Dau­er­stress durch Film, Fern­se­hen und Videospiele

Sex & Crime geht immer

Ges­tern wur­de im Fern­se­hen der Spiel­film “Iron­clad” gezeigt, die Hand­lung spiel­te im Jahr 1215, also im tiefs­ten Mit­tel­al­ter. Danach gab es “Game of Thro­nes” — Sex & Crime mit mit­tel­al­ter­li­cher Kulisse.

Vie­le fah­ren auf die­se Serie total ab. Sex & Crime funk­tio­niert beim brei­ten Publi­kum anschei­nend am bes­ten. Sie lie­ben gera­de­zu den Kick, den sie durch Gefah­ren­si­tua­tio­nen, sei es im Film oder im rea­len Erle­ben, erfahren.

Die­ses Krib­beln im Bauch wird regel­recht zur Sucht. Die Ereig­nis­se, die den gelieb­ten Kick aus­lö­sen, müs­sen immer inten­si­ver wer­den, damit der Kick über­haupt noch als sol­cher wahr­ge­nom­men wer­den kann. So wer­den Men­schen zu Adrenalin-Junkies.

Eben­so ist es mit Video­spie­len. Der Unter­hal­tungs­wert scheint am größ­ten, je mehr dar­in her­um­ge­bal­lert wird. Der Unter­schied zwi­schen Fil­men und Video­spie­len liegt in der Pass­vi­tät bzw. Akti­vi­tät des Zuschau­ers oder Anwenders.

Fake oder real — dem Gehirn ist’s egal

Aller­dings macht es für unser Gehirn kei­nen Unter­schied, ob wir nur Beob­ach­ter eines Ereig­nis­ses sind oder ob wir ein Ereig­nis tat­säch­lich erle­ben. Unser Gehirn nimmt die Bil­der, die in einem Film gezeigt wer­den, als real an und sen­det bestimm­te Boten­stof­fe aus, die eine Reak­ti­on in unse­rem Kör­per her­vor­ru­fen. Im Fal­le von Gewalt- und Todes­sze­nen, schal­tet unser Gehirn auf “Alarm­be­reit­schaft” um und schüt­tet Stress­hor­mo­ne aus, die der Orga­nis­mus in einer rea­len Gefah­ren­si­tua­ti­on zum Kampf oder zur Flucht benö­ti­gen wür­de. Die­se Stress-Ener­gien (Adre­na­lin, Nor­ad­re­na­lin und Kor­ti­sol) blei­ben im Ner­ven­sys­tem gebun­den. Wer­den wir sie nicht wie­der los, kann dies fata­le Fol­gen haben für die psy­chi­sche und kör­per­li­che Gesundheit.

Sehen wir uns immer wie­der sol­che Gewalt­sze­nen an oder spie­len stän­dig Video­spie­le, bei denen wir ande­re töten sol­len (auch wenn es “nur” Spiel­zeug­fi­gu­ren sind), führt dies über kurz oder lang zu Dau­er­stress in unse­rem Sys­tem. Es kommt zu struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen im Gehirn. Die Aggres­si­vi­tät steigt, Hemm­schwel­len sin­ken. Die eige­ne Gewalt­be­reit­schaft wächst. Der Kör­per steht stän­dig unter Strom, unse­re Psy­che eben­falls. Lang­fris­tig kommt es zu Per­sön­lich­keits- bzw. Wesensveränderungen.

Nicht sel­ten kommt es vor, dass Men­schen (beson­ders Kin­der und Jugend­li­che), die eine gewalt­vol­le Sze­ne sehen, trau­ma­ti­siert wer­den. Man spricht hier von sekun­dä­rer bzw. ter­tiä­rer Traumatisierung.

Wel­che Sen­dun­gen und Fil­me siehst du dir am liebs­ten an? Was schau­en dei­ne Kin­der gerne?

Ver­folgst du regel­mä­ßig die Nach­rich­ten im Fern­se­hen oder Inter­net? Und regst du dich regel­mä­ßig über das dort Gezeig­te auf?

Dann wun­de­re dich bit­te nicht über

  • Schlaf­stö­run­gen
  • Unru­he
  • Ver­span­nun­gen in der Kiefer‑, Nacken- und Schultermuskulatur
  • Kopf­schmer­zen
  • Übel­keit
  • Aggres­sio­nen
  • depres­si­ve Verstimmungen
  • Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen
  • chro­ni­sche Müdig­keit  und vie­les mehr…

Das Mons­ter in uns

Video­spie­le sind noch schlim­mer, was unser latent schlum­mern­des Aggres­si­ons­po­ten­ti­al betrifft. Hier kann der Spie­ler aktiv am Gesche­hen teil­neh­men. Hier kann er sei­ne Gegen­spie­ler per Knopf­druck “aus­schal­ten”. Er lernt, dass er die Macht hat, ande­re zu befeh­li­gen oder sogar zu töten, auch wenn es sich dabei “nur” um irgend­wel­che Mons­ter han­delt, die es im “rich­ti­gen” Leben nicht gibt. Die­se Kon­di­tio­nie­rung hat aber fata­le Aus­wir­kun­gen auf das “rich­ti­ge” Leben und den Umgang mit ande­ren Men­schen, z. B. Fami­li­en­mit­glie­der, Freun­de, Mit­schü­ler etc.

Die­ser Dau­er­stress in dei­nem Sys­tem wirkt zer­stö­re­risch. Du wirst krank und weißt womög­lich gar nicht war­um, weil du dei­ne Sym­pto­me nicht mit den täg­li­chen Nach­rich­ten im TV oder Action­fil­men in Ver­bin­dung bringst.

Sicher­lich haben Action­fil­me auch einen ange­neh­men Unter­hal­tungs­wert. Wenn das Ver­hält­nis von lus­ti­gen Sze­nen, bei denen man herz­haft lachen kann und gewalt­vol­len Sze­nen, wo man am liebs­ten gar nicht hin­se­hen wür­de, aus­ge­wo­gen bleibt, pen­delt unser Orga­nis­mus zwi­schen Anspan­nung und Ent­span­nung hin und her. Das ist zwar auch stres­sig, aber immer noch bes­ser, als stän­dig in Abwehr­hal­tung und mit ver­zerr­tem Gesicht, geball­ten Fäus­ten und ver­krampf­tem Bauch vor der Glot­ze zu sitzen.

Die Bru­ta­li­tät nimmt zu

Doch in den letz­ten Jah­ren sind Gewalt­sze­nen immer bru­ta­ler und blut­rüns­ti­ger gewor­den.  Ich fra­ge mich, wozu? Brau­chen wir das wirk­lich, um uns gut unter­hal­ten zu füh­len? Ist unser intel­lek­tu­el­les Niveau wirk­lich so tief gesunken?

Ich ste­he auch auf Action­fil­me, wenn die Sto­ry eini­ger­ma­ßen anspruchs­voll und nach­voll­zieh­bar ist,  der Humor nicht zu kurz kommt und ich nicht das Gefühl habe, als Zuschau­er total ver­arscht zu werden.

Als Kind habe ich mir ger­ne Tom & Jer­ry ange­se­hen. Was die bei­den sich alles ange­tan haben… und doch wuss­te ich immer, dass das alles nur Trick und Spiel ist. Nie wäre ich auf die Idee gekom­men, mei­ne klei­ne Schwes­ter aus dem 5. Stock zu wer­fen, nur um zu sehen, ob sie tat­säch­lich unver­sehrt wie­der aufsteht.

Beob­ach­te dein Fernsehverhalten

Ich möch­te dich ermun­tern, ein­mal dar­auf zu ach­ten, was du dir dau­er­haft im Fern­se­hen oder im Inter­net anschaust. Beob­ach­te das doch ein­mal für vier Wochen und notie­re dir, wel­che Sen­dun­gen du am liebs­ten und am meis­ten anschaust. Beob­ach­te auch, wie vie­le Stun­den du und dei­ne Kin­der vor dem Fern­se­her ver­brin­gen und notie­re auch das.

Wenn du dei­nen Stress redu­zie­ren willst, fra­ge dich, ob du wirk­lich jede Nach­rich­ten­sen­dung sehen musst, wo es vor Nega­tiv­mel­dun­gen nur so wim­melt. Ist es viel­leicht so, dass du mit­guckst, was dein Part­ner sich gera­de anschaut, obwohl du im Grun­de genom­men gar kei­ne Lust dar­auf hast und der Film dich total run­ter­zieht. Vie­le tun es trotz­dem, damit sie nicht allei­ne da hocken müs­sen, denn das wür­de sie  womög­lich noch mehr runterziehen.

Fra­ge dich, ob es das wert ist, dass dein emo­tio­na­les Gleich­ge­wicht dau­er­haft aus dem Ruder gerät, nur weil du ihm oder ihr zulie­be mit­guckst, was du eigent­lich verabscheust.

Lass auch dei­ne Kin­der nicht jeden Mist im Fern­se­hen anschau­en, nur weil du gera­de dei­ne Ruhe haben willst. Auch wenn es schein­bar “harm­lo­se” Zei­chen­trick­fil­me sind. So harm­los sind vie­le näm­lich gar nicht.

Wie wäre es zur Abwechs­lung mit einem Aus­flug in die Natur, wo du dich mit Freun­den und Fami­lie mal wie­der rich­tig aus­to­ben kannst? Abends wer­det ihr alle tod­mü­de ins Bett fal­len und herr­lich schlafen.

In die­sem Sin­ne wün­sche ich dir und dei­nen Lie­ben wahr­haft “gute Unterhaltung”.

Was ist eine Krise?

Begriffs­de­fi­ni­ti­on Krise

„Kri­se“ ist ein aus dem Grie­chi­schen stam­men­des Sub­stan­tiv zum alt­grie­chi­schen Verb krín­ein, wel­ches „tren­nen“ und „(unter-)scheiden“ bedeu­tet (auf das glei­che Verb geht auch das Sub­stan­tiv „Kri­tik“ zurück). Es bezeich­net „(Ent-)Scheidung“, „ent­schei­den­de Wen­dung“ (Duden) und bedeu­tet eine „schwie­ri­ge Situa­ti­on, Zeit, die den Höhe- und Wen­de­punkt einer gefähr­li­chen Ent­wick­lung dar­stellt“ (Duden). Dass es sich hier­bei um einen Wen­de­punkt han­delt, kann jedoch oft erst kon­sta­tiert wer­den, nach­dem die Kri­se abge­wen­det oder been­det wur­de. Nimmt die Ent­wick­lung einen dau­er­haft nega­ti­ven Ver­lauf, so spricht man von einer Kata­stro­phe (wört­lich in etwa „Nie­der­gang“).

“Kri­se ist ein Ereig­nis oder eine Situa­ti­on, die als untrag­ba­re Schwie­rig­keit wahr­ge­nom­men wird und wel­che die für die betrof­fe­ne Per­son vor­han­de­nen oder im Moment zur Ver­fü­gung ste­hen­den Bewäl­ti­gungs­stra­te­gien über­for­dert “ (James & Gil­li­land 2001).”

Kurz und knackig:

Kri­se = emo­tio­na­ler Aus­nah­me­zu­stand durch psy­cho­so­zia­le Belas­tun­gen — aku­te Über­for­de­rung – zeit­lich befristet.

 “Als pro­to­ty­pi­scher Aus­lö­ser für Kri­sen gel­ten ‘kri­ti­sche Lebens­er­eig­nis­se’. Das sind (erwar­te­te oder uner­war­te­te) Lebens­er­eig­nis­se mit einer beson­de­ren affek­ti­ven Tönung, die von der Per­son als Ein­schnit­te, Über­gän­ge oder Zäsu­ren im Lebens­lauf betrach­tet wer­den und erheb­li­che Anpas­sungs­leis­tun­gen erfor­dern (Filipp 1997).”

Kri­sen­ty­pen

a) Lebens­ver­än­de­rungs- oder Entwicklungskrise

Bei Ver­än­de­rungs­kri­sen han­delt es sich um Kri­sen, die in sozia­len oder bio­lo­gi­schen Über­gangs- oder Aus­nah­me­si­tua­tio­nen auf­tre­ten können.

 Sozia­le Ausnahmesituationen:

  • Ver­las­sen des Elternhauses
  • Hei­rat
  • Geburt
  • Beren­tung
  • Tren­nung
  • Part­ner­ver­lust
  • Wohn­ort­wech­sel
  • Arbeits­lo­sig­keit
  • Unter­brin­gung im Altersheim

 Bio­lo­gi­sche Ausnahmesituationen:

  • Puber­tät
  • Wech­sel­jah­re
  • Krank­heit
  • Behin­de­rung

“Kenn­zeich­nend für die Lebens­ver­än­de­rungs­kri­se ist, dass hier der “kri­ti­sche Zustand” erst nach einer län­ge­ren Pha­se erreicht wird, nach­dem die Per­son in ihren Bewäl­ti­gungs­ver­su­chen geschei­tert und erschöpft ist (Ber­ger & Rie­cher-Röss­ler 2004).”

Ab wann wird es kritisch?

Es gibt kei­ne objek­ti­ve Situa­ti­on, die zwangs­läu­fig eine Kri­se im Men­schen aus­löst. Jeder beur­teilt sei­ne Situa­ti­on indi­vi­du­ell und sub­jek­tiv. Ob wir eine Situa­ti­on als kri­tisch erle­ben, hängt von unse­rer Ein­schät­zung ab: 

  1. Ein­schät­zung der Bedro­hung der Situation
  2. Ein­schät­zung der Handlungsmöglichkeiten
  3. Ein­schät­zung des Erfol­ges der eige­nen Handlungen

Es kann also sein, dass sich zwei Per­so­nen „objek­tiv“ in der glei­chen Lage befin­den, wobei die eine sich „in einer Kri­se ste­ckend“ emp­fin­det und die ande­re die Bedro­hung als nicht gefähr­lich oder ein­engend ansieht.

b) trau­ma­ti­sche Kri­se (Psy­cho­trau­ma)

Ein Trau­ma ent­steht durch ein über­wäl­ti­gen­des Ereig­nis, das zu schnell, zu hef­tig, zu früh und/oder unvor­be­rei­tet auf den Men­schen ein­wirkt, so dass der Orga­nis­mus eine über­mäch­ti­ge Bedro­hung sei­ner Exis­tenz erlebt und die nor­ma­len Bewäl­ti­gungs­me­cha­nis­men über­for­dert sind. Dies gilt für Men­schen und Säugetiere.

Der ICD-10* defi­niert Psy­cho­trau­ma wie folgt:

  • kurz oder lang anhal­ten­de Ereig­nis­se von
  • außer­ge­wöhn­li­cher Bedro­hung mit
  • kata­stro­pha­lem Aus­maß, die nahe­zu bei jedem
  • tief­grei­fen­de Ver­zweif­lung aus­lö­sen würden

Für trau­ma­ti­sche Erfah­run­gen ist unser Orga­nis­mus nicht ein­ge­rich­tet. Den­noch erlei­den Men­schen und Tie­re schreck­li­che Erfah­run­gen, die Ohn­macht, Todes­angst und Hilf­lo­sig­keit hervorrufen.

*Inter­na­tio­nal Clas­si­fi­ca­ti­on of Desea­ses (aktu­ell in der 10. Fassung)


Lite­ra­tur­an­ga­ben:

Ber­ger P. & A. Rie­cher-Röss­ler (2004): Defi­ni­ti­on von Kri­se und Kri­sen­as­ses­ment. In: Rie­cher-Röss­ler A, Ber­ger P, Yil­maz AT, Stieg­litz RD (Hrsg.) Psych­ia­trisch-psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Kri­sen­in­ter­ven­ti­on. Göt­tin­gen: Hog­re­fe, S. 19–30.

Filipp, H.S. (1997): Kri­ti­sche Lebens­er­eig­nis­se. Mün­chen, Urban & Schwarzenberg.

James, R.K. & B.E. Gil­li­land (2001): Cri­sis inter­ven­ti­on stra­te­gies. Paci­fic Gro­ve, CA, Brooks/Cole.

 

Die Fami­li­en­ma­na­ge­rin

Ein Tag im Leben einer berufs­tä­ti­gen Mutter

Du bist heu­te Mor­gen mit dem fal­schen Fuß auf­ge­stan­den und bist spät dran. Dein Mann hat heu­te einen wich­ti­gen Geschäfts­ter­min und ist schon seit einer Stun­de aus dem Haus. 

Die Kin­der müs­sen zur Schu­le und du ins Büro. Der Ein­kauf muss erle­digt wer­den und du hast dir noch kei­ne Gedan­ken dar­über gemacht, was es zum Mit­tag­essen geben soll. Dei­ne Mut­ter ist vor zwei Tagen gestürzt und liegt mit einem gebro­che­nen Fuß­knö­chel im Kran­ken­haus. Vater ist nun mit dem Haus­halt allei­ne. Und du hast ihm ver­spro­chen, nach­her noch bei ihm vor­bei­zu­schau­en und nach dem Rech­ten zu sehen.

Jetzt aber schnell!

Du machst im Bad eine schnel­le Kat­zen­wä­sche, weckst die Kin­der und machst Früh­stück. Dein Gro­ßer ist noch müde und mault her­um. Dei­ne Jüngs­te hat Fie­ber und Brechdurchfall.

Grund­gü­ti­ger, auch das noch. Jetzt wird’s rich­tig hek­tisch. Du hast dei­nem Jun­gen ver­spro­chen, ihn heu­te mit dem Auto zur Schu­le zu fah­ren, damit er die gro­ße Papp­ma­ché-Figur für das Schul­pro­jekt nicht in der U‑Bahn trans­por­tie­ren muss. Das wür­de aber bedeu­ten, dass du die Klei­ne mit­neh­men musst, weil du sie nicht allei­ne zu Hau­se las­sen kannst. Dann kotzt sie dir womög­lich noch das Auto voll…

Tau­send Gedan­ken rasen durch dei­nen Kopf
  • Wie kriegst du unter die­sen Umstän­den dei­nen Jun­gen in die Schu­le mit dem sper­ri­gen Ding, das ohne­hin kaum in den Kof­fer­raum passt?
  • Wer küm­mert sich in der Zwi­schen­zeit um die Kleine?
  • Und wer küm­mert sich um dei­nen Vater?
  • Wer erle­digt den Einkauf?
  • Wer erle­digt dei­ne Arbeit im Büro?

Kommt dir die Geschich­te bekannt vor? Viel­leicht hast du schon etwas Ähn­li­ches erlebt oder kennst jeman­den, dem es womög­lich stän­dig so geht.

Wel­che Gefüh­le stei­gen in dir auf, wenn du das liest? 
  • Ver­krampft sich dein Bauch oder bleibst du ganz entspannt?
  • Spürst du einen Kloß im Hals? 
  • Wie geht dein Atem — flach oder tief?
  • Was ist mit dei­ner Schulter‑, Nacken- und Kie­fer­mus­ku­la­tur — ist sie locker oder hart?
  • Mah­len dei­ne Wan­gen­kno­chen und beißt du die Zäh­ne zusammen?
  • Bal­len sich dei­ne Hän­de zu Fäus­ten oder blei­ben sie locker?
Spü­re jetzt ein­mal genau in dich hin­ein und beob­ach­te auch, wel­che Gedan­ken dir kom­men. Beob­ach­te dei­ne Körperhaltung. 

Allein dadurch, dass du dich eine klei­ne Wei­le selbst beob­ach­test, wirst du viel­leicht mer­ken, wie du dich dabei all­mäh­lich etwas ent­spannst… gut gemacht!

Jetzt kannst du dei­ne Nach­ba­rin anru­fen, die dei­nen Jun­gen zur Schu­le fährt, wäh­rend du mit der Klei­nen auf den Kin­der­arzt war­test. Den Ein­kauf besorgt dei­ne Nach­ba­rin gleich mit und kocht auch das Mit­tag­essen für euch. Dein Vater kommt zu dir, anstatt du zu ihm, und so schlägst du meh­re­re Flie­gen mit einer Klappe.

Du rufst im Büro an und mel­dest dich für heu­te ab. Wenn dei­ne Arbeit nicht inzwi­schen von dei­nen Kol­le­gin­nen erle­digt wur­de, wirst du dei­nen Schreib­tisch mor­gen genau­so vor­fin­den, wie du ihn ges­tern ver­las­sen hast.

Inzwi­schen ist es 14 Uhr am Nach­mit­tag. Das Tele­fon klin­gelt. Dein Mann ist dran, um dir zu sagen, dass der Geschäfts­ter­min super erfolg­reich war. Das bedeu­tet, du kannst in Zukunft zuhau­se arbei­ten und hast mehr Zeit für dei­ne Familie. 

Ist das nicht wundervoll?

Wenn es dir gelingt, dich locker zu machen (z. B. indem du eine Wei­le inne­hältst und nur dei­nen Atem beob­ach­test), kön­nen die Ener­gien wie­der ins Flie­ßen kom­men. Du kannst wie­der durch­at­men und wie­der klar denken!

 

Wann ent­steht Stress?

Kom­fort­zo­ne = Sicherheit

Wir alle haben eine so genann­te Kom­fort­zo­ne, in der wir uns abso­lut sicher füh­len. Die Kom­fort­zo­ne kann unse­re Woh­nung sein, aber auch der Arbeits­platz, an dem wir schon lan­ge sitzen.

Alles, was uns ver­traut ist, was uns ein Gefühl von Sicher­heit und Gebor­gen­heit ver­mit­telt und in uns kein Unge­ha­ben aus­löst, gehört zur Kom­fort­zo­ne. Auch ver­trau­te Per­so­nen, wie Fami­li­en­mit­glie­der, enge Freun­de und Kol­le­gen, mit denen wir schon sehr lan­ge zusam­men­ar­bei­ten und die wir kennen.

 

Stress-Entstehung

Stret­ching­zo­ne = Ler­nen und Wachstum

Wenn wir unse­re Kom­fort­zo­ne ver­las­sen, bege­ben wir uns die so genann­te Stret­ching­zo­ne. Hier fin­det Ler­nen und Wachs­tum statt. Wir ler­nen neue Men­schen ken­nen, über­neh­men neue Auf­ga­ben im Beruf oder erler­nen eine neue Spra­che, Sport­art, Musik­in­stru­ment etc. In der Stret­ching­zo­ne füh­len wir uns nicht mehr ganz so sicher, wir bege­ben uns auf unbe­kann­tes Ter­rain. Wir ver­spü­ren am ers­ten Arbeits­tag ein ner­vö­ses Krib­beln im Bauch, weil wir die neu­en Kol­le­gen noch nicht ken­nen und noch nicht ein­schät­zen kön­nen, ob sie uns wohl­ge­son­nen sind.

Je wei­ter wir uns von unse­rer Kom­fort­zo­ne ent­fer­nen, des­to mehr Stress emp­fin­den wir.  Je anspruchs­vol­ler die Auf­ga­ben sind, die uns gestellt wer­den, des­to mehr macht sich Ner­vo­si­tät oder sogar Angst in uns breit.  Bege­ben wir uns eine eine Gefah­ren­si­tua­ti­on, z. B. der ers­te Bun­gee-Sprung, rast unser Puls und die Angst grenzt an Panik. Ist der Bun­gee-Sprung geschafft, und sind wir heil und wohl­be­hal­ten unten ange­kom­men, zit­tern wir viel­leicht noch eine Wei­le, doch dann mischen sich die ers­ten Glücks­ge­füh­le dazu. Juchee, wir haben es geschafft, unse­re Angst zu überwinden.

Du siehst also, ein klit­ze­klei­nes biss­chen Panik kann hel­fen, dass wir über uns hin­aus wachsen.

Panik- und Todeszone

Bewe­gen wir uns jedoch über län­ge­re Zeit in der Panik­zo­ne, ist kein Wachs­tum mehr mög­lich. Den äuße­ren Rand der Panik­zo­ne bil­det die Todes­zo­ne, d. h. wenn die Panik zu groß wird und der Orga­nis­mus nicht über aus­rei­chen­de Bewäl­ti­gungs­me­cha­nis­men ver­fügt, stirbt der Mensch. Extre­me Schock­erleb­nis­se, wie z. B. über lan­ge Zeit immer wie­der­keh­ren­de trau­ma­ti­sche Erfah­run­gen, kön­nen schwe­re und schwers­te psy­chi­sche und kör­per­li­che Gesund­heits­schä­den nach sich zie­hen. Der phy­si­sche Tod ist die Fol­ge von maxi­ma­lem, unaus­halt­ba­rem Stress.

 

 

 

Stress­aus­lö­sen­de Umstän­de (Stres­so­ren)

Stres­so­ren aus Arbeits­auf­ga­ben

  • Zu hohe qua­li­ta­ti­ve und quan­ti­ta­ti­ve Anforderungen
  • Feh­len­de Eig­nung, man­geln­de Berufserfahrung
  • Zeit- und Termindruck
  • Infor­ma­ti­ons­fluss und Arbeitstempo
  • Unkla­re Aufgabenübertragung ,
  • wider­sprüch­li­che Instruktionen
  • uner­war­te­te Unter­bre­chun­gen und Störungen
  • defek­te Arbeitsmittel
  • feh­len­de Erho­lung und Entspannung

 Stres­so­ren aus der Rol­le

  • Ver­ant­wor­tung
  • Kon­kur­renz­ver­hal­ten unter Mitarbeitern
  • Feh­len­de Unter­stüt­zung und Hilfeleistungen
  • Ent­täu­schung, feh­len­de Anerkennung
  • Kon­flik­te mit Vor­ge­setz­ten und Mitarbeitern
  • Belas­tun­gen durch Führungsprobleme

Stres­so­ren aus der Umge­bung

  • Umge­bungs­ein­flüs­se: Lärm, mecha­ni­sche Schwin­gun­gen, Käl­te, Hit­ze usw.
  • Gefah­ren, Notsituationen
  • Betriebs­kli­ma, Informationsmangel
  • Wech­sel der Umge­bung, der Mit­ar­bei­ter und des Auf­ga­ben­be­reichs struk­tu­rel­le und räum­li­che Ver­än­de­run­gen im Betrieb

Per­sön­li­che Stres­so­ren

  • Angst vor Auf­ga­ben, Miss­erfol­gen, Tadel und Sanktionen
  • Fami­liä­re Konflikte
  • Dich­te und Nähe

Stres­so­ren am Arbeits­platz

Phy­si­sche Stres­so­ren
  • Kör­per­li­che Schwerarbeit
  • Ungüns­ti­ge Arbeits­hal­tung, ein­sei­ti­ge kör­per­li­che Belastung
  • Nacht­ar­beit, Arbeit gegen die bio­lo­gi­sche Rhythmik
  • Lärm, Hit­ze, Kälte
  • Ungüns­ti­ge Lichtverhältnisse
  • Gesund­heits­schäd­li­che oder läs­ti­ge Gase, Nebel, Dämp­fe, Stäube
  • Schwin­gun­gen
 Psycho-men­ta­le und psycho-sozia­le Stres­so­ren
  • Über­for­de­rung und Unterforderung
  • Ent­schei­dungs­zwang
  • Wider­sprüch­li­che Instruktionen
  • Angst (vor Miss­erfolg, Kon­trol­le, Sanktionen)
  • Kon­flik­te mir Vor­ge­setz­ten, Mit­ar­bei­tern (Betriebs­kli­ma)
  • Feh­len­de sozia­le Unterstützung
  • Arbei­ten unter Gefahr
  • Fremd­be­stimm­te Arbeit und Sinn­ent­lee­rung der Arbeit
  • Feh­len­de Ent­schei­dungs- und Handlungsspielräume
  • Bedro­hung der per­sön­li­chen Identität
  • Räum­li­che Enge (hohe Bele­gung der Arbeitsräume)
  • Sozia­le Isolierung

 

Sym­pto­me bei kör­per­li­cher und emo­tio­na­ler Belastung

Psy­chisch:

  • Leis­tungs­ab­fall
  • Grü­beln
  • Schlaf­stö­run­gen
  • Ess­stö­run­gen: Appetitlosigkeit
  • Anhe­do­nie (Freud­lo­sig­keit)
  • ver­min­der­ter Antrieb
  • Gefühl der Gefühllosigkeit
  • Depres­si­on
  • Ver­min­de­rung der sexu­el­len Appetenz
  • Libi­do­ver­lust
  • Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen
  • Auf­merk­sam­keits­stö­run­gen
  • Rast- und Ruhelosigkeit
  • Angst
  • Panik

Vege­ta­tiv:

  • Müdig­keit und Erschöpfung
  • Kurz­at­mig­keit
  • Schwit­zen
  • erhöh­ter Herzschlag
  • erhöh­ter Blutdruck
  • Übel­keit
  • Magen-/Darm­be­schwer­den
  • Leber­er­kran­kun­gen (bis zu Leberzirrhose)
  • Bauch­spei­chel­drü­sen­ent­zün­dung
  • Nie­ren- und Harnwegsentzündungen
  • Haut­ver­än­de­run­gen (z. B., tro­cke­ne Haut, dunk­le Rän­der unter den Augen, Haut­rö­tun­gen, Haut­ju­cken, all­er­gi­sche Reaktionen)
  • Erhöh­te Infektanfälligkeit
  • Ver­mehr­te Pilzbelastungen
  • Stump­fes Haar (bis Haarausfall)

Ver­än­de­rung von Mimik, Ges­tik und Körperausdruck:

  • müder Gesichts­aus­druck
  • ein­ge­fal­le­ne Wangen
  • tief­lie­gen­de Augen
  • stump­fer, lee­rer Blick
  • ver­lang­sam­te + redu­zier­te Bewegungen

Was kannst Du tun, wenn Du sol­che Sym­pto­me bei Dir feststellst?

Ich habe hier eni­ge Bei­trä­ge zum The­ma Stress und der Umgang damit zusammengestellt:

Wenn Du wei­te­re Hil­fen zum The­ma Stress suchst, gib ein­fach den Such­be­griff “Stress” ins Such­feld oben ein, und Du erhältst alle Bei­trä­ge zu die­sem Thema.

Im Zwei­fels­fall und erst recht im Not­fall ist es immer ange­ra­ten, Dir pro­fes­sio­nel­le Unter­stüt­zung zu holen, ent­we­der durch einen Arzt, Heil­prak­ti­ker oder einen psy­cho­lo­gisch aus­ge­bil­de­ten The­ra­peu­ten oder Coach. Um orga­ni­sche Erkran­kun­gen aus­zu­schlie­ßen, ist eine medi­zi­ni­sche Unter­su­chung in jedem Fall sinn­voll und notwendig.