit auf­bau­en und stär­ken kannst. Näh­ren­de Bezie­hun­gen, gute Freun­de, eine lie­ben­de Fami­lie sind da sehr hilf­reich. Hol Dir im Zwei­fels­fall pro­fes­sio­nel­le Hilfe.

Übung:

Erin­ne­re Dich an eine schwie­ri­ge Situa­ti­on in Dei­nem Leben, die Du bewäl­tigt hast. Es muß nichts “Welt­be­we­gen­des” gewe­sen sein, es darf ruhig auch etwas “Klei­ne­res” sein. Wich­tig ist, daß Du Dir bewußt machst, daß Du Dei­ne Her­aus­for­de­rung gut gemeis­tert hast.

  • Wie hast Du das gemacht?
  • Wel­che Fähig­kei­ten hast Du dafür gebraucht und eingesetzt?
  • Wel­che Unter­stüt­zung von außen hat­test Du?
  • Wie hast Du Dich gefühlt, nach­dem die Schwie­rig­keit übewun­den war (was hast Du gemacht, mit wem hast Du gesprochen)?

Mach Dir das bewußt und ver­wei­le eine Zeit­lang in die­sem guten Gefühl! Wenn Du vor einer ähn­li­chen Her­aus­for­de­rung stehst, brauchst Du dich nur dar­an zu erin­nern, daß Du das schon ein­mal gut hin­be­kom­men hast.


Bild­quel­len:

Bei­trags­bild: Engels­lei­ter (Wiki­pe­dia, gemeinfrei)

Kar­te des Bewußt­seins: © Syl­via Geiss

Trauma und Trauer

Wie unter­schei­det man Trau­ma und Trauer?

Die aktu­el­len Mel­dun­gen in den Nach­rich­ten berich­ten von Men­schen, die trau­ernd vor einem Meer aus Blu­men für die Opfer der jüngs­ten Ter­ror­an­schlä­ge in Paris ste­hen. Wann immer sol­che Schre­ckens­er­eig­nis­se pas­sie­ren, sei es durch Bom­ben­at­ten­ta­te, Flug­zeug­ab­stür­ze oder Natur­ka­ta­stro­phen — wird sofort von trau­ern­den Men­schen gesprochen.

Trau­ma und Trau­er — zwei ver­schie­de­ne Schuhe

Trau­ern tun Men­schen, die Freun­de und Ange­hö­ri­ge ver­lo­ren haben, sicher­lich, und zwar jeder auf sei­ne ganz indi­vi­du­el­le Weise.

Aller­dings muss man hier auch ganz klar sagen, dass Trau­er einer­seits ein Gefühl des Ver­lus­tes und des Schmer­zes und ande­rer­seits auch ein Pro­zess ist. Trau­er setzt nicht unmit­tel­bar nach einem Schre­ckens­er­eig­nis ein. Im Vor­der­grund steht hier­bei nicht das schmerz­li­che Gefühl, son­dern der Schock.

Exper­ten wer­den hier viel­leicht ein­wer­fen, dass die Schock­pha­se einen Teil des Trau­er­pro­zes­ses dar­stellt. Nun, wenn man die in den 1970er Jah­ren ent­wi­ckel­ten Trau­er­pha­sen zugrun­de­legt, mag das theo­re­tisch so anmu­ten. In der Pra­xis sieht die Sache aber oft ganz anders aus.

Schau­en wir uns zunächst die vier Trau­er­pha­sen ein­mal an:

Das Vier­pha­sen­mo­dell der Trau­er nach Yorick Spiegel

(Quel­le: www.trauerphasen.de)

Der Theo­lo­ge Yorick Spie­gel hat mit sei­ner Habi­li­ta­ti­ons­schrift „Der Pro­zeß des Trau­erns. Ana­ly­se und Bera­tung“ aus dem Jahr 1972 ein eben­falls vier­pha­si­ges Modell vor­ge­legt, wel­ches die Schwer­punk­te jedoch ein wenig anders setzt als Vere­na Kast. Er ori­en­tiert sich mehr an den Gefüh­len und dem Umgang damit und beob­ach­tet dabei unter­schied­li­che Ver­hal­tens­wei­sen, die für die Pha­sen cha­rak­te­ris­tisch sind. 

DIE SCHOCKPHASE
Die­se Pha­se setzt unmit­tel­bar nach dem Erhalt der Todes­nach­richt ein und lässt die Men­schen in einen Zustand der Läh­mung ver­fal­len. Wie groß der Schock ist und wie lan­ge die­se Pha­se dau­ert (eini­ge Stun­den oder weni­ge Tage), hängt unter ande­rem davon ab, ob der Tod erwar­tet wur­de  — auf­grund einer Krank­heit oder hohen Alters -, oder ob er völ­lig uner­war­tet ein­ge­tre­ten ist – Unfall, Sui­zid oder ähnliches. 

Die Reak­tio­nen wäh­rend die­ses Schocks kön­nen sehr unter­schied­lich sein. Man­che Men­schen neh­men ihre Umwelt gar nicht mehr wahr und sind kaum ansprech­bar, ande­re bre­chen völ­lig zusam­men, wie­der ande­re wid­men sich Rou­ti­ne­tä­tig­kei­ten, als wäre nichts gesche­hen. In die­ser Pha­se wer­den die Betrof­fe­nen meis­tens von Ange­hö­ri­gen und Freun­den unter­stützt, die ihnen auch dabei hel­fen, ihre Emo­tio­nen zu kon­trol­lie­ren – was den Über­gang zur nächs­ten Pha­se einleitet. 

DIE KONTROLLIERTE PHASE    
Gera­de in den ers­ten Tagen nach einem Todes­fall muss der Mensch trotz des mög­li­chen Zusam­men­bruchs sei­ner Welt funk­tio­nie­ren und agie­ren, da es neben der Beer­di­gung unzäh­li­ge Din­ge zu erle­di­gen gilt. Daher wer­den in die­ser Pha­se durch eige­ne und frem­de Akti­vi­tä­ten die Emo­tio­nen kon­trol­liert, um einen mög­li­chen Zusam­men­bruch zu ver­hin­dern und not­wen­di­ge Din­ge erle­di­gen zu können. 
Der betrof­fe­ne Mensch ver­sucht selbst, sei­ne Emo­tio­nen unter Kon­trol­le zu hal­ten, und er wird dabei von Ange­hö­ri­gen und Freun­den aktiv unter­stützt. Der Trau­ern­de soll so ent­las­tet wer­den, damit er die eige­nen Kräf­te zur Selbst­kon­trol­le auf­brin­gen kann. Die star­ke emo­tio­na­le Selbst­kon­trol­le in Ver­bin­dung mit den geschäf­ti­gen und hek­ti­schen Tagen kurz nach einem Todes­fall erzeugt beim trau­ern­den Men­schen aller­dings eine gewis­se Distanz, als zöge ein Film an ihm vor­über, an dem er nicht betei­ligt ist. In die­ser Pha­se der Kon­trol­le stellt sich oft ein Gefühl der Lee­re ein, da man die Emo­tio­nen ja zurück gestellt hat und des­halb nichts so rich­tig spü­ren kann. Die kon­trol­lier­te Pha­se endet meis­tens nach der hek­ti­schen Zeit bis zur Beer­di­gung, wenn Ver­wand­te und Freun­de wie­der abge­reist sind. 

DIE PHASE DER REGRESSION     
Der All­tag ohne den Ver­stor­be­nen setzt ein, und die inten­si­ve Hil­fe und Unter­stüt­zung der ers­ten Tage sind nicht mehr in die­sem Umfang vor­han­den. Nun wird der Trau­ern­de mit aller Macht mit dem All­tag ohne den ver­lo­re­nen Men­schen kon­fron­tiert, er zieht sich von der Welt zurück, ver­spürt eine Fül­le unter­schied­li­cher Emo­tio­nen und fühlt sich ob des Zusam­men­bruchs sei­ner Welt oft hilf­los und gelähmt.
Hilfs­an­ge­bo­te und Auf­mun­te­rungs­ver­su­che von Freun­den und Ange­hö­ri­gen wer­den zwar einer­seits gewünscht, ande­rer­seits aber doch oft abge­lehnt, weil sie zum Teil als sinn­los oder als zu anstren­gend emp­fun­den wer­den. In die­ser Pha­se fühlt sich der Trau­ern­de weder der Welt der Leben­den so rich­tig zuge­hö­rig noch der unter­ge­gan­ge­nen Welt mit dem Ver­stor­be­nen, von dem er sich noch nicht gelöst hat; er ver­sinkt in Hilf­lo­sig­keit, Depres­si­on und Ver­zweif­lung und ver­spürt ein Gefühl der Unwirklichkeit. 

In die­ser Pha­se wer­den die trau­ern­den Men­schen oft von Schlaf­lo­sig­keit geplagt, die eine per­ma­nen­te Müdig­keit und Mat­tig­keit zur Fol­ge hat. Auch Appe­tit­lo­sig­keit und ein Man­gel an Antriebs­kraft stel­len sich ein, oft ist allein das Anzie­hen ein schwe­rer und anstren­gen­der, irgend­wie sinn­lo­ser  Schritt. Zur inne­ren und äuße­ren Ent­las­tung grei­fen etli­che Men­schen dann zu Hilfs­mit­teln wie Tablet­ten, Dro­gen oder Alko­hol, was zu einem ech­ten Pro­blem wer­den kann, wenn dies zu häu­fig oder zu lan­ge geschieht. 

DIE PHASE DER ADAPTION   

Lang­sa­me Rück­kehr ins Leben und neue Bezie­hungs­fä­hig­keit. Der Trau­ern­de ver­sucht, lang­sam wie­der in sein altes Leben zurück­zu­kom­men, aber der Ver­lust wird immer im Her­zen blei­ben. Doch der Trau­ern­de kann sich nicht ewig zurückziehen. 

Die Trau­er­be­wäl­ti­gung läuft in die­ser Pha­se kei­nes­wegs kon­ti­nu­ier­lich ab: Kurz­zei­ti­ge Rück­schrit­te in vor­he­ri­ge Sta­di­en des Trau­er­pro­zes­ses sind mög­lich. Dabei kann die gan­ze Schwe­re der Trau­er wie­der da sein, doch klin­gen die Abschnit­te meist schnel­ler ab.   

Hier muss ich  ein Veto einlegen:

Wenn Du Dir die in der Schock­pha­se beschrie­be­nen Sym­npto­me anschaust, wirst Du fest­stel­len, dass es sich hier­bei um aku­te Belas­tungs­re­ak­tio­nen han­delt, die in ihrer Schwe­re vari­ie­ren und trau­ma­ti­sche Aus­ma­ße anneh­men kön­nen. Wie lan­ge die­se Pha­se dau­ert, hängt eben nicht nur davon ab, ob der Tod erwar­tet wur­de oder ob es sich um einen Unfall, Sui­zid oder ein Ver­bre­chen handelte.

Es kommt in ers­ter Linie auf die inner­psy­chi­sche Ver­ar­bei­tung an.

Wie reagiert der Orga­nis­mus bei einem Schock­erleb­nis (Trau­ma)?

Fight or Flight

Die natür­li­che Reak­ti­on des Orga­nis­mus auf ein über­wäl­ti­gen­des Ereig­nis ist eine enor­me Mobi­li­sie­rung von Über­le­bens­en­er­gie. Die­se wird zum Zwe­cke des Kamp­fes oder zur Flucht aufgebaut.

Ver­än­de­run­gen im sym­pa­thi­schen Teil des auto­no­men Ner­ven­sys­tems ermög­li­chen Mus­keln und lebens­wich­ti­gen Orga­nen eine stär­ke­re Ver­sor­gung mit Blut­glu­co­se. Den Ske­lett­mus­keln wird somit mehr Ener­gie zuge­führt wird, was den Orga­nis­mus in die Lage ver­setzt, bes­ser kämp­fen oder vor gefähr­li­chen Situa­tio­nen flie­hen zu kön­nen (Huber 2007, S. 41).

Free­ze and Fragment

Sind in dem ent­spre­chen­den Moment weder Kampf noch Flucht mög­lich, erstarrt der Mensch und das gesam­te Ereig­nis wird mit Hil­fe der hohen Ener­gie zum Schutz des Men­schen “ein­ge­fro­ren” (Free­ze).

Vom Moment der Free­ze-Reak­ti­on an, wenn also die Schock­star­re beginnt, ist klar: Jetzt fin­det für den Men­schen das Ereig­nis als Trau­ma statt und nicht mehr “nur” als belas­ten­des Lebensereignis.

Mit Free­ze ist aber auch eine Läh­mungs­re­ak­ti­on gemeint: »Es ist, als ob das Gehirn sich sagt: Ich brin­ge den Orga­nis­mus nicht erfolg­reich aus der Situa­ti­on her­aus, und ich kann den aggres­si­ven Reiz nicht äußer­lich nie­der­rin­gen – also muss ich genau dies intern tun: Ich mache den aggres­si­ven Reiz unschäd­lich und erlau­be dem Orga­nis­mus, sich inner­lich davon zu distan­zie­ren. Eine Flut von Endor­phi­nen – schmerz­be­täu­ben­den kör­per­li­chen Opi­aten – hilft bei die­sem “geis­ti­gen Weg­tre­ten” und der “Neu­tra­li­sie­rung” aku­ter Todes­angst. Auch das Nor­ad­re­na­lin aus der Neben­nie­ren­rin­de, das zunächst zum “Tun­nel­blick” ver­hilft, kann, wenn viel davon durch den Kör­per rast, die nor­ma­ler­wei­se inte­gra­ti­ve Wahr­neh­mung blo­ckie­ren. Der Mensch müss­te jetzt eigent­lich schrei­en, um Hil­fe rufen, wei­nend zusam­men­bre­chen – doch oft bedeu­tet die “Freeze”-Reaktion nichts ande­res als eine Ent­frem­dung vom Gesche­hen. Vie­le Men­schen wer­den erst deut­lich spä­ter die­se eigent­lich nor­ma­len Reak­tio­nen bekom­men – wenn sie hin­ter­her in Sicher­heit sind und ihr gesam­tes Hirn wie­der “her­un­ter­ge­schal­tet” ist aus dem Alarm­zu­stand und schrei­en. Aber die meis­ten tun es jetzt noch nicht, nicht wenn inner­lich erst ein­mal alles erstarrt” (Huber 2007, S. 43).

In die­ser inne­ren Schock­star­re bleibt der Mensch gefan­gen: die Ent­fal­tung der Lebens­en­er­gie wird unter­drückt, es kommt zu einer Unter­bre­chung der Ver­bin­dung zum eige­nen Selbst, zu ande­ren Men­schen, zur Natur und zur eige­nen geis­ti­gen Quel­le. Wenn die über­schüs­si­ge Ener­gie nach dem Ereig­nis nicht wie­der auf­ge­löst wer­den kann, bleibt sie im Ner­ven­sys­tem gebun­den (Jean Shah­baz, www.traumaheilung-berlin.de).

“Dann … kommt das Mit­tel des Frag­men­tie­rens [Her­vor­he­bung im Ori­gi­nal] hin­zu: Die Erfah­rung wird zer­split­tert, und die­se Split­ter wer­den so “weg­ge­drückt”, dass das äuße­re Ereig­nis nicht mehr (jeden­falls nicht ohne spä­te­re geziel­te Anstren­gun­gen) zusam­men­hän­gend wahr­ge­nom­men und erin­nert wer­den kann” (Huber 2007, S. 43).

Dies sind die Schutz­me­cha­nis­mus, die Men­schen eine Zeit­lang nach dem belas­ten­den Ereig­nis funk­tio­nie­ren lassen.

Es ist nach mei­nem Dafür­hal­ten nicht ganz ein­fach, zwi­schen Trau­ma und Schock­pha­se wäh­rend des Trau­er­pro­zes­ses zu unter­schei­den. Umso wich­ti­ger ist es, dass man hier genau­er hin­schaut und trau­ma­ti­sche Sym­pto­me nicht ein­fach als Trau­er oder kom­pli­zier­te Trau­er abtut.

Spe­zi­ell bei Men­schen mit Mor­d­er­fah­run­gen erle­be ich das immer wie­der. Zu oft dia­gnos­ti­zie­ren so genann­te “Exper­ten” die­sen Men­schen eine kom­pli­zier­te Trau­er, weil sie nicht sehen oder es nicht wahr­ha­ben wol­len, dass hier ein Psy­cho­trau­ma mit  dazu­ge­hö­ri­gen Trau­ma­fol­ge­re­ak­tio­nen  vor­liegt. Zumal wenn die Sym­pto­me dabei sind, zu chro­ni­fi­zie­ren, heißt es oft: “Ach was, das ist kein Trau­ma, der oder die­je­ni­ge kommt bloß mit ihrer Trau­er nicht klar.”

Solan­ge der Mensch in sei­nem Trau­ma steckt, wel­ches noch nicht bear­bei­tet ist, und solan­ge die Ange­hö­ri­gen noch damit beschäf­tigt sind, sich um Din­ge wie Beer­di­gung, der Auf­klä­rung des Ver­bre­chens, der Wahr­neh­mung von Pro­zess- und Gerichts­ter­mi­nen uvm. zu küm­mern, haben sie gar kei­ne Zeit zu trau­ern. Sie funk­tio­nie­ren wie Robo­ter. Vie­le Betrof­fe­ne berich­ten mir, dass sie erst dann trau­ern kön­nen, wenn der Mör­der hin­ter Schloss und Rie­gel sitzt und der Pro­zess end­lich abge­schlos­sen ist. Danach könn­ten sie sich emo­tio­nal mit dem Tod und dem Abschied von ihrem gelieb­ten Men­schen aus­ein­an­der­set­zen und rea­li­sie­ren, dass der Ver­stor­be­ne nicht zurückkommt.

Erst der Abschluss des Mord­pro­zes­ses, das Schlie­ßen der Akten und die end­gül­ti­ge Gewiss­heit, alles getan zu haben, was zur Auf­klä­rung und Ergrei­fung des Mör­ders geführt hat, gibt den Ange­hö­ri­gen die Mög­lich­keit, über­haupt erst mit der Trau­er­ar­beit begin­nen zu kön­nen. Bis es soweit ist, ver­ge­hen mit­un­ter dahin vie­le Jah­re. Bis dahin funk­tio­nie­ren die Betrof­fe­nen nur und “hal­ten sich irgend­wie am Leben”.

Lei­der muss man hier sagen, gibt es Fäl­le, die gar nicht vor Gericht kom­men, wo der Leich­nam nicht vor­han­den ist oder eine ver­miss­te Per­son nicht gefun­den wird. Das macht die Sache noch schwieriger.

Sicher­lich setzt irgend­wann der Trau­er­pro­zess ein. Näm­lich dann, wenn die Hin­ter­blie­be­nen sich damit aus­ein­an­der set­zen. Wenn ihnen wirk­lich bewusst wird, dass das Gesche­he­ne nicht rück­gän­gig gemacht wer­den und der Ver­stor­be­ne nicht mehr zurück­kom­men kann.

Ich will auch nicht grund­sätz­lich sagen, dass es im Trau­er­pro­zess kei­ne Schock­pha­se gibt. Vere­na Kast nennt sie die Pha­se des “Nicht-wahr­ha­ben-wol­lens”. Die ist sicher­lich vor­han­den. Aber ich wür­de die­se Pha­se auch nicht grund­sätz­lich in den Trau­er­pro­zess schie­ben. Dies kann man nur dann tun, wenn sicher­ge­stellt ist, dass es sich bei der Sym­pto­ma­tik nicht um trau­ma­ti­sche Sym­pto­me handelt.

Trau­er kommt nicht in Pha­sen, son­dern in Wellen

(Quel­le: www.trauerphasen.de)

Die For­schun­gen von Prof. Geor­ge Bon­an­no haben erge­ben, dass Trau­er und Schmerz nicht in den bis­her ange­nom­me­nen Pha­sen auf­tre­ten, son­dern dass sie viel­mehr in Wel­len kom­men, die mit der Zeit immer kür­zer und weni­ger inten­siv werden…

So pen­delt der trau­ern­de Mensch hin und her – Sehn­sucht, Kum­mer, Lee­re und Schmerz sind ver­lust­be­zo­ge­ne Pro­zes­se, Ablen­kung, kurz­fris­ti­ge Ver­drän­gung, vor­wärts­ge­rich­te­tes Den­ken und Momen­te der Freu­de sind rege­ne­ra­ti­ve Prozesse…

Wie lan­ge darf man trauern?

Vie­le erhal­ten die Dia­gno­se “Anpas­sungs­stö­rung”, “Depres­si­on” oder der­glei­chen., wenn die Sym­pto­ma­tik län­ger als 6 Mona­te anhält bzw. die Sym­pto­me sich nicht abschwächen.

Mei­nes Erach­tens ist es nicht als patho­lo­gisch zu betrach­ten, wenn ein Mensch nach einer “ange­mes­se­nen” Zeit noch immer trau­ert und sich an die neue Situa­ti­on nicht “anpas­sen” kann. Nach mei­ner Erkennt­nis sol­len Men­schen sich des­halb anpas­sen, damit die bestehen­den Sys­te­me, in denen sie sich bewe­gen, auf­recht­erhal­ten wer­den und mög­lichst rei­bungs­los funk­tio­nie­ren. Dies dürf­te vor allem im Inter­es­se von Kran­ken­kas­sen, Poli­ti­kern und Arbeit­ge­bern sein.

Jeder Mensch ist ein­zig­ar­tig und wert­voll, und genau­so ein­zig­ar­tig und wert­voll sind sei­ne Lösungs­ver­su­che und Bewäl­ti­gungs­stra­te­gien. Men­schen, die einen Ange­hö­ri­gen durch ein Gewalt­ver­bre­chen ver­lo­ren haben, wer­den nie auf­hö­ren zu trau­ern. Und das müs­sen sie auch nicht. Nie­mand kann mir vor­schrei­ben, wie lan­ge und wie stark ich zu trau­ern habe.

War­um wird die Kau­sa­li­tät bei Trau­ma­fol­ge­stö­run­gen nicht anerkannt?

Mir ist wich­tig zu ver­ste­hen, dass die Kau­sa­li­tät in der Behand­lung von
Erkran­kun­gen eine enor­me Wich­tig­keit hat. Dies hat gro­ße Aus­wir­kun­gen auf die
Behand­lung und den Hei­lungs­er­folg. Aller­dings, und das darf ich an die­ser Stel­le in
aller Deut­lich­keit sagen, hat unser Gesund­heits­sys­tem kein Inter­es­se dar­an, dass
Men­schen wirk­lich gesund werden.

Was für die meis­ten von uns offen­sicht­lich ist, wur­de mir in einem offiziellen
Gespräch mit der Ber­li­ner Senats­ver­wal­tung für Gesund­heit und Sozia­les nochmal
knall­hart und unver­fro­ren ins Gesicht geschleudert:

“Wis­sen Sie, unser Gesund­heits­sys­tem ist so auf­ge­baut, dass nach der Kau­sa­li­tät von Erkran­kun­gen nicht gefragt wird. Es wird immer nur die jewei­li­ge Erkran­kung (= Sym­ptom, Anm. d. Autorin) behan­delt. Die Ursa­che spielt dabei kei­ne Rolle.”

Das süf­fi­san­te Grin­sen mei­ner Gesprächs­part­ne­rin schien mir zu sagen: “Und du
klei­nes Würst­chen kannst nichts dage­gen tun, wir sit­zen doch am län­ge­ren Hebel”.

Wie para­dox!

Denn auch die Funk­tio­nä­re in den Gre­mi­en, Ver­wal­tun­gen und Minis­te­ri­en sind Men­schen, die krank wer­den und ster­ben kön­nen. Anschei­nend sind sich die­se Leu­te ihrer eige­nen Ver­letz­bar­keit und End­lich­keit gar nicht bewusst. Es sei denn, sie ver­fü­gen über genü­gend Geld und das ent­spre­chen­de Wis­sen, um sich  heim­lich und im Ver­bor­ge­nen bei Scha­ma­nen, Geist­chir­ur­gen oder “Schar­la­ta­nen” behan­deln zu las­sen. Oder sie haben zu Hau­se einen Jung­brun­nen, in den sie stei­gen, um dann wie Phoe­nix aus der Asche geheilt und erfrischt wie­der aufzuerstehen.

Wenn ich mir aller­dings unse­re Ent­schei­der so anschaue, scheint mir dies eher
unwahr­schein­lich zu sein. Das bringt mich unwei­ger­lich zu der Annah­me, dass dahin­ter ein grö­ße­rer Plan steckt, dem unse­re Gesetz­ge­ber fol­gen, wis­sent­lich oder unwis­sent­lich. Es mag jeder dar­über den­ken, wie er will. Und man mag mich auch als
Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ke­rin ver­schrei­en. Wer mit offe­nen Augen und Ohren durchs Leben geht, wird bald mer­ken, wie der Hase wirk­lich läuft.

Mir fällt da ein­mal mehr die­se Weis­heit von Buck­mins­ter Ful­ler ein, die da heißt:

«Man schafft nie­mals Ver­än­de­rung, indem man das Bestehen­de bekämpft.
Um etwas zu ver­än­dern, baut man neue Model­le, die das Alte über­flüs­sig machen.»


Lite­ra­tur:

Huber, M. (2007): Trau­ma und die Fol­gen. Trau­ma und Trau­ma­be­hand­lung, Teil 1 – 3. Auf­la­ge, Junfermann.

Shah, H. & T. Weber (2015): Trau­er und Trau­ma: Die Hilf­lo­sig­keit der Betrof­fe­nen und der Hel­fer und war­um es so schwer ist, die jeweils ande­re Sei­te zu ver­ste­hen. — 2. korr. Auf­la­ge, Asanger.

Wie wird ein Mensch zum Opfer — Teil 2

Im zwei­ten Teil möch­te ich beleuch­ten, wie der Opfer­be­griff durch die EU defi­niert ist. Wel­che Per­so­nen sind als Opfer zu bezeich­nen und als sol­che zu behan­deln? War­um ver­wei­gert die Bun­des­re­gie­rung die Umset­zung der EU-Richt­li­nie in natio­na­les Recht? Der Unter­schied zwi­schen Opfer­sta­tus und Opfer­rol­le. Wie Du aus dei­ner Opfer­rol­le aus­stei­gen kannst. Hin­wei­se auf Hilfs­ein­rich­tun­gen und Beratungsstellen.

Wer ist Opfer nach der Richt­li­nie 2012/29/EU?

Die RICHTLINIE 2012/29/EU DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 25. Okto­ber 2012 legt die Min­dest­stan­dards für die Rech­te, die Unter­stüt­zung und den Schutz von Opfern von Straf­ta­ten fest. Die­se Min­dest­stan­dards sind für alle Mit­glieds­staa­ten der EU zu über­neh­men und bis zum 16. Novem­ber 2015, also mor­gen, in natio­na­les Recht umzusetzen.

Die Defi­ni­ti­on des Opfer­be­griffs fin­dest Du in Kapi­tel I All­ge­mei­ne Bestim­mun­gen, Arti­kel 2, Begriffs­be­stim­mun­gen – hier ein Auszug:

1.. Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck  

a) „Opfer“  

i) eine natürliche Person, die eine körperliche, geistige oder seelische Schädigung oder einen wirtschaftlichen Verlust, der direkte Folge einer Straftat war, erlitten hat; 
  
ii) Familienangehörige einer Person, deren Tod eine direkte Folge einer Straftat ist, und die durch den Tod dieser Person eine Schädigung erlitten haben; 14.11.2012 DE Amtsblatt der Europäischen Union L 315/65 
 
b) „Familienangehörige“ den Ehepartner des Opfers, die Person, die mit dem Opfer stabil und dauerhaft in einer festen intimen Lebensgemeinschaft zusammenlebt und mit ihm einen gemeinsamen Haushalt führt, sowie die Angehörigen in direkter Linie, die Geschwister und die Unterhaltsberechtigten des Opfers;  

c) „Kind“ eine Person, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat...

Sind Ange­hö­ri­ge von Tötungs­fäl­len auch Opfer oder nur Hinterbliebene?

Die oben genann­ten Begriffs­be­stim­mun­gen beant­wor­ten ganz klar die Fra­ge nach dem Sta­tus Ange­hö­ri­gen der Opfer von Tötungs­ver­bre­chen. Sie sind defi­ni­tiv Opfer und kei­ne Hin­ter­blie­be­nen. Die Aner­ken­nung als Opfer ist für die Ange­hö­ri­gen enorm wich­tig. Denn sie erlei­den nach der gewalt­sa­men Tötung ihres Ange­hö­ri­gen schwe­re und schwers­te Trau­ma­ti­sie­run­gen und damit ver­bun­de­ne Fol­gen, wie z. B. Chro­ni­fi­zie­rung der trau­ma­ti­schen Sym­pto­ne, Retrau­ma­ti­sie­run­gen durch Behör­den, Insti­tu­tio­nen, The­ra­peu­ten und das per­sön­li­che Umfeld, Arbeits­un­fä­hig­keit, Arbeits­platz­ver­lust und damit ver­bun­de­ne finan­zi­el­le Ein­bu­ßen, sozia­ler Rück­zug, kör­per­li­che Erkran­kun­gen infol­ge des erlit­te­nen Schocks durch das Tötungs­ver­bre­chen uvm. Durch die Aner­ken­nung als Opfer haben die Ange­hö­ri­gen natür­lich auch die Rech­te eines Opfers, näm­lich auf Opfer­ent­schä­di­gungs­leis­tun­gen, Ren­ten­zah­lun­gen, rege­ne­ra­ti­ve Maß­nah­men, wie The­ra­pie, Kur und dergleichen.

Das 3. Opfer­rechts­re­form­ge­setz der BRD sieht aller­dings nicht die Aner­ken­nung der Ange­hö­ri­gen von Mord- und Tötungs­ver­bre­chen als Opfer vor. Im Geset­zes­ent­wurf wird nicht von Opfern gespro­chen, son­dern von Ver­letz­ten. Über­dies wird im Geset­zes­ent­wurf der Focus auf die Psy­cho­so­zia­le Pro­zess­be­glei­tung bei Opfern von Gewalt­ta­ten gelegt. Die Bun­des­re­gie­rung meint, hier­durch die Vor­ga­ben der Richt­li­nie zu erfül­len und zur Ver­bes­se­rung des Opfer­schut­zes bei­zu­tra­gen. Es geht aber bei der Richt­li­nie nicht nur um den Schutz der Opfer bei Straf­ge­richts­pro­zes­sen, son­dern eben auch um die Rech­te und die Unter­stüt­zung der Opfer nach einer Gewalttat.

Die Aner­ken­nung als Opfer durch die öffent­li­che Hand

Es wur­de bereits sei­tens unse­rer Poli­tik­dar­stel­ler (anders kann ich sie nicht bezeich­nen) laut gesagt und bestä­tigt mei­ne Ver­mu­tung, dass es hier ein­mal mehr ums lie­be Geld geht. Die Rech­te und Unter­stüt­zung der Opfer müss­ten ggf. neu defi­niert wer­den. Man kann über­dies defi­ni­tiv nicht abschät­zen, in wel­cher Höhe sich die finan­zi­el­len Belas­tun­gen auf das Sys­tem bewe­gen (Ren­ten­zah­lun­gen, Kos­ten für rege­ne­ra­ti­ve Maß­nah­men, wie Kuren, Psy­cho­the­ra­pie usw.).

Statt des­sen beschäf­tigt man sich lie­ber mit dem Schutz der Opfer bei Gerichts­pro­zes­sen und zwackt von irgend­wo­her Gel­der für die Aus­bil­dung Psy­cho­so­zia­ler Pro­zess­be­glei­ter ab. Die­se Kos­ten sind wohl über­schau­ba­rer. Die Psy­cho­so­zia­len Pro­zess­be­glei­ter dür­fen jedoch mit dem Opfer nicht über den Fall spre­chen und haben vor Gericht auch kein Zeugnisverweigerungsrecht.

Inwie­fern dies zum Schutz des Opfers vor wei­te­ren Re-Trau­ma­ti­sie­run­gen im Gerichts­pro­zess bei­tra­gen soll, kann ich nicht nach­voll­zie­hen. Doch gehen wir ein­mal davon aus, es wäre so: So scheint mir die Maß­nah­me der Psy­cho­so­zia­len Pro­zess­be­glei­tung bei wei­tem nicht aus­rei­chend, um die Vor­ga­ben der EU-Richt­li­nie zu erfül­len. Zumal eben nicht jeder Fall vor Gericht lan­det. In vie­len Fäl­len wird erst gar nicht ermit­telt oder der Fall wird vor­zei­tig niedergelegt.

Doch dies liest man in kei­ner Zei­tung, und das kommt auch nicht im Fern­se­hen. Dar­über hin­aus wol­len unse­re Poli­tik­dar­stel­ler mit Mord und Tot­schlag nicht kon­fron­tiert wer­den und neh­men – sobald das Gespräch dar­auf kommt – sys­te­ma­tisch eine Abwehr­hal­tung ein. So als gäbe es dies in unse­rem Land nicht.

Die EU-Richt­li­nie for­dert ganz klar die Umset­zung in natio­na­les Recht. Doch die Bun­des­re­gie­rung wei­gert sich bzw. setzt nur einen klei­nen Teil davon um. Auf Nach­fra­gen wur­de von einem Par­tei­mit­glied gesagt, dass die BRD ein sou­ve­rä­ner Staat sei und selbst ent­schei­den kön­ne, wel­che Punk­te umge­setzt wür­den und wel­che nicht.

Und dies ist ein Irr­tum. Es han­delt sich hier nicht um “könn­te” und “soll­te”, son­dern um eine EU-Richt­li­nie, die ein Gesetz dar­stellt und umge­setzt wer­den MUSS! Dar­über hin­aus ist die BRD eben kein sou­ve­rä­ner Staat, wie uns dies immer weis­ge­macht wer­den soll. Poli­ti­ker wie Sieg­mar Gabri­el und Wolf­gang Schäub­le haben dies in der Ver­gan­gen­heit bereits öffent­lich geäu­ßert, und sogar das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat bestä­tigt, dass die BRD seit 1945 nie wie­der sou­ve­rän gewe­sen ist. Aber dies wür­de hier zu weit füh­ren. Dar­über kannst Du Dich selbst bele­sen. Das Inter­net ist voll von Infor­ma­tio­nen zu die­sem Thema.

Opfer­sta­tus: pri­mär oder sekundär?

Ange­hö­ri­ge von Mord- und Tötungs­op­fern sind nach Mei­nung der öffent­li­chen Hand kei­ne Pri­mär­op­fer, son­dern Sekun­där­op­fer. Damit fal­len sie durch ein Ras­ter. Zwar wird ihnen eine Trau­ma­ti­sie­rung nicht abge­spro­chen, aber es wird ihnen abge­spro­chen, einen Schock­scha­den erlit­ten zu haben, der es recht­fer­tigt, Opfer­ent­schä­di­gungs­leis­tun­gen in Anspruch zu neh­men. Erst nach vie­lem Hin und Her und zahl­rei­chen Gut­ach­ten, denen sich die Betrof­fe­nen stel­len müs­sen, wird im Ein­zel­fall ent­schie­den, ob hier eine früh­zei­ti­ge Beren­tung oder der­glei­chen erfol­gen kann.

Ange­hö­ri­ge von Mord- und Tötungs­ver­bre­chen sind kei­ne Hin­ter­blie­be­nen und kei­ne Sekun­där­op­fer – sie sind PRIMÄROPFER! Die nach­fol­gen­de Gra­fik ver­deut­licht dies, und ich wer­de es auch noch ein­mal erklä­ren, damit auch der Letz­te es versteht:

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Bei Ange­hö­ri­gen von Ver­letz­ten lebt das eigent­li­che Opfer (Pri­mär­op­fer) noch. Damit sind die Ange­hö­ri­gen Sekun­där­op­fer. Denn es besteht zumin­dest theo­re­tisch die Mög­lich­keit der Rege­ne­ra­ti­on des Betrof­fe­nen. Auch der Weg zurück ins gesell­schaft­li­che und Berufs­le­ben scheint zumin­dest theo­re­tisch mach­bar. Die Ange­hö­ri­gen kön­nen das Opfer dabei unterstützen.

Anders sieht es bei Ange­hö­ri­gen von Mord- und Tötungs­fäl­len aus. Das Gewalt­ver­bre­chen an ihrem Fami­li­en­mit­glied geht für die Ange­hö­ri­gen mit einer Ver­nich­tungs­er­fah­rung ein­her. Das eigent­li­che Opfer, also das Pri­mär­op­fer, ist tot. Damit wird der Ange­hö­ri­ge zum Primäropfer.

Wir haben mit Leu­ten aus der Poli­tik, in Behör­den und Insti­tu­tio­nen gespro­chen, die das genau­so sehen. Aber lei­der ist die­se Erkennt­nis noch nicht über­all ange­kom­men und wird von den Ver­ant­wort­li­chen in der Gesetz­ge­bung immer noch blockiert.

Opfer­rol­le

Viel­leicht bist du durch ein Gewalt­de­likt am eige­nen Leib zum Opfer gewor­den oder durch den gewalt­sa­men Tod eines Ange­hö­ri­gen. Für die Erlan­gung des Opfer­sta­tus kämpfst du viel­leicht schon seit lan­ger Zeit. Die­ses Aner­kennt­nis durch den Gesetz­ge­ber ist für dich von immenser Bedeu­tung. Doch dies allein ist nicht aus­rei­chend. Du wünschst dir, dass Behör­den, Opfer­be­ra­tungs­stel­len, Insti­tu­tio­nen, Poli­zis­ten, Sach­be­ar­bei­ter etc., nicht zuletzt Fami­lie und Freun­de dei­nen Opfer­sta­tus eben­falls aner­ken­nen. Du wünschst dir Ver­ständ­nis und Mit­ge­fühl für dein Lei­den, anstatt unwür­di­ge Befra­gun­gen, Antrags­for­mu­la­re, die kei­ner ver­steht, geschwei­ge denn aus­fül­len kann und unsen­si­ble, unqua­li­fi­zier­te Bemer­kun­gen, die im schlimms­ten Fall zu einer Re-Trau­ma­ti­sie­rung füh­ren können.

Wenn das Ver­bre­chen im Aus­land pas­siert ist, hast du viel­leicht die Erfah­rung gemacht, dass von den deut­schen Behör­den gar nicht erst ermit­telt wur­de oder die aus­län­di­schen Behör­den den “Fall” nicht wei­ter ver­folg­ten und schnell zu den Akten leg­ten. Nie­mand woll­te die Ver­ant­wor­tung für das Ver­bre­chen über­neh­men. Und als ob du durch den Ver­lust dei­nes gelieb­ten Men­schen oder die Miss­hand­lun­gen am eige­nen Leib nicht schon genug lei­den wür­dest, erfährst du durch Behör­den und Insti­tu­tio­nen nur Spott, Hohn, Dis­kri­mi­nie­rung und Stig­ma­ti­sie­rung. Viel­leicht hast du dir auch anhö­ren müs­sen, dass du an dem Tod dei­nes Fami­li­en­mit­glie­des oder an dei­ner Ver­ge­wal­ti­gung selbst die Schuld tra­gen oder zumin­dest mit schuld sein sollst.

All dies trägt nicht gera­de zu dei­ner Hei­lung bei. Viel­leicht bist du durch das trau­ma­ti­sche Erleb­nis krank gewor­den, hast dar­über dei­nen Arbeits­platz ver­lo­ren, mög­li­cher­wei­se sogar dein Zuhau­se. Freun­de und Kol­le­gen, ja sogar Fami­li­en­mit­glie­der wen­den sich von dir ab. Das Trau­ma hat tie­fe Spu­ren hin­ter­las­sen. Der Schmerz und das Leid sind dir näher als Freu­de, Glück und Ganz­heit. Viel­leicht hast du dich selbst schon mit Sui­zid­ge­dan­ken getra­gen oder sogar einen Selbst­tö­tungs­ver­such hin­ter dir…

Durch die Gescheh­nis­se bist du in eine Rol­le gedrängt wor­den, die du vor­her nicht inne­hat­test – in eine Opfer­rol­le. Denn die Gewalt­tat hat dei­ne Per­sön­lich­keit, dein Selbst­ver­trau­en und dein Selbst­wert­ge­fühl nie­der­ge­schla­gen. Erfährst du kei­ne Gerech­tig­keit (wenn es das über­haupt gibt) und kannst du nicht wie­der heil wer­den, besteht die Gefahr, in eine Opfer­hal­tung zu ver­fal­len und dar­in zu ver­har­ren (unbe­wusst natür­lich). Damit könn­test du immer wie­der Per­so­nen und Ereig­nis­se in dein Leben zie­hen, die dir nicht gut­tun. Lang­fris­tig führt dies zu immer grö­ße­ren see­li­schen und kör­per­li­chen Schä­den (Trau­ma­fol­ge­schä­den). Du soll­test also dei­ne Opfer­hal­tung so schnell wie mög­lich auf­ge­ben und aus der Opfer­rol­le aussteigen.

Die Opfer­rol­le verlassen

Die Opfer­rol­le ver­las­sen? Das wür­de ja bedeu­ten, dass du dein Opfer­sein auf­ge­ben müss­test. Und das, wo du doch so hart um die Aner­ken­nung dei­nes Opfer­sta­tus kämpfst.

Ja und Nein. Wir müs­sen hier zwei Din­ge aus­ein­an­der­hal­ten, näm­lich Opfer­sta­tus und Opfer­rol­le!

Zum einen kämpfst du um die gesetz­li­che Aner­ken­nung als Opfer mit all den dazu­ge­hö­ri­gen Rech­ten = Opfer­sta­tus. Du bist also kein Hin­ter­blie­be­ner, son­dern Opfer. Dies ist für dich sehr wich­tig und bil­det die Basis für dei­nen Weg zurück ins Leben und in die Gesellschaft.

Die Aner­ken­nung dei­nes Opfer­sta­tus bedeu­tet jedoch nicht, dass du für den Rest dei­nes Lebens als Opfer abge­stem­pelt bist und in die­ser Opfer­rol­le ver­har­ren musst. Als Opfer der Umstän­de, der Poli­tik, der Gesell­schaft, als armes, klei­nes hilf­lo­ses Wesen, das im Leben nicht zurecht­kommt. Die­se Opfer­rol­le oder Opfer­hal­tung wur­de dir auf­ge­drückt oder du hast sie unbe­wusst eige­nom­men, und mög­li­cher­wei­se wirst du sie ohne Hil­fe nicht wie­der los.

Hin­wei­se auf Hilfs­ein­rich­tun­gen und Opferberatungsstellen

Wenn du wie­der ins Leben zurück willst, soll­test du dir unbe­dingt Hil­fe suchen. Das kann ein guter Freund sein, eine ver­trau­te Per­son, ein Pries­ter, ein Arzt, Heil­prak­ti­ker, Scha­ma­ne, ein The­ra­peut oder eine Bera­tungs­stel­le oder Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on. Eben­so kön­nen Trau­maam­bu­lan­zen oder Kran­ken­häu­ser eine Anlauf­stel­le für dich sein.

Im Fol­gen­den habe ich eini­ge Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen und Opfer­be­ra­tungs­stel­len auf­ge­führt, an die du dich wen­den kannst, wenn du Hil­fe brauchst. Die Auf­zäh­lung erhebt jedoch kei­nen Anspruch auf Voll­stän­dig­keit. Aber im Zeit­al­ter des Inter­nets soll­te es nicht all­zu schwie­rig sein, eine pas­sen­de Hilfs­mög­lich­keit auch in dei­ner Nähe zu finden:

ANUAS e.V.
Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on für Ange­hö­ri­ge von Mord‑, Tötungs‑, Sui­zid- und Vermisstenfällen
Erich-Kurz-Str. 5
10319 Berlin
Tele­fon: 030 / 25 04 51 51
E‑Mail: info@anuas.de
Inter­net: www.anuas.de
– bun­des­weit tätig

Opfer­hil­fe Baden-Württemberg
Lan­des­stif­tung Opferschutz
Neckar­str. 145
70190 Stuttgart
Tel.: 0711 284 64 54
E‑Mail: landesstiftung-opferschutz@arcor.de
Inter­net: www.landesstiftung-opferschutz.de

Opfer­hil­fe Bayern
Stif­tung Opfer­hil­fe Bayern
Priel­may­er­str. 7
80335 München
Tel. 089 / 5597 – 1362
E‑Mail: info@sob.bayern.de
Inter­net: www.opferhilfebayern.de

Opfer­hil­fe Ber­lin e.V.
Olden­bur­ger Str. 38
10551 Berlin
Tele­fon 030 / 3952867
E‑Mail: info@opferhilfe-berlin.de
Inter­net: www.opferhilfe-berlin.de

Opfer­hil­fe Ham­burg e.V.
Paul-Never­mann-Platz 2–4
22765 Hamburg
Tele­fon 040 / 38 19 93
E‑Mail: mail@opferhilfe-hamburg.de
Inter­net: www.opferhilfe-hamburg.de

Opfer­hil­fe Land Bran­den­burg e.V.
Jäger­str. 36
14467 Potsdam
Tele­fon 0331 / 280 27 25
E‑Mail: potsdam@opferhilfe-brandenburg.de
Inter­net: www.opferhilfe-brandenburg.de

Opfer­hil­fe Mecklenburg-Vorpommern
Ver­ein “Hil­fe für Opfer von Straf­ta­ten M‑V”
Schrö­der­stra­ße 22
18055 Rostock
Tele­fon 0381 / 4907460
E‑Mail: info@opferhilfe-mv.de
Inter­net: www.opferhilfe-mv.de

Stif­tung Opfer­hil­fe Niedersachsen
Geschäfts­stel­le beim Ober­lan­des­ge­richt Oldenburg
Müh­len­stra­ße 5
26122 Oldenburg
Tele­fon 0441 / 220‑1111
E‑Mail: Opferhilfe@justiz.niedersachsen.de
Inter­net: www.opferhilfe.niedersachsen.de
– es gibt in Nie­der­sach­sen noch wei­te­re Opfer­hil­fe­bü­ros

Opfer­schutz Rheinland-Pfalz
beim Minis­te­ri­um der Jus­tiz und für Ver­brau­cher­schutz Rhein­land-Pfalz (MJV)
Diet­her-von-Isen­burg-Str. 1
55116 Mainz
Tel: 06131 / 16–4800
E‑Mail: poststelle@mjv.rlp.de
Inter­net: www.opferschutz.rlp.de

Opfer­hil­fe Saarland
Inter­net: www.saarland.de/53239.htm

Opfer­hil­fe Sach­sen e.V.
Geschäftsstelle
Hein­rich­stra­ße 12
01097 Dresden
Tele­fon: 0351 / 811 38 98
E‑Mail: gfma@opferhilfe-sachsen.de
Inter­net: www.opferhilfe-sachsen.de
– wei­te­re Bera­tungs­stel­len in Sach­sen (sie­he www.opferhilfe-sachsen.de)

Opfer­hil­fe Schleswig-Holstein
Lan­des­stif­tung Opfer­schutz Schleswig-Holstein
Zum Brook 4
24143 Kiel
Tele­fon 0431 / 560230
E‑Mail: leitung@)stiftung-opferschutz-sh.de
Inter­net: www.stiftung-opferschutz-sh.de

Opfer­hil­fe Thü­rin­gen e.V.
Die Web­site der Opfer­hil­fen in Thü­rin­gen ver­ei­nigt Bei­trä­ge ver­schie­de­ner koope­rie­ren­der Ein­rich­tun­gen, die jeweils für die von ihnen ein­ge­stell­ten Bei­trä­ge ver­ant­wort­lich sind.
Inter­net: www.opferhilfe-thueringen.de

WEISSER RING e. V.
Bundesgeschäftsstelle
Weber­stra­ße 16
55130 Mainz
Tel. 06131 / 83 03–0
E‑Mail: info@weisser-ring.de
Inter­net: www.weisser-ring.de
– bun­des­weit tätig

Wie wird ein Mensch zum Opfer — Teil 1

Die­ser Bei­trag ist allen gewid­met, die Opfer einer Straf­tat gewor­den sind und rich­tet sich eben­so an Hel­fer und Inter­es­sier­te. Der Umgang mit Opfern ist eine gro­ße Her­aus­for­de­rung für Sach­be­ar­bei­ter, Poli­zis­ten, The­ra­peu­ten und Bera­ter, aber natür­lich auch für Poli­tik und Gesell­schaft. Bei den Begriffs­de­fi­ni­tio­nen und dem Ver­ständ­nis vom Opfer­be­griff gehen die Mei­nun­gen weit aus­ein­an­der. Sind Ange­hö­ri­ge von Mord­op­fern auch Opfer oder gel­ten sie wei­ter­hin als Hin­ter­blie­be­ne? Eine neue EU-Richt­li­nie ver­spricht hier mehr Klar­heit. Doch lei­der wei­gert sich die Bun­des­re­gie­rung bis­lang, den Opfer­be­griff, so wie ihn die EU vor­gibt, in natio­na­les Recht zu über­neh­men. Eine Kata­stro­phe für betrof­fe­ne Angehörige…

Wer oder was ist ein Opfer?

Die nach­fol­gen­den Infor­ma­tio­nen basie­ren auf einem Abriss von Prof. Dr. Ute Ingrid Haas (Pro­fes­sur für Kri­mi­no­lo­gie und Vik­ti­mo­lo­gie an der Ost­fa­lia, Hoch­schu­le für ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten). Ich habe sie hier zusammengefasst:

Die Vik­ti­mo­lo­gie (= Wis­sen­schaft, die sich mit der Leh­re vom Opfer befasst) gibt uns einen Über­blick über ver­schie­de­ne Begriffsdefinitionen.

Die deut­sche Über­set­zung des eng­li­schen Wor­tes “vic­tim” bedeu­tet “Opfer, Geschä­dig­ter, Ver­letz­ter, Leid­tra­gen­der”[1].

Im juris­ti­schen Wör­ter­buch[2] wird der Opfer­be­griff mit “Dar­bie­tung einer Gabe, Erdul­dung eines Übels” erklärt. Hier gibt es jedoch eine erheb­li­che Abwei­chung. Die Dar­bie­tung einer Gabe ist ein Vor­gang, bei dem der Mensch aktiv tätig ist, wäh­rend das erdul­de­te Übel ein pas­siver Vor­gang des­je­ni­gen ist, der das Übel erlei­den muss.

Der latei­ni­sche Ursprung des Opfer­be­griffs “ope­ra­re” wird mit “arbei­ten, der Gott­heit (durch Opfer) die­nen” über­setzt. In einem wei­te­ren Nach­schla­ge­werk bedeu­tet Opfer auch “Spen­de, Hin­ga­be von etwas, das man schmerz­lich ent­behrt”; ein Opfer ist ein “Mensch, der ein Übel erdul­den muss”[3].

In unse­rer moder­nen Spra­che wird der Opfer­be­griff oft als Schimpf­wort benutzt. Aus­sa­gen, wie “du Opfer, ich mach dich fer­tig…”, sind lei­der kei­ne Sel­ten­heit. Damit wird eine Abwer­tung gegen­über einer Per­son aus­ge­drückt, die man für weni­ger stark, weni­ger lie­bens­wert oder gar ver­ach­tens­wert hält.

Akti­ve und pas­si­ve Opfer

In der Vik­ti­mo­lo­gie sind die Gedan­ken­gän­ge zum Begriff “Opfer” ver­knüpft mit Emp­fin­dun­gen wie Lei­den, Erdul­den, eine unan­ge­neh­me Situa­ti­on aus­hal­ten müs­sen. Es wird also von einer pas­si­ven Hal­tung des Opfers ausgegangen.

Ein Opfer zu brin­gen bedeu­tet im heu­ti­gen Sprach­ge­brauch immer noch, eine Leis­tung zu erbrin­gen, die mit einem hohen Auf­wand, einer gro­ßen Über­win­dung oder sogar mit Schmerz ein­her­geht. Hier wird also ein akti­ves Ele­ment mit dem Begriff des Opfers ver­bun­den. Es gibt immer wie­der Dis­kus­sio­nen im Hin­blick auf die Posi­ti­on des Opfers im Tat­ge­sche­hen. Hier geht es um die Fra­ge, ob das Opfer auch zu Aktio­nen fähig ist oder nur eine pas­si­ve Rol­le innehat.

Auch wur­de viel dar­über debat­tiert, ob die Vik­ti­mo­lo­gie Opfer von Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen ein­schließ­lich Straf­ta­ten umfasst[4], der so genann­te “wei­te Opfer­be­griff”. Oder beschränkt sie sich aus­schließ­lich auf die Wis­sen­schaft vom Ver­bre­chens­op­fer[5], den “engen Opferbegriff”?

EXKURS: 
Was ist der Unterschied zwischen einer Straftat und einem Verbrechen? 

Straftaten sind Handlungen, die im Strafgesetzbuch (StGB) erfasst und deren Rechtsfolgen dort geregelt sind. Straftaten untergliedern sich wiederum in Vergehen und Verbrechen. Nach § 12 StGB handelt es sich bei Verbrechen um strafbare Handlungen, die mit mindestens einem Jahr Freiheitsentzug oder darüber geahndet werden. Vergehen sind rechtswidrige Taten, die mit weniger als einem Jahr Freiheitsentzug oder mit Geldstrafe belegt sind.

Letzt­lich hat sich der enge Opfer­be­griff für die Vik­ti­mo­lo­gie durch­ge­setzt. So wird die Vik­ti­mo­lo­gie als die “Wis­sen­schaft vom Ver­bre­chens­op­fer” defi­niert. Sie beschäf­tigt sich dar­über hin­aus mit dem sozia­len Phä­no­men der Opfer­wer­dung und sei­nen Wir­kun­gen auf das Opfer.

Wie wird ein Mensch zum Opfer? — Erklä­rungs­an­sät­ze der Viktimologie

Nie­mand wird Opfer eines Ver­bre­chens, weil er als Opfer gebo­ren ist[6]. Die Vik­ti­mo­lo­gie geht viel­mehr davon aus, dass alle Men­schen dem Risi­ko unter­lie­gen, ein­mal Opfer zu wer­den. Von der Ansicht, dass das Opfer in einem bestimm­ten Aus­maß an der Tat betei­ligt ist, bis hin zu der Unter­stel­lung, das Opfer habe eine Mit­schuld oder Teil­schuld, ist es nur ein klei­ner Schritt. Aus die­ser Sicht ver­such­te man in den 50er Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts, eine Opfer­ty­po­lo­gie auf Basis des Gra­des der Mit­schuld eines Opfers vor­zu­neh­men[7].

Die­se zuge­schrie­be­ne Mit­ver­ant­wor­tung kann jedoch schnell zu einer “Sel­ber schuld!-Attitüde”[8] wer­den und außer­dem eine Ver­schie­bung der bis­lang ein­deu­ti­gen Täter-/Op­fer­rol­len zur Fol­ge haben. Lei­der ist die­ses Den­ken auch heu­te noch in der Bevöl­ke­rung weit ver­brei­tet. Ute Ingrid Haas, Pro­fes­so­rin für Kri­mi­no­lo­gie & Vik­ti­mo­lo­gie an der FH Wol­fen­büt­tel, meint hier­zu: “Dem mensch­li­chen Bedürf­nis nach Ori­en­tie­rung kom­men fest­schrei­ben­de und pla­ka­ti­ve Typo­lo­gien eher ent­ge­gen als die schwer greif­ba­re Dyna­mik eines Tat­ge­sche­hens”[9].

Nach zahl­rei­chen Opfer­be­fra­gun­gen kam man zu der Erkennt­nis, dass bei­na­he jeder Mensch im Lau­fe sei­nes Lebens ein­mal Opfer einer Straf­tat wird (Sach­be­schä­di­gung, Dieb­stahl, Belei­di­gung etc.). Eben­so stell­te man fest, dass fast alle Män­ner min­des­tens ein­mal im Leben eine Kör­per­ver­let­zung erlei­den[10].

Dem­zu­fol­ge hat also jeder Mensch grund­sätz­lich ein ver­deck­tes Risi­ko, Opfer einer Straf­tat zu wer­den. Doch wie sieht es im Bereich der schwe­ren Gewalt­kri­mi­na­li­tät aus, wo es z. B. um schwe­re Kör­per­ver­let­zung, bewaff­ne­ten Raub­über­fall oder gar Mord geht? Hier ver­än­dert sich das Risi­ko der Opfer­wer­dung deut­lich. Von sol­chen Straf­ta­ten wird nicht jeder betrof­fen, hier geht die Zahl der Geschä­dig­ten deut­lich nach unten. Aller­dings sind die psy­chi­schen Aus­wir­kun­gen für die Opfer weit­aus dramatischer.

Die Vik­ti­mo­lo­gie hat bei ihren For­schun­gen her­aus­ge­fun­den, dass eini­ge Bevöl­ke­rungs­grup­pen ein beson­ders hohes Risi­ko haben, Opfer einer Straf­tat zu wer­den. Dies sind beson­ders Frau­en, Kin­der und alte Men­schen als Opfer von kör­per­li­chen Miss­hand­lun­gen, Ver­nach­läs­si­gung, sexu­el­lem Miss­brauch oder häus­li­cher Gewalt.

Die Täter, die die­se Opfer schä­di­gen, kom­men aus dem enge­ren sozia­len Umfeld oder sogar aus der eige­nen Fami­lie, z. B. der lie­be Onkel von neben­an, der eige­ne Vater, Ehe­mann, Chef, Leh­rer, Pries­ter usw.

Ein wei­te­rer Erklä­rungs­an­satz für die Opfer­wer­dung ist das so genann­te situa­ti­ons­ori­en­tier­te Gewohn­heits- oder Gele­gen­heits­mo­dell. Hier wird das Risi­ko, Kri­mi­na­li­täts­op­fer zu wer­den, davon abhän­gig gemacht, zu wel­chen Zei­ten und unter wel­chen Umstän­den sich Per­so­nen an bestimm­ten Orten auf­hal­ten und mit bestimm­ten Men­schen zusam­men sind. Man schaut also dar­auf, wie vie­le Stun­den Men­schen außer Haus ver­brin­gen, wie oft sie abends aus­ge­hen, und wann sie nachts zurück­keh­ren. Eben­falls wird betrach­tet, wel­che Loka­le und Eta­blis­se­ments besucht wer­den und wie eng der Kon­takt zur Nach­bar­schaft ist.

Auch die­ses Erklä­rungs­mo­dell unter­stellt dem Opfer eine gewis­se Mit­schuld bzw. Mit­ver­ant­wor­tung auf­grund sei­nes Lebensstils.

Nun könn­test Du ein­wer­fen, dass es doch ganz nor­mal ist, zwei oder drei­mal in der Woche in eine Knei­pe zu gehen, eine After-Work-Par­ty oder Dis­co zu besu­chen, sich mit Kol­le­gen oder Freun­den zu tref­fen, ein Fei­er­abend­bier­chen zu “zischen” und abends spät nach Hau­se zu gehen.

Doch wer legt fest, wel­cher Lebens­stil nor­mal ist? Dies ist eine indi­vi­du­el­le Ange­le­gen­heit und kann nicht ver­ein­heit­licht wer­den. “Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nach­ti­gall”. Und müss­te unter die­sem Gesichts­punkt nicht das nor­ma­le Leben bereits als Risi­ko betrach­tet wer­den, Opfer einer Straf­tat zu werden?

Seit Jah­ren bemüht sich die Vik­ti­mo­lo­gie um mehr Trans­pa­renz im Pro­zess der Opfer­wer­dung. So wie die Kri­mi­no­lo­gie ver­sucht, die Ent­ste­hung kri­mi­nel­len Ver­hal­tens zu erklä­ren, so hat die Vik­ti­mo­lo­gie ver­sucht, Erklä­rungs­an­sät­ze für die Opfer­wer­dung zu fin­den. Doch mit einer Theo­rie allei­ne lässt sich nicht die gan­ze Band­brei­te der Ursa­che des Opfer­wer­dens (Vik­ti­mo­ge­ne­se) aufdecken.

Kann es über­haupt eine Theo­rie der Opfer­wer­dung geben oder müs­sen wir damit leben, dass es ein­fach unter­schied­li­che Ursa­chen dafür gibt? War­um wur­de Hans Opfer und Franz nicht? Prof. Haas meint hier­zu, dass sich die Dyna­mik zwi­schen Täter und Opfer als zu indi­vi­du­ell erweist, als dass man hier­aus all­ge­mein­gül­ti­ge Gesetz­mä­ßig­kei­ten fest­le­gen könnte.

Die 4 Arten der Viktimisierung

(vik­ti­mi­sie­ren = zum Opfer machen)

Pri­mä­re Viktimisierung 

meint das schä­di­gen­de Ereig­nis an sich. Wenn Du unmit­tel­bar von einer Gewalt­tat betrof­fen bist, also durch eine ande­re Per­son an Leib und See­le ver­letzt wurdest.

Sekun­dä­re Viktimisierung

Es han­delt sich hier­bei um Ein­flüs­se, die das Opfer im Anschluss an die Tat bzw. par­al­lel zur pri­mä­ren Vik­ti­mi­sie­rung noch schä­di­gen. Im Klar­text heißt das, dass es sich um Äuße­run­gen oder Ver­hal­tens­wei­sen von Ver­wand­ten, Poli­zei­be­am­ten, Rich­tern und Anwäl­ten, aber auch The­ra­peu­ten und Hel­fern han­delt, die das Opfer sekun­där vik­ti­mi­sie­ren kön­nen. Als Bei­spiel sei­en hier­für unan­ge­mes­se­ne Befra­gun­gen, die unvor­be­rei­te­te Begeg­nung mit dem Täter oder Vor­wür­fe, man sei ja sel­ber schuld, genannt. Aber auch Äuße­run­gen von Ver­wand­ten und nahe­ste­hen­den Per­so­nen kön­nen das Opfer zusätz­lich schä­di­gen, z. B. “Jetzt ist es doch schon ein Jahr her, so lang­sam müss­test Du doch drü­ber weg sein etc.”

So wird das Opfer zusätz­lich zur ursprüng­li­chen Trau­ma­ti­sie­rung vik­ti­mi­siert und re-traumatisiert.

Beson­ders para­dox ist dies dann, wenn das Opfer sei­nen Opfer­sta­tus bzw. sei­ne Rech­te als Opfer bei Behör­den und Insti­tu­tio­nen gel­tend machen möch­te. Dafür, dass das Opfer sich als sol­ches zu erken­nen gibt, zahlt es mit­un­ter einen hohen Preis. Die sekun­dä­re Vik­ti­mi­sie­rung trifft die Opfer oft här­ter als die eigent­li­che Tat.

Ter­tiä­re Viktimisierung

bezeich­net das Instru­men­ta­li­sie­ren der Opfer für eige­ne Zwe­cke; wenn also Opfer bei­spiels­wei­se von For­schung, Poli­tik, Jus­tiz oder Medi­en miss­braucht wer­den, um Kar­rie­ren zu för­dern, Lob­by­ar­beit zu betrei­ben (z. B. wenn das Leid der Opfer dazu benutzt wird, für die Täter eine här­te­re Bestra­fung ein­zu­for­dern) oder die Aus­sicht auf den Pulit­zer­preis zu stei­gern, ohne das Opfer vor­her zu fra­gen. Die­se Form der Vik­ti­mi­sie­rung geschieht in aller Regel bewusst.

Quar­tä­re Viktimisierung

bedeu­tet die Her­ab­wür­di­gung des Opfers von bestimm­ten Per­so­nen oder Per­so­nen­grup­pen, wodurch das Opfer erneut geschä­digt wird. Am Bei­spiel von Ver­ge­wal­ti­gungs­op­fern lässt sich das am bes­ten erklären:

Der Vor­wurf an ein Ver­ge­wal­ti­gungs­op­fer, sei­ne Beschul­di­gung sei frei erfun­den oder eine Schutz­be­haup­tung, führt bei Frau­en zu mas­si­ven Pro­ble­men. Immer wie­der wird den Frau­en vor­ge­wor­fen, den Täter zu Unrecht beschul­digt zu haben, obwohl dies im Bereich der Ver­ge­wal­ti­gun­gen tat­säch­lich nur sehr sel­ten vor­kommt. Das führt dazu, dass vie­le nach einer Ver­ge­wal­ti­gung unsi­cher sind und sich fra­gen, ob sie etwas falsch gemacht haben. Man­che Frau­en trau­en sich gar nicht, über­haupt Anzei­ge zu erstat­ten, weil sie bereits mit Vor­hal­tun­gen und Falsch­an­schul­di­gen rechnen.

Ein ande­res Bei­spiel liegt in der Ver­wen­dung des Begrif­fes “Du Opfer”, was beson­ders in der Jugend­spra­che wider­klingt. Damit wer­den Men­schen gezielt gede­mü­tigt und entwürdigt…

Der zwei­te Teil des Arti­kels erscheint bereits mor­gen. Dann geht es wei­ter u. a. mit die­sen Themen:
  • Fest­le­gung des Opfer­be­grif­fes durch die EU-Richt­li­nie 2012/29/EU
  • Die Aner­ken­nung als Opfer durch die öffent­li­che Hand
  • Wel­chen Opfer­sta­tus haben Ange­hö­ri­ge von Tötungsverbrechen
  • Opfer­sta­tus und Opferrolle
  • Aus der Opfer­rol­le aussteigen
  • Hin­weis auf Opferberatungsstellen

[1] Romain 1983, S. 812

[2] Köb­ler 1986, S. 239

[3] dtv-Lexi­kon Bd. 13

[4] Kirch­hoff 1996, S. 37

[5] Schnei­der 1998, S. 316

[6] Schnei­der 1998, S. 326

[7] von Hen­tig 1948, Men­dels­ohn 1956

[8] Gre­ve et al. 1994, S. 10

[9] sie­he hier­zu auch Baur­mann 1996, S. 33 ff

[10] Schnei­der 1998, S. 321


Lite­ra­tur

BAURMANN, M.C. & W. SCHÄDLER (1996): Opfer­be­dürf­nis­se und Opfer­er­war­tun­gen. In: Das Opfer und die Kri­mi­na­li­täts­be­kämp­fung. – BKA-For­schungs­rei­he, Bd. 36, Bun­des­kri­mi­nal­amt Wiesbaden.

GREVE, W., R. STROBL & P. WETZELS (1994): Das Opfer kri­mi­nel­len Han­deln: Flüch­tig und nicht zu fas­sen. Kon­zep­tu­el­le Pro­ble­me und metho­di­sche Impli­ka­tio­nen eines sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Opfer­be­griffs. – KFN For­schungs­be­rich­te Nr. 33, Kri­mi­no­lo­gi­sches For­schungs­in­sti­tut Nie­der­sach­sen e.V.

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KIRCHHOF; G.F. & K. SESSAR (Hrsg.) (1979): Das Ver­bre­chens­op­fer. Ein Rea­der zur Vik­ti­mo­lo­gie, Stu­di­en­ver­lag Brockmeyer.

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MENDELSOHN, B. (1956): Une nou­vel­le Bran­che de la Sci­ence bio-psycho-socia­le: La Vic­ti­mo­lo­gie. – Revue Inter­na­tio­na­le de Cri­mi­no­lo­gie et de Poli­ce Tech­ni­que 10, S. 95 ‑109.

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SCHNEIDER, H.-J. (1998): Der gegen­wär­ti­ge Stand der kri­mi­no­lo­gi­schen Opfer­for­schung. In: Mschr­Krim 81. Jahr­gang, Heft 5, S. 316 – 344.