Wer hoch hinaus will, muß gut verwurzelt sein, heißt ein Sprichwort. Da ist was Wahres dran. Doch leider sind Millionen und Abermillionen von Menschen bereits vor vielen Generationen aus ihrer Heimat vertrieben und ihrer Wurzeln beraubt worden. Sich neu zu verwurzeln ist oft nicht leicht und dauert manchmal das ganze Leben — manchmal gelingt es nie. Auch die nachfolgenden Generationen leiden oft bis heute unter der Vertreibung und den Fluchterfahrungen unserer Ahnen. Für viele Menschen ist es immens wichtig, zu wissen, wo sie herkommen und wohin sie gehören. Ich möchte Dich dazu anregen, Dich auf die Suche nach Deinen eigenen Wurzeln zu machen. …ganzen Artikel lesen
Archiv der Kategorie: Bewusstsein
Stand up for your needs — für Deine Bedürfnisse einstehen
Seine Bedürfnisse zu kennen ist das eine, sie zu äußern das andere. Aber für die Befriedigung seiner Bedürfnisse einzustehen und sie durchzusetzen, ist nochmal ein Zacken schärfer.
Kennst Du Deine Bedürfnisse?
Damit meine ich nicht das Verlangen nach etwas, was Dir kurzfristig Befriedigung verschafft und danach immer und immer wieder erzeugt werden muß, um die Leere in Dir zu füllen.
Ich meine echte Bedürfnisse, wie z. B. das Bedürfnis nach Ruhe, das Bedürfnis nach Ordnung oder das Bedürfnis nach Sicherheit.
Ich treffe mich einmal im Monat mit ein paar Berufskolleginnen. Wir sind alle etwa im gleichen Alter und jede von uns hat mit kleineren und größeren Hürden im Leben zu kämpfen. Bei unseren Treffen sprechen wir über unsere beruflichen und privaten Erfolge und Mißerfolge und beratschlagen, wie wir uns gegenseitig unterstützen können.
Meist kristallisiert sich im Laufe des Abends ein bestimmtes Thema heraus, über das sich dann angeregt ausgetauscht wird. Ich nehme aus unseren Gesprächen oft interessante Impulse und neue Sichtweisen mit, die ich dann die Tat umsetze. Na ja, zumindest versuche ich es. Gestern ergab sich das Thema “Für seine Bedürfnisse einstehen”.
Das Bedürfnis nach Ordnung und Orientierung
Anke erzählte uns dabei die Geschichte von einer Weiterbildung, die sie vor einigen Jahren machte. Diese Weiterbildung gliederte sich in verschiedene Module. Und in jedem neuen Modul kamen neue Teilnehmer hinzu.
Die “alten” Teilnehmer hatten bereits ihre festen Sitzplätze mit den dazugehörigen Sitznachbarn. Und jedes Mal, wenn ein neues Modul begann, setzten die Neuen sich einfach auf den Platz, der ihnen gerade gefiel, und die ganze Sitzordnung geriet durcheinander.
Anke kam an diesem Tag ein paar Minuten zu spät zum Unterricht, und wie der Teufel es will, saß auf ihrem Stammplatz ein Mann. Er hatte eine Managerposition inne und war es gewohnt, Anweisungen zu geben. Anke schaute sich kurz im Raum um und bemerkte, daß die Sitzordnung völlig durcheinander war. Jeder, auch die alten Teilnehmer, saß auf einem anderen Platz als beim letzten Ausbildungsmodul.
Du sitzt auf meinem Stuhl
Anke war nicht auf den Mund gefallen, ging zu dem Mann und sagte zu ihm: “Das ist mein Platz, Du sitzt auf meinem Stuhl.” Der Mann schaute sie amüsiert an und meinte nur, sie könne sich ja da vorne in die erste Reihe setzen, da sei ja noch was frei.
Anke bestand jedoch darauf, daß sie auf ihrem Platz sitzen konnte. Ihre beiden Sitznachbarn saßen auch nicht mehr dort, wo sie sonst gesessen hatten. Die anderen Teilnehmer/innen und die Dozentin waren sichtlich genervt von Ankes Beharrlichkeit und meinten, ihr Verhalten sei überzogen. Aber Anke war es nunmal wichtig, daß sie in einer Weiterbildung auf ihrem festen Platz sitzen kann mit den Sitznachbarn, die sie gerne neben sich hat. Es ist ja auch eine Frage der Sympathie und auch der Energie. Man will nicht jeden neben sich sitzen haben und will auch nicht neben jedem sitzen. Und wenn man den ganzen Tag in einer Weiterbildung verbringt, ist es schon wichtig, eine gewisse Ordnung (in diesem Fall Sitzordnung) einzuhalten. Sonst sucht jeden Tag jeder einen neuen Platz. Das war für Anke ein absolutes No-Go. Und dies machte sie auch deutlich.
Stand up for your needs — für Deine Bedürfnisse einstehen
Der Typ auf ihrem Platz schien sichtlich darüber amüsiert zu sein, wie Anke sich ereiferte und immer aufgeregter wurde. Auch die anderen Teilnehmer/innen machten inzwischen ihre Bemerkungen. Aber unsere Anke stand hinter dem Stuhl, auf dem der Typ saß und sagte zu ihm: “Ich bleibe so lange hinter Dir stehen, bis Du aufstehst.”
Das imponierte ihm wohl, denn er war es als Manager nicht gewohnt, dass ihm jemand derartig Paroli bot. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Typ stand tatsächlich auf und räumte Ankes Platz.
Doch nicht nur das, plötzlich gab es eine Heidenunruhe im Raum, weil die anderen Teilnehmer auch auf ihre angestammten Plätze wollten, besonders die beiden Kollegen rechts und links von Anke, mit denen sie von Anfang an zusammengesessen hatte.
Nachdem dann jeder seinen neuen bzw. alten Platz eingenommen hatte, konnte der Unterricht endlich beginnen.
Für seine Bedürfnisse einzustehen lohnt sich
Doch glaube bitte nicht, lieber Leser, dass Anke sich bei dieser Aktion wohlgefühlt hätte. Ganz im Gegenteil. Sie fühlte sich sehr alleine gelassen und raunte sogar noch ihre beiden Sitznachbarn an, warum sie ihr ihre Plätze nicht freigehalten hatten. Die ganze Aktion war sehr unschön und war ihr auch sichtlich peinlich. Man sprach noch zwei Tage lang darüber. Anke entschuldigte sich bei den Teilnehmern für die Umstände, machte aber unmißverständlich klar, worum es ihr ging und warum ihr dies so wichtig war.
Das Ende vom Lied war: Am nächsten Tag gaben die anderen Teilnehmer zu, daß Anke genau richtig gehandelt hatte. Sie hatten sich zwar fürchterlich geärgert, aber nicht über Ankes Verhalten, sondern mehr darüber, daß sie selbst nicht den Mumm gehabt hatten, für ihre Bedürfnisse einzustehen. Viele Teilnehmer bestätigten, daß sie auch gerne auf ihrem alten Platz gesässen hätten, aber als die Neuen diese besetzt hatten, hätten sie sich eben gefügt.
Man könnte jetzt denken, dass Anke wohl etwas engstirnig, kleinkariert oder gar rücksichtslos sei. Aber weit gefehlt. Sie ist eine Frau mit einem herrlichen Humor, die in schwierigen Konfliktsituationen total souverän reagieren kann. Und wenn es um Bedürfnisse geht, die ihr absolut wichtig sind, benennt und erklärt sie das glasklar und steht dafür ein.
Wer kann das schon von sich behaupten? Kannst Du für das, was Dir wichtig ist, einstehen und es durchsetzen? Nicht mit Gewalt, sondern mit Überzeugungskraft.
Mut kostet Kraft
Viele nehmen sich heutzutage rücksichtislos, was sie haben wollen, ohne darüber nachzudenken, was das für Konsequenzen haben könnte und ob sie andere damit vor den Kopf stoßen, so wie die neuen Teilnehmer in Ankes Kurs.
Da war es gut und richtig, dass Anke deutlich gemacht hatte, daß das so nicht geht.
Allerdings kostete sie diese Aktion ganz schön viel Kraft. Es war ihr keineswegs einerlei, dazustehen und ihre Position zu verteidigen, während alle sie anstarrten und die ganze Aufmerksamkeit auf ihr lag. Aber es mußte sein, und im Endeffekt bekam sie von den anderen die Bestätigung dafür.
Der Typ, mit dem sie sich um ihren Platz stritt, ist Anke ein guter Freund geworden. Die beiden verstehen sich super und kommen bestens miteinander aus.
Was lernen wir daraus?
Wenn Du Deine Bedürfnisse und Motive klar und nachvollziehbar zum Ausdruck bringst, gibst Du anderen die Möglichkeit, Dich besser zu verstehen und sich entsprechend zu verhalten. Menschen brauchen Orientierung und klare Ansagen. Damit fahren sie am besten. Leider können nur wenige solche klaren Ansagen machen, ohne anderen damit Schaden zuzufügen.
Und es braucht Mut, sich gegen die versammelte Mannschaft zu stellen und sich zu behaupten. Doch bei Anke hat es zum Erfolg geführt, und für die anderen war es auch nicht zum Nachteil.
“Die Gewohnheit des Denkens sagt nichts über dessen Richtigkeit aus.”
- Thorwald Dethlefsen -
Echte Freunde
“Echte Fründe ston zesamme,
ston zesamme su wie eine Jott un Pott.
Echte Fründe ston zesamme,
eß och dih Jlöck op Jöck un läuf dir fott.
Fründe, Fründe, Fründe en dr Nut,
jon´er hundert, hundert op e Lut…” (Übersetzung am Ende des Artikels)
Ja, ja, ich weiß: Karneval ist vorbei. Der Aschermittwoch hat die närrische Zeit beendet und die Fastenzeit eingeläutet. Trotzdem möchte ich heute dieses Kölsche Lied der Höhner zitieren, das nicht nur zur Karnevalszeit hochaktuell ist, sondern jeden Tag im Jahr. Denn in der Not kann man gute Freunde immer gebrauchen, gell. Leider gibt es so wenige davon, ich meine, die echten! Manchmal sonnen sich andere einfach nur in unserem Licht oder heften sich an uns wie die Schmeißfliegen, und wenn’s dann mal brenzlig wird, schwirren sie davon, wie selbige. Echte Freunde sind mit Gold nicht aufzuwiegen…
Was macht für Dich eine echte Freundschaft aus?
Tust Du Dich schwer mit dem Begriff Freundschaft? Warum nennt man den einen Freund und der andere, mit dem man viel mehr und öfter zu tun hat, ist ’nur’ ein Bekannter?
Wie viele Menschen gibt es, die Du Freunde nennst? Nein ich meine nicht Deine Facebook-Freunde und nicht Deine Kumpel, auch nicht die guten Bekannten oder die alten Bekannten. Eine Thekenbekanntschaft ist kein Freund. Obwohl natürlich aus einer Bekanntschaft eine Freundschaft werden kann.
Wie genau definierst Du Freundschaft? Wann darf sich jemand Dein Freund oder Deine Freundin nennen?
Mein Lebensgefährte hat einen Freund, mit dem er seit der 3. Klasse befreundet ist. Die beiden haben ihre Kindheit und Jugend miteinander verbracht, haben (Liebes-)Kummer und Freude geteilt, sind zusammen mit einer alten Rostlaube nach Paris gefahren, haben geheiratet, Trauzeugen und Patenschaften übernommen und was man halt so macht als Freunde. Heute sind beide über 60 und immer noch befreundet. Die gemeinsamen Unternehmungen sind weniger geworden, man sieht sich nicht mehr so oft wie früher, aber es wird mindestens zweimal im Monat miteinander telefoniert. Wenn wir zusammen sind, werden die alten Geschichten von früher erzählt, und wir schmeißen uns jedesmal weg vor Lachen. Einmal hat mein Lebenspartner sogar für seine Freunde, die in Not waren, seinen Job gekündigt, weil der Chef ihm keinen Urlaub geben wollte, um zu ihnen zu fahren und ihnen zu helfen.
Ich habe eine Freundin, die ich nur sehr unregelmäßig sehe und spreche. Da ich in Berlin wohne und sie am Bodensee, telefonieren oder skypen wir meistens miteinander. Ich nenne sie Freundin, weil ich mit ihr meine tiefsten Gedanken teile und sie die ihren mit mir. Sie ist meine Freundin, weil sie mir keinen Schmu um die Backe streicht, sondern mir die Wahrheit knallhart ins Gesicht sagt (liebevoll, aber unverblümt). Wir hauen uns unsere Wahrheiten um die Ohren. Wir bauen uns gegenseitig auf und wachsen aneinander und miteinander. Manchmal sprechen wir uns viele Monate (zuletzt sogar über ein Jahr) nicht. Und dennoch ist es so, als hätten wir uns gestern erst gesehen. Wir haben eine tiefe Herzensverbindung, ich würde sogar sagen, Seelenverbindung.
Für mich hat eine Freundschaft nichts damit zu tun, wie oft man sich sieht, spricht oder wie oft man miteinander ausgeht. Freundschaft heißt für mich, da zu sein. Ich weiß, dass meine Freundin vom Bodensee da ist. Und ich bin auch da, nicht nur für sie , auch für andere Menschen, mit denen ich befreundet bin und die ich lange nicht gesehen habe. Da sein bedeutet nicht, an einem bestimmten Ort zu sein. Verstehst Du, was ich meine?
“Wenn ein Schicksalsschlag dich trifft,
musst du einen Freund haben,
dem du trauen und auf den du bauen kannst.”
(Mr. Hobbs in “Der kleine Lord”)
Hast Du eine Freundin oder einen Freund, die Du nachts um drei anrufen kannst, wenn es sein muss? Gibt es Menschen, die Dich nachts um drei anrufen können?
Jemanden zu haben, bei dem man sich ausweinen und bei dem man sich Erdrückendes von der Seele reden kann, hat etwas unglaublich Entlastendes und Befreiendes. Das offene Ohr eines Freundes bei einem Glas Bier bewirkt manchmal mehr als ein Gespräch bei einem Therapeuten. Es muss auch nicht immer gleich eine Lösung her, zuhören reicht oft schon.
Der Begriff “Freund” oder “Freundin” wird teilweise sehr lax verwendet. Und obwohl ich nicht jeden meinen Freund nennen würde, ist es bei mir dennoch so, dass sich Begriffe wie “Freunde oder Freundschaft” irgendwie aufzulösen scheinen. Sie haben für mich nicht mehr diesselbe Bedeutung wie früher. Ich merke, dass, je mehr ich in mir zuhause bin, ich gar keine Freunde mehr habe. Das klingt seltsam und widersprüchlich, nicht wahr? Und doch fühlt es sich total richtig an. Denn das Gefühl, dass ich in mir habe, geht über Freundschaft weit hinaus. Es ist ein Gefühl von bedingungsloser Annahme, von Liebe zu allem was ist. Es gelingt mir nicht immer, dieses Gefühl über mehrere Stunden oder gar einen ganzen Tag zu halten. Aber ich rufe es mir immer wieder in Erinnerung und übe und übe und übe…
Hier eine kleine Übung für Dich. Beantworte Dir selbst einmal folgende Fragen:
Wen liebst Du?
Wer darf Dich lieben?
Wofür bist Du dankbar?
Wem vertraust Du?
Kannst Du Dich selbst lieben?
Wenn Du nicht aus dem Rheinland kommst oder des Kölschen Dialektes nicht mächtig bist, hier eine Übersetzung und Erklärung des Refrains von “Echte Fründe”:
Echte Freunde halten zusammen,
halten zusammen wie ein Gott und Pott (urkölsches Familiencredo: Wir beten zu einem Gott und essen aus einem Topf; Abk. ‘Jott un Pott’)
Echte Freunde halten zusammen,
ist auch dein Glück unterwegs und läuft dir fort.
Freunde, Freunde, Freunde in der Not,
gehen hundert, hundert auf ein Lot…
(Lot = alte Gewichtseinheit, ca. 14 — 18 g. Bedeutung: Die Freundschaft von 100 “Freunden” wiegt gerade mal so viel wie 1 Lot, d. h. es bleiben Dir in der Not nicht viele Freunde übrig. Wenn Du Glück hast, gerade mal einer, und das ist dann eben ein echter Freund.)
Angst frisst die Seele auf: Warum Bewusstseinsarbeit so wichtig ist
Angst ist eine starke negative Kraft. Angst lähmt. Angst wirkt zerstörerisch. Aus Ängsten entwickeln sich Minderwertigkeitskomplexe, Depressionen, Panik und Phobien. Angst bringt die meisten Menschen dazu, falsche Entscheidungen zu treffen. Aus Angst treffen Menschen oft gar keine Entscheidung. Das führt dazu, daß die meisten im Leben nicht richtig weiterkommen, resignieren, zuerst ihre Träume und schließlich sich selbst aufgeben.
Angst frisst die Seele auf
In meinem Blog-Beitrag “Wenn Dich mal wieder die Angst packt” habe ich bereits über die Entstehung von Ängsten geschrieben und wie sie sich auf unser Leben auswirken. Angst ist für die Machthaber dieser Welt der wichtigste Kontrollmechanismus, um Menschen, Gemeinden, ja ganze Völker in Unwissenheit und Sklaverei zu halten.
Wenn Du denkst, daß ich übertreibe, dann schau Dir die Weltgeschichte einmal an (nein, ich meine nicht die herkömmlichen Geschichtsbücher, darin wirst Du die Wahrheit nicht finden). Du mußt schon hinter die Kulissen schauen, jenseits des Mainstreams, und Dir Deine eigene Meinung bilden.
“Die Herrschenden haben uns intelligent genug gemacht, damit wir uns selbst versklaven, jedoch nicht intelligent genug, das auch zu erkennen.”
- Daniel Prinz -
Um zu erkennen, was hier läuft, wie und warum wir in Angst und Knechtschaft gehalten werden, ist es wichtig, ja so gar unabdingbar, daß wir über unseren Tellerrand hinausschauen und unser Bewußtsein erweitern. Das bedeutet unter anderem, daß wir die Dinge hinterfragen, die uns täglich geschehen. Warum müssen wir zum Beispiel für alles bezahlen? Wo wir doch angeblich als freie Menschen geboren werden und uns Lebensmittel und Waren kostenlos zur Verfügung stehen müßten? Hast Du Dich das jemals gefragt? Wer profitiert davon, daß Du und ich für alles, ja wirklich für alles bezahlen müssen, während die Machtelite niemandem Einblick in ihre Finanzen gewähren muß, wie zum Beispiel der Vatikan?
Nun, um das zu ergründen, müßte ich einen sehr großen Sprung machen, der einige tausend Jahre zurückgeht, als nämlich die ersten Geldverleiher die Szenerie betraten und der Zins und Zinseszins erfunden wurde. Zurück in eine Zeit, in der Herrscher auf ihren Raub- und Eroberungszügen ganze Landstriche verwüsteten und abertausende von Menschen den Tod fanden. Und zurück in die Zeit, in der die klassische Sklaverei abgeschafft und stattdessen die Lohnarbeit eingeführt wurde = moderne Sklaverei.
Aber ich will das hier gar nicht ausschmücken. Dazu kannst Du Dich selbst belesen, wenn es Dich denn wirklich interessiert. Das Internet ist voll von Informationen diesbezgülich.
Menschen haben vor vielem Angst, z. B. vor Jobverlust und damit einhergehenden finanziellen Einbußen, Angst vor Gesichtsverlust, Angst, nicht anerkannt zu werden, nichts wert zu sein uvm.
Du mußt Dein Bewußtsein erweitern, wenn Du (wieder) in Deine Kraft kommen willst.
Warum ist dies so wichtig?
Das nachfolgende Schautafel zeigt die verschiedenen Bewußtseinsebenen von David R. Hawkins, einem amerikanischen Arzt, Bewußseinsforscher und spirituellen Lehrer.
Hawkins’ Hauptanliegen war die Förderung der Spiritualität im Menschen. Nach seiner Erfahrung ist spirituelles Wachstum das grundlegendste und tiefgreifendste Mittel zur Linderung von Leid in dieser Welt.
In über 30-jähriger Forschungsarbeit schlüsselte Hawkins die menschlichen Bewußtseinsebenen mittels kinesiologischer Tests in einer “Skala des Bewußtseins” auf. Er beschrieb diese Ebenen in einer Messwertskala zwischen 0 und 1.000, mit denen man die verschiedenen Bewußtseinsebenen über kinesiologische Muskeltests messen kann. Die Ebene 0 stellt dabei den physischen Tod dar und die tiefste Ebene, auf die ein Mensch sinken kann. Der Wert 700–1.000 bezeichnet den Zustand der Erleuchtung.
Das klingt im ersten Moment vielleicht etwas kompliziert, ist es aber nicht, wie Du gleich sehen wirst.
Die Ebenen des Bewußtseins nach David R. Hawkins:
Du siehst, dass der untere Teil von Ebene 0 bis 175 die negativen Eigenschaften abbildet, der obere die positiven, bis hin zur höchsten Bewußtseinsebene, die irdisch erreichbar ist. Der grüne mittlere Teil bildet die Schwelle nach oben und unten.
Wenn wir ständig unten gehalten werden und in Angst, Sorge oder gar Schuld und Scham leben müssen, haben wir auf Dauer das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und der Ohnmacht (= erlernte Hilflosigkeit). Wir verlieren damit unser Gefühl für unsere Selbstwirksamkeit, ja wir haben gar kein Bewußsein mehr darüber, daß wir überhaupt eine Selbstwirksamkeit haben. Wir verlieren uns dabei selbst.
Viele Menschen glauben in diesem Jammertal der Hoffnungslosigkeit, daß Gott ein strafender Gott ist, der über sie richtet und sie nicht liebt. Sie vergessen dabei völlig, daß sie selbst göttliche Wesen und mit Schöpferkräften ausgestattet sind. Die Schöpferkräfte sind ihnen im Laufe ihres Über-Lebenskampfes abhanden gekommen.
Selbstwirksamkeit — was ist das?
Selbstwirksamkeit meint die Einstellung zu der Wirksamkeit unseres eigenen Handelns, also das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten und in unser Leistungsvermögen. Menschen mit einer niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung sind der Meinung, daß sie mit ihren Fähigkeiten und Handlungen nicht viel bewirken können. Sie glauben, daß ihr Leben vom Schicksal bestimmt ist, von Lehrern, Chefs, Politikern oder sonst irgendwelchen äußeren Umständen.
Menschen mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung glauben bzw. wissen, daß sie mit ihrem Handeln etwas bewirken und auch schwierige Situationen und größere Strapazen gut meistern können. Sie verfügen über einen gesunden Optimismus, eine positive geistige Haltung in Bezug auf ihre Fähigkeiten und ihre Selbstbestimmungsmöglichkeiten.
Wir wirkt sich Deine Selbstwirksamkeitserwartung auf Dein Leben aus?
Deine Selbstwirksamkeitserwartung beeinflußt Deine Gefühle und Dein Verhalten. Erfolg oder Mißerfolg werden durch Deine Selbstwirksamkeitserwartung stark beeinflußt.
Wenn Du davon überzeugt bist, Einfluß auf Dein Leben zu haben, auf Deine Gesundheit und alles, was Dir im Leben geschieht, dann reagierst Du weniger ängstlich. Du bist guter Dinge und voller Zuversicht, daß Du etwas bewirken und erreichen kannst. Du traust Dir mehr zu, hast mehr Widerstandskraft und ein größeres Durchhaltevermögen.
Menschen mit weniger Optimismus und einer niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung geben schnell auf, wenn es Probleme gibt oder sie eine Niederlage einstecken müssen. Diese Menschen wagen sich oft an nichts Neues heran, weil sie Angst haben und sich nichts zutrauen. Und weil sie nicht an ihre eigenen Fähigkeiten glauben, fühlen sie sich hilflos, rutschen in eine Depression oder entwickeln ein Suchtverhalten.
Wie Du Deine Selbstwirksamkeit stärken kannst
Zunächst ist es wichtig zu wissen, daß unsere Selbstwirksamkeit erlernt ist. Sie zeigt sich in Äußerungen, wie
- Ich weiß, was ich kann
- Ich habe das früher schonmal geschafft, dann schaffe ich das jetzt auch
- Ich vertraue meinen Fähigkeiten etc.
Du kannst Deine Selbstwirksamkeit dadurch stärken,
- daß Du die Erfahrung machst, schwierige Situationen zu bewältigen
- daß Du Du Menschen als Vorbild nimmst, die schon da sind, wo Du noch hinwillst
- daß Du Dich mit Menschen umgibst, die an Dich glauben
- daß Du lernst, Deine Gefühle zu beinflussen (Angst ist nur ein Gefühl!)
- daß Du Dir eine positive Lebenseinstellung aneignest
Viele Menschen konnten ihre Selbstwirksamkeit nie entwickeln, weil sie seit ihrer Geburt in Angst und Schrecken leben. Ich denke da an Babys, die in Kinderpornoringe hineingeboren werden oder an Menschen, die schon früh sexuell mißbraucht wurden. Und ich denke an Menschen, die auf irgend eine Art und Weise traumatisiert wurden und die Erfahrung machen mußten, nichts bewirken zu können und der Situation hilflos ausgeliefert waren.
In solchen Fällen ist es nicht mit ein paar Affirmationen getan, sondern es bedarf einer individuellen, auf den jeweiligen Menschen zugeschnittene Therapie.
Mir ist nur wichtig, Dir zu sagen, daß Du — egal, was Du erlebt hast — Deine Selbstwirksamkeit aufbauen und stärken kannst. Nährende Beziehungen, gute Freunde, eine liebende Familie sind da sehr hilfreich. Hol Dir im Zweifelsfall professionelle Hilfe.
Übung:
Erinnere Dich an eine schwierige Situation in Deinem Leben, die Du bewältigt hast. Es muß nichts “Weltbewegendes” gewesen sein, es darf ruhig auch etwas “Kleineres” sein. Wichtig ist, daß Du Dir bewußt machst, daß Du Deine Herausforderung gut gemeistert hast.
- Wie hast Du das gemacht?
- Welche Fähigkeiten hast Du dafür gebraucht und eingesetzt?
- Welche Unterstützung von außen hattest Du?
- Wie hast Du Dich gefühlt, nachdem die Schwierigkeit übewunden war (was hast Du gemacht, mit wem hast Du gesprochen)?
Mach Dir das bewußt und verweile eine Zeitlang in diesem guten Gefühl! Wenn Du vor einer ähnlichen Herausforderung stehst, brauchst Du dich nur daran zu erinnern, daß Du das schon einmal gut hinbekommen hast.
Bildquellen:
Beitragsbild: Engelsleiter (Wikipedia, gemeinfrei)
Karte des Bewußtseins: © Sylvia Geiss
Rituale zum Jahresende: Reinigungsrituale für Körper, Seele, Haus und Garten
Hast Du schon Deinen Weihnachtsputz erledigt? Ich muss zugeben, dass ich noch keine wirkliche Lust dazu hatte. Aber ich verspüre bereits den Drang in mir, es in den nächsten Tagen erledigen zu wollen. Ich habe da neulich einen lustigen Spruch gelesen:
Genau. Und wer sagt denn, dass man aus dem leidigen Hausputz nicht auch ein schönes Reinigungsritual machen kann? Herbst- und Weihnachtsputz gehören genauso zu unseren Traditionen, wie der Frühjahrsputz zu Ostern.
Weihnachtsputz und andere Reinigungsrituale
Da heißt es Grundreinigung machen, Schränke und Regale auswischen, Fenster putzen, Gardinen waschen, Silberbesteck polieren und was man sonst noch so anstellt, um die Bude wieder auf Hochglanz zu bringen. Schließlich soll die bucklige Verwandtschaft nichts zu mäkeln haben, wenn sie über die Feiertage einfällt, nicht wahr? Nun gut, das war eher scherzhaft gemeint.
So ein Hausputz hält mich ganz schön auf Trab. Wenn ich erstmal angefangen habe, habe ich nicht eher Ruhe, bis die ganze Wohnung fertig ist. Und je besser ich vorankomme und je mehr ich geschafft habe, desto pingeliger werde ich. Da stört mich plötzlich jedes Staubkorn. Kennst Du das auch?
Wenn alles erledigt ist, gehe ich durch jedes Zimmer und betrachte mein Werk. Danach mache ich mir einen Kaffee, setze ich mich auf’s Sofa und genieße dieses saubere, aufgeräumte Gefühl, das ich jedesmal nach einem solch gründlichen Hausputz habe. Jetzt finde ich meine Wohnung besonders schön und gemütlich. Ich selbst fühle mich auch aufgeräumt. Natürlich bin ich diejenige, die die erste Kaffeetasse aus dem Schrank holt. Und natürlich bin ich die erste, die auf das frisch geputzte Klo geht und die blitzblanke Dusche benutzt. Das habe ich mir schließlich verdient.
Meine Wohnung und ich erstrahlen nun wieder in neuem Glanz. Das fühlt sich richtig gut an. Doch etwas fehlt noch: Die energetische Reinigung.
Reinigungsrituale: So reinigst Du Dich und Dein Heim von dunklen Energien
Luftreinigung mit Salz
Es gibt verschiedene Arten, Dein Heim energetisch zu reinigen. So kannst Du beispielsweise eine Schüssel mit Himalaya-Salzbrocken aufstellen und etwas Wasser darüber geben. Lass die Schüssel einige Tage stehen. Wenn Du schwere Energien in der Wohnung hast, kann es sein, dass die Steine einen gräulichen Farbton bekommen. Kipp das Wasser dann weg und brause die inzwischen etwas kleiner gewordenen und kristallin aussehenden Salzbrocken ab und lass sie trocknen. Sie lassen sich so oft verwenden, bis sie förmlich verschwunden sind.
Lichterketten und Windspiele für Balkon und Garten
Nachdem Garten und Balkon winterfest gemacht sind, bietet es sich an, Lichterketten anzubringen und Windspiele aufzuhängen, sofern Du nicht schon welche hast. Licht erhellt das Gemüt, und Windspiele vertreiben durch ihren Klang negative Energien. Ihre Schwingungsfrequenzen wirken sich positiv auf unser Wohlbefinden aus, allerdings nur, wenn uns die Klänge gefallen und uns nicht nerven. Welche Klänge bevorzugst Du? Eher hell-klirrende oder lieber dumpf-hölzerne? Es gibt auch Windspiele, die nicht klingen und sich nur im Wind hin und her bzw. auf und ab drehen.
Räuchern
Ich liebe es zu räuchern. Dazu nehme ich zwischendurch Räucherstäbchen oder Räucherkegel. Besonders gerne räuchere ich mit Harzen und Kräutern. Dazu nehme ich eine feuerfeste Räucherschale, befülle sie mit Feuersand, lege ein Stück Räucherkohle darauf und entzünde sie. Wenn sie gleichmäßig glimmt, lege ich etwas Weihrauch, Myrrhe oder sonstiges Räucherwerk auf die glimmende Kohle. Ich gehe dann mit der Schale durch jeden Raum und wedele den Rauch in jede Ecke mit der Absicht, sie von dunklen festsitzenden Energien zu reinigen. Danach lüfte ich ordentlich. Du findest im Internet jede Menge Infos zum Thema Räucherrituale, Räucherwerk und auch entsprechende Literatur.
Kerzenlicht, Duft- und Aromaöle sowie Farben dienen ebenfalls der Reinigung und Aufladung mit neuer Energie. Spüre einfach in Dich hinein und erfühle, was Du gerade brauchst. Achte auf den ersten Impuls und vertraue Deiner Intuition. Vielleicht fallen Dir noch weitere Reinigungsrituale ein.
Reinigung des Körpers (innen und außen)
Herbstfasten oder Neujahrsfasten ist wohltuend, um überflüssige Pfunde loszuwerden und uns von Giftstoffen zu reinigen. Wenn der Körper übersäuert ist, sei es durch Weihnachtsplätzchen, Alkohol, Koffein, Medikamente oder auch Stress, kann eine innere Reinigung wahre Wunder bewirken. Überschüssige Säure wird ausgeschieden, der Verdauungstrakt reinigt sich, und der Stoffwechsel kommt wieder in Schwung. Nach einer Fastenkur sieht die Haut wieder straffer und strahlender aus, und Du hast wieder mehr Energie. Wenn Du keine Fastenkur über mehrere Wochen machen möchtest, kannst Du auch zwischendurch einen Fastentag einlegen und nur Säfte, Wasser und Tee zu Dir nehmen. Schnell wirst Du merken, wie gut das tut. Der Organismus wird entlastet, der Kopf wird klarer.
Salzbad
Ich bade eher selten, weil ich lieber dusche. Aber sich nach einem anstrengenden Tag in ein Salzbad zu legen, hat etwas sehr entspannendes und reinigendes. Gib ein halbes Kilo Steinsalz oder Himalayasalz ins Badewasser und lege Dich ca. 20 min. hinein. Bitte kein handelsübliches Kochsalz (womöglich auch noch jodiert oder fluorisiert) verwenden. Da sind Giftstoffe drin, die kein Mensch braucht. Du wirst Dich danach herrlich entspannt fühlen. Das Salz bindet alle negativen Energien, die Du im Laufe des Tages aufgenommen hast. Mit dem Ablassen des Badewassers fließen auch sie ab.
Wenn Du Vollbäder nicht magst, kannst Du auch ein Fußbad nehmen. Über die Füße scheiden wir viele Giftstoffe und negative Energien aus. Am besten ein Gefäß verwenden, in dem die Füße bis über die Knöchel im Wasser sind. Du kannst eine Handvoll getrommelte Bergkristallstücke hinzugeben, wenn Du unter kalten Füßen leidest. Sie ziehen die Kälte aud dem Körper.
Ich wünsche Dir viel Vergnügen beim Weihnachtsputz und einen sauberen 3. Advent.
Beitragsbilder oben und zum Text “Räuchern”: www.pixabay.de
Bildquelle zum Text “Luftreinigung mit Salz”: Salz zur Luftreinigung © Sylvia Geiss
Bildquelle zum Text “Weihnachtsputz…”: http://hausservice-kontor.businesscard.at
Bildquelle zum Text “Salzbad”: bath accessories © Olga Lyubkina — www.fotolia.de
Rituale zum Jahresende: So setzt Du Dir Ziele zum Anfassen
Tust Du Dich schwer damit, Dir Ziele zu setzen? Ich schon. Für mich ist das jedesmal eine riesen Herausforderung. Was will ich haben oder erreichen? Was muss ich dafür tun? Was ist sonst noch notwendig? Kann ich das überhaupt schaffen… usw. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, wenn man weiß, wie es geht. Wir haben viele Wünsche und Träume, und wenn wir daraus keine konkreten Ziele machen, werden sie immer nur Wunschträume bleiben. Heute zeige ich Dir, wie Du aus einem Wunsch ein Ziel machst, damit der Wunsch auch in Erfüllung geht.
Rituale zum Jahresende Teil II — Wie aus einem Wunsch ein Ziel wird
Ist Zielsetzung denn überhaupt notwendig? Immer dieser Stress mit der Planung. Muss ich denn wirklich alles planen und mein Leben von Kopf bis Fuß durchstylen? Diese Fragen tauchen immer wieder auf. Und ehrlich gesagt, frage ich mich das manchmal auch.
Nein, natürlich müssen wir unser Leben nicht komplett durchplanen. Und überhaupt: wir müssen gar nichts! Es ist sogar notwendig, das wir uns zwischendurch einfach mal treiben lassen, die Seele baumeln lassen und nichts tun. Körper und Geist brauchen das zur Erholung und Regeneration. Sonst ist ein Burnout schnell vorprogrammiert.
Aber, wenn wir im Leben etwas erreichen wollen, bestimmte Dinge haben wollen, beruflich erfolgreich sein wollen etc., ist eine Planung hilfreich, um uns unserem Ziel näherzubringen. Wenn Du nicht willst, dass Dein Traum ein Traum bleibt, kommst Du nicht umhin, aktiv zu werden und selbst dafür zu sorgen, dass Dein Traum in Erfüllung geht. Es wird sonst nämlich niemand für Dich tun!
Ja, ich träume auch manchmal davon, dass sich die Dinge wie von selbst erledigen. Dass ich abends einschlafe und am nächsten Tag ist mein Problem gelöst oder mein Wunsch erfüllt. Aber ganz so einfach ist es nicht. Wir müssen etwas dafür tun und unseren Teil dazu beitragen, dass unser Traum auch wahr werden kann. Und wenn unser Wunsch aus dem Herzen kommt und mit den Gesetzen des Lebens schwingt, wird uns vom Universum alles dazugegeben, was wir zur Verwirklichung brauchen. Doch ganz ohne unsere Mithilfe geht es nicht.
Schließlich muss der kosmische Wunscherfüllungs-Service schon genau wissen, was wir wollen, um uns hilfreich zur Seite zu stehen. Je konkreter wir unseren Wunsch formulieren, je bunter wir ihn ausmalen und je exakter wir ihn beschreiben, desto schneller wird er sich verwirklichen. Dabei gibt es nur ein paar Kleinigkeiten zu beachten, die aber sehr hilfreich sind.
So setzt Du Dir SMARTe Ziele zum Anfassen
Vielleicht hast Du schon einmal etwas von SMARTen Zielen gehört? Wenn ja, weißt Du, was Du tun musst und brauchst hier nicht weiterzulesen. Wenn nicht, könnte Dir die folgende Empfehlung helfen, Deinem Traum zumindest ein Stück näher zu kommen.
Ziele müssen SMART formuliert sein, sonst sind es keine Ziele, sondern bleiben immer nur Wunschträume.
Spezifisch
Formuliere Dein Ziel spezifisch, also konkret, eindeutig und präzise. So wird aus einem vagen Wunsch ein echtes Ziel.
Messbar
Um zu sehen, ob Du Dein Ziel erreicht hast, muss es messbar bzw. überprüfbar sein. Frage Dich also: Woran merke ich, dass ich mein Ziel erreicht habe? Das kann z. B. ein Kontoauszug sein mit einer bestimmten Summe darauf. Das kann ein Arbeitsvertrag sein oder die Flugtickets für den lang ersehnten Urlaub.
Attraktiv
Dein Ziel soll attraktiv sein. Formuliere Dein Ziel positiv. Es sollte in Dir ein Schmunzeln oder eine gewisse Vorfreude auslösen, wenn Du daran denkst. Ein Ziel, dass Dich nicht mit Freude erfüllt und Widerstände in Dir auslöst, wirst Du wohl nur mit großem Energieaufwand erreichen.
Tipp: Formuliere positiv und in der Gegenwart, z. B. “Ich wiege …… kg (konkretes Gewicht einsetzen).”
Realistisch
Du kannst Dir Deine Ziele ruhig hoch stecken. Das fordert Dich und fördert zugleich Dein Wachstumspotential. Es darf Dich jedoch nicht überfordern, sonst ist der Frust vorprogrammiert, und Du wirst schnell wieder aufgeben. Dein Ziel muss für Dich erreichbar sein. So bleibst Du motiviert.
Terminiert
Das entscheidende Merkmal eines echten Zieles ist der Termin. Bis wann willst Du Dein Ziel erreicht haben? Setze Dir einen klaren Endtermin, eine Deadline. Wenn Du Dir keinen Termin setzt, schiebst Du dein Ziel immer vor Dir her und verlierst es irgendwann aus den Augen.
Und so machst Du Deine Ziele anfassbar
Ich mache meine Zielsetzung für das kommende Jahr immer zwischen den Jahren, also in den so genannten Raunächten. Ich überlege mir, was ich mir wünsche, was ich haben will oder was ich erreichen will. Dann formuliere ich daraus Ziele nach den oben genannten SMART-Kriterien. So geht’s:
1. Die Zutaten
- 1 Leinwand (40 x 40 oder größer)
- Zeitungssausschnitte (aus Magazinen), die Du mit Deinem jeweiligen Ziel verbindest. Sie sorgen dafür, dass die Vorstellung von Deinem Ziel lebendig bleibt.
- Kleber
- Farben (Acrylfarben oder Wasserfarben)
- Pinsel, Schwämmchen oder was Du sonst zum Auftragen der Farben brauchst
- Deine notierten Ziele
- 1 Briefumschlag
2. Das Bild
Wenn ich meine Ziele formuliert habe (das kann manchmal einige Tage dauern), nehme ich mir meine Leinwand und blättere die Magazine und Zeitschriften durch. Ich sammle auch oft Zeitungssausschnitte und Fotos, die mir gut gefallen. So habe ich am Jahresende ein beachtliches Repertoire an Bildmaterial. Aber auch Schlagzeilen und Überschriften bzw. Teile davon schneide ich aus.
Dann klebe ich die Zeitungssausschnitte oder Fotos auf, die zu meinen Zielen passen. Die freigebliebenen Flächen male ich mit Farbe aus, verziere hier und da, und fertig ist meine Ziel-Collage.
Dann nehme ich meine zuvor notierten Ziele, stecke sie in den Briefumschlag und befestige ihn an der Rückseite meiner Leinwand. Meine Zielcollage hänge ich in irgendwo hin, wo ich sie ständig sehen kann. Die Bilder prägen sich ins Unterbewusstsein ein und wirken dort.
Im folgenden Jahr nehme ich den Umschlag hervor und schaue nach, welche Ziele ich erreicht habe. Ich bin in der Tat jedesmal erstaunt, wie viel von dem, was ich mir da vorgenommen hatte, tatsächlich wahr geworden ist. Ich liebe dieses Ritual, es hat für mich eine große Kraft.
Noch mehr Spaß macht es, wenn Du diese schöne “Arbeit” in einer Gruppe, z. B. mit der Familie oder mit Freunden machst. Dann könnt Ihr Euch im folgenden Jahr gegenseitig von Euren Errungenschaften berichten. Wenn ein Ziel nicht geklappt hat, dann nimm es mit ins nächste Jahr. Vielleicht musst Du es noch einmal modifzieren oder es hat sich im Laufe des Jahres von selbst erledigt, weil es nicht mehr wichtig ist. Du wirst es wissen.
Viel Vergnügen und einen lichtvollen 2. Advent wünsche ich Dir.
Copyright: Sylvia Geiss
Beitragsbild: pixabay
Rituale zum Jahresende: So verabschiedest Du Dich von hinderlichen Glaubenssätzen
Heute möchte ich Dir ein schönes Ritual zum Jahresende zeigen: Wie Du Dein Jahr Revue passieren lässt und Dich von hinderlichen Glaubenssätzen befreist.
Rituale zum Jahresende — Teil I
Das Jahr Revue passieren lassen
Nimm Dir ein Blatt Papier zur Hand und schreibe einmal auf, was Dir an persönlichen Erlebnissen in diesem Jahr einfällt.
Beginne mit Januar 2015 und schreibe so für jeden Monat des Jahres die Dinge auf, an die Du Dich gut erinnern kannst, positiv wie negativ.
Wenn Du bei allen Monaten etwas aufgeschrieben hast, mache hinter jede Notiz ein Smiley (ein lachendes = positives Erlebnis; ein trauriges = unerfreuliches Erlebnis; ggf. noch ein neutrales Smiley für die Erlebnisse, die Du weder als positiv noch negativ empfandest).
- Überwiegen die lachenden oder die weinenden Smileys?
- Kannst Du einen “roten Faden” erkennen?
- Welches Thema/welche Themen tauchten immer wieder auf?
Am besten macht sich die Übung zu zweit bzw. zu mehreren. Dann könnt ihr anschließend 2er-Gruppen bilden und Euch gegenseitig erzählen, wie Euer Jahr gewesen ist, was ihr erlebt habt, wie ihr damit umgegangen seid und Euren roten Faden identifizieren. Nehmt Euch dafür pro Person ca. 20 Minuten Zeit, gerne auch mehr.
Euer Gesprächspartner darf auch Fragen stellen. Warum-Fragen sollten allerdings vermieden werden, da das Gegenüber sonst in die Verlegenheit gerät, sich rechtfertigen zu müssen. Das führt zu nichts außer Frust. Aber er könnte zum Beispiel fragen, wie Du mit einer bestimmten Situation umgegangen bist, wie Du sie gemeistert hast, woher Du die Kraft gehabt hast usw. Also wohlwollende, förderliche Fragen.
Hinderliche Glaubenssätze notieren
Wenn ihr Euch gegenseitig Eure Geschichte erzählt habt, notiert Euch bitte, welche Glaubenssätze mit Euren jeweiligen Themen verbunden sind. Die können oft sehr hinderlich sein.
Wenn Ihr zum Beispiel Geldsorgen hattet, fragt Euch, wie Ihr wirklich über Geld denkt:
- Geld verdirbt den Charakter
- Geld ist ein notwendiges Übel
- Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts
- Geld allein macht auch nicht glücklich
- Geld regiert die Welt
- Ohne Moos nix los…
Wenn Ihr Probleme hattet, Hilfe von anderen anzunehmen:
- Wenn man nicht alles selber macht, wird es auch nichts
- Ich muss es alleine schaffen
- Ich brauche keine Belehrungen von außen, ich kann das selbst
- Wenn man sich auf andere verlässt, ist man verlassen
- Das mache ich lieber selber, dann weiß ich, dass es gut wird
- Ich hab das immer selber gemacht, warum sollte ich das jetzt ändern
- Ich musste immer alles selbst machen, es war ja niemand da, der mir das hätte abnehmen können…
Und so könnt Ihr es mit jedem Thema, das auf Eurem Jahresrückblick auftaucht, machen.
Nehmt dazu ein weiteres Blatt Papier und notiert Eure Glaubenssätze darauf. Ihr könnt dazu verschiedene Farben verwenden, lasst Eurer Phantasie freien Lauf.
Sich von alten Glaubenssätzen verabschieden
Anschließend rollt Ihr das Blatt mit Euren Glaubenssätzen zusammen und bindet ein schönes Bändchen drumherum. Oder Ihr bastelt ein Schiffchen daraus. Ihr könnt auch Eure Erlebnisse des Jahres, die Ihr zuvor notiert habt, mit einrollen bzw. als Schiffchen falten. Dann könnt Ihr entweder für Euch alleine oder gemeinsam ein Abschiedsritual daraus machen.
Verabschiedet Euch von Euren hinderlichen Glaubenssätzen. Bedankt Euch bei ihnen und geht davon aus, dass sie für irgendetwas gut waren. Vielleicht wisst Ihr auch schon wofür. Im Kosmos geschieht nichts ohne Grund.
Bedankt und verabschiedet Euch auch von Euren Erlebnissen des Jahres (auch von den positiven). Damit schafft Ihr Platz für Neues.
Setzt das Schiffchen auf ein fließendes Gewässer und lasst es ziehen.
Wer Feuerrituale mag, kann sein zusammengerolltes Blatt feierlich dem Feuer übergeben. Feuer transformiert. Vielleicht macht Ihr ein gemütliches Ritual im Kreis der Familie am Kamin daraus… oder mit Freunden am Lagerfeuer.
Keine Sorge — wenn Ihr den einen oder anderen Glaubenssatz wider Erwarten doch noch brauchen solltet, kommt er ganz automatisch zu Euch zurück. Im Kosmos geht auch nichts verloren.
Ich mache diese Übung immer in der Zeit zwischen den Jahren, während der so genannten Raunächte. In dieser Zeit gelingt es mir am besten, das Jahr Revue passieren zu lassen, mich zu bedanken und Pläne fürs kommende Jahr zu schmieden.
In der nächsten Woche verrate ich Dir, wie Du Dir Ziele setzt, die Du anfassen kannst.
Bis dahin wünsche ich DIr einen friedvollen 1. Advent.
Wie unterscheidet man Trauma und Trauer?
Die aktuellen Meldungen in den Nachrichten berichten von Menschen, die trauernd vor einem Meer aus Blumen für die Opfer der jüngsten Terroranschläge in Paris stehen. Wann immer solche Schreckensereignisse passieren, sei es durch Bombenattentate, Flugzeugabstürze oder Naturkatastrophen — wird sofort von trauernden Menschen gesprochen.
Trauma und Trauer — zwei verschiedene Schuhe
Trauern tun Menschen, die Freunde und Angehörige verloren haben, sicherlich, und zwar jeder auf seine ganz individuelle Weise.
Allerdings muss man hier auch ganz klar sagen, dass Trauer einerseits ein Gefühl des Verlustes und des Schmerzes und andererseits auch ein Prozess ist. Trauer setzt nicht unmittelbar nach einem Schreckensereignis ein. Im Vordergrund steht hierbei nicht das schmerzliche Gefühl, sondern der Schock.
Experten werden hier vielleicht einwerfen, dass die Schockphase einen Teil des Trauerprozesses darstellt. Nun, wenn man die in den 1970er Jahren entwickelten Trauerphasen zugrundelegt, mag das theoretisch so anmuten. In der Praxis sieht die Sache aber oft ganz anders aus.
Schauen wir uns zunächst die vier Trauerphasen einmal an:
Das Vierphasenmodell der Trauer nach Yorick Spiegel
(Quelle: www.trauerphasen.de)
Der Theologe Yorick Spiegel hat mit seiner Habilitationsschrift „Der Prozeß des Trauerns. Analyse und Beratung“ aus dem Jahr 1972 ein ebenfalls vierphasiges Modell vorgelegt, welches die Schwerpunkte jedoch ein wenig anders setzt als Verena Kast. Er orientiert sich mehr an den Gefühlen und dem Umgang damit und beobachtet dabei unterschiedliche Verhaltensweisen, die für die Phasen charakteristisch sind.
DIE SCHOCKPHASE
Diese Phase setzt unmittelbar nach dem Erhalt der Todesnachricht ein und lässt die Menschen in einen Zustand der Lähmung verfallen. Wie groß der Schock ist und wie lange diese Phase dauert (einige Stunden oder wenige Tage), hängt unter anderem davon ab, ob der Tod erwartet wurde — aufgrund einer Krankheit oder hohen Alters -, oder ob er völlig unerwartet eingetreten ist – Unfall, Suizid oder ähnliches.
Die Reaktionen während dieses Schocks können sehr unterschiedlich sein. Manche Menschen nehmen ihre Umwelt gar nicht mehr wahr und sind kaum ansprechbar, andere brechen völlig zusammen, wieder andere widmen sich Routinetätigkeiten, als wäre nichts geschehen. In dieser Phase werden die Betroffenen meistens von Angehörigen und Freunden unterstützt, die ihnen auch dabei helfen, ihre Emotionen zu kontrollieren – was den Übergang zur nächsten Phase einleitet.
DIE KONTROLLIERTE PHASE
Gerade in den ersten Tagen nach einem Todesfall muss der Mensch trotz des möglichen Zusammenbruchs seiner Welt funktionieren und agieren, da es neben der Beerdigung unzählige Dinge zu erledigen gilt. Daher werden in dieser Phase durch eigene und fremde Aktivitäten die Emotionen kontrolliert, um einen möglichen Zusammenbruch zu verhindern und notwendige Dinge erledigen zu können.
Der betroffene Mensch versucht selbst, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten, und er wird dabei von Angehörigen und Freunden aktiv unterstützt. Der Trauernde soll so entlastet werden, damit er die eigenen Kräfte zur Selbstkontrolle aufbringen kann. Die starke emotionale Selbstkontrolle in Verbindung mit den geschäftigen und hektischen Tagen kurz nach einem Todesfall erzeugt beim trauernden Menschen allerdings eine gewisse Distanz, als zöge ein Film an ihm vorüber, an dem er nicht beteiligt ist. In dieser Phase der Kontrolle stellt sich oft ein Gefühl der Leere ein, da man die Emotionen ja zurück gestellt hat und deshalb nichts so richtig spüren kann. Die kontrollierte Phase endet meistens nach der hektischen Zeit bis zur Beerdigung, wenn Verwandte und Freunde wieder abgereist sind.
DIE PHASE DER REGRESSION
Der Alltag ohne den Verstorbenen setzt ein, und die intensive Hilfe und Unterstützung der ersten Tage sind nicht mehr in diesem Umfang vorhanden. Nun wird der Trauernde mit aller Macht mit dem Alltag ohne den verlorenen Menschen konfrontiert, er zieht sich von der Welt zurück, verspürt eine Fülle unterschiedlicher Emotionen und fühlt sich ob des Zusammenbruchs seiner Welt oft hilflos und gelähmt.
Hilfsangebote und Aufmunterungsversuche von Freunden und Angehörigen werden zwar einerseits gewünscht, andererseits aber doch oft abgelehnt, weil sie zum Teil als sinnlos oder als zu anstrengend empfunden werden. In dieser Phase fühlt sich der Trauernde weder der Welt der Lebenden so richtig zugehörig noch der untergegangenen Welt mit dem Verstorbenen, von dem er sich noch nicht gelöst hat; er versinkt in Hilflosigkeit, Depression und Verzweiflung und verspürt ein Gefühl der Unwirklichkeit.
In dieser Phase werden die trauernden Menschen oft von Schlaflosigkeit geplagt, die eine permanente Müdigkeit und Mattigkeit zur Folge hat. Auch Appetitlosigkeit und ein Mangel an Antriebskraft stellen sich ein, oft ist allein das Anziehen ein schwerer und anstrengender, irgendwie sinnloser Schritt. Zur inneren und äußeren Entlastung greifen etliche Menschen dann zu Hilfsmitteln wie Tabletten, Drogen oder Alkohol, was zu einem echten Problem werden kann, wenn dies zu häufig oder zu lange geschieht.
DIE PHASE DER ADAPTION
Langsame Rückkehr ins Leben und neue Beziehungsfähigkeit. Der Trauernde versucht, langsam wieder in sein altes Leben zurückzukommen, aber der Verlust wird immer im Herzen bleiben. Doch der Trauernde kann sich nicht ewig zurückziehen.
Die Trauerbewältigung läuft in dieser Phase keineswegs kontinuierlich ab: Kurzzeitige Rückschritte in vorherige Stadien des Trauerprozesses sind möglich. Dabei kann die ganze Schwere der Trauer wieder da sein, doch klingen die Abschnitte meist schneller ab.
Hier muss ich ein Veto einlegen:
Wenn Du Dir die in der Schockphase beschriebenen Symnptome anschaust, wirst Du feststellen, dass es sich hierbei um akute Belastungsreaktionen handelt, die in ihrer Schwere variieren und traumatische Ausmaße annehmen können. Wie lange diese Phase dauert, hängt eben nicht nur davon ab, ob der Tod erwartet wurde oder ob es sich um einen Unfall, Suizid oder ein Verbrechen handelte.
Es kommt in erster Linie auf die innerpsychische Verarbeitung an.
Wie reagiert der Organismus bei einem Schockerlebnis (Trauma)?
Fight or Flight
Die natürliche Reaktion des Organismus auf ein überwältigendes Ereignis ist eine enorme Mobilisierung von Überlebensenergie. Diese wird zum Zwecke des Kampfes oder zur Flucht aufgebaut.
Veränderungen im sympathischen Teil des autonomen Nervensystems ermöglichen Muskeln und lebenswichtigen Organen eine stärkere Versorgung mit Blutglucose. Den Skelettmuskeln wird somit mehr Energie zugeführt wird, was den Organismus in die Lage versetzt, besser kämpfen oder vor gefährlichen Situationen fliehen zu können (Huber 2007, S. 41).
Freeze and Fragment
Sind in dem entsprechenden Moment weder Kampf noch Flucht möglich, erstarrt der Mensch und das gesamte Ereignis wird mit Hilfe der hohen Energie zum Schutz des Menschen “eingefroren” (Freeze).
Vom Moment der Freeze-Reaktion an, wenn also die Schockstarre beginnt, ist klar: Jetzt findet für den Menschen das Ereignis als Trauma statt und nicht mehr “nur” als belastendes Lebensereignis.
Mit Freeze ist aber auch eine Lähmungsreaktion gemeint: »Es ist, als ob das Gehirn sich sagt: Ich bringe den Organismus nicht erfolgreich aus der Situation heraus, und ich kann den aggressiven Reiz nicht äußerlich niederringen – also muss ich genau dies intern tun: Ich mache den aggressiven Reiz unschädlich und erlaube dem Organismus, sich innerlich davon zu distanzieren. Eine Flut von Endorphinen – schmerzbetäubenden körperlichen Opiaten – hilft bei diesem “geistigen Wegtreten” und der “Neutralisierung” akuter Todesangst. Auch das Noradrenalin aus der Nebennierenrinde, das zunächst zum “Tunnelblick” verhilft, kann, wenn viel davon durch den Körper rast, die normalerweise integrative Wahrnehmung blockieren. Der Mensch müsste jetzt eigentlich schreien, um Hilfe rufen, weinend zusammenbrechen – doch oft bedeutet die “Freeze”-Reaktion nichts anderes als eine Entfremdung vom Geschehen. Viele Menschen werden erst deutlich später diese eigentlich normalen Reaktionen bekommen – wenn sie hinterher in Sicherheit sind und ihr gesamtes Hirn wieder “heruntergeschaltet” ist aus dem Alarmzustand und schreien. Aber die meisten tun es jetzt noch nicht, nicht wenn innerlich erst einmal alles erstarrt” (Huber 2007, S. 43).
In dieser inneren Schockstarre bleibt der Mensch gefangen: die Entfaltung der Lebensenergie wird unterdrückt, es kommt zu einer Unterbrechung der Verbindung zum eigenen Selbst, zu anderen Menschen, zur Natur und zur eigenen geistigen Quelle. Wenn die überschüssige Energie nach dem Ereignis nicht wieder aufgelöst werden kann, bleibt sie im Nervensystem gebunden (Jean Shahbaz, www.traumaheilung-berlin.de).
“Dann … kommt das Mittel des Fragmentierens [Hervorhebung im Original] hinzu: Die Erfahrung wird zersplittert, und diese Splitter werden so “weggedrückt”, dass das äußere Ereignis nicht mehr (jedenfalls nicht ohne spätere gezielte Anstrengungen) zusammenhängend wahrgenommen und erinnert werden kann” (Huber 2007, S. 43).
Dies sind die Schutzmechanismus, die Menschen eine Zeitlang nach dem belastenden Ereignis funktionieren lassen.
Es ist nach meinem Dafürhalten nicht ganz einfach, zwischen Trauma und Schockphase während des Trauerprozesses zu unterscheiden. Umso wichtiger ist es, dass man hier genauer hinschaut und traumatische Symptome nicht einfach als Trauer oder komplizierte Trauer abtut.
Speziell bei Menschen mit Morderfahrungen erlebe ich das immer wieder. Zu oft diagnostizieren so genannte “Experten” diesen Menschen eine komplizierte Trauer, weil sie nicht sehen oder es nicht wahrhaben wollen, dass hier ein Psychotrauma mit dazugehörigen Traumafolgereaktionen vorliegt. Zumal wenn die Symptome dabei sind, zu chronifizieren, heißt es oft: “Ach was, das ist kein Trauma, der oder diejenige kommt bloß mit ihrer Trauer nicht klar.”
Solange der Mensch in seinem Trauma steckt, welches noch nicht bearbeitet ist, und solange die Angehörigen noch damit beschäftigt sind, sich um Dinge wie Beerdigung, der Aufklärung des Verbrechens, der Wahrnehmung von Prozess- und Gerichtsterminen uvm. zu kümmern, haben sie gar keine Zeit zu trauern. Sie funktionieren wie Roboter. Viele Betroffene berichten mir, dass sie erst dann trauern können, wenn der Mörder hinter Schloss und Riegel sitzt und der Prozess endlich abgeschlossen ist. Danach könnten sie sich emotional mit dem Tod und dem Abschied von ihrem geliebten Menschen auseinandersetzen und realisieren, dass der Verstorbene nicht zurückkommt.
Erst der Abschluss des Mordprozesses, das Schließen der Akten und die endgültige Gewissheit, alles getan zu haben, was zur Aufklärung und Ergreifung des Mörders geführt hat, gibt den Angehörigen die Möglichkeit, überhaupt erst mit der Trauerarbeit beginnen zu können. Bis es soweit ist, vergehen mitunter dahin viele Jahre. Bis dahin funktionieren die Betroffenen nur und “halten sich irgendwie am Leben”.
Leider muss man hier sagen, gibt es Fälle, die gar nicht vor Gericht kommen, wo der Leichnam nicht vorhanden ist oder eine vermisste Person nicht gefunden wird. Das macht die Sache noch schwieriger.
Sicherlich setzt irgendwann der Trauerprozess ein. Nämlich dann, wenn die Hinterbliebenen sich damit auseinander setzen. Wenn ihnen wirklich bewusst wird, dass das Geschehene nicht rückgängig gemacht werden und der Verstorbene nicht mehr zurückkommen kann.
Ich will auch nicht grundsätzlich sagen, dass es im Trauerprozess keine Schockphase gibt. Verena Kast nennt sie die Phase des “Nicht-wahrhaben-wollens”. Die ist sicherlich vorhanden. Aber ich würde diese Phase auch nicht grundsätzlich in den Trauerprozess schieben. Dies kann man nur dann tun, wenn sichergestellt ist, dass es sich bei der Symptomatik nicht um traumatische Symptome handelt.
Trauer kommt nicht in Phasen, sondern in Wellen
(Quelle: www.trauerphasen.de)
Die Forschungen von Prof. George Bonanno haben ergeben, dass Trauer und Schmerz nicht in den bisher angenommenen Phasen auftreten, sondern dass sie vielmehr in Wellen kommen, die mit der Zeit immer kürzer und weniger intensiv werden…
So pendelt der trauernde Mensch hin und her – Sehnsucht, Kummer, Leere und Schmerz sind verlustbezogene Prozesse, Ablenkung, kurzfristige Verdrängung, vorwärtsgerichtetes Denken und Momente der Freude sind regenerative Prozesse…
Wie lange darf man trauern?
Viele erhalten die Diagnose “Anpassungsstörung”, “Depression” oder dergleichen., wenn die Symptomatik länger als 6 Monate anhält bzw. die Symptome sich nicht abschwächen.
Meines Erachtens ist es nicht als pathologisch zu betrachten, wenn ein Mensch nach einer “angemessenen” Zeit noch immer trauert und sich an die neue Situation nicht “anpassen” kann. Nach meiner Erkenntnis sollen Menschen sich deshalb anpassen, damit die bestehenden Systeme, in denen sie sich bewegen, aufrechterhalten werden und möglichst reibungslos funktionieren. Dies dürfte vor allem im Interesse von Krankenkassen, Politikern und Arbeitgebern sein.
Jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll, und genauso einzigartig und wertvoll sind seine Lösungsversuche und Bewältigungsstrategien. Menschen, die einen Angehörigen durch ein Gewaltverbrechen verloren haben, werden nie aufhören zu trauern. Und das müssen sie auch nicht. Niemand kann mir vorschreiben, wie lange und wie stark ich zu trauern habe.
Warum wird die Kausalität bei Traumafolgestörungen nicht anerkannt?
Mir ist wichtig zu verstehen, dass die Kausalität in der Behandlung von
Erkrankungen eine enorme Wichtigkeit hat. Dies hat große Auswirkungen auf die
Behandlung und den Heilungserfolg. Allerdings, und das darf ich an dieser Stelle in
aller Deutlichkeit sagen, hat unser Gesundheitssystem kein Interesse daran, dass
Menschen wirklich gesund werden.
Was für die meisten von uns offensichtlich ist, wurde mir in einem offiziellen
Gespräch mit der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales nochmal
knallhart und unverfroren ins Gesicht geschleudert:
“Wissen Sie, unser Gesundheitssystem ist so aufgebaut, dass nach der Kausalität von Erkrankungen nicht gefragt wird. Es wird immer nur die jeweilige Erkrankung (= Symptom, Anm. d. Autorin) behandelt. Die Ursache spielt dabei keine Rolle.”
Das süffisante Grinsen meiner Gesprächspartnerin schien mir zu sagen: “Und du
kleines Würstchen kannst nichts dagegen tun, wir sitzen doch am längeren Hebel”.
Wie paradox!
Denn auch die Funktionäre in den Gremien, Verwaltungen und Ministerien sind Menschen, die krank werden und sterben können. Anscheinend sind sich diese Leute ihrer eigenen Verletzbarkeit und Endlichkeit gar nicht bewusst. Es sei denn, sie verfügen über genügend Geld und das entsprechende Wissen, um sich heimlich und im Verborgenen bei Schamanen, Geistchirurgen oder “Scharlatanen” behandeln zu lassen. Oder sie haben zu Hause einen Jungbrunnen, in den sie steigen, um dann wie Phoenix aus der Asche geheilt und erfrischt wieder aufzuerstehen.
Wenn ich mir allerdings unsere Entscheider so anschaue, scheint mir dies eher
unwahrscheinlich zu sein. Das bringt mich unweigerlich zu der Annahme, dass dahinter ein größerer Plan steckt, dem unsere Gesetzgeber folgen, wissentlich oder unwissentlich. Es mag jeder darüber denken, wie er will. Und man mag mich auch als
Verschwörungstheoretikerin verschreien. Wer mit offenen Augen und Ohren durchs Leben geht, wird bald merken, wie der Hase wirklich läuft.
Mir fällt da einmal mehr diese Weisheit von Buckminster Fuller ein, die da heißt:
«Man schafft niemals Veränderung, indem man das Bestehende bekämpft.
Um etwas zu verändern, baut man neue Modelle, die das Alte überflüssig machen.»
Literatur:
Huber, M. (2007): Trauma und die Folgen. Trauma und Traumabehandlung, Teil 1 – 3. Auflage, Junfermann.
Shah, H. & T. Weber (2015): Trauer und Trauma: Die Hilflosigkeit der Betroffenen und der Helfer und warum es so schwer ist, die jeweils andere Seite zu verstehen. — 2. korr. Auflage, Asanger.
Wie wird ein Mensch zum Opfer — Teil 2
Im zweiten Teil möchte ich beleuchten, wie der Opferbegriff durch die EU definiert ist. Welche Personen sind als Opfer zu bezeichnen und als solche zu behandeln? Warum verweigert die Bundesregierung die Umsetzung der EU-Richtlinie in nationales Recht? Der Unterschied zwischen Opferstatus und Opferrolle. Wie Du aus deiner Opferrolle aussteigen kannst. Hinweise auf Hilfseinrichtungen und Beratungsstellen.
Wer ist Opfer nach der Richtlinie 2012/29/EU?
Die RICHTLINIE 2012/29/EU DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 25. Oktober 2012 legt die Mindeststandards für die Rechte, die Unterstützung und den Schutz von Opfern von Straftaten fest. Diese Mindeststandards sind für alle Mitgliedsstaaten der EU zu übernehmen und bis zum 16. November 2015, also morgen, in nationales Recht umzusetzen.
Die Definition des Opferbegriffs findest Du in Kapitel I Allgemeine Bestimmungen, Artikel 2, Begriffsbestimmungen – hier ein Auszug:
1.. Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck
a) „Opfer“
i) eine natürliche Person, die eine körperliche, geistige oder seelische Schädigung oder einen wirtschaftlichen Verlust, der direkte Folge einer Straftat war, erlitten hat;
ii) Familienangehörige einer Person, deren Tod eine direkte Folge einer Straftat ist, und die durch den Tod dieser Person eine Schädigung erlitten haben; 14.11.2012 DE Amtsblatt der Europäischen Union L 315/65
b) „Familienangehörige“ den Ehepartner des Opfers, die Person, die mit dem Opfer stabil und dauerhaft in einer festen intimen Lebensgemeinschaft zusammenlebt und mit ihm einen gemeinsamen Haushalt führt, sowie die Angehörigen in direkter Linie, die Geschwister und die Unterhaltsberechtigten des Opfers;
c) „Kind“ eine Person, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat...
Sind Angehörige von Tötungsfällen auch Opfer oder nur Hinterbliebene?
Die oben genannten Begriffsbestimmungen beantworten ganz klar die Frage nach dem Status Angehörigen der Opfer von Tötungsverbrechen. Sie sind definitiv Opfer und keine Hinterbliebenen. Die Anerkennung als Opfer ist für die Angehörigen enorm wichtig. Denn sie erleiden nach der gewaltsamen Tötung ihres Angehörigen schwere und schwerste Traumatisierungen und damit verbundene Folgen, wie z. B. Chronifizierung der traumatischen Symptone, Retraumatisierungen durch Behörden, Institutionen, Therapeuten und das persönliche Umfeld, Arbeitsunfähigkeit, Arbeitsplatzverlust und damit verbundene finanzielle Einbußen, sozialer Rückzug, körperliche Erkrankungen infolge des erlittenen Schocks durch das Tötungsverbrechen uvm. Durch die Anerkennung als Opfer haben die Angehörigen natürlich auch die Rechte eines Opfers, nämlich auf Opferentschädigungsleistungen, Rentenzahlungen, regenerative Maßnahmen, wie Therapie, Kur und dergleichen.
Das 3. Opferrechtsreformgesetz der BRD sieht allerdings nicht die Anerkennung der Angehörigen von Mord- und Tötungsverbrechen als Opfer vor. Im Gesetzesentwurf wird nicht von Opfern gesprochen, sondern von Verletzten. Überdies wird im Gesetzesentwurf der Focus auf die Psychosoziale Prozessbegleitung bei Opfern von Gewalttaten gelegt. Die Bundesregierung meint, hierdurch die Vorgaben der Richtlinie zu erfüllen und zur Verbesserung des Opferschutzes beizutragen. Es geht aber bei der Richtlinie nicht nur um den Schutz der Opfer bei Strafgerichtsprozessen, sondern eben auch um die Rechte und die Unterstützung der Opfer nach einer Gewalttat.
Die Anerkennung als Opfer durch die öffentliche Hand
Es wurde bereits seitens unserer Politikdarsteller (anders kann ich sie nicht bezeichnen) laut gesagt und bestätigt meine Vermutung, dass es hier einmal mehr ums liebe Geld geht. Die Rechte und Unterstützung der Opfer müssten ggf. neu definiert werden. Man kann überdies definitiv nicht abschätzen, in welcher Höhe sich die finanziellen Belastungen auf das System bewegen (Rentenzahlungen, Kosten für regenerative Maßnahmen, wie Kuren, Psychotherapie usw.).
Statt dessen beschäftigt man sich lieber mit dem Schutz der Opfer bei Gerichtsprozessen und zwackt von irgendwoher Gelder für die Ausbildung Psychosozialer Prozessbegleiter ab. Diese Kosten sind wohl überschaubarer. Die Psychosozialen Prozessbegleiter dürfen jedoch mit dem Opfer nicht über den Fall sprechen und haben vor Gericht auch kein Zeugnisverweigerungsrecht.
Inwiefern dies zum Schutz des Opfers vor weiteren Re-Traumatisierungen im Gerichtsprozess beitragen soll, kann ich nicht nachvollziehen. Doch gehen wir einmal davon aus, es wäre so: So scheint mir die Maßnahme der Psychosozialen Prozessbegleitung bei weitem nicht ausreichend, um die Vorgaben der EU-Richtlinie zu erfüllen. Zumal eben nicht jeder Fall vor Gericht landet. In vielen Fällen wird erst gar nicht ermittelt oder der Fall wird vorzeitig niedergelegt.
Doch dies liest man in keiner Zeitung, und das kommt auch nicht im Fernsehen. Darüber hinaus wollen unsere Politikdarsteller mit Mord und Totschlag nicht konfrontiert werden und nehmen – sobald das Gespräch darauf kommt – systematisch eine Abwehrhaltung ein. So als gäbe es dies in unserem Land nicht.
Die EU-Richtlinie fordert ganz klar die Umsetzung in nationales Recht. Doch die Bundesregierung weigert sich bzw. setzt nur einen kleinen Teil davon um. Auf Nachfragen wurde von einem Parteimitglied gesagt, dass die BRD ein souveräner Staat sei und selbst entscheiden könne, welche Punkte umgesetzt würden und welche nicht.
Und dies ist ein Irrtum. Es handelt sich hier nicht um “könnte” und “sollte”, sondern um eine EU-Richtlinie, die ein Gesetz darstellt und umgesetzt werden MUSS! Darüber hinaus ist die BRD eben kein souveräner Staat, wie uns dies immer weisgemacht werden soll. Politiker wie Siegmar Gabriel und Wolfgang Schäuble haben dies in der Vergangenheit bereits öffentlich geäußert, und sogar das Bundesverfassungsgericht hat bestätigt, dass die BRD seit 1945 nie wieder souverän gewesen ist. Aber dies würde hier zu weit führen. Darüber kannst Du Dich selbst belesen. Das Internet ist voll von Informationen zu diesem Thema.
Opferstatus: primär oder sekundär?
Angehörige von Mord- und Tötungsopfern sind nach Meinung der öffentlichen Hand keine Primäropfer, sondern Sekundäropfer. Damit fallen sie durch ein Raster. Zwar wird ihnen eine Traumatisierung nicht abgesprochen, aber es wird ihnen abgesprochen, einen Schockschaden erlitten zu haben, der es rechtfertigt, Opferentschädigungsleistungen in Anspruch zu nehmen. Erst nach vielem Hin und Her und zahlreichen Gutachten, denen sich die Betroffenen stellen müssen, wird im Einzelfall entschieden, ob hier eine frühzeitige Berentung oder dergleichen erfolgen kann.
Angehörige von Mord- und Tötungsverbrechen sind keine Hinterbliebenen und keine Sekundäropfer – sie sind PRIMÄROPFER! Die nachfolgende Grafik verdeutlicht dies, und ich werde es auch noch einmal erklären, damit auch der Letzte es versteht:
Bei Angehörigen von Verletzten lebt das eigentliche Opfer (Primäropfer) noch. Damit sind die Angehörigen Sekundäropfer. Denn es besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit der Regeneration des Betroffenen. Auch der Weg zurück ins gesellschaftliche und Berufsleben scheint zumindest theoretisch machbar. Die Angehörigen können das Opfer dabei unterstützen.
Anders sieht es bei Angehörigen von Mord- und Tötungsfällen aus. Das Gewaltverbrechen an ihrem Familienmitglied geht für die Angehörigen mit einer Vernichtungserfahrung einher. Das eigentliche Opfer, also das Primäropfer, ist tot. Damit wird der Angehörige zum Primäropfer.
Wir haben mit Leuten aus der Politik, in Behörden und Institutionen gesprochen, die das genauso sehen. Aber leider ist diese Erkenntnis noch nicht überall angekommen und wird von den Verantwortlichen in der Gesetzgebung immer noch blockiert.
Opferrolle
Vielleicht bist du durch ein Gewaltdelikt am eigenen Leib zum Opfer geworden oder durch den gewaltsamen Tod eines Angehörigen. Für die Erlangung des Opferstatus kämpfst du vielleicht schon seit langer Zeit. Dieses Anerkenntnis durch den Gesetzgeber ist für dich von immenser Bedeutung. Doch dies allein ist nicht ausreichend. Du wünschst dir, dass Behörden, Opferberatungsstellen, Institutionen, Polizisten, Sachbearbeiter etc., nicht zuletzt Familie und Freunde deinen Opferstatus ebenfalls anerkennen. Du wünschst dir Verständnis und Mitgefühl für dein Leiden, anstatt unwürdige Befragungen, Antragsformulare, die keiner versteht, geschweige denn ausfüllen kann und unsensible, unqualifizierte Bemerkungen, die im schlimmsten Fall zu einer Re-Traumatisierung führen können.
Wenn das Verbrechen im Ausland passiert ist, hast du vielleicht die Erfahrung gemacht, dass von den deutschen Behörden gar nicht erst ermittelt wurde oder die ausländischen Behörden den “Fall” nicht weiter verfolgten und schnell zu den Akten legten. Niemand wollte die Verantwortung für das Verbrechen übernehmen. Und als ob du durch den Verlust deines geliebten Menschen oder die Misshandlungen am eigenen Leib nicht schon genug leiden würdest, erfährst du durch Behörden und Institutionen nur Spott, Hohn, Diskriminierung und Stigmatisierung. Vielleicht hast du dir auch anhören müssen, dass du an dem Tod deines Familienmitgliedes oder an deiner Vergewaltigung selbst die Schuld tragen oder zumindest mit schuld sein sollst.
All dies trägt nicht gerade zu deiner Heilung bei. Vielleicht bist du durch das traumatische Erlebnis krank geworden, hast darüber deinen Arbeitsplatz verloren, möglicherweise sogar dein Zuhause. Freunde und Kollegen, ja sogar Familienmitglieder wenden sich von dir ab. Das Trauma hat tiefe Spuren hinterlassen. Der Schmerz und das Leid sind dir näher als Freude, Glück und Ganzheit. Vielleicht hast du dich selbst schon mit Suizidgedanken getragen oder sogar einen Selbsttötungsversuch hinter dir…
Durch die Geschehnisse bist du in eine Rolle gedrängt worden, die du vorher nicht innehattest – in eine Opferrolle. Denn die Gewalttat hat deine Persönlichkeit, dein Selbstvertrauen und dein Selbstwertgefühl niedergeschlagen. Erfährst du keine Gerechtigkeit (wenn es das überhaupt gibt) und kannst du nicht wieder heil werden, besteht die Gefahr, in eine Opferhaltung zu verfallen und darin zu verharren (unbewusst natürlich). Damit könntest du immer wieder Personen und Ereignisse in dein Leben ziehen, die dir nicht guttun. Langfristig führt dies zu immer größeren seelischen und körperlichen Schäden (Traumafolgeschäden). Du solltest also deine Opferhaltung so schnell wie möglich aufgeben und aus der Opferrolle aussteigen.
Die Opferrolle verlassen
Die Opferrolle verlassen? Das würde ja bedeuten, dass du dein Opfersein aufgeben müsstest. Und das, wo du doch so hart um die Anerkennung deines Opferstatus kämpfst.
Ja und Nein. Wir müssen hier zwei Dinge auseinanderhalten, nämlich Opferstatus und Opferrolle!
Zum einen kämpfst du um die gesetzliche Anerkennung als Opfer mit all den dazugehörigen Rechten = Opferstatus. Du bist also kein Hinterbliebener, sondern Opfer. Dies ist für dich sehr wichtig und bildet die Basis für deinen Weg zurück ins Leben und in die Gesellschaft.
Die Anerkennung deines Opferstatus bedeutet jedoch nicht, dass du für den Rest deines Lebens als Opfer abgestempelt bist und in dieser Opferrolle verharren musst. Als Opfer der Umstände, der Politik, der Gesellschaft, als armes, kleines hilfloses Wesen, das im Leben nicht zurechtkommt. Diese Opferrolle oder Opferhaltung wurde dir aufgedrückt oder du hast sie unbewusst eigenommen, und möglicherweise wirst du sie ohne Hilfe nicht wieder los.
Hinweise auf Hilfseinrichtungen und Opferberatungsstellen
Wenn du wieder ins Leben zurück willst, solltest du dir unbedingt Hilfe suchen. Das kann ein guter Freund sein, eine vertraute Person, ein Priester, ein Arzt, Heilpraktiker, Schamane, ein Therapeut oder eine Beratungsstelle oder Hilfsorganisation. Ebenso können Traumaambulanzen oder Krankenhäuser eine Anlaufstelle für dich sein.
Im Folgenden habe ich einige Hilfsorganisationen und Opferberatungsstellen aufgeführt, an die du dich wenden kannst, wenn du Hilfe brauchst. Die Aufzählung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber im Zeitalter des Internets sollte es nicht allzu schwierig sein, eine passende Hilfsmöglichkeit auch in deiner Nähe zu finden:
ANUAS e.V.
Hilfsorganisation für Angehörige von Mord‑, Tötungs‑, Suizid- und Vermisstenfällen
Erich-Kurz-Str. 5
10319 Berlin
Telefon: 030 / 25 04 51 51
E‑Mail: info@anuas.de
Internet: www.anuas.de
– bundesweit tätig
Opferhilfe Baden-Württemberg
Landesstiftung Opferschutz
Neckarstr. 145
70190 Stuttgart
Tel.: 0711 284 64 54
E‑Mail: landesstiftung-opferschutz@arcor.de
Internet: www.landesstiftung-opferschutz.de
Opferhilfe Bayern
Stiftung Opferhilfe Bayern
Prielmayerstr. 7
80335 München
Tel. 089 / 5597 – 1362
E‑Mail: info@sob.bayern.de
Internet: www.opferhilfebayern.de
Opferhilfe Berlin e.V.
Oldenburger Str. 38
10551 Berlin
Telefon 030 / 3952867
E‑Mail: info@opferhilfe-berlin.de
Internet: www.opferhilfe-berlin.de
Opferhilfe Hamburg e.V.
Paul-Nevermann-Platz 2–4
22765 Hamburg
Telefon 040 / 38 19 93
E‑Mail: mail@opferhilfe-hamburg.de
Internet: www.opferhilfe-hamburg.de
Opferhilfe Land Brandenburg e.V.
Jägerstr. 36
14467 Potsdam
Telefon 0331 / 280 27 25
E‑Mail: potsdam@opferhilfe-brandenburg.de
Internet: www.opferhilfe-brandenburg.de
Opferhilfe Mecklenburg-Vorpommern
Verein “Hilfe für Opfer von Straftaten M‑V”
Schröderstraße 22
18055 Rostock
Telefon 0381 / 4907460
E‑Mail: info@opferhilfe-mv.de
Internet: www.opferhilfe-mv.de
Stiftung Opferhilfe Niedersachsen
Geschäftsstelle beim Oberlandesgericht Oldenburg
Mühlenstraße 5
26122 Oldenburg
Telefon 0441 / 220‑1111
E‑Mail: Opferhilfe@justiz.niedersachsen.de
Internet: www.opferhilfe.niedersachsen.de
– es gibt in Niedersachsen noch weitere Opferhilfebüros
Opferschutz Rheinland-Pfalz
beim Ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz (MJV)
Diether-von-Isenburg-Str. 1
55116 Mainz
Tel: 06131 / 16–4800
E‑Mail: poststelle@mjv.rlp.de
Internet: www.opferschutz.rlp.de
Opferhilfe Saarland
Internet: www.saarland.de/53239.htm
Opferhilfe Sachsen e.V.
Geschäftsstelle
Heinrichstraße 12
01097 Dresden
Telefon: 0351 / 811 38 98
E‑Mail: gfma@opferhilfe-sachsen.de
Internet: www.opferhilfe-sachsen.de
– weitere Beratungsstellen in Sachsen (siehe www.opferhilfe-sachsen.de)
Opferhilfe Schleswig-Holstein
Landesstiftung Opferschutz Schleswig-Holstein
Zum Brook 4
24143 Kiel
Telefon 0431 / 560230
E‑Mail: leitung@)stiftung-opferschutz-sh.de
Internet: www.stiftung-opferschutz-sh.de
Opferhilfe Thüringen e.V.
Die Website der Opferhilfen in Thüringen vereinigt Beiträge verschiedener kooperierender Einrichtungen, die jeweils für die von ihnen eingestellten Beiträge verantwortlich sind.
Internet: www.opferhilfe-thueringen.de
WEISSER RING e. V.
Bundesgeschäftsstelle
Weberstraße 16
55130 Mainz
Tel. 06131 / 83 03–0
E‑Mail: info@weisser-ring.de
Internet: www.weisser-ring.de
– bundesweit tätig
Wie wird ein Mensch zum Opfer — Teil 1
Dieser Beitrag ist allen gewidmet, die Opfer einer Straftat geworden sind und richtet sich ebenso an Helfer und Interessierte. Der Umgang mit Opfern ist eine große Herausforderung für Sachbearbeiter, Polizisten, Therapeuten und Berater, aber natürlich auch für Politik und Gesellschaft. Bei den Begriffsdefinitionen und dem Verständnis vom Opferbegriff gehen die Meinungen weit auseinander. Sind Angehörige von Mordopfern auch Opfer oder gelten sie weiterhin als Hinterbliebene? Eine neue EU-Richtlinie verspricht hier mehr Klarheit. Doch leider weigert sich die Bundesregierung bislang, den Opferbegriff, so wie ihn die EU vorgibt, in nationales Recht zu übernehmen. Eine Katastrophe für betroffene Angehörige…
Wer oder was ist ein Opfer?
Die nachfolgenden Informationen basieren auf einem Abriss von Prof. Dr. Ute Ingrid Haas (Professur für Kriminologie und Viktimologie an der Ostfalia, Hochschule für angewandte Wissenschaften). Ich habe sie hier zusammengefasst:
Die Viktimologie (= Wissenschaft, die sich mit der Lehre vom Opfer befasst) gibt uns einen Überblick über verschiedene Begriffsdefinitionen.
Die deutsche Übersetzung des englischen Wortes “victim” bedeutet “Opfer, Geschädigter, Verletzter, Leidtragender”[1].
Im juristischen Wörterbuch[2] wird der Opferbegriff mit “Darbietung einer Gabe, Erduldung eines Übels” erklärt. Hier gibt es jedoch eine erhebliche Abweichung. Die Darbietung einer Gabe ist ein Vorgang, bei dem der Mensch aktiv tätig ist, während das erduldete Übel ein passiver Vorgang desjenigen ist, der das Übel erleiden muss.
Der lateinische Ursprung des Opferbegriffs “operare” wird mit “arbeiten, der Gottheit (durch Opfer) dienen” übersetzt. In einem weiteren Nachschlagewerk bedeutet Opfer auch “Spende, Hingabe von etwas, das man schmerzlich entbehrt”; ein Opfer ist ein “Mensch, der ein Übel erdulden muss”[3].
In unserer modernen Sprache wird der Opferbegriff oft als Schimpfwort benutzt. Aussagen, wie “du Opfer, ich mach dich fertig…”, sind leider keine Seltenheit. Damit wird eine Abwertung gegenüber einer Person ausgedrückt, die man für weniger stark, weniger liebenswert oder gar verachtenswert hält.
Aktive und passive Opfer
In der Viktimologie sind die Gedankengänge zum Begriff “Opfer” verknüpft mit Empfindungen wie Leiden, Erdulden, eine unangenehme Situation aushalten müssen. Es wird also von einer passiven Haltung des Opfers ausgegangen.
Ein Opfer zu bringen bedeutet im heutigen Sprachgebrauch immer noch, eine Leistung zu erbringen, die mit einem hohen Aufwand, einer großen Überwindung oder sogar mit Schmerz einhergeht. Hier wird also ein aktives Element mit dem Begriff des Opfers verbunden. Es gibt immer wieder Diskussionen im Hinblick auf die Position des Opfers im Tatgeschehen. Hier geht es um die Frage, ob das Opfer auch zu Aktionen fähig ist oder nur eine passive Rolle innehat.
Auch wurde viel darüber debattiert, ob die Viktimologie Opfer von Menschenrechtsverletzungen einschließlich Straftaten umfasst[4], der so genannte “weite Opferbegriff”. Oder beschränkt sie sich ausschließlich auf die Wissenschaft vom Verbrechensopfer[5], den “engen Opferbegriff”?
EXKURS: Was ist der Unterschied zwischen einer Straftat und einem Verbrechen? Straftaten sind Handlungen, die im Strafgesetzbuch (StGB) erfasst und deren Rechtsfolgen dort geregelt sind. Straftaten untergliedern sich wiederum in Vergehen und Verbrechen. Nach § 12 StGB handelt es sich bei Verbrechen um strafbare Handlungen, die mit mindestens einem Jahr Freiheitsentzug oder darüber geahndet werden. Vergehen sind rechtswidrige Taten, die mit weniger als einem Jahr Freiheitsentzug oder mit Geldstrafe belegt sind.
Letztlich hat sich der enge Opferbegriff für die Viktimologie durchgesetzt. So wird die Viktimologie als die “Wissenschaft vom Verbrechensopfer” definiert. Sie beschäftigt sich darüber hinaus mit dem sozialen Phänomen der Opferwerdung und seinen Wirkungen auf das Opfer.
Wie wird ein Mensch zum Opfer? — Erklärungsansätze der Viktimologie
Niemand wird Opfer eines Verbrechens, weil er als Opfer geboren ist[6]. Die Viktimologie geht vielmehr davon aus, dass alle Menschen dem Risiko unterliegen, einmal Opfer zu werden. Von der Ansicht, dass das Opfer in einem bestimmten Ausmaß an der Tat beteiligt ist, bis hin zu der Unterstellung, das Opfer habe eine Mitschuld oder Teilschuld, ist es nur ein kleiner Schritt. Aus dieser Sicht versuchte man in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, eine Opfertypologie auf Basis des Grades der Mitschuld eines Opfers vorzunehmen[7].
Diese zugeschriebene Mitverantwortung kann jedoch schnell zu einer “Selber schuld!-Attitüde”[8] werden und außerdem eine Verschiebung der bislang eindeutigen Täter-/Opferrollen zur Folge haben. Leider ist dieses Denken auch heute noch in der Bevölkerung weit verbreitet. Ute Ingrid Haas, Professorin für Kriminologie & Viktimologie an der FH Wolfenbüttel, meint hierzu: “Dem menschlichen Bedürfnis nach Orientierung kommen festschreibende und plakative Typologien eher entgegen als die schwer greifbare Dynamik eines Tatgeschehens”[9].
Nach zahlreichen Opferbefragungen kam man zu der Erkenntnis, dass beinahe jeder Mensch im Laufe seines Lebens einmal Opfer einer Straftat wird (Sachbeschädigung, Diebstahl, Beleidigung etc.). Ebenso stellte man fest, dass fast alle Männer mindestens einmal im Leben eine Körperverletzung erleiden[10].
Demzufolge hat also jeder Mensch grundsätzlich ein verdecktes Risiko, Opfer einer Straftat zu werden. Doch wie sieht es im Bereich der schweren Gewaltkriminalität aus, wo es z. B. um schwere Körperverletzung, bewaffneten Raubüberfall oder gar Mord geht? Hier verändert sich das Risiko der Opferwerdung deutlich. Von solchen Straftaten wird nicht jeder betroffen, hier geht die Zahl der Geschädigten deutlich nach unten. Allerdings sind die psychischen Auswirkungen für die Opfer weitaus dramatischer.
Die Viktimologie hat bei ihren Forschungen herausgefunden, dass einige Bevölkerungsgruppen ein besonders hohes Risiko haben, Opfer einer Straftat zu werden. Dies sind besonders Frauen, Kinder und alte Menschen als Opfer von körperlichen Misshandlungen, Vernachlässigung, sexuellem Missbrauch oder häuslicher Gewalt.
Die Täter, die diese Opfer schädigen, kommen aus dem engeren sozialen Umfeld oder sogar aus der eigenen Familie, z. B. der liebe Onkel von nebenan, der eigene Vater, Ehemann, Chef, Lehrer, Priester usw.
Ein weiterer Erklärungsansatz für die Opferwerdung ist das so genannte situationsorientierte Gewohnheits- oder Gelegenheitsmodell. Hier wird das Risiko, Kriminalitätsopfer zu werden, davon abhängig gemacht, zu welchen Zeiten und unter welchen Umständen sich Personen an bestimmten Orten aufhalten und mit bestimmten Menschen zusammen sind. Man schaut also darauf, wie viele Stunden Menschen außer Haus verbringen, wie oft sie abends ausgehen, und wann sie nachts zurückkehren. Ebenfalls wird betrachtet, welche Lokale und Etablissements besucht werden und wie eng der Kontakt zur Nachbarschaft ist.
Auch dieses Erklärungsmodell unterstellt dem Opfer eine gewisse Mitschuld bzw. Mitverantwortung aufgrund seines Lebensstils.
Nun könntest Du einwerfen, dass es doch ganz normal ist, zwei oder dreimal in der Woche in eine Kneipe zu gehen, eine After-Work-Party oder Disco zu besuchen, sich mit Kollegen oder Freunden zu treffen, ein Feierabendbierchen zu “zischen” und abends spät nach Hause zu gehen.
Doch wer legt fest, welcher Lebensstil normal ist? Dies ist eine individuelle Angelegenheit und kann nicht vereinheitlicht werden. “Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall”. Und müsste unter diesem Gesichtspunkt nicht das normale Leben bereits als Risiko betrachtet werden, Opfer einer Straftat zu werden?
Seit Jahren bemüht sich die Viktimologie um mehr Transparenz im Prozess der Opferwerdung. So wie die Kriminologie versucht, die Entstehung kriminellen Verhaltens zu erklären, so hat die Viktimologie versucht, Erklärungsansätze für die Opferwerdung zu finden. Doch mit einer Theorie alleine lässt sich nicht die ganze Bandbreite der Ursache des Opferwerdens (Viktimogenese) aufdecken.
Kann es überhaupt eine Theorie der Opferwerdung geben oder müssen wir damit leben, dass es einfach unterschiedliche Ursachen dafür gibt? Warum wurde Hans Opfer und Franz nicht? Prof. Haas meint hierzu, dass sich die Dynamik zwischen Täter und Opfer als zu individuell erweist, als dass man hieraus allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten festlegen könnte.
Die 4 Arten der Viktimisierung
(viktimisieren = zum Opfer machen)
Primäre Viktimisierung
meint das schädigende Ereignis an sich. Wenn Du unmittelbar von einer Gewalttat betroffen bist, also durch eine andere Person an Leib und Seele verletzt wurdest.
Sekundäre Viktimisierung
Es handelt sich hierbei um Einflüsse, die das Opfer im Anschluss an die Tat bzw. parallel zur primären Viktimisierung noch schädigen. Im Klartext heißt das, dass es sich um Äußerungen oder Verhaltensweisen von Verwandten, Polizeibeamten, Richtern und Anwälten, aber auch Therapeuten und Helfern handelt, die das Opfer sekundär viktimisieren können. Als Beispiel seien hierfür unangemessene Befragungen, die unvorbereitete Begegnung mit dem Täter oder Vorwürfe, man sei ja selber schuld, genannt. Aber auch Äußerungen von Verwandten und nahestehenden Personen können das Opfer zusätzlich schädigen, z. B. “Jetzt ist es doch schon ein Jahr her, so langsam müsstest Du doch drüber weg sein etc.”
So wird das Opfer zusätzlich zur ursprünglichen Traumatisierung viktimisiert und re-traumatisiert.
Besonders paradox ist dies dann, wenn das Opfer seinen Opferstatus bzw. seine Rechte als Opfer bei Behörden und Institutionen geltend machen möchte. Dafür, dass das Opfer sich als solches zu erkennen gibt, zahlt es mitunter einen hohen Preis. Die sekundäre Viktimisierung trifft die Opfer oft härter als die eigentliche Tat.
Tertiäre Viktimisierung
bezeichnet das Instrumentalisieren der Opfer für eigene Zwecke; wenn also Opfer beispielsweise von Forschung, Politik, Justiz oder Medien missbraucht werden, um Karrieren zu fördern, Lobbyarbeit zu betreiben (z. B. wenn das Leid der Opfer dazu benutzt wird, für die Täter eine härtere Bestrafung einzufordern) oder die Aussicht auf den Pulitzerpreis zu steigern, ohne das Opfer vorher zu fragen. Diese Form der Viktimisierung geschieht in aller Regel bewusst.
Quartäre Viktimisierung
bedeutet die Herabwürdigung des Opfers von bestimmten Personen oder Personengruppen, wodurch das Opfer erneut geschädigt wird. Am Beispiel von Vergewaltigungsopfern lässt sich das am besten erklären:
Der Vorwurf an ein Vergewaltigungsopfer, seine Beschuldigung sei frei erfunden oder eine Schutzbehauptung, führt bei Frauen zu massiven Problemen. Immer wieder wird den Frauen vorgeworfen, den Täter zu Unrecht beschuldigt zu haben, obwohl dies im Bereich der Vergewaltigungen tatsächlich nur sehr selten vorkommt. Das führt dazu, dass viele nach einer Vergewaltigung unsicher sind und sich fragen, ob sie etwas falsch gemacht haben. Manche Frauen trauen sich gar nicht, überhaupt Anzeige zu erstatten, weil sie bereits mit Vorhaltungen und Falschanschuldigen rechnen.
Ein anderes Beispiel liegt in der Verwendung des Begriffes “Du Opfer”, was besonders in der Jugendsprache widerklingt. Damit werden Menschen gezielt gedemütigt und entwürdigt…
Der zweite Teil des Artikels erscheint bereits morgen. Dann geht es weiter u. a. mit diesen Themen:
- Festlegung des Opferbegriffes durch die EU-Richtlinie 2012/29/EU
- Die Anerkennung als Opfer durch die öffentliche Hand
- Welchen Opferstatus haben Angehörige von Tötungsverbrechen
- Opferstatus und Opferrolle
- Aus der Opferrolle aussteigen
- Hinweis auf Opferberatungsstellen
[1] Romain 1983, S. 812
[2] Köbler 1986, S. 239
[3] dtv-Lexikon Bd. 13
[4] Kirchhoff 1996, S. 37
[5] Schneider 1998, S. 316
[6] Schneider 1998, S. 326
[7] von Hentig 1948, Mendelsohn 1956
[8] Greve et al. 1994, S. 10
[9] siehe hierzu auch Baurmann 1996, S. 33 ff
[10] Schneider 1998, S. 321
Literatur
BAURMANN, M.C. & W. SCHÄDLER (1996): Opferbedürfnisse und Opfererwartungen. In: Das Opfer und die Kriminalitätsbekämpfung. – BKA-Forschungsreihe, Bd. 36, Bundeskriminalamt Wiesbaden.
GREVE, W., R. STROBL & P. WETZELS (1994): Das Opfer kriminellen Handeln: Flüchtig und nicht zu fassen. Konzeptuelle Probleme und methodische Implikationen eines sozialwissenschaftlichen Opferbegriffs. – KFN Forschungsberichte Nr. 33, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.
HENTING von, H. (1948): The criminal and his victim. Studies in the Sociobiology of crime. – Archon Books.
KIRCHHOF; G.F. & K. SESSAR (Hrsg.) (1979): Das Verbrechensopfer. Ein Reader zur Viktimologie, Studienverlag Brockmeyer.
KÖBLER, G. (1986): Juristisches Wörterbuch, Vahlen Verlag.
MENDELSOHN, B. (1956): Une nouvelle Branche de la Science bio-psycho-sociale: La Victimologie. – Revue Internationale de Criminologie et de Police Technique 10, S. 95 ‑109.
ROMAIN, A. (1983): Beck’sche Rechts- und Wirtschaftswörterbücher. Englisch-Deutsch, C.H. Beck.
SCHNEIDER, H.-J. (1998): Der gegenwärtige Stand der kriminologischen Opferforschung. In: MschrKrim 81. Jahrgang, Heft 5, S. 316 – 344.
Über Zufälle und Ungerechtigkeiten
Immer wieder höre ich von Menschen, die ein Familienmitglied oder Freund durch ein Gewaltverbrechen verloren haben, wie ungerecht das doch sei. Besonders dann, wenn das Verbrechen nicht aufgeklärt oder die Täter nicht ihrer “gerechten Strafe” zugeführt werden.
Warum gerade… ?
Auch wenn Kinder unheilbar erkrankt sind und sterben müssen, empfinden wir das als furchtbar ungerecht. Warum darf dieses Kind nicht leben? Es ist doch noch so jung und unschuldig. Es hat niemandem etwas getan. Wir neigen in diesen Situationen dazu, Gott dafür verantwortlich zu machen und hadern mit ihm. Und ich habe das von Menschen gesehen, die vorher steif und fest behaupteten, überzeugte Atheisten zu sein.
Aber auch andere, zum Teil weniger dramatische Begebenheiten können in uns ein Unrechtsempfinden auslösen, z. B.
- Obwohl du länger in der Firma bist, wird deine Kollegin vor dir befördert.
- Die ‘Kleinen’ werden immer ärmer — die ‘Großen’ immer reicher.
- Männer erhalten für die gleiche Tätigkeit mehr Geld als Frauen.
- Der Diplomat parkt rotzfrech im Halteverbot, ohne daß es Konsequenzen für ihn hätte — und Du sollst fürs Falschparken ‘bestraft’ werden.
- Der Große haut den Kleinen.
- usw.
Dir fallen sicherlich noch tausend andere Dinge ein, die Du als ungerecht empfindest. Und Du könntest bestimmt aufgrund eigener Erfahrungen ein ganzes Buch darüber schreiben…
Woher kommt unser Sinn für Gerechtigkeit?
Wenn ein Mensch unter großen emotionalen Belastungen steht, z. B. durch ein traumatisches Erlebnis, kann er nicht mehr klar denken. Die Ratio wird ausgeschaltet, und es greifen nur die allernotwendigsten Überlebensmechanismen. Das macht der Organismus automatisch, um ihn vor dem physischen Tod zu bewahren.
In dieser existenziellen Bedrohung, die mit Todesangst einhergeht, gelangen Menschen zu der Einstellung, über ihr Leben und das, was ihnen geschieht, keinerlei Kontrolle zu haben und absolut hilflos zu sein. Martin Seligman[1] prägte dazu den Begriff “Erlernte Hilflosigkeit”.
Das Wiedererlangen der Kontrolle über Gefühle, Gedanken, Körperfunktionen und Reaktionen ist ein elementarer Bestandteil des Heilungsprozesses.
Kann ein Mensch die traumatischen Symptome der Übererregung (Hyperarousel) wie Angst, Schlaflosigkeit, übersteigerte Schreckhaftigkeit etc. nicht lindern, verfestigen sich mit der Zeit die gemachten Erfahrungen mit den dabei aufgetretenen Emotionen im Zellgedächtnis des Körpers (siehe “3 Wege, festgehaltene Emotionen aufzulösen”). Und nicht nur das: sie verändern die Gehirnstruktur und die DNA einerseits sowie das Wertesystem eines Menschen andererseits.
Die Grundannahmen des Menschen
Menschen gehen im Allgemeinen davon aus, daß die Welt verstehbar und vorhersehbar ist. Sie glauben an ihre eigene Unversehrtheit. Sie gehen auch davon aus, daß das eigene Ich wertvoll ist und daß sie anderen Menschen vertrauen können. Wie gesagt — grundsätzlich.
Diese Grundannahmen (basierend auf Urvertrauen) werden bei traumatischen Erlebnissen zutiefst erschüttert. Werte verschieben sich. Was gestern noch wichtig war, ist nach dieser Schreckenserfahrung keinen Pfifferling mehr wert.
Doch nicht nur eigene Erfahrungen von Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein und Ohnmacht, sondern auch das Beobachten der Hilflosigkeit von anderen Menschen, wenn z. B. der Größere den Kleineren verprügelt, ein Mitarbeiter sich nicht wehren kann, wenn seine Kollegen ihn verspotten, aber auch unser Unrechtssystem (ich kann es leider nicht anders nennen) lösen in uns das Empfinden von Ungerechtigkeit aus.
Ich habe dieses Thema kürzlich diskutiert und dazu wertvolle Gedanken erhalten:
- Wir sprechen von Gerechtigkeitssinn und Unrechtsempfinden. Dabei fühlen wir wohl weniger die Gerechtigkeit als die Ungerechtigkeit. Denn Gerechtigkeit ist ja selbstverständlich, die setzen wir voraus. Die Ungerechtigkeit hingegen können wir fast körperlich spüren. Sie bringt uns bis zur Raserei.
- Ungerechtigkeit ist der Ausdruck einer Disbalance von Chancen und Möglichkeiten. Das heißt, wenn wir die Erfahrung machen, nicht die gleichen Chancen zu haben wie andere, fühlen wir uns unterlegen, unterdrückt und weniger wertvoll.
- Hier kommt es zu einer ungleichen Verteilung von Energien. Das natürliche Gleichgewicht geht verloren (= Disbalance, Disharmonie). Nach dem Universellen Gesetz der Harmonie und des Ausgleichs strebt der Mensch danach, das natürliche Gleichgewicht des Lebens, seines Lebens, wiederherzustellen (Selbstregulation).
- Gerechtigkeit empfinden wir dann, wenn unser Bedürfnis nach Genugtuung befriedigt scheint. Wie und wodurch diese Genugtuung erreicht werden kann, muss jeder für sich selbst definieren. Der eine will eine Wiedergutmachung seines entstandenen Schadens, der andere will Rache.
Genugtuung: Wiedergutmachung, Rache oder was?
Die Wiedergutmachung eines materiellen Schadens kann herbeigeführt werden durch Reparatur oder Ersatz. Aber wie verhält es sich bei seelischen Schäden? Wie könnte hier eine Wiedergutmachung aussehen, wenn der seelische Schaden durch ein Gewaltverbrechen oder dergleichen hervorgerufen wurde?
- Reparatur/Heilung ist möglich, gelingt aber nicht in allen Fällen.
- Ersatz für ein Menschenleben, das gewaltsam genommen wurde?…
Ich kenne eine Mutter, die ihren Sohn durch ein Tötungsverbrechen verloren hat. Für sie bestünde Gerechtigkeit in der angemessenen Bestrafung des Täters. Der Täter wurde nach Jugendstrafrecht bestraft und kam mit wenigen Jahren Gefängnis davon. Er konnte während dieser Zeit seinen Führerschein machen, hatte Freigang und bekam Taschengeld. Die Richterin meinte, man könne doch dem Jungen nicht die Zukunft verbauen. Woraufhin die Mutter entgegnete: “Mein Sohn hat gar keine Zukunft.”
Daß der Gerechtigkeitssinn dieser Mutter empfindlich verletzt wurde, wird jede Mutter nachempfinden können. Eine Wiedergutmachung ist in solchen Fällen natürlich nicht möglich. Ihr Kind ist tot und kommt nicht zurück. Für diese Frau schreit die erlittene Ungerechtigkeit geradezu zum Himmel. Und für den einen oder anderen Leser sicherlich auch.
Aber — ich sage nicht gern aber, doch hier scheint es mir angebracht — selbst wenn diese Mutter Genugtuung erfahren würde, würde es zwar ihr Ego, das auf Rache sinnt, kurzzeitig befriedigen, doch es bringt ihr das Kind nicht wieder. Bald wird das Gefühl der Genugtuung verraucht sein, und was kommt dann? Dann sind sie wieder da: die Ohnmacht, die Leere, der Schmerz.
Es geht also darum, Frieden zu schließen mit der Situation, um wirklich heil zu werden. Doch das ist eine Herausforderung, die die Kraft vieler Menschen übersteigt.
Für meinen Geschmack wird in der Therapie die Seele der Menschen zu wenig bis gar nicht berücksichtigt. Sich um die Seele und das Seelenheil der Menschen zu kümmern, war in früheren Zeiten die Aufgabe von Priestern und Schamanen. Heute wird fast nur noch von Psyche und psychischen Störungen gesprochen, und der Psychotherapeut soll es mit diversen Behandlungsmethoden und Therapieformen richten. Das reicht meines Erachtens nicht aus, um Menschen dazu zu befähigen, SELBSTBEWUßT zu werden und die Mysterien des Lebens zumindest annähernd zu verstehen.
Seelenheil ist immer ein Bewußtseins‑, Entwicklungs- und Wachstumsprozeß!
Es gibt noch ein weiteres ABER, das uns einen anderen Blickwinkel beschert und uns dazu verhilft, unser Wertesystem neu zu betrachten. Dazu müssen wir jedoch über den Tellerrand unseres Alltags hinausschauen und unser Bewußtsein etwas ausdehnen, sonst funktoniert es nicht:
Über Zufälle und Ungerechtigkeiten
René Egli, Autor des Erfolgsbuches “Das LOL²A-Prinzip – Die Vollkommenheit der Welt”, schreibt dazu:
"Der Zufall würde allen fundamentalen Lebensgesetzmäßigkeiten widersprechen […]. Wir sind in unserem Denken dermaßen begrenzt, daß wir schlicht und einfach nicht alle Ursachen kennen, und deshalb schieben wir dann zahlreiche Dinge dem Zufall in die Schuhe […]". "Im Universum gibt es keine Ungerechtigkeit. Stellen Sie sich bitte die monstruöse Ungerechtigkeit vor, wenn jeder Mensch »zufällig« irgendwohin geboren würde. Diese Ungerechtigkeit wäre dermaßen groß, dass sie kaum zu ertragen wäre. Und es würde der universellen Intelligenz, die hinter allem wirkt, ein kümmerliches Zeugnis ausstellen…"
Selbst gestandene Wissenschaftler wie Albert Einstein und Charles Darwin haben zugegeben, daß es keine Zufälle gibt. Der Begründer der Evolutionstheorie betrachtete Schöpfung und Evolution nicht als Widersprüche, sondern als zwei Seiten derselben Medaille:
"Die Unmöglichkeit sich vorzustellen, dass dieses gewaltige und wunderbare Universum einschließlich uns denkenden Wesen durch Zufall entstanden sein könnte, scheint mir das Hauptargument für die Existenz Gottes zu sein."
Wir begreifen Geschehnisse als Zufälle und Ungerechtigkeiten, weil wir die Zusammenhänge aus unserer Froschperspektive nicht erkennen können. Könnten wir uns in die Lüfte schwingen wie ein Adler, hätten wir schon einen besseren Überblick. Einen Blick auf das Große und Ganze hat unser Höheres Selbst bzw. unser Gottselbst. Dieser unsterbliche Teil von uns kann sehen, wie die Dinge zusammenhängen und warum jemand so oder so handelt. Wir können uns jederzeit mit unserem höheren Bewußtsein verbinden, z. B. in einer Rückführung oder in der Meditation.
Der Zufall ist das Pseudonym, das der liebe Gott wählt, wenn er inkognito bleiben will.
Albert Schweitzer (1875–1965)
Es gibt Menschen, die an einen barmherzigen Gott glauben. Der Glaube an diesen barmherzigen Gott wird durch ein traumatisches Erlebnis ebenfalls stark erschüttert, besonders dann, wenn das Leid einem geliebten Menschen wiederfahren ist. Dann fragen sie sich, wie Gott solche Dinge nur zulassen kann.
Nun, er kann nicht nur, er muss! Denn wenn Gott alle Menschen mit dem freien Willen ausgestattet hat, dann darf er gar nicht in unser Handeln eingreifen. Sonst würde er sich selbst Lügen strafen. Deswegen hat uns die unendliche Weisheit der Schöpfung die Naturgesetze des Lebens geschenkt, an die wir uns halten können oder auch nicht.
Universelle Gesetzmäßigkeiten — die Naturgesetze des Lebens
Im Kosmos gibt es weder Opfer noch Zufälle noch Ungerechtigkeiten! Dies macht das Prinzip von Ursache und Wirkung deutlich, welches auch Karma genannt wird. Ich habe über Karma bereits in einem früheren Artikel geschrieben. Hier nochmal ein kurzer Abriss daraus:
Aktion = Reaktion oder anders ausgedrückt: Was du säst, das wirst du ernten. Der Ausdruck “Karma” kommt aus dem Sanskrit und bedeutet “Wirken”. Demnach hat jeder Gedanke und jede Handlung Auswirkungen auf alles. Das heißt, jede Aktion erzeugt eine bestimmte Energie, die in genau der gleichen Qualität zum Absender zurückkehrt. Zeit spielt dabei keine Rolle. Zwischen Ursache und Wirkung können wenige Minuten, aber auch Tage, Monate, Jahre, ja sogar mehrere Leben liegen […].
Das Karma-Prinzip hilft uns, die vermeintlichen Ungerechtigkeiten, die uns im Leben wiederfahren, zu verstehen. Wird ein Mensch mißhandelt, vergewaltigt oder ermordet, wird ihm nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung irgendwann etwas in genau der gleichen Qualität passieren. Dies kann im aktuellen Leben geschehen oder in einem anderen. Wie du andere behandelst, so wirst du selbst behandelt werden.
Ich kenne Menschen, die die “Gerechtigkeit” am liebsten selbst in die Hand nehmen würden, weil unser Sicherheits- und Justizsystem versagt hat. Der Wunsch nach Genugtuung und damit verbundenen Rachegedanken ist menschlich und total verständlich. Allerdings greift auch hier wieder das Prinzip von Ursache und Wirkung.
Die Meisterschaft des Lebens
Wenn wir uns also weiterentwickeln und zum wahren Homo sapiens (= wissender Mensch) werden wollen, müssen wir uns bewusst machen, daß wir uns in der Dualität befinden, wo alles zwei Seiten hat. Gut und Böse, Hell und Dunkel, Gestern und Morgen. Wenn wir das verstanden haben, können wir uns aus der traumatisierenden Dualität hinaus und in höhere Qualitäten hineinentwickeln. Wir sind dann in der Lage, wirklich zu SEHEN.
Es gibt keine größere Gerechtigkeit im Universum, als das Prinzip von Ursache und Wirkung!
Bei Kleinigkeiten können die meisten Menschen sich mit diesem Gedanken vieleicht noch anfreunden und sehen sogar eine gewisse Nachvollziehbarkeit, frei nach dem Motto “kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort”, nicht wahr.
Aber wie sieht es bei den größeren Ereignissen aus: Kannst Du das genauso sehen, wenn Dein geliebter Mensch von einem anderen getötet wurde? Kannst Du das genauso sehen, wenn Dir selbst Gewalt angetan wurde? Kannst Du das auch so sehen, wenn Du in den Nachrichten von Mord und Totschlag, Krieg und Armut hörst?
Vielleicht denkst Du, du hast Glück gehabt, daß Du hier in der westlichen Welt lebst, wo Du nicht von Krieg oder Armut betroffen bist. Möglicherweise bist Du der Meinung, Du hast Glück gehabt, daß Dir selbst oder Deinen Angehörigen bisher nichts Schlimmes passiert ist.
Mag sein. Vielleicht ist dein karmisches Rad beendet oder Du hast Dir ein Leben ausgesucht, in dem keine traumatischen Erlebnisse vorkommen und Du Dich einfach deines Daseins freuen darfst. Ja, auch das kommt vor. Nicht jede Inkarnation ist mega-anstrengend. Es gibt dazwischen ebenso schöne, friedliche und freudvolle Leben, denn auch die sind wichtig für die Entwicklung der Seele und bereichern unseren Erfahrungsschatz ganz enorm.
[1] Martin Seligman, amerikanischer Psychologe (*1942), Buch: “Erlernte Hilflosigkeit”, 1979
7 Gründe, warum Du einen Sinn für Schönheit haben solltest
Eine liebe Kollegin sagte kürzlich zu mir, ich solle in meinem nächsten Blog- Artikel doch etwas über Schönheit schreiben. Ich hatte zuvor in einem gemeinsamen Gespräch geäußert, daß ich einen Sinn für Schönheit und Ästhetik habe und mich gerne mit schönen Dingen umgebe. Bei meinem Partner hingegen müssen Dinge und Gegenstände in erster Linie zweckmäßig und praktisch sein. Bei mir müssen sie zweckmäßig, praktisch und schön sein. Und manchmal müssen sie gar keinen funktionellen Nutzen haben, sondern einfach nur schön sein. Ob das ein typisch weiblicher Spleen ist, weiß ich nicht. Denn sicherlich gibt es auch Männer, die der Schönheit nicht abgeneigt, ja zuweilen sogar verfallen sind.
Fragen über Fragen
Nun stehe ich also vor der Herausforderung, einen Artikel über Schönheit zu schreiben und grüble darüber, was Schönheit mit meinem Thema “Stress- und Traumaentalstung” zu tun hat und wie ich da einen Brückenschlag hinbekomme. Doch zuvor will ich einer ganz anderen Frage nachgehen, nämlich:
Was ist Schönheit?
Schönheit ist ein abstrakter Begriff. Mit der Bedeutung des Wortes Schönheit — als Gegensatz zur Häßlichkeit — beschäftigt sich vor allem die philosophische Disziplin der Ästhetik. Welche Wertmaßstäbe dem Ausdruck „Schönheit“ zu Grunde liegen und wie diese zustande kommen, ist auch Untersuchungsgegenstand von Natur- und Geisteswissenschaften. Im Alltag wird als „schön“ meist etwas bezeichnet, was einen besonders angenehmen Eindruck hinterläßt: Ein schöner Körper, ein schönes Musikstück, eine schöne Bewegungsabfolge im Tanz, aber auch Erlebnisse wie z. B. Gestreichelt-Werden. Eine Nähe zu Begriffen wie Harmonie und Symmetrie fällt auf, eine Abgrenzung gegenüber sinnlicher Überwältigung oder dem „nur“ Hübschen, dem das Besondere fehlt, ist nicht immer leicht (Wikipedia).
Schade, daß ich hier mit Dir keinen Dialog führen kann. Mich würde brennend interessieren, was Schönheit für Dich bedeutet? Wen oder was findest Du schön? Du kannst das auf Anhieb vielleicht gar nicht so sagen. Aber es läßt sich in einem ersten Schritt ganz gut über folgende Fragen herausfinden:
Was ist zum Beispiel Deine Lieblingsfarbe, Lieblingslied, Lieblingstanz, Lieblingskleidungsstück, Lieblingsduft, Lieblingsblume, Lieblingsbaum, Lieblingstier, Lieblingsbuch, Lieblingskünstler… Welche Musikrichtung hörst Du am liebsten? Welche Filme magst Du am meisten? Welche Speisen ißt du am liebsten? Welchen Einrichtungsstil bevorzugst Du? Welcher Typ Mann oder Frau gefällt Dir am besten? Wohin fährst Du am liebsten in Urlaub?
Nun wollen wir einen Schritt weiter gehen:
Warum findest Du die o. g. Aufzählungen schön? Was genau gefällt Dir an jeder einzelnen so gut? Erinnere Dich und beschreibe.
Und nun wollen wir noch etwas tiefer gehen:
Welche Gefühle erzeugen all diese Schönheiten in Dir? Was empfindest Du zum Beispiel, wenn Du Deine Lieblingsmusik hörst? Wie verändern sich Dein Gesichtsausdruck, Deine Körperhaltung, Deine Stimmung, Deine Gedanken?
Welche Gefühle entstehen in Dir, wenn Dir der köstliche Duft Deiner Lieblingsspeise in die Nase steigt? Welche Gedanken denkst Du dabei?
Was empfindest Du, wenn Du nach Hause kommst und es Dir in Deinem Lieblingssessel gemütlich machst? Aus welchem Material ist er gemacht, welche Farben hat er, wie fühlt sich der Stoff an? Wie fühlst Du Dich, wenn Du darin sitzt?
Was fühlst Du, wenn Du Deinem Lieblingsmensch in die Augen schaust? Welche Gedanken kommen Dir? Welche körperlichen Reaktionen nimmst Du wahr?
Schönheit ist relativ
Was der eine schön findet, findet ein anderer häßlich. Wir haben oben schon gelernt, daß jeder Mensch individuelle Wertmaßstäbe hat, an denen er Schönheit festmacht. Der eine findet ein ungeschminktes Gesicht schön, der andere steht auf dezentes Make-up, weil er der Meinung ist, daß damit die natürliche Schönheit noch unterstrichen wird. Wieder ein anderer findet starkes Make-up cool, weil sich damit die Partien kaschieren lassen, die nicht so schön sind. Maskenbildner und Photohop-Künstler können aus einem häßlichen Entlein einen schönen Schwan machen. Der eine findet Dünne schön, der andere steht auf Mollige.
Der eine verbindet Schönheit mit Jugend. Ein anderer findet Lachfalten toll und wettergegerbte Gesichter. Der eine mag blau, der andere grün. Warum wir bestimmte Vorlieben haben, will ich hier nicht ergründen, damit sollen sich die Wissenschaftler befassen.
Wir haben oben auch schon erfahren, daß Schönheit mit Begriffen wie Symmetrie und Harmonie in Verbindung gebracht wird. So finden wir harmonische Klänge schön und ebenmäßige Gesichter. Wir bevorzugen Menschen mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Ober- und Unterkörper, zwischen Oberweite und Taille usw. Diese optischen Merkmale haben wiederum Einfluß auf unser Balzverhalten…
Wahre Schönheit kommt von innen
Immer wieder hört man Aussagen wie: “Äußerlichkeiten sind nicht alles, auf die inneren Werte kommt es an.” Ja, das stimmt. Denn es gibt nach unseren individuellen Wertmaßstäben auch schöne und häßliche Charaktereigenschaften.
Aber ich meine noch etwas anderes, wenn ich sage, daß wahre Schönheit von innen kommt. Ich meine damit das Strahlen, das ein Mensch hat, wenn es ihm gut geht und er glücklich ist. Bei Verliebten kann man dies besonders gut beobachten. Auch Schwangere oder Frauen, die gerade ihre fruchtbaren Tage haben, bekommen oft weichere Gesichtszüge, die als angenehm und attraktiv empfunden werden. Auch wenn es sich um äußere Merkmale handelt, so kommt diese Schönheit doch von innen heraus, wenn z. B. bestimmte Hormone ausgeschüttet werden.
Selbst, wenn die Symmetrie in einem Gesicht nicht ganz stimmt, so finden wir mit Sicherheit Merkmale, die uns gefallen, ja für manche ist gerade das besonders anziehend. Sieht ein Mensch nicht gerade aus wie ein Model, so kann er trotzdem schön und attraktiv für uns sein. Vielleicht ist es ja gerade die Narbe auf der Wange, die ausgeprägte Nase oder das hervorstehende Kinn, an dem wir Gefallen finden. Manch einer ist äußerlich vielleicht unattraktiv, hat aber eine wunderschöne Stimme, die uns tief berührt.
Auch die Nahrung, die wir zu uns nehmen, hat großen Einfluß auf unsere Schönheit. Wenn wir unseren Körper mit allen Nährstoffen versorgen, die er braucht, fühlen wir uns nicht nur besser, wir sehen auch besser aus.
Wenn unsere Seele ebenfalls gut genährt ist, z. B. mit wohlwollenden Worten, Streicheleinheiten, Erfolgserlebnissen, einem gutem Selbstwertgefühl und Liebe, so wird diese innere Schönheit äußerlich sichtbar — wir strahlen das aus, was in uns ist. Und das ist es, was uns anziehend und schön für andere macht.
So, und nun kommen wir zu der Frage, über die ich zu Anfang grübelte: Wie passt Schönheit zum Thema Stress- und Traumaentlastung?
Nun, ich meine: super! Denn mit der Beantwortung der obigen Fragen hast Du gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen, genauer gesagt 7 auf einen Streich.
7 Gründe, warum Du einen Sinn für Schönheit haben solltest:
- Du hast Deinen Fokus auf Angenehmes gelenkt.
- Damit bist Du der Negativspirale destruktiver Gedanken und Gefühle entkommen.
- Du hast angenehme Gedanken und Gefühle in Dir erzeugt (selber!).
- Dabei hast Du jede Menge Freudehormone produziert, die die Stresshormone auffressen.
- Durch die Beschäftigung mit dem Angenehmen warst Du in einer positiven Trance und hast Deine beiden Gehirnhälften harmonisiert.
- Du hast Dein Stresslevel drastisch runtergefahren.
- Du hast aktiv etwas für Deine Gesundheit getan.
Ist es nicht herrlich, was Schönheit alles bewirken kann 😉 ? Zum Schluss möchte ich Dir noch eine letzte Frage stellen:
Wie viel Schönheit ist in Deinem Leben?
Mein Coaching-Tipp für Dich:
Sieh Dich um und nimm wahr, was schön für Dich ist. Wenn Du auf Anhieb nichts findest, suche danach. Suche so lange, bis Du etwas gefunden hast, das Du als schön empfindest, und wenn es noch so klein ist.
Wenn Du einem Menschen begegnest, den Du nicht magst: Finde etwas an ihm, das schön ist. Jeder Mensch hat irgendetwas Schönes an sich oder in sich. Suche, bist Du es gefunden hast. Und dann beobachte, was mit Dir passiert.
Fotos: pixabay