Archiv der Kategorie: Bewusstsein

Baum mit starken Wurzeln

Bist Du gut verwurzelt?

Wer hoch hin­aus will, muß gut ver­wur­zelt sein, heißt ein Sprich­wort. Da ist was Wah­res dran. Doch lei­der sind Mil­lio­nen und Aber­mil­lio­nen von Men­schen bereits vor vie­len Gene­ra­tio­nen aus ihrer Hei­mat ver­trie­ben und ihrer Wur­zeln beraubt wor­den. Sich neu zu ver­wur­zeln ist oft nicht leicht und dau­ert manch­mal das gan­ze Leben — manch­mal gelingt es nie. Auch die nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen lei­den oft bis heu­te unter der Ver­trei­bung und den Flucht­er­fah­run­gen unse­rer Ahnen. Für vie­le Men­schen ist es immens wich­tig, zu wis­sen, wo sie her­kom­men und wohin sie gehö­ren. Ich möch­te Dich dazu anre­gen, Dich auf die Suche nach Dei­nen eige­nen Wur­zeln zu machen. …gan­zen Arti­kel lesen

Stand up for your needs — für Dei­ne Bedürf­nis­se einstehen

Sei­ne Bedürf­nis­se zu ken­nen ist das eine, sie zu äußern das ande­re. Aber für die Befrie­di­gung sei­ner Bedürf­nis­se ein­zu­ste­hen und sie durch­zu­set­zen, ist noch­mal ein Zacken schärfer.

Kennst Du Dei­ne Bedürfnisse?

Damit mei­ne ich nicht das Ver­lan­gen nach etwas, was Dir kurz­fris­tig Befrie­di­gung ver­schafft und danach immer und immer wie­der erzeugt wer­den muß, um die Lee­re in Dir zu füllen.

Ich mei­ne ech­te Bedürf­nis­se, wie z. B. das Bedürf­nis nach Ruhe, das Bedürf­nis nach Ord­nung oder das Bedürf­nis nach Sicherheit.

Ich tref­fe mich ein­mal im Monat mit ein paar Berufs­kol­le­gin­nen. Wir sind alle etwa im glei­chen Alter und jede von uns hat mit klei­ne­ren und grö­ße­ren Hür­den im Leben zu kämp­fen. Bei unse­ren Tref­fen spre­chen wir über unse­re beruf­li­chen und pri­va­ten Erfol­ge und Mißer­fol­ge und berat­schla­gen, wie wir uns gegen­sei­tig unter­stüt­zen können. 

Meist kris­tal­li­siert sich im Lau­fe des Abends ein bestimm­tes The­ma her­aus, über das sich dann ange­regt aus­ge­tauscht wird. Ich neh­me aus unse­ren Gesprä­chen oft inter­es­san­te Impul­se und neue Sicht­wei­sen mit, die ich dann die Tat umset­ze. Na ja, zumin­dest ver­su­che ich es. Ges­tern ergab sich das The­ma “Für sei­ne Bedürf­nis­se einstehen”. 

Das Bedürf­nis nach Ord­nung und Orientierung

colorful-1172727_640Anke erzähl­te uns dabei die Geschich­te von einer Wei­ter­bil­dung, die sie vor eini­gen Jah­ren mach­te. Die­se Wei­ter­bil­dung glie­der­te sich in ver­schie­de­ne Modu­le. Und in jedem neu­en Modul kamen neue Teil­neh­mer hinzu. 

Die “alten” Teil­neh­mer hat­ten bereits ihre fes­ten Sitz­plät­ze mit den dazu­ge­hö­ri­gen Sitz­nach­barn. Und jedes Mal, wenn ein neu­es Modul begann, setz­ten die Neu­en sich ein­fach auf den Platz, der ihnen gera­de gefiel, und die gan­ze Sitz­ord­nung geriet durcheinander. 

Anke kam an die­sem Tag ein paar Minu­ten zu spät zum Unter­richt, und wie der Teu­fel es will, saß auf ihrem Stamm­platz ein Mann. Er hat­te eine Mana­ger­po­si­ti­on inne und war es gewohnt, Anwei­sun­gen zu geben. Anke schau­te sich kurz im Raum um und bemerk­te, daß die Sitz­ord­nung völ­lig durch­ein­an­der war. Jeder, auch die alten Teil­neh­mer, saß auf einem ande­ren Platz als beim letz­ten Ausbildungsmodul.

Du sitzt auf mei­nem Stuhl

Anke war nicht auf den Mund gefal­len, ging zu dem Mann und sag­te zu ihm: “Das ist mein Platz, Du sitzt auf mei­nem Stuhl.” Der Mann schau­te sie amü­siert an und mein­te nur, sie kön­ne sich ja da vor­ne in die ers­te Rei­he set­zen, da sei ja noch was frei.

Anke bestand jedoch dar­auf, daß sie auf ihrem Platz sit­zen konn­te. Ihre bei­den Sitz­nach­barn saßen auch nicht mehr dort, wo sie sonst geses­sen hat­ten. Die ande­ren Teilnehmer/innen und die Dozen­tin waren sicht­lich genervt von Ankes Beharr­lich­keit und mein­ten, ihr Ver­hal­ten sei über­zo­gen. Aber Anke war es nun­mal wich­tig, daß sie in einer Wei­ter­bil­dung auf ihrem fes­ten Platz sit­zen kann mit den Sitz­nach­barn, die sie ger­ne neben sich hat. Es ist ja auch eine Fra­ge der Sym­pa­thie und auch der Ener­gie. Man will nicht jeden neben sich sit­zen haben und will auch nicht neben jedem sit­zen. Und wenn man den gan­zen Tag in einer Wei­ter­bil­dung ver­bringt, ist es schon wich­tig, eine gewis­se Ord­nung (in die­sem Fall Sitz­ord­nung) ein­zu­hal­ten. Sonst sucht jeden Tag jeder einen neu­en Platz. Das war für Anke ein abso­lu­tes No-Go. Und dies mach­te sie auch deutlich.

Stand up for your needs — für Dei­ne Bedürf­nis­se einstehen

Der Typ auf ihrem Platz schien sicht­lich dar­über amü­siert zu sein, wie Anke sich erei­fer­te und immer auf­ge­reg­ter wur­de. Auch die ande­ren Teilnehmer/innen mach­ten inzwi­schen ihre Bemer­kun­gen. Aber unse­re Anke stand hin­ter dem Stuhl, auf dem der Typ saß und sag­te zu ihm: “Ich blei­be so lan­ge hin­ter Dir ste­hen, bis Du aufstehst.”

chaos-485493_640Das impo­nier­te ihm wohl, denn er war es als Mana­ger nicht gewohnt, dass ihm jemand der­ar­tig Paro­li bot. Lan­ge Rede, kur­zer Sinn: Der Typ stand tat­säch­lich auf und räum­te Ankes Platz. 

Doch nicht nur das, plötz­lich gab es eine Hei­den­un­ru­he im Raum, weil die ande­ren Teil­neh­mer auch auf ihre ange­stamm­ten Plät­ze woll­ten, beson­ders die bei­den Kol­le­gen rechts und links von Anke, mit denen sie von Anfang an zusam­men­ge­ses­sen hatte.

Nach­dem dann jeder sei­nen neu­en bzw. alten Platz ein­ge­nom­men hat­te, konn­te der Unter­richt end­lich beginnen.

Für sei­ne Bedürf­nis­se ein­zu­ste­hen lohnt sich

Doch glau­be bit­te nicht, lie­ber Leser, dass Anke sich bei die­ser Akti­on wohl­ge­fühlt hät­te. Ganz im Gegen­teil. Sie fühl­te sich sehr allei­ne gelas­sen und raun­te sogar noch ihre bei­den Sitz­nach­barn an, war­um sie ihr ihre Plät­ze nicht frei­ge­hal­ten hat­ten. Die gan­ze Akti­on war sehr unschön und war ihr auch sicht­lich pein­lich. Man sprach noch zwei Tage lang dar­über. Anke ent­schul­dig­te sich bei den Teil­neh­mern für die Umstän­de, mach­te aber unmiß­ver­ständ­lich klar, wor­um es ihr ging und war­um ihr dies so wich­tig war. 

Das Ende vom Lied war: Am nächs­ten Tag gaben die ande­ren Teil­neh­mer zu, daß Anke genau rich­tig gehan­delt hat­te. Sie hat­ten sich zwar fürch­ter­lich geär­gert, aber nicht über Ankes Ver­hal­ten, son­dern mehr dar­über, daß sie selbst nicht den Mumm gehabt hat­ten, für ihre Bedürf­nis­se ein­zu­ste­hen. Vie­le Teil­neh­mer bestä­tig­ten, daß sie auch ger­ne auf ihrem alten Platz gesäs­sen hät­ten, aber als die Neu­en die­se besetzt hat­ten, hät­ten sie sich eben gefügt.

Man könn­te jetzt den­ken, dass Anke wohl etwas eng­stir­nig, klein­ka­riert oder gar rück­sichts­los sei. Aber weit gefehlt. Sie ist eine Frau mit einem herr­li­chen Humor, die in schwie­ri­gen Kon­flikt­si­tua­tio­nen total sou­ve­rän reagie­ren kann. Und wenn es um Bedürf­nis­se geht, die ihr abso­lut wich­tig sind, benennt und erklärt sie das glas­klar und steht dafür ein. 

Wer kann das schon von sich behaup­ten? Kannst Du für das, was Dir wich­tig ist, ein­ste­hen und es durch­set­zen? Nicht mit Gewalt, son­dern mit Überzeugungskraft.

Mut kos­tet Kraft

stone-538794_640Vie­le neh­men sich heut­zu­ta­ge rück­sicht­is­los, was sie haben wol­len, ohne dar­über nach­zu­den­ken, was das für Kon­se­quen­zen haben könn­te und ob sie ande­re damit vor den Kopf sto­ßen, so wie die neu­en Teil­neh­mer in Ankes Kurs. 

Da war es gut und rich­tig, dass Anke deut­lich gemacht hat­te, daß das so nicht geht. 

Aller­dings kos­te­te sie die­se Akti­on ganz schön viel Kraft. Es war ihr kei­nes­wegs einer­lei, dazu­ste­hen und ihre Posi­ti­on zu ver­tei­di­gen, wäh­rend alle sie anstarr­ten und die gan­ze Auf­merk­sam­keit auf ihr lag. Aber es muß­te sein, und im End­ef­fekt bekam sie von den ande­ren die Bestä­ti­gung dafür. 

Der Typ, mit dem sie sich um ihren Platz stritt, ist Anke ein guter Freund gewor­den. Die bei­den ver­ste­hen sich super und kom­men bes­tens mit­ein­an­der aus.

Was ler­nen wir daraus?

cloud-705732_640Wenn Du Dei­ne Bedürf­nis­se und Moti­ve klar und nach­voll­zieh­bar zum Aus­druck bringst, gibst Du ande­ren die Mög­lich­keit, Dich bes­ser zu ver­ste­hen und sich ent­spre­chend zu ver­hal­ten. Men­schen brau­chen Ori­en­tie­rung und kla­re Ansa­gen. Damit fah­ren sie am bes­ten. Lei­der kön­nen nur weni­ge sol­che kla­ren Ansa­gen machen, ohne ande­ren damit Scha­den zuzufügen. 

Und es braucht Mut, sich gegen die ver­sam­mel­te Mann­schaft zu stel­len und sich zu behaup­ten. Doch bei Anke hat es zum Erfolg geführt, und für die ande­ren war es auch nicht zum Nachteil. 

“Die Gewohn­heit des Den­kens sagt nichts über des­sen Rich­tig­keit aus.”

- Thor­wald Dethlefsen -

Ech­te Freunde

“Ech­te Frün­de ston zesamme,
ston zesam­me su wie eine Jott un Pott.
Ech­te Frün­de ston zesamme,
eß och dih Jlöck op Jöck un läuf dir fott.
Frün­de, Frün­de, Frün­de en dr Nut,
jon´er hun­dert, hun­dert op e Lut…” (Über­set­zung am Ende des Arti­kels)

Ja, ja, ich weiß: Kar­ne­val ist vor­bei. Der Ascher­mitt­woch hat die när­ri­sche Zeit been­det und die Fas­ten­zeit ein­ge­läu­tet. Trotz­dem möch­te ich heu­te die­ses Köl­sche Lied  der Höh­ner zitie­ren, das nicht nur zur Kar­ne­vals­zeit hoch­ak­tu­ell ist, son­dern jeden Tag im Jahr. Denn in der Not kann man gute Freun­de immer gebrau­chen, gell. Lei­der gibt es so weni­ge davon, ich mei­ne, die ech­ten! Manch­mal son­nen sich ande­re ein­fach nur in unse­rem Licht oder hef­ten sich an uns wie die Schmeiß­flie­gen, und wenn’s dann mal brenz­lig wird, schwir­ren sie davon, wie sel­bi­ge. Ech­te Freun­de sind mit Gold nicht aufzuwiegen…

Was macht für Dich eine ech­te Freund­schaft aus?

Tust Du Dich schwer mit dem Begriff Freund­schaft? War­um nennt man den einen Freund und der ande­re, mit dem man viel mehr und öfter zu tun hat, ist ’nur’ ein Bekannter? 

Wie vie­le Men­schen gibt es, die Du Freun­de nennst? Nein ich mei­ne nicht Dei­ne Face­book-Freun­de und nicht Dei­ne Kum­pel, auch nicht die guten Bekann­ten oder die alten Bekann­ten. Eine The­ken­be­kannt­schaft ist kein Freund. Obwohl natür­lich aus einer Bekannt­schaft eine Freund­schaft wer­den kann.

Wie genau defi­nierst Du Freund­schaft? Wann darf sich jemand Dein Freund oder Dei­ne Freun­din nennen?

Mein Lebens­ge­fähr­te hat einen Freund, mit dem er seit der 3. Klas­se befreun­det ist. Die bei­den haben ihre Kind­heit und Jugend mit­ein­an­der ver­bracht, haben (Liebes-)Kummer und Freu­de geteilt, sind zusam­men mit einer alten Rost­lau­be nach Paris gefah­ren, haben gehei­ra­tet, Trau­zeu­gen und Paten­schaf­ten über­nom­men und was man halt so macht als Freun­de. Heu­te sind bei­de über 60 und  immer noch befreun­det. Die gemein­sa­men Unter­neh­mun­gen sind weni­ger gewor­den, man sieht sich nicht mehr so oft wie frü­her, aber es wird min­des­tens zwei­mal im Monat mit­ein­an­der tele­fo­niert. Wenn wir zusam­men sind, wer­den die alten Geschich­ten von frü­her erzählt, und wir schmei­ßen uns jedes­mal weg vor Lachen. Ein­mal hat mein Lebens­part­ner sogar für sei­ne Freun­de, die in Not waren, sei­nen Job gekün­digt, weil der Chef ihm kei­nen Urlaub geben woll­te, um zu ihnen zu fah­ren und ihnen zu helfen.

Ich habe eine Freun­din, die ich nur sehr unre­gel­mä­ßig sehe und spre­che. Da ich in Ber­lin woh­ne und sie am Boden­see, tele­fo­nie­ren oder sky­pen wir meis­tens mit­ein­an­der. Ich nen­ne sie Freun­din, weil ich mit ihr mei­ne tiefs­ten Gedan­ken tei­le und sie die ihren mit mir. Sie ist mei­ne Freun­din, weil sie mir kei­nen Schmu um die Backe streicht, son­dern mir die Wahr­heit knall­hart ins Gesicht sagt (lie­be­voll, aber unver­blümt). Wir hau­en uns unse­re Wahr­hei­ten um die Ohren. Wir bau­en uns gegen­sei­tig auf und wach­sen anein­an­der und mit­ein­an­der. Manch­mal spre­chen wir uns vie­le Mona­te (zuletzt sogar über ein Jahr) nicht. Und den­noch ist es so, als hät­ten wir uns ges­tern erst gese­hen. Wir haben eine tie­fe Her­zens­ver­bin­dung, ich wür­de sogar sagen, Seelenverbindung.

Für mich hat eine Freund­schaft nichts damit zu tun, wie oft man sich sieht, spricht oder wie oft man mit­ein­an­der aus­geht. Freund­schaft heißt für mich, da zu sein. Ich weiß, dass mei­ne Freun­din vom Boden­see da ist. Und ich bin auch da, nicht nur für sie , auch für ande­re Men­schen, mit denen ich befreun­det bin und die ich lan­ge nicht gese­hen habe. Da sein bedeu­tet nicht, an einem bestimm­ten Ort zu sein. Ver­stehst Du, was ich meine? 

“Wenn ein Schick­sals­schlag dich trifft,
musst du einen Freund haben,
dem du trau­en und auf den du bau­en kannst.”

(Mr. Hobbs in “Der klei­ne Lord”)

Hast Du eine Freun­din oder einen Freund, die Du nachts um drei anru­fen kannst, wenn es sein muss? Gibt es Men­schen, die Dich nachts um drei anru­fen können?

Jeman­den zu haben, bei dem man sich aus­wei­nen und bei dem man sich Erdrü­cken­des von der See­le reden kann, hat etwas unglaub­lich Ent­las­ten­des und Befrei­en­des. Das offe­ne Ohr eines Freun­des bei einem Glas Bier bewirkt manch­mal mehr als ein Gespräch bei einem The­ra­peu­ten. Es muss auch nicht immer gleich eine Lösung her, zuhö­ren reicht oft schon. 

Der Begriff “Freund” oder “Freun­din” wird teil­wei­se sehr lax ver­wen­det. Und obwohl ich nicht jeden mei­nen Freund nen­nen wür­de, ist es bei mir den­noch so, dass sich Begrif­fe wie “Freun­de oder Freund­schaft” irgend­wie auf­zu­lö­sen schei­nen. Sie haben für mich nicht mehr diessel­be Bedeu­tung wie frü­her. Ich mer­ke, dass, je mehr ich in mir zuhau­se bin, ich gar kei­ne Freun­de mehr habe. Das klingt selt­sam und wider­sprüch­lich, nicht wahr? Und doch fühlt es sich total rich­tig an. Denn das Gefühl, dass ich in mir habe, geht über Freund­schaft weit hin­aus. Es ist ein Gefühl von bedin­gungs­lo­ser Annah­me, von Lie­be zu allem was ist. Es gelingt mir nicht immer, die­ses Gefühl über meh­re­re Stun­den oder gar einen gan­zen Tag zu hal­ten. Aber ich rufe es mir immer wie­der in Erin­ne­rung und übe und übe und übe… Smily-rot

Hier eine klei­ne Übung für Dich. Beant­wor­te Dir selbst ein­mal fol­gen­de Fragen:

Wen liebst Du?
Wer darf Dich lieben?
Wofür bist Du dankbar?
Wem ver­traust Du?
Kannst Du Dich selbst lieben?


Wenn Du nicht aus dem Rhein­land kommst oder des Köl­schen Dia­lek­tes nicht mäch­tig bist, hier eine Über­set­zung und Erklä­rung des Refrains von “Ech­te Fründe”:

Ech­te Freun­de hal­ten zusammen,
hal­ten zusam­men wie ein Gott und Pott (urk­öl­sches Fami­li­en­cre­do: Wir beten zu einem Gott und essen aus einem Topf; Abk. ‘Jott un Pott’)
Ech­te Freun­de hal­ten zusammen,

ist auch dein Glück unter­wegs und läuft dir fort.
Freun­de, Freun­de, Freun­de in der Not,
gehen hun­dert, hun­dert auf ein Lot…
(Lot = alte Gewichts­ein­heit, ca. 14 — 18 g. Bedeu­tung: Die Freund­schaft von 100 “Freun­den” wiegt gera­de mal so viel wie 1 Lot, d. h. es blei­ben Dir in der Not nicht vie­le Freun­de übrig. Wenn Du Glück hast, gera­de mal einer, und das ist dann eben ein ech­ter Freund.)

Angst frisst die See­le auf: War­um Bewusst­seins­ar­beit so wich­tig ist

Angst ist eine star­ke nega­ti­ve Kraft. Angst lähmt. Angst wirkt zer­stö­re­risch.  Aus Ängs­ten ent­wi­ckeln sich Min­der­wer­tig­keits­kom­ple­xe, Depres­sio­nen, Panik und Pho­bien. Angst bringt die meis­ten Men­schen dazu, fal­sche Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Aus Angst tref­fen Men­schen oft gar kei­ne Ent­schei­dung. Das führt dazu, daß die meis­ten im Leben nicht rich­tig wei­ter­kom­men, resi­gnie­ren, zuerst ihre Träu­me und schließ­lich sich selbst auf­ge­ben.

Angst frisst die See­le auf

In mei­nem Blog-Bei­trag “Wenn Dich mal wie­der die Angst packt” habe ich bereits über die Ent­ste­hung von Ängs­ten geschrie­ben und wie sie sich auf unser Leben aus­wir­ken. Angst ist für die Macht­ha­ber die­ser Welt der wich­tigs­te Kon­troll­me­cha­nis­mus, um Men­schen, Gemein­den, ja gan­ze Völ­ker in Unwis­sen­heit und Skla­ve­rei zu halten.

Wenn Du denkst, daß ich über­trei­be, dann schau Dir die Welt­ge­schich­te ein­mal an (nein, ich mei­ne nicht die her­kömm­li­chen Geschichts­bü­cher, dar­in wirst Du die Wahr­heit nicht fin­den). Du mußt schon hin­ter die Kulis­sen schau­en, jen­seits des Main­streams, und Dir Dei­ne eige­ne Mei­nung bilden.

“Die Herr­schen­den haben uns intel­li­gent genug gemacht, damit wir uns selbst ver­skla­ven, jedoch nicht intel­li­gent genug, das auch zu erkennen.”
- Dani­el Prinz -

Um zu erken­nen, was hier läuft, wie und war­um wir in Angst und Knecht­schaft gehal­ten wer­den, ist es wich­tig, ja so gar unab­ding­bar, daß wir über unse­ren Tel­ler­rand hin­aus­schau­en und unser Bewußt­sein erwei­tern. Das bedeu­tet unter ande­rem, daß wir die Din­ge hin­ter­fra­gen, die uns täg­lich gesche­hen. War­um müs­sen wir zum Bei­spiel für alles bezah­len? Wo wir doch angeb­lich als freie Men­schen gebo­ren wer­den und uns Lebens­mit­tel und Waren kos­ten­los zur Ver­fü­gung ste­hen müß­ten? Hast Du Dich das jemals gefragt? Wer pro­fi­tiert davon, daß Du und ich für alles, ja wirk­lich für alles bezah­len müs­sen, wäh­rend die Macht­eli­te nie­man­dem Ein­blick in ihre Finan­zen gewäh­ren muß, wie zum Bei­spiel der Vatikan? 

Nun, um das zu ergrün­den, müß­te ich einen sehr gro­ßen Sprung machen, der eini­ge tau­send Jah­re zurück­geht, als näm­lich die ers­ten Geld­ver­lei­her die Sze­ne­rie betra­ten und der Zins und Zin­ses­zins erfun­den wur­de. Zurück in eine Zeit, in der Herr­scher auf ihren Raub- und Erobe­rungs­zü­gen gan­ze Land­stri­che ver­wüs­te­ten und aber­tau­sen­de von Men­schen den Tod fan­den. Und zurück in die Zeit, in der die klas­si­sche Skla­ve­rei abge­schafft und statt­des­sen die Lohn­ar­beit ein­ge­führt wur­de = moder­ne Sklaverei.

Aber ich will das hier gar nicht aus­schmü­cken. Dazu kannst Du Dich selbst bele­sen, wenn es Dich denn wirk­lich inter­es­siert. Das Inter­net ist voll von Infor­ma­tio­nen diesbezgülich.

Men­schen haben vor vie­lem Angst, z. B. vor Job­ver­lust und damit ein­her­ge­hen­den finan­zi­el­len Ein­bu­ßen, Angst vor Gesichts­ver­lust, Angst, nicht aner­kannt zu wer­den, nichts wert zu sein uvm.

Du mußt Dein Bewußt­sein erwei­tern, wenn Du (wie­der) in Dei­ne Kraft kom­men willst.

War­um ist dies so wichtig?

Das nach­fol­gen­de Schau­ta­fel zeigt die ver­schie­de­nen Bewußt­seins­ebe­nen von David R. Haw­kins, einem ame­ri­ka­ni­schen Arzt, Bewuß­seins­for­scher und spi­ri­tu­el­len Lehrer.

Haw­kins’ Haupt­an­lie­gen war die För­de­rung der Spi­ri­tua­li­tät im Men­schen. Nach sei­ner Erfah­rung ist spi­ri­tu­el­les Wachs­tum das grund­le­gends­te und tief­grei­fends­te Mit­tel zur Lin­de­rung von Leid in die­ser Welt.

In über 30-jäh­ri­ger For­schungs­ar­beit schlüs­sel­te Haw­kins die mensch­li­chen Bewußt­seins­ebe­nen mit­tels kine­sio­lo­gi­scher Tests in einer “Ska­la des Bewußt­seins” auf. Er beschrieb die­se Ebe­nen in einer Mess­wert­ska­la zwi­schen 0 und 1.000, mit denen man die ver­schie­de­nen Bewußt­seins­ebe­nen über kine­sio­lo­gi­sche Mus­kel­tests mes­sen kann. Die Ebe­ne 0 stellt dabei den phy­si­schen Tod dar und die tiefs­te Ebe­ne, auf die ein Mensch sin­ken kann. Der Wert 700–1.000 bezeich­net den Zustand der Erleuchtung.

Das klingt im ers­ten Moment viel­leicht etwas kom­pli­ziert, ist es aber nicht, wie Du gleich sehen wirst.

Die Ebe­nen des Bewußt­seins nach David R. Hawkins:

BewußtseinsebenenDu siehst, dass der unte­re Teil von Ebe­ne 0 bis 175 die nega­ti­ven Eigen­schaf­ten abbil­det, der obe­re die posi­ti­ven, bis hin zur höchs­ten Bewußt­seins­ebe­ne, die irdisch erreich­bar ist. Der grü­ne mitt­le­re Teil bil­det die Schwel­le nach oben und unten.

Wenn wir stän­dig unten gehal­ten wer­den und in Angst, Sor­ge oder gar Schuld und Scham leben müs­sen, haben wir auf Dau­er das Gefühl der Hoff­nungs­lo­sig­keit und der Ohn­macht (= erlern­te Hilf­lo­sig­keit). Wir ver­lie­ren damit unser Gefühl für unse­re Selbst­wirk­sam­keit, ja wir haben gar kein Bewuß­sein mehr dar­über, daß wir über­haupt eine Selbst­wirk­sam­keit haben. Wir ver­lie­ren uns dabei selbst. 

Vie­le Men­schen glau­ben in die­sem Jam­mer­tal der Hoff­nungs­lo­sig­keit, daß Gott ein stra­fen­der Gott ist, der über sie rich­tet und sie nicht liebt. Sie ver­ges­sen dabei völ­lig, daß sie selbst gött­li­che Wesen und mit Schöp­fer­kräf­ten aus­ge­stat­tet sind. Die Schöp­fer­kräf­te sind ihnen im Lau­fe ihres Über-Lebens­kamp­fes abhan­den gekommen. 

Selbst­wirk­sam­keit — was ist das?

Selbst­wirk­sam­keit meint die Ein­stel­lung zu der Wirk­sam­keit unse­res eige­nen Han­delns, also das Ver­trau­en in unse­re eige­nen Fähig­kei­ten und in unser Leis­tungs­ver­mö­gen. Men­schen mit einer nied­ri­gen Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung sind der Mei­nung, daß sie mit ihren Fähig­kei­ten und Hand­lun­gen nicht viel bewir­ken kön­nen. Sie glau­ben, daß ihr Leben vom Schick­sal bestimmt ist, von Leh­rern, Chefs, Poli­ti­kern oder sonst irgend­wel­chen äuße­ren Umständen.

Men­schen mit hoher Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung glau­ben bzw. wis­sen, daß sie mit ihrem Han­deln etwas bewir­ken und auch schwie­ri­ge Situa­tio­nen und grö­ße­re Stra­pa­zen gut meis­tern kön­nen. Sie ver­fü­gen über einen gesun­den Opti­mis­mus, eine posi­ti­ve geis­ti­ge Hal­tung in Bezug auf ihre Fähig­kei­ten und ihre Selbstbestimmungsmöglichkeiten.

Wir wirkt sich Dei­ne Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung auf Dein Leben aus?

Dei­ne Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung beein­flußt Dei­ne Gefüh­le und Dein Ver­hal­ten. Erfolg oder Miß­er­folg wer­den durch Dei­ne Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung stark beeinflußt.

Wenn Du davon über­zeugt bist, Ein­fluß auf Dein Leben zu haben, auf Dei­ne Gesund­heit und alles, was Dir im Leben geschieht, dann reagierst Du weni­ger ängst­lich. Du bist guter Din­ge und vol­ler Zuver­sicht, daß Du etwas bewir­ken und errei­chen kannst. Du traust Dir mehr zu, hast mehr Wider­stands­kraft und ein grö­ße­res Durchhaltevermögen. 

Men­schen mit weni­ger Opti­mis­mus und einer nied­ri­gen Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung geben schnell auf, wenn es Pro­ble­me gibt oder sie eine Nie­der­la­ge ein­ste­cken müs­sen. Die­se Men­schen wagen sich oft an nichts Neu­es her­an, weil sie Angst haben und sich nichts zutrau­en. Und weil sie nicht an ihre eige­nen Fähig­kei­ten glau­ben, füh­len sie sich hilf­los, rut­schen in eine Depres­si­on oder ent­wi­ckeln ein Suchtverhalten.

Wie Du Dei­ne Selbst­wirk­sam­keit stär­ken kannst

Zunächst ist es wich­tig zu wis­sen, daß unse­re Selbst­wirk­sam­keit erlernt ist. Sie zeigt sich in Äuße­run­gen, wie

  • Ich weiß, was ich kann
  • Ich habe das frü­her schon­mal geschafft, dann schaf­fe ich das jetzt auch
  • Ich ver­traue mei­nen Fähig­kei­ten etc.

Du kannst Dei­ne Selbst­wirk­sam­keit dadurch stärken,

  • daß Du die Erfah­rung machst, schwie­ri­ge Situa­tio­nen zu bewältigen
  • daß Du Du Men­schen als Vor­bild nimmst, die schon da sind, wo Du noch hinwillst
  • daß Du Dich mit Men­schen umgibst, die an Dich glauben
  • daß Du lernst, Dei­ne Gefüh­le zu bein­flus­sen (Angst ist nur ein Gefühl!)
  • daß Du Dir eine posi­ti­ve Lebens­ein­stel­lung aneignest

Vie­le Men­schen konn­ten ihre Selbst­wirk­sam­keit nie ent­wi­ckeln, weil sie seit ihrer Geburt in Angst und Schre­cken leben. Ich den­ke da an Babys, die in Kin­der­por­no­r­in­ge hin­ein­ge­bo­ren wer­den oder an Men­schen, die schon früh sexu­ell miß­braucht wur­den. Und ich den­ke an Men­schen, die auf irgend eine Art und Wei­se trau­ma­ti­siert wur­den und die Erfah­rung machen muß­ten, nichts bewir­ken zu kön­nen und der Situa­ti­on hilf­los aus­ge­lie­fert waren.

In sol­chen Fäl­len ist es nicht mit ein paar Affir­ma­tio­nen getan, son­dern es bedarf einer indi­vi­du­el­len, auf den jewei­li­gen Men­schen zuge­schnit­te­ne Therapie. 

Mir ist nur wich­tig, Dir zu sagen, daß Du — egal, was Du erlebt hast — Dei­ne Selbst­wirk­sam­keit auf­bau­en und stär­ken kannst. Näh­ren­de Bezie­hun­gen, gute Freun­de, eine lie­ben­de Fami­lie sind da sehr hilf­reich. Hol Dir im Zwei­fels­fall pro­fes­sio­nel­le Hilfe.

Übung:

Erin­ne­re Dich an eine schwie­ri­ge Situa­ti­on in Dei­nem Leben, die Du bewäl­tigt hast. Es muß nichts “Welt­be­we­gen­des” gewe­sen sein, es darf ruhig auch etwas “Klei­ne­res” sein. Wich­tig ist, daß Du Dir bewußt machst, daß Du Dei­ne Her­aus­for­de­rung gut gemeis­tert hast.

  • Wie hast Du das gemacht?
  • Wel­che Fähig­kei­ten hast Du dafür gebraucht und eingesetzt?
  • Wel­che Unter­stüt­zung von außen hat­test Du?
  • Wie hast Du Dich gefühlt, nach­dem die Schwie­rig­keit übewun­den war (was hast Du gemacht, mit wem hast Du gesprochen)?

Mach Dir das bewußt und ver­wei­le eine Zeit­lang in die­sem guten Gefühl! Wenn Du vor einer ähn­li­chen Her­aus­for­de­rung stehst, brauchst Du dich nur dar­an zu erin­nern, daß Du das schon ein­mal gut hin­be­kom­men hast.


Bild­quel­len:

Bei­trags­bild: Engels­lei­ter (Wiki­pe­dia, gemeinfrei)

Kar­te des Bewußt­seins: © Syl­via Geiss

Ritua­le zum Jah­res­en­de: Rei­ni­gungs­ri­tua­le für Kör­per, See­le, Haus und Garten

Hast Du schon Dei­nen Weih­nachts­putz erle­digt? Ich muss zuge­ben, dass ich noch kei­ne wirk­li­che Lust dazu hat­te. Aber ich ver­spü­re bereits den Drang in mir, es in den nächs­ten Tagen erle­di­gen zu wol­len. Ich habe da neu­lich einen lus­ti­gen Spruch gelesen:

PinkGlitzerStaub

Genau. Und wer sagt denn, dass man aus dem lei­di­gen Haus­putz nicht auch ein schö­nes Rei­ni­gungs­ri­tu­al machen kann? Herbst- und Weih­nachts­putz gehö­ren genau­so zu unse­ren Tra­di­tio­nen, wie der Früh­jahrs­putz zu Ostern.

Weih­nachts­putz und ande­re Reinigungsrituale

Da heißt es Grund­rei­ni­gung machen, Schrän­ke und Rega­le aus­wi­schen, Fens­ter put­zen, Gar­di­nen waschen, Sil­ber­be­steck polie­ren und was man sonst noch so anstellt, um die Bude wie­der auf Hoch­glanz zu brin­gen. Schließ­lich soll die buck­li­ge Ver­wandt­schaft nichts zu mäkeln haben, wenn sie über die Fei­er­ta­ge ein­fällt, nicht wahr? Nun gut, das war eher scherz­haft gemeint.

reinigungsserviceSo ein Haus­putz hält mich ganz schön auf Trab. Wenn ich erst­mal ange­fan­gen habe, habe ich nicht eher Ruhe, bis die gan­ze Woh­nung fer­tig ist. Und je bes­ser ich vor­an­kom­me und je mehr ich geschafft habe, des­to pin­ge­li­ger wer­de ich. Da stört mich plötz­lich jedes Staub­korn. Kennst Du das auch?

Wenn alles erle­digt ist, gehe ich durch jedes Zim­mer und betrach­te mein Werk. Danach mache ich mir einen Kaf­fee, set­ze ich mich auf’s Sofa und genie­ße die­ses sau­be­re, auf­ge­räum­te Gefühl, das ich jedes­mal nach einem solch gründ­li­chen Haus­putz habe. Jetzt fin­de ich mei­ne Woh­nung beson­ders schön und gemüt­lich. Ich selbst füh­le mich auch auf­ge­räumt. Natür­lich bin ich die­je­ni­ge, die die ers­te Kaf­fee­tas­se aus dem Schrank holt. Und natür­lich bin ich die ers­te, die auf das frisch geputz­te Klo geht und die blitz­blan­ke Dusche benutzt. Das habe ich mir schließ­lich verdient.

Mei­ne Woh­nung und ich erstrah­len nun wie­der in neu­em Glanz. Das fühlt sich rich­tig gut an. Doch etwas fehlt noch: Die ener­ge­ti­sche Reinigung.

Rei­ni­gungs­ri­tua­le: So rei­nigst Du Dich und Dein Heim von dunk­len Energien

Luft­rei­ni­gung mit Salz

Salz_zur_LuftreinigungEs gibt ver­schie­de­ne Arten, Dein Heim ener­ge­tisch zu rei­ni­gen. So kannst Du bei­spiels­wei­se eine Schüs­sel mit Hima­la­ya-Salz­bro­cken auf­stel­len und etwas Was­ser dar­über geben. Lass die Schüs­sel eini­ge Tage ste­hen. Wenn Du schwe­re Ener­gien in der Woh­nung hast, kann es sein, dass die Stei­ne einen gräu­li­chen Farb­ton bekom­men. Kipp das Was­ser dann weg und brau­se die inzwi­schen etwas klei­ner gewor­de­nen und kris­tal­lin aus­se­hen­den Salz­bro­cken ab und lass sie trock­nen. Sie las­sen sich so oft ver­wen­den, bis sie förm­lich ver­schwun­den sind.

Lich­ter­ket­ten und Wind­spie­le für Bal­kon und Garten

Nach­dem Gar­ten und Bal­kon win­ter­fest gemacht sind, bie­tet es sich an, Lich­ter­ket­ten anzu­brin­gen und Wind­spie­le auf­zu­hän­gen, sofern Du nicht schon wel­che hast. Licht erhellt das Gemüt, und Wind­spie­le ver­trei­ben durch ihren Klang nega­ti­ve Ener­gien. Ihre Schwin­gungs­fre­quen­zen wir­ken sich posi­tiv auf unser Wohl­be­fin­den aus, aller­dings nur, wenn uns die Klän­ge gefal­len und uns nicht ner­ven. Wel­che Klän­ge bevor­zugst Du? Eher hell-klir­ren­de oder lie­ber dumpf-höl­zer­ne? Es gibt auch Wind­spie­le, die nicht klin­gen und sich nur im Wind hin und her bzw. auf und ab drehen.

Räu­chern

smoking-437715_640Ich lie­be es zu räu­chern. Dazu neh­me ich zwi­schen­durch Räu­cher­stäb­chen oder Räu­cher­ke­gel. Beson­ders ger­ne räu­che­re ich mit Har­zen und Kräu­tern. Dazu neh­me ich eine feu­er­fes­te Räu­cher­scha­le, befül­le sie mit Feu­er­sand, lege ein Stück Räu­cher­koh­le dar­auf und ent­zün­de sie. Wenn sie gleich­mä­ßig glimmt, lege ich etwas Weih­rauch, Myr­rhe oder sons­ti­ges Räu­cher­werk auf die glim­men­de Koh­le. Ich gehe dann mit der Scha­le durch jeden Raum und wede­le den Rauch in jede Ecke mit der Absicht, sie von dunk­len fest­sit­zen­den Ener­gien zu rei­ni­gen. Danach lüf­te ich ordent­lich. Du fin­dest im Inter­net jede Men­ge Infos zum The­ma Räu­cher­ri­tua­le, Räu­cher­werk und auch ent­spre­chen­de Literatur.

Ker­zen­licht, Duft- und Aro­ma­öle sowie Far­ben die­nen eben­falls der Rei­ni­gung und Auf­la­dung mit neu­er Ener­gie. Spü­re ein­fach in Dich hin­ein und erfüh­le, was Du gera­de brauchst. Ach­te auf den ers­ten Impuls und ver­traue Dei­ner Intui­ti­on. Viel­leicht fal­len Dir noch wei­te­re Rei­ni­gungs­ri­tua­le ein.

Rei­ni­gung des Kör­pers (innen und außen)

Herbst­fas­ten oder Neu­jahrs­fas­ten ist wohl­tu­end, um über­flüs­si­ge Pfun­de los­zu­wer­den und uns von Gift­stof­fen zu rei­ni­gen. Wenn der Kör­per über­säu­ert ist, sei es durch Weih­nachts­plätz­chen, Alko­hol, Kof­fe­in, Medi­ka­men­te oder auch Stress, kann eine inne­re Rei­ni­gung wah­re Wun­der bewir­ken. Über­schüs­si­ge Säu­re wird aus­ge­schie­den, der Ver­dau­ungs­trakt rei­nigt sich, und der Stoff­wech­sel kommt wie­der in Schwung. Nach einer Fas­ten­kur sieht die Haut wie­der straf­fer und strah­len­der aus, und Du hast wie­der mehr Ener­gie. Wenn Du kei­ne Fas­ten­kur über meh­re­re Wochen machen möch­test, kannst Du auch zwi­schen­durch einen Fas­ten­tag ein­le­gen und nur Säf­te, Was­ser und Tee zu Dir neh­men. Schnell wirst Du mer­ken, wie gut das tut. Der Orga­nis­mus wird ent­las­tet, der Kopf wird klarer.

Salz­bad

SalzbadIch bade eher sel­ten, weil ich lie­ber dusche. Aber sich nach einem anstren­gen­den Tag in ein Salz­bad zu legen, hat etwas sehr ent­span­nen­des und rei­ni­gen­des. Gib ein hal­bes Kilo Stein­salz oder Hima­la­ya­salz ins Bade­was­ser und lege Dich ca. 20 min. hin­ein. Bit­te kein han­dels­üb­li­ches Koch­salz (womög­lich auch noch jodiert oder flu­ori­siert) ver­wen­den. Da sind Gift­stof­fe drin, die kein Mensch braucht. Du wirst Dich danach herr­lich ent­spannt füh­len. Das Salz bin­det alle nega­ti­ven Ener­gien, die Du im Lau­fe des Tages auf­ge­nom­men hast. Mit dem Ablas­sen des Bade­was­sers flie­ßen auch sie ab.

Wenn Du Voll­bä­der nicht magst, kannst Du auch ein Fuß­bad neh­men. Über die Füße schei­den wir vie­le Gift­stof­fe und nega­ti­ve Ener­gien aus. Am bes­ten ein Gefäß ver­wen­den, in dem die Füße bis über die Knö­chel im Was­ser sind. Du kannst eine Hand­voll getrom­mel­te Berg­kris­tall­stü­cke hin­zu­ge­ben, wenn Du unter kal­ten Füßen lei­dest. Sie zie­hen die Käl­te aud dem Körper.

Ich wün­sche Dir viel Ver­gnü­gen beim Weih­nachts­putz und einen sau­be­ren 3. Advent.


Bei­trags­bil­der oben und zum Text “Räu­chern”: www.pixabay.de

Bild­quel­le zum Text “Luft­rei­ni­gung mit Salz”: Salz zur Luft­rei­ni­gung © Syl­via Geiss

Bild­quel­le zum Text “Weih­nachts­putz…”: http://hausservice-kontor.businesscard.at

Bild­quel­le zum Text “Salz­bad”: bath access­ories © Olga Lyub­ki­na — www.fotolia.de

 

Ritua­le zum Jah­res­en­de: So setzt Du Dir Zie­le zum Anfassen

Tust Du Dich schwer damit, Dir Zie­le zu set­zen? Ich schon. Für mich ist das jedes­mal eine rie­sen Her­aus­for­de­rung. Was will ich haben oder errei­chen? Was muss ich dafür tun? Was ist sonst noch not­wen­dig? Kann ich das über­haupt schaf­fen… usw. Dabei ist es eigent­lich ganz ein­fach, wenn man weiß, wie es geht. Wir haben vie­le Wün­sche und Träu­me, und wenn wir dar­aus kei­ne kon­kre­ten Zie­le machen, wer­den sie immer nur Wunsch­träu­me blei­ben. Heu­te zei­ge ich Dir, wie Du aus einem Wunsch ein Ziel machst, damit der Wunsch auch in Erfül­lung geht.

Ritua­le zum Jah­res­en­de Teil II — Wie aus einem Wunsch ein Ziel wird

Ist Ziel­set­zung denn über­haupt not­wen­dig? Immer die­ser Stress mit der Pla­nung. Muss ich denn wirk­lich alles pla­nen und mein Leben von Kopf bis Fuß durch­sty­len? Die­se Fra­gen tau­chen immer wie­der auf. Und ehr­lich gesagt, fra­ge ich mich das manch­mal auch. 

Nein, natür­lich müs­sen wir unser Leben nicht kom­plett durch­pla­nen. Und über­haupt: wir müs­sen gar nichts! Es ist sogar not­wen­dig, das wir uns zwi­schen­durch ein­fach mal trei­ben las­sen, die See­le bau­meln las­sen und nichts tun. Kör­per und Geist brau­chen das zur Erho­lung und Rege­ne­ra­ti­on. Sonst ist ein Burn­out schnell vorprogrammiert.

Aber, wenn wir im Leben etwas errei­chen wol­len, bestimm­te Din­ge haben wol­len, beruf­lich erfolg­reich sein wol­len etc., ist eine Pla­nung hilf­reich, um uns unse­rem Ziel näher­zu­brin­gen. Wenn Du nicht willst, dass Dein Traum ein Traum bleibt, kommst Du nicht umhin, aktiv zu wer­den und selbst dafür zu sor­gen, dass Dein Traum in Erfül­lung geht. Es wird sonst näm­lich nie­mand für Dich tun!

Ja, ich träu­me auch manch­mal davon, dass sich die Din­ge wie von selbst erle­di­gen. Dass ich abends ein­schla­fe und am nächs­ten Tag ist mein Pro­blem gelöst oder mein Wunsch erfüllt. Aber ganz so ein­fach ist es nicht. Wir müs­sen etwas dafür tun und unse­ren Teil dazu bei­tra­gen, dass unser Traum auch wahr wer­den kann. Und wenn unser Wunsch aus dem Her­zen kommt und mit den Geset­zen des Lebens schwingt, wird uns vom Uni­ver­sum alles dazu­ge­ge­ben, was wir zur Ver­wirk­li­chung brau­chen. Doch ganz ohne unse­re Mit­hil­fe geht es nicht.

Schließ­lich muss der kos­mi­sche Wunsch­er­fül­lungs-Ser­vice schon genau wis­sen, was wir wol­len, um uns hilf­reich zur Sei­te zu ste­hen. Je kon­kre­ter wir unse­ren Wunsch for­mu­lie­ren, je bun­ter wir ihn aus­ma­len und je exak­ter wir ihn beschrei­ben, des­to schnel­ler wird er sich ver­wirk­li­chen. Dabei gibt es nur ein paar Klei­nig­kei­ten zu beach­ten, die aber sehr hilf­reich sind.

So setzt Du Dir SMAR­Te Zie­le zum Anfassen

Viel­leicht hast Du schon ein­mal etwas von SMAR­Ten Zie­len gehört? Wenn ja, weißt Du, was Du tun musst und brauchst hier nicht wei­ter­zu­le­sen. Wenn nicht, könn­te Dir die fol­gen­de Emp­feh­lung hel­fen, Dei­nem Traum zumin­dest ein Stück näher zu kommen.

Zie­le müs­sen SMART for­mu­liert sein, sonst sind es kei­ne Zie­le, son­dern blei­ben immer nur Wunschträume. 

SMARTSMARTE-ZieleSpezi­fisch
For­mu­lie­re Dein Ziel spe­zi­fisch, also kon­kret, ein­deu­tig und prä­zi­se. So wird aus einem vagen Wunsch ein ech­tes Ziel.

Mess­bar
Um zu sehen, ob Du Dein Ziel erreicht hast, muss es mess­bar bzw. über­prüf­bar sein. Fra­ge Dich also: Wor­an mer­ke ich, dass ich mein Ziel erreicht habe? Das kann z. B. ein Kon­to­aus­zug sein mit einer bestimm­ten Sum­me dar­auf. Das kann ein Arbeits­ver­trag sein oder die Flug­ti­ckets für den lang ersehn­ten Urlaub.

Attrak­tiv
Dein Ziel soll attrak­tiv sein. For­mu­lie­re Dein Ziel posi­tiv. Es soll­te in Dir ein Schmun­zeln oder eine gewis­se Vor­freu­de aus­lö­sen, wenn Du dar­an denkst. Ein Ziel, dass Dich nicht mit Freu­de erfüllt und Wider­stän­de in Dir aus­löst, wirst Du wohl nur mit gro­ßem Ener­gie­auf­wand erreichen.
Tipp: For­mu­lie­re posi­tiv und in der Gegen­wart, z. B. “Ich wie­ge …… kg (kon­kre­tes Gewicht einsetzen).”

Realis­tisch
Du kannst Dir Dei­ne Zie­le ruhig hoch ste­cken. Das for­dert Dich und för­dert zugleich Dein Wachs­tums­po­ten­ti­al. Es darf Dich jedoch nicht über­for­dern, sonst ist der Frust vor­pro­gram­miert, und Du wirst schnell wie­der auf­ge­ben. Dein Ziel muss für Dich erreich­bar sein. So bleibst Du motiviert.

Termi­niert
Das ent­schei­den­de Merk­mal eines ech­ten Zie­les ist der Ter­min. Bis wann willst Du Dein Ziel erreicht haben? Set­ze Dir einen kla­ren End­ter­min, eine Dead­line. Wenn Du Dir kei­nen Ter­min setzt, schiebst Du dein Ziel immer vor Dir her und ver­lierst es irgend­wann aus den Augen.

Und so machst Du Dei­ne Zie­le anfassbar

Ich mache mei­ne Ziel­set­zung für das kom­men­de Jahr immer zwi­schen den Jah­ren, also in den so genann­ten Rau­näch­ten. Ich über­le­ge mir, was ich mir wün­sche, was ich haben will oder was ich errei­chen will. Dann for­mu­lie­re ich dar­aus Zie­le nach den oben genann­ten SMART-Kri­te­ri­en. So geht’s:

1. Die Zutaten

  • 1 Lein­wand (40 x 40 oder größer)
  • Zei­tungs­s­aus­schnit­te (aus Maga­zi­nen), die Du mit Dei­nem jewei­li­gen Ziel ver­bin­dest. Sie sor­gen dafür, dass die Vor­stel­lung von Dei­nem Ziel leben­dig bleibt. 
  • Kle­ber
  • Far­ben (Acryl­far­ben oder Wasserfarben)
  • Pin­sel, Schwämm­chen oder was Du sonst zum Auf­tra­gen der Far­ben brauchst
  • Dei­ne notier­ten Ziele
  • 1 Brief­um­schlag

2. Das Bild

Wenn ich mei­ne Zie­le for­mu­liert habe (das kann manch­mal eini­ge Tage dau­ern), neh­me ich mir mei­ne Lein­wand und blät­te­re die Maga­zi­ne und Zeit­schrif­ten durch. Ich samm­le auch oft Zei­tungs­s­aus­schnit­te und Fotos, die mir gut gefal­len. So habe ich am Jah­res­en­de ein beacht­li­ches Reper­toire an Bild­ma­te­ri­al. Aber auch Schlag­zei­len und Über­schrif­ten bzw. Tei­le davon schnei­de ich aus.

Dann kle­be ich die Zei­tungs­s­aus­schnit­te oder Fotos auf, die zu mei­nen Zie­len pas­sen. Die frei­ge­blie­be­nen Flä­chen male ich mit Far­be aus, ver­zie­re hier und da, und fer­tig ist mei­ne Ziel-Collage. 

20151205_143447Dann neh­me ich mei­ne zuvor notier­ten Zie­le, ste­cke sie in den Brief­um­schlag und befes­ti­ge ihn an der Rück­sei­te mei­ner Lein­wand. Mei­ne Ziel­col­la­ge hän­ge ich in irgend­wo hin, wo ich sie stän­dig sehen kann. Die Bil­der prä­gen sich ins Unter­be­wusst­sein ein und wir­ken dort.

Im fol­gen­den Jahr neh­me ich den Umschlag her­vor und schaue nach, wel­che Zie­le ich erreicht habe. Ich bin in der Tat jedes­mal erstaunt, wie viel von dem, was ich mir da vor­ge­nom­men hat­te, tat­säch­lich wahr gewor­den ist. Ich lie­be die­ses Ritu­al, es hat für mich eine gro­ße Kraft.

20151205_143433Noch mehr Spaß macht es, wenn Du die­se schö­ne “Arbeit” in einer Grup­pe, z. B. mit der Fami­lie oder mit Freun­den machst. Dann könnt Ihr Euch im fol­gen­den Jahr gegen­sei­tig von Euren Errun­gen­schaf­ten berich­ten. Wenn ein Ziel nicht geklappt hat, dann nimm es mit ins nächs­te Jahr. Viel­leicht musst Du es noch ein­mal modif­zie­ren oder es hat sich im Lau­fe des Jah­res von selbst erle­digt, weil es nicht mehr wich­tig ist. Du wirst es wissen.

Viel Ver­gnü­gen und einen licht­vol­len 2. Advent wün­sche ich Dir.


Copy­right: Syl­via Geiss

Bei­trags­bild: pixabay

Ritua­le zum Jah­res­en­de: So ver­ab­schie­dest Du Dich von hin­der­li­chen Glaubenssätzen

Heu­te möch­te ich Dir ein schö­nes Ritu­al zum Jah­res­en­de zei­gen: Wie Du Dein Jahr Revue pas­sie­ren lässt und Dich von hin­der­li­chen Glau­bens­sät­zen befreist.

Ritua­le zum Jah­res­en­de — Teil I

Das Jahr Revue pas­sie­ren lassen

Nimm Dir ein Blatt Papier zur Hand und schrei­be ein­mal auf, was Dir an per­sön­li­chen Erleb­nis­sen in die­sem Jahr einfällt.

Begin­ne mit Janu­ar 2015 und schrei­be so für jeden Monat des Jah­res die Din­ge auf, an die Du Dich gut erin­nern kannst, posi­tiv wie negativ.

Wenn Du bei allen Mona­ten etwas auf­ge­schrie­ben hast, mache hin­ter jede Notiz ein Smi­ley (ein lachen­des = posi­ti­ves Erleb­nis; ein trau­ri­ges = uner­freu­li­ches Erleb­nis; ggf. noch ein neu­tra­les Smi­ley für die Erleb­nis­se, die Du weder als posi­tiv noch nega­tiv empfandest).

  1. Über­wie­gen die lachen­den oder die wei­nen­den Smileys?
  2. Kannst Du einen “roten Faden” erkennen?
  3. Wel­ches Thema/welche The­men tauch­ten immer wie­der auf? 

Am bes­ten macht sich die Übung zu zweit bzw. zu meh­re­ren. Dann könnt ihr anschlie­ßend 2er-Grup­pen bil­den und Euch gegen­sei­tig erzäh­len, wie Euer Jahr gewe­sen ist, was ihr erlebt habt, wie ihr damit umge­gan­gen seid und Euren roten Faden iden­ti­fi­zie­ren.  Nehmt Euch dafür pro Per­son ca. 20 Minu­ten Zeit, ger­ne auch mehr. 

Euer Gesprächs­part­ner darf auch Fra­gen stel­len. War­um-Fra­gen soll­ten aller­dings ver­mie­den wer­den, da das Gegen­über sonst in die Ver­le­gen­heit gerät, sich recht­fer­ti­gen zu müs­sen. Das führt zu nichts außer Frust. Aber er könn­te zum Bei­spiel fra­gen, wie Du mit einer bestimm­ten Situa­ti­on umge­gan­gen bist, wie Du sie gemeis­tert hast, woher Du die Kraft gehabt hast usw. Also wohl­wol­len­de, för­der­li­che Fragen.

Hin­der­li­che Glau­bens­sät­ze notieren

Wenn ihr Euch gegen­sei­tig Eure Geschich­te erzählt habt, notiert Euch bit­te, wel­che Glau­bens­sät­ze mit Euren jewei­li­gen The­men ver­bun­den sind.  Die kön­nen oft sehr hin­der­lich sein.

Wenn Ihr zum Bei­spiel Geld­sor­gen hat­tet, fragt Euch, wie Ihr wirk­lich über Geld denkt:

  • Geld ver­dirbt den Charakter
  • Geld ist ein not­wen­di­ges Übel
  • Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts
  • Geld allein macht auch nicht glücklich
  • Geld regiert die Welt
  • Ohne Moos nix los…

Wenn Ihr Pro­ble­me hat­tet, Hil­fe von ande­ren anzunehmen:

  • Wenn man nicht alles sel­ber macht, wird es auch nichts
  • Ich muss es allei­ne schaffen
  • Ich brau­che kei­ne Beleh­run­gen von außen, ich kann das selbst
  • Wenn man sich auf ande­re ver­lässt, ist man verlassen
  • Das mache ich lie­ber sel­ber, dann weiß ich, dass es gut wird
  • Ich hab das immer sel­ber gemacht, war­um soll­te ich das jetzt ändern
  • Ich muss­te immer alles selbst machen, es war ja nie­mand da, der mir das hät­te abneh­men können…

Und so könnt Ihr es mit jedem The­ma, das auf Eurem Jah­res­rück­blick auf­taucht, machen. 

Nehmt dazu ein wei­te­res Blatt Papier und notiert Eure Glau­bens­sät­ze dar­auf. Ihr könnt dazu ver­schie­de­ne Far­ben ver­wen­den, lasst Eurer Phan­ta­sie frei­en Lauf.

Sich von alten Glau­bens­sät­zen verabschieden

20151128_204623Anschlie­ßend rollt Ihr das Blatt mit Euren Glau­bens­sät­zen zusam­men und bin­det ein schö­nes Bänd­chen drum­her­um. Oder Ihr bas­telt ein Schiff­chen dar­aus. Ihr könnt auch Eure Erleb­nis­se des Jah­res, die Ihr zuvor notiert habt, mit ein­rol­len bzw. als Schiff­chen fal­ten. Dann könnt Ihr ent­we­der für Euch allei­ne oder gemein­sam ein Abschieds­ri­tu­al dar­aus machen. paperboat-1014962_640

Ver­ab­schie­det Euch von Euren hin­der­li­chen Glau­bens­sät­zen. Bedankt Euch bei ihnen und geht davon aus, dass sie für irgend­et­was gut waren. Viel­leicht wisst Ihr auch schon wofür. Im Kos­mos geschieht nichts ohne Grund. 

Bedankt und ver­ab­schie­det Euch auch von Euren Erleb­nis­sen des Jah­res (auch von den posi­ti­ven). Damit schafft Ihr Platz für Neues.

Setzt das Schiff­chen auf ein flie­ßen­des Gewäs­ser und lasst es ziehen. 

fire-842312_640Wer Feu­er­ri­tua­le mag, kann sein zusam­men­ge­roll­tes Blatt fei­er­lich dem Feu­er über­ge­ben. Feu­er trans­for­miert. Viel­leicht macht Ihr ein gemüt­li­ches Ritu­al im Kreis der Fami­lie am Kamin dar­aus… oder mit Freun­den am Lagerfeuer.

Kei­ne Sor­ge — wenn Ihr den einen oder ande­ren Glau­bens­satz wider Erwar­ten doch noch brau­chen soll­tet, kommt er ganz auto­ma­tisch zu Euch zurück. Im Kos­mos geht auch nichts verloren.

Ich mache die­se Übung  immer in der Zeit zwi­schen den Jah­ren, wäh­rend der so genann­ten Rau­näch­te. In die­ser Zeit gelingt es mir am bes­ten, das Jahr Revue pas­sie­ren zu las­sen, mich zu bedan­ken und Plä­ne fürs kom­men­de Jahr zu schmieden.

candle-581141_1920In der nächs­ten Woche ver­ra­te ich Dir, wie Du Dir Zie­le setzt, die Du anfas­sen kannst.

Bis dahin wün­sche ich DIr einen fried­vol­len 1. Advent.

Trauma und Trauer

Wie unter­schei­det man Trau­ma und Trauer?

Die aktu­el­len Mel­dun­gen in den Nach­rich­ten berich­ten von Men­schen, die trau­ernd vor einem Meer aus Blu­men für die Opfer der jüngs­ten Ter­ror­an­schlä­ge in Paris ste­hen. Wann immer sol­che Schre­ckens­er­eig­nis­se pas­sie­ren, sei es durch Bom­ben­at­ten­ta­te, Flug­zeug­ab­stür­ze oder Natur­ka­ta­stro­phen — wird sofort von trau­ern­den Men­schen gesprochen.

Trau­ma und Trau­er — zwei ver­schie­de­ne Schuhe

Trau­ern tun Men­schen, die Freun­de und Ange­hö­ri­ge ver­lo­ren haben, sicher­lich, und zwar jeder auf sei­ne ganz indi­vi­du­el­le Weise.

Aller­dings muss man hier auch ganz klar sagen, dass Trau­er einer­seits ein Gefühl des Ver­lus­tes und des Schmer­zes und ande­rer­seits auch ein Pro­zess ist. Trau­er setzt nicht unmit­tel­bar nach einem Schre­ckens­er­eig­nis ein. Im Vor­der­grund steht hier­bei nicht das schmerz­li­che Gefühl, son­dern der Schock.

Exper­ten wer­den hier viel­leicht ein­wer­fen, dass die Schock­pha­se einen Teil des Trau­er­pro­zes­ses dar­stellt. Nun, wenn man die in den 1970er Jah­ren ent­wi­ckel­ten Trau­er­pha­sen zugrun­de­legt, mag das theo­re­tisch so anmu­ten. In der Pra­xis sieht die Sache aber oft ganz anders aus.

Schau­en wir uns zunächst die vier Trau­er­pha­sen ein­mal an:

Das Vier­pha­sen­mo­dell der Trau­er nach Yorick Spiegel

(Quel­le: www.trauerphasen.de)

Der Theo­lo­ge Yorick Spie­gel hat mit sei­ner Habi­li­ta­ti­ons­schrift „Der Pro­zeß des Trau­erns. Ana­ly­se und Bera­tung“ aus dem Jahr 1972 ein eben­falls vier­pha­si­ges Modell vor­ge­legt, wel­ches die Schwer­punk­te jedoch ein wenig anders setzt als Vere­na Kast. Er ori­en­tiert sich mehr an den Gefüh­len und dem Umgang damit und beob­ach­tet dabei unter­schied­li­che Ver­hal­tens­wei­sen, die für die Pha­sen cha­rak­te­ris­tisch sind. 

DIE SCHOCKPHASE
Die­se Pha­se setzt unmit­tel­bar nach dem Erhalt der Todes­nach­richt ein und lässt die Men­schen in einen Zustand der Läh­mung ver­fal­len. Wie groß der Schock ist und wie lan­ge die­se Pha­se dau­ert (eini­ge Stun­den oder weni­ge Tage), hängt unter ande­rem davon ab, ob der Tod erwar­tet wur­de  — auf­grund einer Krank­heit oder hohen Alters -, oder ob er völ­lig uner­war­tet ein­ge­tre­ten ist – Unfall, Sui­zid oder ähnliches. 

Die Reak­tio­nen wäh­rend die­ses Schocks kön­nen sehr unter­schied­lich sein. Man­che Men­schen neh­men ihre Umwelt gar nicht mehr wahr und sind kaum ansprech­bar, ande­re bre­chen völ­lig zusam­men, wie­der ande­re wid­men sich Rou­ti­ne­tä­tig­kei­ten, als wäre nichts gesche­hen. In die­ser Pha­se wer­den die Betrof­fe­nen meis­tens von Ange­hö­ri­gen und Freun­den unter­stützt, die ihnen auch dabei hel­fen, ihre Emo­tio­nen zu kon­trol­lie­ren – was den Über­gang zur nächs­ten Pha­se einleitet. 

DIE KONTROLLIERTE PHASE    
Gera­de in den ers­ten Tagen nach einem Todes­fall muss der Mensch trotz des mög­li­chen Zusam­men­bruchs sei­ner Welt funk­tio­nie­ren und agie­ren, da es neben der Beer­di­gung unzäh­li­ge Din­ge zu erle­di­gen gilt. Daher wer­den in die­ser Pha­se durch eige­ne und frem­de Akti­vi­tä­ten die Emo­tio­nen kon­trol­liert, um einen mög­li­chen Zusam­men­bruch zu ver­hin­dern und not­wen­di­ge Din­ge erle­di­gen zu können. 
Der betrof­fe­ne Mensch ver­sucht selbst, sei­ne Emo­tio­nen unter Kon­trol­le zu hal­ten, und er wird dabei von Ange­hö­ri­gen und Freun­den aktiv unter­stützt. Der Trau­ern­de soll so ent­las­tet wer­den, damit er die eige­nen Kräf­te zur Selbst­kon­trol­le auf­brin­gen kann. Die star­ke emo­tio­na­le Selbst­kon­trol­le in Ver­bin­dung mit den geschäf­ti­gen und hek­ti­schen Tagen kurz nach einem Todes­fall erzeugt beim trau­ern­den Men­schen aller­dings eine gewis­se Distanz, als zöge ein Film an ihm vor­über, an dem er nicht betei­ligt ist. In die­ser Pha­se der Kon­trol­le stellt sich oft ein Gefühl der Lee­re ein, da man die Emo­tio­nen ja zurück gestellt hat und des­halb nichts so rich­tig spü­ren kann. Die kon­trol­lier­te Pha­se endet meis­tens nach der hek­ti­schen Zeit bis zur Beer­di­gung, wenn Ver­wand­te und Freun­de wie­der abge­reist sind. 

DIE PHASE DER REGRESSION     
Der All­tag ohne den Ver­stor­be­nen setzt ein, und die inten­si­ve Hil­fe und Unter­stüt­zung der ers­ten Tage sind nicht mehr in die­sem Umfang vor­han­den. Nun wird der Trau­ern­de mit aller Macht mit dem All­tag ohne den ver­lo­re­nen Men­schen kon­fron­tiert, er zieht sich von der Welt zurück, ver­spürt eine Fül­le unter­schied­li­cher Emo­tio­nen und fühlt sich ob des Zusam­men­bruchs sei­ner Welt oft hilf­los und gelähmt.
Hilfs­an­ge­bo­te und Auf­mun­te­rungs­ver­su­che von Freun­den und Ange­hö­ri­gen wer­den zwar einer­seits gewünscht, ande­rer­seits aber doch oft abge­lehnt, weil sie zum Teil als sinn­los oder als zu anstren­gend emp­fun­den wer­den. In die­ser Pha­se fühlt sich der Trau­ern­de weder der Welt der Leben­den so rich­tig zuge­hö­rig noch der unter­ge­gan­ge­nen Welt mit dem Ver­stor­be­nen, von dem er sich noch nicht gelöst hat; er ver­sinkt in Hilf­lo­sig­keit, Depres­si­on und Ver­zweif­lung und ver­spürt ein Gefühl der Unwirklichkeit. 

In die­ser Pha­se wer­den die trau­ern­den Men­schen oft von Schlaf­lo­sig­keit geplagt, die eine per­ma­nen­te Müdig­keit und Mat­tig­keit zur Fol­ge hat. Auch Appe­tit­lo­sig­keit und ein Man­gel an Antriebs­kraft stel­len sich ein, oft ist allein das Anzie­hen ein schwe­rer und anstren­gen­der, irgend­wie sinn­lo­ser  Schritt. Zur inne­ren und äuße­ren Ent­las­tung grei­fen etli­che Men­schen dann zu Hilfs­mit­teln wie Tablet­ten, Dro­gen oder Alko­hol, was zu einem ech­ten Pro­blem wer­den kann, wenn dies zu häu­fig oder zu lan­ge geschieht. 

DIE PHASE DER ADAPTION   

Lang­sa­me Rück­kehr ins Leben und neue Bezie­hungs­fä­hig­keit. Der Trau­ern­de ver­sucht, lang­sam wie­der in sein altes Leben zurück­zu­kom­men, aber der Ver­lust wird immer im Her­zen blei­ben. Doch der Trau­ern­de kann sich nicht ewig zurückziehen. 

Die Trau­er­be­wäl­ti­gung läuft in die­ser Pha­se kei­nes­wegs kon­ti­nu­ier­lich ab: Kurz­zei­ti­ge Rück­schrit­te in vor­he­ri­ge Sta­di­en des Trau­er­pro­zes­ses sind mög­lich. Dabei kann die gan­ze Schwe­re der Trau­er wie­der da sein, doch klin­gen die Abschnit­te meist schnel­ler ab.   

Hier muss ich  ein Veto einlegen:

Wenn Du Dir die in der Schock­pha­se beschrie­be­nen Sym­npto­me anschaust, wirst Du fest­stel­len, dass es sich hier­bei um aku­te Belas­tungs­re­ak­tio­nen han­delt, die in ihrer Schwe­re vari­ie­ren und trau­ma­ti­sche Aus­ma­ße anneh­men kön­nen. Wie lan­ge die­se Pha­se dau­ert, hängt eben nicht nur davon ab, ob der Tod erwar­tet wur­de oder ob es sich um einen Unfall, Sui­zid oder ein Ver­bre­chen handelte.

Es kommt in ers­ter Linie auf die inner­psy­chi­sche Ver­ar­bei­tung an.

Wie reagiert der Orga­nis­mus bei einem Schock­erleb­nis (Trau­ma)?

Fight or Flight

Die natür­li­che Reak­ti­on des Orga­nis­mus auf ein über­wäl­ti­gen­des Ereig­nis ist eine enor­me Mobi­li­sie­rung von Über­le­bens­en­er­gie. Die­se wird zum Zwe­cke des Kamp­fes oder zur Flucht aufgebaut.

Ver­än­de­run­gen im sym­pa­thi­schen Teil des auto­no­men Ner­ven­sys­tems ermög­li­chen Mus­keln und lebens­wich­ti­gen Orga­nen eine stär­ke­re Ver­sor­gung mit Blut­glu­co­se. Den Ske­lett­mus­keln wird somit mehr Ener­gie zuge­führt wird, was den Orga­nis­mus in die Lage ver­setzt, bes­ser kämp­fen oder vor gefähr­li­chen Situa­tio­nen flie­hen zu kön­nen (Huber 2007, S. 41).

Free­ze and Fragment

Sind in dem ent­spre­chen­den Moment weder Kampf noch Flucht mög­lich, erstarrt der Mensch und das gesam­te Ereig­nis wird mit Hil­fe der hohen Ener­gie zum Schutz des Men­schen “ein­ge­fro­ren” (Free­ze).

Vom Moment der Free­ze-Reak­ti­on an, wenn also die Schock­star­re beginnt, ist klar: Jetzt fin­det für den Men­schen das Ereig­nis als Trau­ma statt und nicht mehr “nur” als belas­ten­des Lebensereignis.

Mit Free­ze ist aber auch eine Läh­mungs­re­ak­ti­on gemeint: »Es ist, als ob das Gehirn sich sagt: Ich brin­ge den Orga­nis­mus nicht erfolg­reich aus der Situa­ti­on her­aus, und ich kann den aggres­si­ven Reiz nicht äußer­lich nie­der­rin­gen – also muss ich genau dies intern tun: Ich mache den aggres­si­ven Reiz unschäd­lich und erlau­be dem Orga­nis­mus, sich inner­lich davon zu distan­zie­ren. Eine Flut von Endor­phi­nen – schmerz­be­täu­ben­den kör­per­li­chen Opi­aten – hilft bei die­sem “geis­ti­gen Weg­tre­ten” und der “Neu­tra­li­sie­rung” aku­ter Todes­angst. Auch das Nor­ad­re­na­lin aus der Neben­nie­ren­rin­de, das zunächst zum “Tun­nel­blick” ver­hilft, kann, wenn viel davon durch den Kör­per rast, die nor­ma­ler­wei­se inte­gra­ti­ve Wahr­neh­mung blo­ckie­ren. Der Mensch müss­te jetzt eigent­lich schrei­en, um Hil­fe rufen, wei­nend zusam­men­bre­chen – doch oft bedeu­tet die “Freeze”-Reaktion nichts ande­res als eine Ent­frem­dung vom Gesche­hen. Vie­le Men­schen wer­den erst deut­lich spä­ter die­se eigent­lich nor­ma­len Reak­tio­nen bekom­men – wenn sie hin­ter­her in Sicher­heit sind und ihr gesam­tes Hirn wie­der “her­un­ter­ge­schal­tet” ist aus dem Alarm­zu­stand und schrei­en. Aber die meis­ten tun es jetzt noch nicht, nicht wenn inner­lich erst ein­mal alles erstarrt” (Huber 2007, S. 43).

In die­ser inne­ren Schock­star­re bleibt der Mensch gefan­gen: die Ent­fal­tung der Lebens­en­er­gie wird unter­drückt, es kommt zu einer Unter­bre­chung der Ver­bin­dung zum eige­nen Selbst, zu ande­ren Men­schen, zur Natur und zur eige­nen geis­ti­gen Quel­le. Wenn die über­schüs­si­ge Ener­gie nach dem Ereig­nis nicht wie­der auf­ge­löst wer­den kann, bleibt sie im Ner­ven­sys­tem gebun­den (Jean Shah­baz, www.traumaheilung-berlin.de).

“Dann … kommt das Mit­tel des Frag­men­tie­rens [Her­vor­he­bung im Ori­gi­nal] hin­zu: Die Erfah­rung wird zer­split­tert, und die­se Split­ter wer­den so “weg­ge­drückt”, dass das äuße­re Ereig­nis nicht mehr (jeden­falls nicht ohne spä­te­re geziel­te Anstren­gun­gen) zusam­men­hän­gend wahr­ge­nom­men und erin­nert wer­den kann” (Huber 2007, S. 43).

Dies sind die Schutz­me­cha­nis­mus, die Men­schen eine Zeit­lang nach dem belas­ten­den Ereig­nis funk­tio­nie­ren lassen.

Es ist nach mei­nem Dafür­hal­ten nicht ganz ein­fach, zwi­schen Trau­ma und Schock­pha­se wäh­rend des Trau­er­pro­zes­ses zu unter­schei­den. Umso wich­ti­ger ist es, dass man hier genau­er hin­schaut und trau­ma­ti­sche Sym­pto­me nicht ein­fach als Trau­er oder kom­pli­zier­te Trau­er abtut.

Spe­zi­ell bei Men­schen mit Mor­d­er­fah­run­gen erle­be ich das immer wie­der. Zu oft dia­gnos­ti­zie­ren so genann­te “Exper­ten” die­sen Men­schen eine kom­pli­zier­te Trau­er, weil sie nicht sehen oder es nicht wahr­ha­ben wol­len, dass hier ein Psy­cho­trau­ma mit  dazu­ge­hö­ri­gen Trau­ma­fol­ge­re­ak­tio­nen  vor­liegt. Zumal wenn die Sym­pto­me dabei sind, zu chro­ni­fi­zie­ren, heißt es oft: “Ach was, das ist kein Trau­ma, der oder die­je­ni­ge kommt bloß mit ihrer Trau­er nicht klar.”

Solan­ge der Mensch in sei­nem Trau­ma steckt, wel­ches noch nicht bear­bei­tet ist, und solan­ge die Ange­hö­ri­gen noch damit beschäf­tigt sind, sich um Din­ge wie Beer­di­gung, der Auf­klä­rung des Ver­bre­chens, der Wahr­neh­mung von Pro­zess- und Gerichts­ter­mi­nen uvm. zu küm­mern, haben sie gar kei­ne Zeit zu trau­ern. Sie funk­tio­nie­ren wie Robo­ter. Vie­le Betrof­fe­ne berich­ten mir, dass sie erst dann trau­ern kön­nen, wenn der Mör­der hin­ter Schloss und Rie­gel sitzt und der Pro­zess end­lich abge­schlos­sen ist. Danach könn­ten sie sich emo­tio­nal mit dem Tod und dem Abschied von ihrem gelieb­ten Men­schen aus­ein­an­der­set­zen und rea­li­sie­ren, dass der Ver­stor­be­ne nicht zurückkommt.

Erst der Abschluss des Mord­pro­zes­ses, das Schlie­ßen der Akten und die end­gül­ti­ge Gewiss­heit, alles getan zu haben, was zur Auf­klä­rung und Ergrei­fung des Mör­ders geführt hat, gibt den Ange­hö­ri­gen die Mög­lich­keit, über­haupt erst mit der Trau­er­ar­beit begin­nen zu kön­nen. Bis es soweit ist, ver­ge­hen mit­un­ter dahin vie­le Jah­re. Bis dahin funk­tio­nie­ren die Betrof­fe­nen nur und “hal­ten sich irgend­wie am Leben”.

Lei­der muss man hier sagen, gibt es Fäl­le, die gar nicht vor Gericht kom­men, wo der Leich­nam nicht vor­han­den ist oder eine ver­miss­te Per­son nicht gefun­den wird. Das macht die Sache noch schwieriger.

Sicher­lich setzt irgend­wann der Trau­er­pro­zess ein. Näm­lich dann, wenn die Hin­ter­blie­be­nen sich damit aus­ein­an­der set­zen. Wenn ihnen wirk­lich bewusst wird, dass das Gesche­he­ne nicht rück­gän­gig gemacht wer­den und der Ver­stor­be­ne nicht mehr zurück­kom­men kann.

Ich will auch nicht grund­sätz­lich sagen, dass es im Trau­er­pro­zess kei­ne Schock­pha­se gibt. Vere­na Kast nennt sie die Pha­se des “Nicht-wahr­ha­ben-wol­lens”. Die ist sicher­lich vor­han­den. Aber ich wür­de die­se Pha­se auch nicht grund­sätz­lich in den Trau­er­pro­zess schie­ben. Dies kann man nur dann tun, wenn sicher­ge­stellt ist, dass es sich bei der Sym­pto­ma­tik nicht um trau­ma­ti­sche Sym­pto­me handelt.

Trau­er kommt nicht in Pha­sen, son­dern in Wellen

(Quel­le: www.trauerphasen.de)

Die For­schun­gen von Prof. Geor­ge Bon­an­no haben erge­ben, dass Trau­er und Schmerz nicht in den bis­her ange­nom­me­nen Pha­sen auf­tre­ten, son­dern dass sie viel­mehr in Wel­len kom­men, die mit der Zeit immer kür­zer und weni­ger inten­siv werden…

So pen­delt der trau­ern­de Mensch hin und her – Sehn­sucht, Kum­mer, Lee­re und Schmerz sind ver­lust­be­zo­ge­ne Pro­zes­se, Ablen­kung, kurz­fris­ti­ge Ver­drän­gung, vor­wärts­ge­rich­te­tes Den­ken und Momen­te der Freu­de sind rege­ne­ra­ti­ve Prozesse…

Wie lan­ge darf man trauern?

Vie­le erhal­ten die Dia­gno­se “Anpas­sungs­stö­rung”, “Depres­si­on” oder der­glei­chen., wenn die Sym­pto­ma­tik län­ger als 6 Mona­te anhält bzw. die Sym­pto­me sich nicht abschwächen.

Mei­nes Erach­tens ist es nicht als patho­lo­gisch zu betrach­ten, wenn ein Mensch nach einer “ange­mes­se­nen” Zeit noch immer trau­ert und sich an die neue Situa­ti­on nicht “anpas­sen” kann. Nach mei­ner Erkennt­nis sol­len Men­schen sich des­halb anpas­sen, damit die bestehen­den Sys­te­me, in denen sie sich bewe­gen, auf­recht­erhal­ten wer­den und mög­lichst rei­bungs­los funk­tio­nie­ren. Dies dürf­te vor allem im Inter­es­se von Kran­ken­kas­sen, Poli­ti­kern und Arbeit­ge­bern sein.

Jeder Mensch ist ein­zig­ar­tig und wert­voll, und genau­so ein­zig­ar­tig und wert­voll sind sei­ne Lösungs­ver­su­che und Bewäl­ti­gungs­stra­te­gien. Men­schen, die einen Ange­hö­ri­gen durch ein Gewalt­ver­bre­chen ver­lo­ren haben, wer­den nie auf­hö­ren zu trau­ern. Und das müs­sen sie auch nicht. Nie­mand kann mir vor­schrei­ben, wie lan­ge und wie stark ich zu trau­ern habe.

War­um wird die Kau­sa­li­tät bei Trau­ma­fol­ge­stö­run­gen nicht anerkannt?

Mir ist wich­tig zu ver­ste­hen, dass die Kau­sa­li­tät in der Behand­lung von
Erkran­kun­gen eine enor­me Wich­tig­keit hat. Dies hat gro­ße Aus­wir­kun­gen auf die
Behand­lung und den Hei­lungs­er­folg. Aller­dings, und das darf ich an die­ser Stel­le in
aller Deut­lich­keit sagen, hat unser Gesund­heits­sys­tem kein Inter­es­se dar­an, dass
Men­schen wirk­lich gesund werden.

Was für die meis­ten von uns offen­sicht­lich ist, wur­de mir in einem offiziellen
Gespräch mit der Ber­li­ner Senats­ver­wal­tung für Gesund­heit und Sozia­les nochmal
knall­hart und unver­fro­ren ins Gesicht geschleudert:

“Wis­sen Sie, unser Gesund­heits­sys­tem ist so auf­ge­baut, dass nach der Kau­sa­li­tät von Erkran­kun­gen nicht gefragt wird. Es wird immer nur die jewei­li­ge Erkran­kung (= Sym­ptom, Anm. d. Autorin) behan­delt. Die Ursa­che spielt dabei kei­ne Rolle.”

Das süf­fi­san­te Grin­sen mei­ner Gesprächs­part­ne­rin schien mir zu sagen: “Und du
klei­nes Würst­chen kannst nichts dage­gen tun, wir sit­zen doch am län­ge­ren Hebel”.

Wie para­dox!

Denn auch die Funk­tio­nä­re in den Gre­mi­en, Ver­wal­tun­gen und Minis­te­ri­en sind Men­schen, die krank wer­den und ster­ben kön­nen. Anschei­nend sind sich die­se Leu­te ihrer eige­nen Ver­letz­bar­keit und End­lich­keit gar nicht bewusst. Es sei denn, sie ver­fü­gen über genü­gend Geld und das ent­spre­chen­de Wis­sen, um sich  heim­lich und im Ver­bor­ge­nen bei Scha­ma­nen, Geist­chir­ur­gen oder “Schar­la­ta­nen” behan­deln zu las­sen. Oder sie haben zu Hau­se einen Jung­brun­nen, in den sie stei­gen, um dann wie Phoe­nix aus der Asche geheilt und erfrischt wie­der aufzuerstehen.

Wenn ich mir aller­dings unse­re Ent­schei­der so anschaue, scheint mir dies eher
unwahr­schein­lich zu sein. Das bringt mich unwei­ger­lich zu der Annah­me, dass dahin­ter ein grö­ße­rer Plan steckt, dem unse­re Gesetz­ge­ber fol­gen, wis­sent­lich oder unwis­sent­lich. Es mag jeder dar­über den­ken, wie er will. Und man mag mich auch als
Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ke­rin ver­schrei­en. Wer mit offe­nen Augen und Ohren durchs Leben geht, wird bald mer­ken, wie der Hase wirk­lich läuft.

Mir fällt da ein­mal mehr die­se Weis­heit von Buck­mins­ter Ful­ler ein, die da heißt:

«Man schafft nie­mals Ver­än­de­rung, indem man das Bestehen­de bekämpft.
Um etwas zu ver­än­dern, baut man neue Model­le, die das Alte über­flüs­sig machen.»


Lite­ra­tur:

Huber, M. (2007): Trau­ma und die Fol­gen. Trau­ma und Trau­ma­be­hand­lung, Teil 1 – 3. Auf­la­ge, Junfermann.

Shah, H. & T. Weber (2015): Trau­er und Trau­ma: Die Hilf­lo­sig­keit der Betrof­fe­nen und der Hel­fer und war­um es so schwer ist, die jeweils ande­re Sei­te zu ver­ste­hen. — 2. korr. Auf­la­ge, Asanger.

Wie wird ein Mensch zum Opfer — Teil 2

Im zwei­ten Teil möch­te ich beleuch­ten, wie der Opfer­be­griff durch die EU defi­niert ist. Wel­che Per­so­nen sind als Opfer zu bezeich­nen und als sol­che zu behan­deln? War­um ver­wei­gert die Bun­des­re­gie­rung die Umset­zung der EU-Richt­li­nie in natio­na­les Recht? Der Unter­schied zwi­schen Opfer­sta­tus und Opfer­rol­le. Wie Du aus dei­ner Opfer­rol­le aus­stei­gen kannst. Hin­wei­se auf Hilfs­ein­rich­tun­gen und Beratungsstellen.

Wer ist Opfer nach der Richt­li­nie 2012/29/EU?

Die RICHTLINIE 2012/29/EU DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 25. Okto­ber 2012 legt die Min­dest­stan­dards für die Rech­te, die Unter­stüt­zung und den Schutz von Opfern von Straf­ta­ten fest. Die­se Min­dest­stan­dards sind für alle Mit­glieds­staa­ten der EU zu über­neh­men und bis zum 16. Novem­ber 2015, also mor­gen, in natio­na­les Recht umzusetzen.

Die Defi­ni­ti­on des Opfer­be­griffs fin­dest Du in Kapi­tel I All­ge­mei­ne Bestim­mun­gen, Arti­kel 2, Begriffs­be­stim­mun­gen – hier ein Auszug:

1.. Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck  

a) „Opfer“  

i) eine natürliche Person, die eine körperliche, geistige oder seelische Schädigung oder einen wirtschaftlichen Verlust, der direkte Folge einer Straftat war, erlitten hat; 
  
ii) Familienangehörige einer Person, deren Tod eine direkte Folge einer Straftat ist, und die durch den Tod dieser Person eine Schädigung erlitten haben; 14.11.2012 DE Amtsblatt der Europäischen Union L 315/65 
 
b) „Familienangehörige“ den Ehepartner des Opfers, die Person, die mit dem Opfer stabil und dauerhaft in einer festen intimen Lebensgemeinschaft zusammenlebt und mit ihm einen gemeinsamen Haushalt führt, sowie die Angehörigen in direkter Linie, die Geschwister und die Unterhaltsberechtigten des Opfers;  

c) „Kind“ eine Person, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat...

Sind Ange­hö­ri­ge von Tötungs­fäl­len auch Opfer oder nur Hinterbliebene?

Die oben genann­ten Begriffs­be­stim­mun­gen beant­wor­ten ganz klar die Fra­ge nach dem Sta­tus Ange­hö­ri­gen der Opfer von Tötungs­ver­bre­chen. Sie sind defi­ni­tiv Opfer und kei­ne Hin­ter­blie­be­nen. Die Aner­ken­nung als Opfer ist für die Ange­hö­ri­gen enorm wich­tig. Denn sie erlei­den nach der gewalt­sa­men Tötung ihres Ange­hö­ri­gen schwe­re und schwers­te Trau­ma­ti­sie­run­gen und damit ver­bun­de­ne Fol­gen, wie z. B. Chro­ni­fi­zie­rung der trau­ma­ti­schen Sym­pto­ne, Retrau­ma­ti­sie­run­gen durch Behör­den, Insti­tu­tio­nen, The­ra­peu­ten und das per­sön­li­che Umfeld, Arbeits­un­fä­hig­keit, Arbeits­platz­ver­lust und damit ver­bun­de­ne finan­zi­el­le Ein­bu­ßen, sozia­ler Rück­zug, kör­per­li­che Erkran­kun­gen infol­ge des erlit­te­nen Schocks durch das Tötungs­ver­bre­chen uvm. Durch die Aner­ken­nung als Opfer haben die Ange­hö­ri­gen natür­lich auch die Rech­te eines Opfers, näm­lich auf Opfer­ent­schä­di­gungs­leis­tun­gen, Ren­ten­zah­lun­gen, rege­ne­ra­ti­ve Maß­nah­men, wie The­ra­pie, Kur und dergleichen.

Das 3. Opfer­rechts­re­form­ge­setz der BRD sieht aller­dings nicht die Aner­ken­nung der Ange­hö­ri­gen von Mord- und Tötungs­ver­bre­chen als Opfer vor. Im Geset­zes­ent­wurf wird nicht von Opfern gespro­chen, son­dern von Ver­letz­ten. Über­dies wird im Geset­zes­ent­wurf der Focus auf die Psy­cho­so­zia­le Pro­zess­be­glei­tung bei Opfern von Gewalt­ta­ten gelegt. Die Bun­des­re­gie­rung meint, hier­durch die Vor­ga­ben der Richt­li­nie zu erfül­len und zur Ver­bes­se­rung des Opfer­schut­zes bei­zu­tra­gen. Es geht aber bei der Richt­li­nie nicht nur um den Schutz der Opfer bei Straf­ge­richts­pro­zes­sen, son­dern eben auch um die Rech­te und die Unter­stüt­zung der Opfer nach einer Gewalttat.

Die Aner­ken­nung als Opfer durch die öffent­li­che Hand

Es wur­de bereits sei­tens unse­rer Poli­tik­dar­stel­ler (anders kann ich sie nicht bezeich­nen) laut gesagt und bestä­tigt mei­ne Ver­mu­tung, dass es hier ein­mal mehr ums lie­be Geld geht. Die Rech­te und Unter­stüt­zung der Opfer müss­ten ggf. neu defi­niert wer­den. Man kann über­dies defi­ni­tiv nicht abschät­zen, in wel­cher Höhe sich die finan­zi­el­len Belas­tun­gen auf das Sys­tem bewe­gen (Ren­ten­zah­lun­gen, Kos­ten für rege­ne­ra­ti­ve Maß­nah­men, wie Kuren, Psy­cho­the­ra­pie usw.).

Statt des­sen beschäf­tigt man sich lie­ber mit dem Schutz der Opfer bei Gerichts­pro­zes­sen und zwackt von irgend­wo­her Gel­der für die Aus­bil­dung Psy­cho­so­zia­ler Pro­zess­be­glei­ter ab. Die­se Kos­ten sind wohl über­schau­ba­rer. Die Psy­cho­so­zia­len Pro­zess­be­glei­ter dür­fen jedoch mit dem Opfer nicht über den Fall spre­chen und haben vor Gericht auch kein Zeugnisverweigerungsrecht.

Inwie­fern dies zum Schutz des Opfers vor wei­te­ren Re-Trau­ma­ti­sie­run­gen im Gerichts­pro­zess bei­tra­gen soll, kann ich nicht nach­voll­zie­hen. Doch gehen wir ein­mal davon aus, es wäre so: So scheint mir die Maß­nah­me der Psy­cho­so­zia­len Pro­zess­be­glei­tung bei wei­tem nicht aus­rei­chend, um die Vor­ga­ben der EU-Richt­li­nie zu erfül­len. Zumal eben nicht jeder Fall vor Gericht lan­det. In vie­len Fäl­len wird erst gar nicht ermit­telt oder der Fall wird vor­zei­tig niedergelegt.

Doch dies liest man in kei­ner Zei­tung, und das kommt auch nicht im Fern­se­hen. Dar­über hin­aus wol­len unse­re Poli­tik­dar­stel­ler mit Mord und Tot­schlag nicht kon­fron­tiert wer­den und neh­men – sobald das Gespräch dar­auf kommt – sys­te­ma­tisch eine Abwehr­hal­tung ein. So als gäbe es dies in unse­rem Land nicht.

Die EU-Richt­li­nie for­dert ganz klar die Umset­zung in natio­na­les Recht. Doch die Bun­des­re­gie­rung wei­gert sich bzw. setzt nur einen klei­nen Teil davon um. Auf Nach­fra­gen wur­de von einem Par­tei­mit­glied gesagt, dass die BRD ein sou­ve­rä­ner Staat sei und selbst ent­schei­den kön­ne, wel­che Punk­te umge­setzt wür­den und wel­che nicht.

Und dies ist ein Irr­tum. Es han­delt sich hier nicht um “könn­te” und “soll­te”, son­dern um eine EU-Richt­li­nie, die ein Gesetz dar­stellt und umge­setzt wer­den MUSS! Dar­über hin­aus ist die BRD eben kein sou­ve­rä­ner Staat, wie uns dies immer weis­ge­macht wer­den soll. Poli­ti­ker wie Sieg­mar Gabri­el und Wolf­gang Schäub­le haben dies in der Ver­gan­gen­heit bereits öffent­lich geäu­ßert, und sogar das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat bestä­tigt, dass die BRD seit 1945 nie wie­der sou­ve­rän gewe­sen ist. Aber dies wür­de hier zu weit füh­ren. Dar­über kannst Du Dich selbst bele­sen. Das Inter­net ist voll von Infor­ma­tio­nen zu die­sem Thema.

Opfer­sta­tus: pri­mär oder sekundär?

Ange­hö­ri­ge von Mord- und Tötungs­op­fern sind nach Mei­nung der öffent­li­chen Hand kei­ne Pri­mär­op­fer, son­dern Sekun­där­op­fer. Damit fal­len sie durch ein Ras­ter. Zwar wird ihnen eine Trau­ma­ti­sie­rung nicht abge­spro­chen, aber es wird ihnen abge­spro­chen, einen Schock­scha­den erlit­ten zu haben, der es recht­fer­tigt, Opfer­ent­schä­di­gungs­leis­tun­gen in Anspruch zu neh­men. Erst nach vie­lem Hin und Her und zahl­rei­chen Gut­ach­ten, denen sich die Betrof­fe­nen stel­len müs­sen, wird im Ein­zel­fall ent­schie­den, ob hier eine früh­zei­ti­ge Beren­tung oder der­glei­chen erfol­gen kann.

Ange­hö­ri­ge von Mord- und Tötungs­ver­bre­chen sind kei­ne Hin­ter­blie­be­nen und kei­ne Sekun­där­op­fer – sie sind PRIMÄROPFER! Die nach­fol­gen­de Gra­fik ver­deut­licht dies, und ich wer­de es auch noch ein­mal erklä­ren, damit auch der Letz­te es versteht:

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Bei Ange­hö­ri­gen von Ver­letz­ten lebt das eigent­li­che Opfer (Pri­mär­op­fer) noch. Damit sind die Ange­hö­ri­gen Sekun­där­op­fer. Denn es besteht zumin­dest theo­re­tisch die Mög­lich­keit der Rege­ne­ra­ti­on des Betrof­fe­nen. Auch der Weg zurück ins gesell­schaft­li­che und Berufs­le­ben scheint zumin­dest theo­re­tisch mach­bar. Die Ange­hö­ri­gen kön­nen das Opfer dabei unterstützen.

Anders sieht es bei Ange­hö­ri­gen von Mord- und Tötungs­fäl­len aus. Das Gewalt­ver­bre­chen an ihrem Fami­li­en­mit­glied geht für die Ange­hö­ri­gen mit einer Ver­nich­tungs­er­fah­rung ein­her. Das eigent­li­che Opfer, also das Pri­mär­op­fer, ist tot. Damit wird der Ange­hö­ri­ge zum Primäropfer.

Wir haben mit Leu­ten aus der Poli­tik, in Behör­den und Insti­tu­tio­nen gespro­chen, die das genau­so sehen. Aber lei­der ist die­se Erkennt­nis noch nicht über­all ange­kom­men und wird von den Ver­ant­wort­li­chen in der Gesetz­ge­bung immer noch blockiert.

Opfer­rol­le

Viel­leicht bist du durch ein Gewalt­de­likt am eige­nen Leib zum Opfer gewor­den oder durch den gewalt­sa­men Tod eines Ange­hö­ri­gen. Für die Erlan­gung des Opfer­sta­tus kämpfst du viel­leicht schon seit lan­ger Zeit. Die­ses Aner­kennt­nis durch den Gesetz­ge­ber ist für dich von immenser Bedeu­tung. Doch dies allein ist nicht aus­rei­chend. Du wünschst dir, dass Behör­den, Opfer­be­ra­tungs­stel­len, Insti­tu­tio­nen, Poli­zis­ten, Sach­be­ar­bei­ter etc., nicht zuletzt Fami­lie und Freun­de dei­nen Opfer­sta­tus eben­falls aner­ken­nen. Du wünschst dir Ver­ständ­nis und Mit­ge­fühl für dein Lei­den, anstatt unwür­di­ge Befra­gun­gen, Antrags­for­mu­la­re, die kei­ner ver­steht, geschwei­ge denn aus­fül­len kann und unsen­si­ble, unqua­li­fi­zier­te Bemer­kun­gen, die im schlimms­ten Fall zu einer Re-Trau­ma­ti­sie­rung füh­ren können.

Wenn das Ver­bre­chen im Aus­land pas­siert ist, hast du viel­leicht die Erfah­rung gemacht, dass von den deut­schen Behör­den gar nicht erst ermit­telt wur­de oder die aus­län­di­schen Behör­den den “Fall” nicht wei­ter ver­folg­ten und schnell zu den Akten leg­ten. Nie­mand woll­te die Ver­ant­wor­tung für das Ver­bre­chen über­neh­men. Und als ob du durch den Ver­lust dei­nes gelieb­ten Men­schen oder die Miss­hand­lun­gen am eige­nen Leib nicht schon genug lei­den wür­dest, erfährst du durch Behör­den und Insti­tu­tio­nen nur Spott, Hohn, Dis­kri­mi­nie­rung und Stig­ma­ti­sie­rung. Viel­leicht hast du dir auch anhö­ren müs­sen, dass du an dem Tod dei­nes Fami­li­en­mit­glie­des oder an dei­ner Ver­ge­wal­ti­gung selbst die Schuld tra­gen oder zumin­dest mit schuld sein sollst.

All dies trägt nicht gera­de zu dei­ner Hei­lung bei. Viel­leicht bist du durch das trau­ma­ti­sche Erleb­nis krank gewor­den, hast dar­über dei­nen Arbeits­platz ver­lo­ren, mög­li­cher­wei­se sogar dein Zuhau­se. Freun­de und Kol­le­gen, ja sogar Fami­li­en­mit­glie­der wen­den sich von dir ab. Das Trau­ma hat tie­fe Spu­ren hin­ter­las­sen. Der Schmerz und das Leid sind dir näher als Freu­de, Glück und Ganz­heit. Viel­leicht hast du dich selbst schon mit Sui­zid­ge­dan­ken getra­gen oder sogar einen Selbst­tö­tungs­ver­such hin­ter dir…

Durch die Gescheh­nis­se bist du in eine Rol­le gedrängt wor­den, die du vor­her nicht inne­hat­test – in eine Opfer­rol­le. Denn die Gewalt­tat hat dei­ne Per­sön­lich­keit, dein Selbst­ver­trau­en und dein Selbst­wert­ge­fühl nie­der­ge­schla­gen. Erfährst du kei­ne Gerech­tig­keit (wenn es das über­haupt gibt) und kannst du nicht wie­der heil wer­den, besteht die Gefahr, in eine Opfer­hal­tung zu ver­fal­len und dar­in zu ver­har­ren (unbe­wusst natür­lich). Damit könn­test du immer wie­der Per­so­nen und Ereig­nis­se in dein Leben zie­hen, die dir nicht gut­tun. Lang­fris­tig führt dies zu immer grö­ße­ren see­li­schen und kör­per­li­chen Schä­den (Trau­ma­fol­ge­schä­den). Du soll­test also dei­ne Opfer­hal­tung so schnell wie mög­lich auf­ge­ben und aus der Opfer­rol­le aussteigen.

Die Opfer­rol­le verlassen

Die Opfer­rol­le ver­las­sen? Das wür­de ja bedeu­ten, dass du dein Opfer­sein auf­ge­ben müss­test. Und das, wo du doch so hart um die Aner­ken­nung dei­nes Opfer­sta­tus kämpfst.

Ja und Nein. Wir müs­sen hier zwei Din­ge aus­ein­an­der­hal­ten, näm­lich Opfer­sta­tus und Opfer­rol­le!

Zum einen kämpfst du um die gesetz­li­che Aner­ken­nung als Opfer mit all den dazu­ge­hö­ri­gen Rech­ten = Opfer­sta­tus. Du bist also kein Hin­ter­blie­be­ner, son­dern Opfer. Dies ist für dich sehr wich­tig und bil­det die Basis für dei­nen Weg zurück ins Leben und in die Gesellschaft.

Die Aner­ken­nung dei­nes Opfer­sta­tus bedeu­tet jedoch nicht, dass du für den Rest dei­nes Lebens als Opfer abge­stem­pelt bist und in die­ser Opfer­rol­le ver­har­ren musst. Als Opfer der Umstän­de, der Poli­tik, der Gesell­schaft, als armes, klei­nes hilf­lo­ses Wesen, das im Leben nicht zurecht­kommt. Die­se Opfer­rol­le oder Opfer­hal­tung wur­de dir auf­ge­drückt oder du hast sie unbe­wusst eige­nom­men, und mög­li­cher­wei­se wirst du sie ohne Hil­fe nicht wie­der los.

Hin­wei­se auf Hilfs­ein­rich­tun­gen und Opferberatungsstellen

Wenn du wie­der ins Leben zurück willst, soll­test du dir unbe­dingt Hil­fe suchen. Das kann ein guter Freund sein, eine ver­trau­te Per­son, ein Pries­ter, ein Arzt, Heil­prak­ti­ker, Scha­ma­ne, ein The­ra­peut oder eine Bera­tungs­stel­le oder Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on. Eben­so kön­nen Trau­maam­bu­lan­zen oder Kran­ken­häu­ser eine Anlauf­stel­le für dich sein.

Im Fol­gen­den habe ich eini­ge Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen und Opfer­be­ra­tungs­stel­len auf­ge­führt, an die du dich wen­den kannst, wenn du Hil­fe brauchst. Die Auf­zäh­lung erhebt jedoch kei­nen Anspruch auf Voll­stän­dig­keit. Aber im Zeit­al­ter des Inter­nets soll­te es nicht all­zu schwie­rig sein, eine pas­sen­de Hilfs­mög­lich­keit auch in dei­ner Nähe zu finden:

ANUAS e.V.
Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on für Ange­hö­ri­ge von Mord‑, Tötungs‑, Sui­zid- und Vermisstenfällen
Erich-Kurz-Str. 5
10319 Berlin
Tele­fon: 030 / 25 04 51 51
E‑Mail: info@anuas.de
Inter­net: www.anuas.de
– bun­des­weit tätig

Opfer­hil­fe Baden-Württemberg
Lan­des­stif­tung Opferschutz
Neckar­str. 145
70190 Stuttgart
Tel.: 0711 284 64 54
E‑Mail: landesstiftung-opferschutz@arcor.de
Inter­net: www.landesstiftung-opferschutz.de

Opfer­hil­fe Bayern
Stif­tung Opfer­hil­fe Bayern
Priel­may­er­str. 7
80335 München
Tel. 089 / 5597 – 1362
E‑Mail: info@sob.bayern.de
Inter­net: www.opferhilfebayern.de

Opfer­hil­fe Ber­lin e.V.
Olden­bur­ger Str. 38
10551 Berlin
Tele­fon 030 / 3952867
E‑Mail: info@opferhilfe-berlin.de
Inter­net: www.opferhilfe-berlin.de

Opfer­hil­fe Ham­burg e.V.
Paul-Never­mann-Platz 2–4
22765 Hamburg
Tele­fon 040 / 38 19 93
E‑Mail: mail@opferhilfe-hamburg.de
Inter­net: www.opferhilfe-hamburg.de

Opfer­hil­fe Land Bran­den­burg e.V.
Jäger­str. 36
14467 Potsdam
Tele­fon 0331 / 280 27 25
E‑Mail: potsdam@opferhilfe-brandenburg.de
Inter­net: www.opferhilfe-brandenburg.de

Opfer­hil­fe Mecklenburg-Vorpommern
Ver­ein “Hil­fe für Opfer von Straf­ta­ten M‑V”
Schrö­der­stra­ße 22
18055 Rostock
Tele­fon 0381 / 4907460
E‑Mail: info@opferhilfe-mv.de
Inter­net: www.opferhilfe-mv.de

Stif­tung Opfer­hil­fe Niedersachsen
Geschäfts­stel­le beim Ober­lan­des­ge­richt Oldenburg
Müh­len­stra­ße 5
26122 Oldenburg
Tele­fon 0441 / 220‑1111
E‑Mail: Opferhilfe@justiz.niedersachsen.de
Inter­net: www.opferhilfe.niedersachsen.de
– es gibt in Nie­der­sach­sen noch wei­te­re Opfer­hil­fe­bü­ros

Opfer­schutz Rheinland-Pfalz
beim Minis­te­ri­um der Jus­tiz und für Ver­brau­cher­schutz Rhein­land-Pfalz (MJV)
Diet­her-von-Isen­burg-Str. 1
55116 Mainz
Tel: 06131 / 16–4800
E‑Mail: poststelle@mjv.rlp.de
Inter­net: www.opferschutz.rlp.de

Opfer­hil­fe Saarland
Inter­net: www.saarland.de/53239.htm

Opfer­hil­fe Sach­sen e.V.
Geschäftsstelle
Hein­rich­stra­ße 12
01097 Dresden
Tele­fon: 0351 / 811 38 98
E‑Mail: gfma@opferhilfe-sachsen.de
Inter­net: www.opferhilfe-sachsen.de
– wei­te­re Bera­tungs­stel­len in Sach­sen (sie­he www.opferhilfe-sachsen.de)

Opfer­hil­fe Schleswig-Holstein
Lan­des­stif­tung Opfer­schutz Schleswig-Holstein
Zum Brook 4
24143 Kiel
Tele­fon 0431 / 560230
E‑Mail: leitung@)stiftung-opferschutz-sh.de
Inter­net: www.stiftung-opferschutz-sh.de

Opfer­hil­fe Thü­rin­gen e.V.
Die Web­site der Opfer­hil­fen in Thü­rin­gen ver­ei­nigt Bei­trä­ge ver­schie­de­ner koope­rie­ren­der Ein­rich­tun­gen, die jeweils für die von ihnen ein­ge­stell­ten Bei­trä­ge ver­ant­wort­lich sind.
Inter­net: www.opferhilfe-thueringen.de

WEISSER RING e. V.
Bundesgeschäftsstelle
Weber­stra­ße 16
55130 Mainz
Tel. 06131 / 83 03–0
E‑Mail: info@weisser-ring.de
Inter­net: www.weisser-ring.de
– bun­des­weit tätig

Wie wird ein Mensch zum Opfer — Teil 1

Die­ser Bei­trag ist allen gewid­met, die Opfer einer Straf­tat gewor­den sind und rich­tet sich eben­so an Hel­fer und Inter­es­sier­te. Der Umgang mit Opfern ist eine gro­ße Her­aus­for­de­rung für Sach­be­ar­bei­ter, Poli­zis­ten, The­ra­peu­ten und Bera­ter, aber natür­lich auch für Poli­tik und Gesell­schaft. Bei den Begriffs­de­fi­ni­tio­nen und dem Ver­ständ­nis vom Opfer­be­griff gehen die Mei­nun­gen weit aus­ein­an­der. Sind Ange­hö­ri­ge von Mord­op­fern auch Opfer oder gel­ten sie wei­ter­hin als Hin­ter­blie­be­ne? Eine neue EU-Richt­li­nie ver­spricht hier mehr Klar­heit. Doch lei­der wei­gert sich die Bun­des­re­gie­rung bis­lang, den Opfer­be­griff, so wie ihn die EU vor­gibt, in natio­na­les Recht zu über­neh­men. Eine Kata­stro­phe für betrof­fe­ne Angehörige…

Wer oder was ist ein Opfer?

Die nach­fol­gen­den Infor­ma­tio­nen basie­ren auf einem Abriss von Prof. Dr. Ute Ingrid Haas (Pro­fes­sur für Kri­mi­no­lo­gie und Vik­ti­mo­lo­gie an der Ost­fa­lia, Hoch­schu­le für ange­wand­te Wis­sen­schaf­ten). Ich habe sie hier zusammengefasst:

Die Vik­ti­mo­lo­gie (= Wis­sen­schaft, die sich mit der Leh­re vom Opfer befasst) gibt uns einen Über­blick über ver­schie­de­ne Begriffsdefinitionen.

Die deut­sche Über­set­zung des eng­li­schen Wor­tes “vic­tim” bedeu­tet “Opfer, Geschä­dig­ter, Ver­letz­ter, Leid­tra­gen­der”[1].

Im juris­ti­schen Wör­ter­buch[2] wird der Opfer­be­griff mit “Dar­bie­tung einer Gabe, Erdul­dung eines Übels” erklärt. Hier gibt es jedoch eine erheb­li­che Abwei­chung. Die Dar­bie­tung einer Gabe ist ein Vor­gang, bei dem der Mensch aktiv tätig ist, wäh­rend das erdul­de­te Übel ein pas­siver Vor­gang des­je­ni­gen ist, der das Übel erlei­den muss.

Der latei­ni­sche Ursprung des Opfer­be­griffs “ope­ra­re” wird mit “arbei­ten, der Gott­heit (durch Opfer) die­nen” über­setzt. In einem wei­te­ren Nach­schla­ge­werk bedeu­tet Opfer auch “Spen­de, Hin­ga­be von etwas, das man schmerz­lich ent­behrt”; ein Opfer ist ein “Mensch, der ein Übel erdul­den muss”[3].

In unse­rer moder­nen Spra­che wird der Opfer­be­griff oft als Schimpf­wort benutzt. Aus­sa­gen, wie “du Opfer, ich mach dich fer­tig…”, sind lei­der kei­ne Sel­ten­heit. Damit wird eine Abwer­tung gegen­über einer Per­son aus­ge­drückt, die man für weni­ger stark, weni­ger lie­bens­wert oder gar ver­ach­tens­wert hält.

Akti­ve und pas­si­ve Opfer

In der Vik­ti­mo­lo­gie sind die Gedan­ken­gän­ge zum Begriff “Opfer” ver­knüpft mit Emp­fin­dun­gen wie Lei­den, Erdul­den, eine unan­ge­neh­me Situa­ti­on aus­hal­ten müs­sen. Es wird also von einer pas­si­ven Hal­tung des Opfers ausgegangen.

Ein Opfer zu brin­gen bedeu­tet im heu­ti­gen Sprach­ge­brauch immer noch, eine Leis­tung zu erbrin­gen, die mit einem hohen Auf­wand, einer gro­ßen Über­win­dung oder sogar mit Schmerz ein­her­geht. Hier wird also ein akti­ves Ele­ment mit dem Begriff des Opfers ver­bun­den. Es gibt immer wie­der Dis­kus­sio­nen im Hin­blick auf die Posi­ti­on des Opfers im Tat­ge­sche­hen. Hier geht es um die Fra­ge, ob das Opfer auch zu Aktio­nen fähig ist oder nur eine pas­si­ve Rol­le innehat.

Auch wur­de viel dar­über debat­tiert, ob die Vik­ti­mo­lo­gie Opfer von Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen ein­schließ­lich Straf­ta­ten umfasst[4], der so genann­te “wei­te Opfer­be­griff”. Oder beschränkt sie sich aus­schließ­lich auf die Wis­sen­schaft vom Ver­bre­chens­op­fer[5], den “engen Opferbegriff”?

EXKURS: 
Was ist der Unterschied zwischen einer Straftat und einem Verbrechen? 

Straftaten sind Handlungen, die im Strafgesetzbuch (StGB) erfasst und deren Rechtsfolgen dort geregelt sind. Straftaten untergliedern sich wiederum in Vergehen und Verbrechen. Nach § 12 StGB handelt es sich bei Verbrechen um strafbare Handlungen, die mit mindestens einem Jahr Freiheitsentzug oder darüber geahndet werden. Vergehen sind rechtswidrige Taten, die mit weniger als einem Jahr Freiheitsentzug oder mit Geldstrafe belegt sind.

Letzt­lich hat sich der enge Opfer­be­griff für die Vik­ti­mo­lo­gie durch­ge­setzt. So wird die Vik­ti­mo­lo­gie als die “Wis­sen­schaft vom Ver­bre­chens­op­fer” defi­niert. Sie beschäf­tigt sich dar­über hin­aus mit dem sozia­len Phä­no­men der Opfer­wer­dung und sei­nen Wir­kun­gen auf das Opfer.

Wie wird ein Mensch zum Opfer? — Erklä­rungs­an­sät­ze der Viktimologie

Nie­mand wird Opfer eines Ver­bre­chens, weil er als Opfer gebo­ren ist[6]. Die Vik­ti­mo­lo­gie geht viel­mehr davon aus, dass alle Men­schen dem Risi­ko unter­lie­gen, ein­mal Opfer zu wer­den. Von der Ansicht, dass das Opfer in einem bestimm­ten Aus­maß an der Tat betei­ligt ist, bis hin zu der Unter­stel­lung, das Opfer habe eine Mit­schuld oder Teil­schuld, ist es nur ein klei­ner Schritt. Aus die­ser Sicht ver­such­te man in den 50er Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts, eine Opfer­ty­po­lo­gie auf Basis des Gra­des der Mit­schuld eines Opfers vor­zu­neh­men[7].

Die­se zuge­schrie­be­ne Mit­ver­ant­wor­tung kann jedoch schnell zu einer “Sel­ber schuld!-Attitüde”[8] wer­den und außer­dem eine Ver­schie­bung der bis­lang ein­deu­ti­gen Täter-/Op­fer­rol­len zur Fol­ge haben. Lei­der ist die­ses Den­ken auch heu­te noch in der Bevöl­ke­rung weit ver­brei­tet. Ute Ingrid Haas, Pro­fes­so­rin für Kri­mi­no­lo­gie & Vik­ti­mo­lo­gie an der FH Wol­fen­büt­tel, meint hier­zu: “Dem mensch­li­chen Bedürf­nis nach Ori­en­tie­rung kom­men fest­schrei­ben­de und pla­ka­ti­ve Typo­lo­gien eher ent­ge­gen als die schwer greif­ba­re Dyna­mik eines Tat­ge­sche­hens”[9].

Nach zahl­rei­chen Opfer­be­fra­gun­gen kam man zu der Erkennt­nis, dass bei­na­he jeder Mensch im Lau­fe sei­nes Lebens ein­mal Opfer einer Straf­tat wird (Sach­be­schä­di­gung, Dieb­stahl, Belei­di­gung etc.). Eben­so stell­te man fest, dass fast alle Män­ner min­des­tens ein­mal im Leben eine Kör­per­ver­let­zung erlei­den[10].

Dem­zu­fol­ge hat also jeder Mensch grund­sätz­lich ein ver­deck­tes Risi­ko, Opfer einer Straf­tat zu wer­den. Doch wie sieht es im Bereich der schwe­ren Gewalt­kri­mi­na­li­tät aus, wo es z. B. um schwe­re Kör­per­ver­let­zung, bewaff­ne­ten Raub­über­fall oder gar Mord geht? Hier ver­än­dert sich das Risi­ko der Opfer­wer­dung deut­lich. Von sol­chen Straf­ta­ten wird nicht jeder betrof­fen, hier geht die Zahl der Geschä­dig­ten deut­lich nach unten. Aller­dings sind die psy­chi­schen Aus­wir­kun­gen für die Opfer weit­aus dramatischer.

Die Vik­ti­mo­lo­gie hat bei ihren For­schun­gen her­aus­ge­fun­den, dass eini­ge Bevöl­ke­rungs­grup­pen ein beson­ders hohes Risi­ko haben, Opfer einer Straf­tat zu wer­den. Dies sind beson­ders Frau­en, Kin­der und alte Men­schen als Opfer von kör­per­li­chen Miss­hand­lun­gen, Ver­nach­läs­si­gung, sexu­el­lem Miss­brauch oder häus­li­cher Gewalt.

Die Täter, die die­se Opfer schä­di­gen, kom­men aus dem enge­ren sozia­len Umfeld oder sogar aus der eige­nen Fami­lie, z. B. der lie­be Onkel von neben­an, der eige­ne Vater, Ehe­mann, Chef, Leh­rer, Pries­ter usw.

Ein wei­te­rer Erklä­rungs­an­satz für die Opfer­wer­dung ist das so genann­te situa­ti­ons­ori­en­tier­te Gewohn­heits- oder Gele­gen­heits­mo­dell. Hier wird das Risi­ko, Kri­mi­na­li­täts­op­fer zu wer­den, davon abhän­gig gemacht, zu wel­chen Zei­ten und unter wel­chen Umstän­den sich Per­so­nen an bestimm­ten Orten auf­hal­ten und mit bestimm­ten Men­schen zusam­men sind. Man schaut also dar­auf, wie vie­le Stun­den Men­schen außer Haus ver­brin­gen, wie oft sie abends aus­ge­hen, und wann sie nachts zurück­keh­ren. Eben­falls wird betrach­tet, wel­che Loka­le und Eta­blis­se­ments besucht wer­den und wie eng der Kon­takt zur Nach­bar­schaft ist.

Auch die­ses Erklä­rungs­mo­dell unter­stellt dem Opfer eine gewis­se Mit­schuld bzw. Mit­ver­ant­wor­tung auf­grund sei­nes Lebensstils.

Nun könn­test Du ein­wer­fen, dass es doch ganz nor­mal ist, zwei oder drei­mal in der Woche in eine Knei­pe zu gehen, eine After-Work-Par­ty oder Dis­co zu besu­chen, sich mit Kol­le­gen oder Freun­den zu tref­fen, ein Fei­er­abend­bier­chen zu “zischen” und abends spät nach Hau­se zu gehen.

Doch wer legt fest, wel­cher Lebens­stil nor­mal ist? Dies ist eine indi­vi­du­el­le Ange­le­gen­heit und kann nicht ver­ein­heit­licht wer­den. “Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nach­ti­gall”. Und müss­te unter die­sem Gesichts­punkt nicht das nor­ma­le Leben bereits als Risi­ko betrach­tet wer­den, Opfer einer Straf­tat zu werden?

Seit Jah­ren bemüht sich die Vik­ti­mo­lo­gie um mehr Trans­pa­renz im Pro­zess der Opfer­wer­dung. So wie die Kri­mi­no­lo­gie ver­sucht, die Ent­ste­hung kri­mi­nel­len Ver­hal­tens zu erklä­ren, so hat die Vik­ti­mo­lo­gie ver­sucht, Erklä­rungs­an­sät­ze für die Opfer­wer­dung zu fin­den. Doch mit einer Theo­rie allei­ne lässt sich nicht die gan­ze Band­brei­te der Ursa­che des Opfer­wer­dens (Vik­ti­mo­ge­ne­se) aufdecken.

Kann es über­haupt eine Theo­rie der Opfer­wer­dung geben oder müs­sen wir damit leben, dass es ein­fach unter­schied­li­che Ursa­chen dafür gibt? War­um wur­de Hans Opfer und Franz nicht? Prof. Haas meint hier­zu, dass sich die Dyna­mik zwi­schen Täter und Opfer als zu indi­vi­du­ell erweist, als dass man hier­aus all­ge­mein­gül­ti­ge Gesetz­mä­ßig­kei­ten fest­le­gen könnte.

Die 4 Arten der Viktimisierung

(vik­ti­mi­sie­ren = zum Opfer machen)

Pri­mä­re Viktimisierung 

meint das schä­di­gen­de Ereig­nis an sich. Wenn Du unmit­tel­bar von einer Gewalt­tat betrof­fen bist, also durch eine ande­re Per­son an Leib und See­le ver­letzt wurdest.

Sekun­dä­re Viktimisierung

Es han­delt sich hier­bei um Ein­flüs­se, die das Opfer im Anschluss an die Tat bzw. par­al­lel zur pri­mä­ren Vik­ti­mi­sie­rung noch schä­di­gen. Im Klar­text heißt das, dass es sich um Äuße­run­gen oder Ver­hal­tens­wei­sen von Ver­wand­ten, Poli­zei­be­am­ten, Rich­tern und Anwäl­ten, aber auch The­ra­peu­ten und Hel­fern han­delt, die das Opfer sekun­där vik­ti­mi­sie­ren kön­nen. Als Bei­spiel sei­en hier­für unan­ge­mes­se­ne Befra­gun­gen, die unvor­be­rei­te­te Begeg­nung mit dem Täter oder Vor­wür­fe, man sei ja sel­ber schuld, genannt. Aber auch Äuße­run­gen von Ver­wand­ten und nahe­ste­hen­den Per­so­nen kön­nen das Opfer zusätz­lich schä­di­gen, z. B. “Jetzt ist es doch schon ein Jahr her, so lang­sam müss­test Du doch drü­ber weg sein etc.”

So wird das Opfer zusätz­lich zur ursprüng­li­chen Trau­ma­ti­sie­rung vik­ti­mi­siert und re-traumatisiert.

Beson­ders para­dox ist dies dann, wenn das Opfer sei­nen Opfer­sta­tus bzw. sei­ne Rech­te als Opfer bei Behör­den und Insti­tu­tio­nen gel­tend machen möch­te. Dafür, dass das Opfer sich als sol­ches zu erken­nen gibt, zahlt es mit­un­ter einen hohen Preis. Die sekun­dä­re Vik­ti­mi­sie­rung trifft die Opfer oft här­ter als die eigent­li­che Tat.

Ter­tiä­re Viktimisierung

bezeich­net das Instru­men­ta­li­sie­ren der Opfer für eige­ne Zwe­cke; wenn also Opfer bei­spiels­wei­se von For­schung, Poli­tik, Jus­tiz oder Medi­en miss­braucht wer­den, um Kar­rie­ren zu för­dern, Lob­by­ar­beit zu betrei­ben (z. B. wenn das Leid der Opfer dazu benutzt wird, für die Täter eine här­te­re Bestra­fung ein­zu­for­dern) oder die Aus­sicht auf den Pulit­zer­preis zu stei­gern, ohne das Opfer vor­her zu fra­gen. Die­se Form der Vik­ti­mi­sie­rung geschieht in aller Regel bewusst.

Quar­tä­re Viktimisierung

bedeu­tet die Her­ab­wür­di­gung des Opfers von bestimm­ten Per­so­nen oder Per­so­nen­grup­pen, wodurch das Opfer erneut geschä­digt wird. Am Bei­spiel von Ver­ge­wal­ti­gungs­op­fern lässt sich das am bes­ten erklären:

Der Vor­wurf an ein Ver­ge­wal­ti­gungs­op­fer, sei­ne Beschul­di­gung sei frei erfun­den oder eine Schutz­be­haup­tung, führt bei Frau­en zu mas­si­ven Pro­ble­men. Immer wie­der wird den Frau­en vor­ge­wor­fen, den Täter zu Unrecht beschul­digt zu haben, obwohl dies im Bereich der Ver­ge­wal­ti­gun­gen tat­säch­lich nur sehr sel­ten vor­kommt. Das führt dazu, dass vie­le nach einer Ver­ge­wal­ti­gung unsi­cher sind und sich fra­gen, ob sie etwas falsch gemacht haben. Man­che Frau­en trau­en sich gar nicht, über­haupt Anzei­ge zu erstat­ten, weil sie bereits mit Vor­hal­tun­gen und Falsch­an­schul­di­gen rechnen.

Ein ande­res Bei­spiel liegt in der Ver­wen­dung des Begrif­fes “Du Opfer”, was beson­ders in der Jugend­spra­che wider­klingt. Damit wer­den Men­schen gezielt gede­mü­tigt und entwürdigt…

Der zwei­te Teil des Arti­kels erscheint bereits mor­gen. Dann geht es wei­ter u. a. mit die­sen Themen:
  • Fest­le­gung des Opfer­be­grif­fes durch die EU-Richt­li­nie 2012/29/EU
  • Die Aner­ken­nung als Opfer durch die öffent­li­che Hand
  • Wel­chen Opfer­sta­tus haben Ange­hö­ri­ge von Tötungsverbrechen
  • Opfer­sta­tus und Opferrolle
  • Aus der Opfer­rol­le aussteigen
  • Hin­weis auf Opferberatungsstellen

[1] Romain 1983, S. 812

[2] Köb­ler 1986, S. 239

[3] dtv-Lexi­kon Bd. 13

[4] Kirch­hoff 1996, S. 37

[5] Schnei­der 1998, S. 316

[6] Schnei­der 1998, S. 326

[7] von Hen­tig 1948, Men­dels­ohn 1956

[8] Gre­ve et al. 1994, S. 10

[9] sie­he hier­zu auch Baur­mann 1996, S. 33 ff

[10] Schnei­der 1998, S. 321


Lite­ra­tur

BAURMANN, M.C. & W. SCHÄDLER (1996): Opfer­be­dürf­nis­se und Opfer­er­war­tun­gen. In: Das Opfer und die Kri­mi­na­li­täts­be­kämp­fung. – BKA-For­schungs­rei­he, Bd. 36, Bun­des­kri­mi­nal­amt Wiesbaden.

GREVE, W., R. STROBL & P. WETZELS (1994): Das Opfer kri­mi­nel­len Han­deln: Flüch­tig und nicht zu fas­sen. Kon­zep­tu­el­le Pro­ble­me und metho­di­sche Impli­ka­tio­nen eines sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Opfer­be­griffs. – KFN For­schungs­be­rich­te Nr. 33, Kri­mi­no­lo­gi­sches For­schungs­in­sti­tut Nie­der­sach­sen e.V.

HENTING von, H. (1948): The cri­mi­nal and his vic­tim. Stu­dies in the Socio­bio­lo­gy of crime. – Archon Books.

KIRCHHOF; G.F. & K. SESSAR (Hrsg.) (1979): Das Ver­bre­chens­op­fer. Ein Rea­der zur Vik­ti­mo­lo­gie, Stu­di­en­ver­lag Brockmeyer.

KÖBLER, G. (1986): Juris­ti­sches Wör­ter­buch, Vah­len Verlag.

MENDELSOHN, B. (1956): Une nou­vel­le Bran­che de la Sci­ence bio-psycho-socia­le: La Vic­ti­mo­lo­gie. – Revue Inter­na­tio­na­le de Cri­mi­no­lo­gie et de Poli­ce Tech­ni­que 10, S. 95 ‑109.

ROMAIN, A. (1983): Beck’sche Rechts- und Wirt­schafts­wör­ter­bü­cher. Eng­lisch-Deutsch, C.H. Beck.

SCHNEIDER, H.-J. (1998): Der gegen­wär­ti­ge Stand der kri­mi­no­lo­gi­schen Opfer­for­schung. In: Mschr­Krim 81. Jahr­gang, Heft 5, S. 316 – 344.

Über Zufäl­le und Ungerechtigkeiten

Immer wie­der höre ich von Men­schen, die ein Fami­li­en­mit­glied oder Freund durch ein Gewalt­ver­bre­chen ver­lo­ren haben, wie unge­recht das doch sei. Beson­ders dann, wenn das Ver­bre­chen nicht auf­ge­klärt oder die Täter nicht ihrer “gerech­ten Stra­fe” zuge­führt werden.

War­um gerade… ?

Auch wenn Kin­der unheil­bar erkrankt sind und ster­ben müs­sen, emp­fin­den wir das als furcht­bar unge­recht. War­um darf die­ses Kind nicht leben? Es ist doch noch so jung und unschul­dig. Es hat nie­man­dem etwas getan.  Wir nei­gen in die­sen Situa­tio­nen dazu, Gott dafür ver­ant­wort­lich zu machen und hadern mit ihm. Und ich habe das von Men­schen gese­hen, die vor­her steif und fest behaup­te­ten, über­zeug­te Athe­is­ten zu sein. 

Aber auch ande­re, zum Teil weni­ger dra­ma­ti­sche Bege­ben­hei­ten kön­nen in uns ein Unrechts­emp­fin­den aus­lö­sen, z. B.

  • Obwohl du län­ger in der Fir­ma bist, wird dei­ne Kol­le­gin vor dir befördert.
  • Die ‘Klei­nen’ wer­den immer ärmer — die ‘Gro­ßen’ immer reicher.
  • Män­ner erhal­ten für die glei­che Tätig­keit mehr Geld als Frauen.
  • Der Diplo­mat parkt rotz­frech im Hal­te­ver­bot, ohne daß es Kon­se­quen­zen für ihn hät­te — und Du sollst fürs Falsch­par­ken ‘bestraft’ werden.
  • Der Gro­ße haut den Kleinen.
  • usw.

Dir fal­len sicher­lich noch tau­send ande­re Din­ge ein, die Du als unge­recht emp­fin­dest. Und Du könn­test bestimmt auf­grund eige­ner Erfah­run­gen ein gan­zes Buch dar­über schreiben…

Woher kommt unser Sinn für Gerechtigkeit?

Wenn ein  Mensch unter gro­ßen emo­tio­na­len Belas­tun­gen steht, z. B. durch ein trau­ma­ti­sches Erleb­nis, kann er nicht mehr klar den­ken. Die Ratio wird aus­ge­schal­tet, und es grei­fen nur die aller­not­wen­digs­ten Über­le­bens­me­cha­nis­men. Das macht der  Orga­nis­mus auto­ma­tisch, um ihn vor dem phy­si­schen Tod zu bewahren.

In die­ser exis­ten­zi­el­len Bedro­hung, die mit Todes­angst ein­her­geht, gelan­gen Men­schen zu der Ein­stel­lung, über ihr Leben und das, was ihnen geschieht, kei­ner­lei Kon­trol­le zu haben und abso­lut hilf­los zu sein. Mar­tin Selig­man[1] präg­te dazu den Begriff “Erlern­te Hilflosigkeit”.

Das Wie­der­erlan­gen der Kon­trol­le über Gefüh­le, Gedan­ken, Kör­per­funk­tio­nen und Reak­tio­nen ist ein ele­men­ta­rer Bestand­teil des Heilungsprozesses.

Kann ein Mensch die trau­ma­ti­schen Sym­pto­me der Über­er­re­gung (Hyper­a­rou­sel) wie Angst, Schlaf­lo­sig­keit, über­stei­ger­te Schreck­haf­tig­keit etc. nicht  lin­dern, ver­fes­ti­gen sich mit der Zeit die gemach­ten Erfah­run­gen mit den dabei auf­ge­tre­te­nen Emo­tio­nen im Zell­ge­dächt­nis des Kör­pers (sie­he “3 Wege, fest­ge­hal­te­ne Emo­tio­nen auf­zu­lö­sen”). Und nicht nur das: sie ver­än­dern die Gehirn­struk­tur und die DNA einer­seits sowie das Wer­te­sys­tem eines Men­schen andererseits.

Die Grund­an­nah­men des Menschen

Men­schen gehen im All­ge­mei­nen davon aus, daß die Welt ver­steh­bar und vor­her­seh­bar ist. Sie glau­ben an ihre eige­ne Unver­sehrt­heit. Sie gehen auch davon aus, daß das eige­ne Ich wert­voll ist und daß sie ande­ren Men­schen ver­trau­en kön­nen. Wie gesagt — grundsätzlich.

Die­se Grund­an­nah­men (basie­rend auf Urver­trau­en) wer­den bei trau­ma­ti­schen Erleb­nis­sen zutiefst erschüt­tert. Wer­te ver­schie­ben sich. Was ges­tern noch wich­tig war, ist nach die­ser Schre­ckens­er­fah­rung kei­nen Pfif­fer­ling mehr wert.

Doch nicht nur eige­ne Erfah­run­gen von Hilf­lo­sig­keit, Aus­ge­lie­fert­sein und Ohn­macht, son­dern auch das Beob­ach­ten der Hilf­lo­sig­keit von ande­ren Men­schen, wenn z. B. der Grö­ße­re den Klei­ne­ren ver­prü­gelt, ein Mit­ar­bei­ter sich nicht weh­ren kann, wenn sei­ne Kol­le­gen ihn ver­spot­ten, aber auch unser Unrechts­sys­tem (ich kann es lei­der nicht anders nen­nen) lösen in uns das Emp­fin­den von Unge­rech­tig­keit aus.

Ich habe die­ses The­ma kürz­lich dis­ku­tiert und dazu wert­vol­le Gedan­ken erhalten:

  • Wir spre­chen von Gerech­tig­keits­sinn und Unrechts­emp­fin­den. Dabei füh­len wir wohl weni­ger die Gerech­tig­keit als die Unge­rech­tig­keit. Denn Gerech­tig­keit ist ja selbst­ver­ständ­lich, die set­zen wir vor­aus. Die Unge­rech­tig­keit hin­ge­gen kön­nen wir fast kör­per­lich spü­ren. Sie bringt uns bis zur Raserei.
  • Unge­rech­tig­keit ist der Aus­druck einer Dis­ba­lan­ce von Chan­cen und Mög­lich­kei­ten. Das heißt, wenn wir die Erfah­rung machen, nicht die glei­chen Chan­cen zu haben wie ande­re, füh­len wir uns unter­le­gen, unter­drückt und weni­ger wertvoll.
  • Hier kommt es zu einer unglei­chen Ver­tei­lung von Ener­gien. Das natür­li­che Gleich­ge­wicht geht ver­lo­ren (= Dis­ba­lan­ce, Dis­har­mo­nie). Nach dem Uni­ver­sel­len Gesetz der Har­mo­nie und des Aus­gleichs strebt der Mensch danach, das natür­li­che Gleich­ge­wicht des Lebens, sei­nes Lebens, wie­der­her­zu­stel­len (Selbst­re­gu­la­ti­on).
  • Gerech­tig­keit emp­fin­den wir dann, wenn unser Bedürf­nis nach Genug­tu­ung befrie­digt scheint. Wie und wodurch die­se Genug­tu­ung erreicht wer­den kann, muss jeder für sich selbst defi­nie­ren. Der eine will eine Wie­der­gut­ma­chung sei­nes ent­stan­de­nen Scha­dens, der ande­re will Rache.

Genug­tu­ung: Wie­der­gut­ma­chung,  Rache oder was?

Die Wie­der­gut­ma­chung eines mate­ri­el­len Scha­dens kann her­bei­ge­führt wer­den durch Repa­ra­tur oder Ersatz. Aber wie ver­hält es sich bei see­li­schen Schä­den? Wie könn­te hier eine Wie­der­gut­ma­chung aus­se­hen, wenn der see­li­sche Scha­den durch ein Gewalt­ver­bre­chen oder der­glei­chen her­vor­ge­ru­fen wurde? 

  • Reparatur/Heilung ist mög­lich, gelingt aber nicht in allen Fällen.
  • Ersatz für ein Men­schen­le­ben, das gewalt­sam genom­men wurde?…

Ich ken­ne eine Mut­ter, die ihren Sohn durch ein Tötungs­ver­bre­chen ver­lo­ren hat. Für sie bestün­de Gerech­tig­keit in der ange­mes­se­nen Bestra­fung des Täters. Der Täter wur­de nach Jugend­straf­recht bestraft und kam mit weni­gen Jah­ren Gefäng­nis davon. Er konn­te wäh­rend die­ser Zeit sei­nen Füh­rer­schein machen, hat­te Frei­gang und bekam  Taschen­geld. Die Rich­te­rin mein­te, man kön­ne doch dem Jun­gen nicht die Zukunft ver­bau­en. Wor­auf­hin die Mut­ter ent­geg­ne­te: “Mein Sohn hat gar kei­ne Zukunft.”

Daß der Gerech­tig­keits­sinn die­ser Mut­ter emp­find­lich ver­letzt wur­de, wird jede Mut­ter nach­emp­fin­den kön­nen. Eine Wie­der­gut­ma­chung ist in sol­chen Fäl­len natür­lich nicht mög­lich. Ihr Kind ist tot und kommt nicht zurück. Für die­se Frau schreit die erlit­te­ne Unge­rech­tig­keit gera­de­zu zum Him­mel. Und für den einen oder ande­ren Leser sicher­lich auch.

Aber — ich sage nicht gern aber, doch hier scheint es mir ange­bracht — selbst wenn die­se Mut­ter Genug­tu­ung erfah­ren wür­de, wür­de es zwar ihr Ego, das auf Rache sinnt, kurz­zei­tig befrie­di­gen, doch es bringt ihr das Kind nicht wie­der. Bald wird das Gefühl der Genug­tu­ung ver­raucht sein, und was kommt dann? Dann sind sie wie­der da: die Ohn­macht, die Lee­re, der Schmerz.

Es geht also dar­um, Frie­den zu schlie­ßen mit der Situa­ti­on, um wirk­lich heil zu wer­den. Doch das ist eine Her­aus­for­de­rung, die die Kraft vie­ler Men­schen übersteigt.

Für mei­nen Geschmack wird in der The­ra­pie die See­le der Men­schen zu wenig bis gar nicht berück­sich­tigt. Sich um die See­le und das See­len­heil der Men­schen zu küm­mern, war in frü­he­ren Zei­ten die Auf­ga­be von Pries­tern und Scha­ma­nen. Heu­te wird fast nur noch von Psy­che und psy­chi­schen Stö­run­gen gespro­chen, und der Psy­cho­the­ra­peut soll es mit diver­sen Behand­lungs­me­tho­den und The­ra­pie­for­men rich­ten. Das reicht mei­nes Erach­tens nicht aus, um Men­schen dazu zu befä­hi­gen, SELBST­BE­WUßT zu wer­den und die Mys­te­ri­en des Lebens zumin­dest annä­hernd zu verstehen.

See­len­heil ist immer ein Bewußtseins‑, Ent­wick­lungs- und Wachstumsprozeß!

Es gibt noch ein wei­te­res ABER, das uns einen ande­ren Blick­win­kel beschert und uns dazu ver­hilft, unser Wer­te­sys­tem neu zu betrach­ten. Dazu müs­sen wir jedoch über den Tel­ler­rand unse­res All­tags hin­aus­schau­en und unser Bewußt­sein etwas aus­deh­nen, sonst funk­to­niert es nicht:

Über Zufäl­le und Ungerechtigkeiten

René Egli, Autor des Erfolgs­bu­ches “Das LOL²A-Prin­zip – Die Voll­kom­men­heit der Welt”, schreibt dazu:

"Der Zufall würde allen fundamentalen Lebensgesetzmäßigkeiten widersprechen […]. Wir sind in unserem Denken dermaßen begrenzt, daß wir schlicht und einfach nicht alle Ursachen kennen, und deshalb schieben wir dann zahlreiche Dinge dem Zufall in die Schuhe […]".

"Im Universum gibt es keine Ungerechtigkeit. Stellen Sie sich bitte die monstruöse Ungerechtigkeit vor, wenn jeder Mensch »zufällig« irgendwohin geboren würde. Diese Ungerechtigkeit wäre dermaßen groß, dass sie kaum zu ertragen wäre. Und es würde der universellen Intelligenz, die hinter allem wirkt, ein kümmerliches Zeugnis ausstellen…"

Selbst gestan­de­ne Wis­sen­schaft­ler wie Albert Ein­stein und Charles Dar­win haben zuge­ge­ben, daß es kei­ne Zufäl­le gibt. Der Begrün­der der Evo­lu­ti­ons­theo­rie betrach­te­te Schöp­fung und Evo­lu­ti­on nicht als Wider­sprü­che, son­dern als zwei Sei­ten der­sel­ben Medaille:

"Die Unmöglichkeit sich vorzustellen, dass dieses gewaltige und wunderbare Universum einschließlich uns denkenden Wesen durch Zufall entstanden sein könnte, scheint mir das Hauptargument für die Existenz Gottes zu sein."

Wir begrei­fen Gescheh­nis­se als Zufäl­le und Unge­rech­tig­kei­ten, weil wir die Zusam­men­hän­ge aus unse­rer Frosch­per­spek­ti­ve nicht erken­nen kön­nen. Könn­ten wir uns in die Lüf­te schwin­gen wie ein Adler, hät­ten wir schon einen bes­se­ren Über­blick. Einen Blick auf das Gro­ße und Gan­ze hat unser Höhe­res Selbst bzw. unser Gott­selbst. Die­ser unsterb­li­che Teil von uns kann sehen, wie die Din­ge zusam­men­hän­gen und war­um jemand so oder so han­delt. Wir kön­nen uns jeder­zeit mit unse­rem höhe­ren Bewußt­sein ver­bin­den, z. B. in einer Rück­füh­rung oder in der Meditation.

Der Zufall ist das Pseud­onym, das der lie­be Gott wählt, wenn er inko­gni­to blei­ben will.

Albert Schweit­zer (1875–1965)

Es gibt Men­schen, die an einen barm­her­zi­gen Gott glau­ben. Der Glau­be an die­sen barm­her­zi­gen Gott wird durch ein trau­ma­ti­sches Erleb­nis eben­falls stark erschüt­tert, beson­ders dann, wenn das Leid einem gelieb­ten Men­schen wie­der­fah­ren ist. Dann fra­gen sie sich, wie Gott sol­che Din­ge nur zulas­sen kann.

Nun, er kann nicht nur, er muss! Denn wenn Gott alle Men­schen mit dem frei­en Wil­len aus­ge­stat­tet hat, dann darf er gar nicht in unser Han­deln ein­grei­fen. Sonst wür­de er sich selbst Lügen stra­fen. Des­we­gen hat uns die unend­li­che Weis­heit der Schöp­fung die Natur­ge­set­ze des Lebens geschenkt, an die wir uns hal­ten kön­nen oder auch nicht.

Uni­ver­sel­le Gesetz­mä­ßig­kei­ten — die Natur­ge­set­ze des Lebens

Im Kos­mos gibt es weder Opfer noch Zufäl­le noch Unge­rech­tig­kei­ten! Dies macht das Prin­zip von Ursa­che und Wir­kung deut­lich, wel­ches auch Kar­ma genannt wird. Ich habe über Kar­ma bereits in einem frü­he­ren Arti­kel geschrie­ben. Hier noch­mal ein kur­zer Abriss daraus:

Aktion = Reaktion oder anders ausgedrückt: Was du säst, das wirst du ernten. Der Ausdruck “Karma” kommt aus dem Sanskrit und bedeutet “Wirken”. Demnach hat jeder Gedanke und jede Handlung Auswirkungen auf alles. Das heißt, jede Aktion erzeugt eine bestimmte Energie, die in genau der gleichen Qualität zum Absender zurückkehrt. Zeit spielt dabei keine Rolle. Zwischen Ursache und Wirkung können wenige Minuten, aber auch Tage, Monate, Jahre, ja sogar mehrere Leben liegen […].

Das Karma-Prinzip hilft uns, die vermeintlichen Ungerechtigkeiten, die uns im Leben wiederfahren, zu verstehen. Wird ein Mensch mißhandelt, vergewaltigt oder ermordet, wird ihm nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung irgendwann etwas in genau der gleichen Qualität passieren. Dies kann im aktuellen Leben geschehen oder in einem anderen. Wie du andere behandelst, so wirst du selbst behandelt werden.

Ich ken­ne Men­schen, die die “Gerech­tig­keit” am liebs­ten selbst in die Hand neh­men wür­den, weil unser Sicher­heits- und Jus­tiz­sys­tem ver­sagt hat.  Der Wunsch nach Genug­tu­ung und damit ver­bun­de­nen Rache­ge­dan­ken ist mensch­lich und total ver­ständ­lich. Aller­dings greift auch hier wie­der das Prin­zip von Ursa­che und Wirkung.

Die Meis­ter­schaft des Lebens

Wenn wir uns also wei­ter­ent­wi­ckeln und zum wah­ren Homo sapi­ens (= wis­sen­der Mensch) wer­den wol­len, müs­sen wir uns bewusst machen, daß wir uns in der Dua­li­tät befin­den, wo alles zwei Sei­ten hat. Gut und Böse, Hell und Dun­kel, Ges­tern und Mor­gen. Wenn wir das ver­stan­den haben, kön­nen wir uns aus der trau­ma­ti­sie­ren­den Dua­li­tät hin­aus und in höhe­re Qua­li­tä­ten hin­ein­ent­wi­ckeln. Wir sind dann in der Lage, wirk­lich zu SEHEN.

Es gibt kei­ne grö­ße­re Gerech­tig­keit im Uni­ver­sum, als das Prin­zip von Ursa­che und Wirkung!

Bei Klei­nig­kei­ten kön­nen die meis­ten Men­schen sich mit die­sem Gedan­ken viel­eicht noch anfreun­den und sehen sogar eine gewis­se Nach­voll­zieh­bar­keit, frei nach dem Mot­to “klei­ne Sün­den bestraft der lie­be Gott sofort”, nicht wahr.

Aber wie sieht es bei den grö­ße­ren Ereig­nis­sen aus: Kannst Du das genau­so sehen, wenn Dein gelieb­ter Mensch von einem ande­ren getö­tet wur­de? Kannst Du das genau­so sehen, wenn Dir selbst Gewalt ange­tan wur­de? Kannst Du das auch so sehen, wenn Du in den Nach­rich­ten von Mord und Tot­schlag, Krieg und Armut hörst?

Viel­leicht denkst Du, du hast Glück gehabt, daß Du hier in der west­li­chen Welt lebst, wo Du nicht von Krieg oder Armut betrof­fen bist. Mög­li­cher­wei­se bist Du der Mei­nung, Du hast Glück gehabt, daß Dir selbst oder Dei­nen Ange­hö­ri­gen bis­her nichts Schlim­mes pas­siert ist.

Mag sein. Viel­leicht ist dein kar­mi­sches Rad been­det oder Du hast Dir ein Leben aus­ge­sucht, in dem kei­ne trau­ma­ti­schen Erleb­nis­se vor­kom­men und Du Dich ein­fach dei­nes Daseins freu­en darfst. Ja, auch das kommt vor. Nicht jede Inkar­na­ti­on ist mega-anstren­gend. Es gibt dazwi­schen eben­so schö­ne, fried­li­che und freud­vol­le Leben, denn auch die sind wich­tig für die Ent­wick­lung der See­le und berei­chern unse­ren Erfah­rungs­schatz ganz enorm.


[1] Mar­tin Selig­man, ame­ri­ka­ni­scher Psy­cho­lo­ge (*1942), Buch: “Erlern­te Hilf­lo­sig­keit”, 1979

7 Grün­de, war­um Du einen Sinn für Schön­heit haben solltest

Eine lie­be Kol­le­gin sag­te kürz­lich zu mir, ich sol­le in mei­nem nächs­ten Blog- Arti­kel doch etwas über Schön­heit schrei­ben. Ich hat­te zuvor in einem gemein­sa­men Gespräch geäu­ßert, daß ich einen Sinn für Schön­heit und Ästhe­tik habe und mich ger­ne mit schö­nen Din­gen umge­be. Bei mei­nem Part­ner hin­ge­gen müs­sen Din­ge und Gegen­stän­de in ers­ter Linie zweck­mä­ßig und prak­tisch sein. Bei mir müs­sen sie zweck­mä­ßig, prak­tisch und schön sein. Und manch­mal müs­sen sie gar kei­nen funk­tio­nel­len Nut­zen haben, son­dern ein­fach nur schön sein. Ob das ein typisch weib­li­cher Spleen ist, weiß ich nicht. Denn sicher­lich gibt es auch Män­ner, die der Schön­heit nicht abge­neigt, ja zuwei­len sogar ver­fal­len sind.

Fra­gen über Fragen

Nun ste­he ich also vor der Her­aus­for­de­rung, einen Arti­kel über Schön­heit zu schrei­ben und grüb­le dar­über, was Schön­heit mit mei­nem The­ma “Stress- und Traumaen­tal­s­tung” zu tun hat und wie ich da einen Brü­cken­schlag hin­be­kom­me. Doch zuvor will ich einer ganz ande­ren Fra­ge nach­ge­hen, nämlich:

Was ist Schönheit?

Schön­heit ist ein abs­trak­ter Begriff. Mit der Bedeu­tung des Wor­tes Schön­heit — als Gegen­satz zur Häß­lich­keit — beschäf­tigt sich vor allem die phi­lo­so­phi­sche Dis­zi­plin der Ästhe­tik. Wel­che Wert­maß­stä­be dem Aus­druck „Schön­heit“ zu Grun­de lie­gen und wie die­se zustan­de kom­men, ist auch Unter­su­chungs­ge­gen­stand von Natur- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten. Im All­tag wird als „schön“ meist etwas bezeich­net, was einen beson­ders ange­neh­men Ein­druck hin­ter­läßt: Ein schö­ner Kör­per, ein schö­nes Musik­stück, eine schö­ne Bewe­gungs­ab­fol­ge im Tanz, aber auch Erleb­nis­se wie z. B. Gestrei­chelt-Wer­den. Eine Nähe zu Begrif­fen wie Har­mo­nie und Sym­me­trie fällt auf, eine Abgren­zung gegen­über sinn­li­cher Über­wäl­ti­gung oder dem „nur“ Hüb­schen, dem das Beson­de­re fehlt, ist nicht immer leicht (Wiki­pe­dia).

Scha­de, daß ich hier mit Dir kei­nen Dia­log füh­ren kann. Mich wür­de bren­nend inter­es­sie­ren, was Schön­heit für Dich bedeu­tet? Wen oder was fin­dest Du schön? Du kannst das auf Anhieb viel­leicht gar nicht so sagen. Aber es läßt sich in einem ers­ten Schritt ganz gut über fol­gen­de Fra­gen herausfinden:

sea-418742_640Was ist zum Bei­spiel Dei­ne Lieb­lings­far­be, Lieb­lings­lied, Lieb­lings­tanz, Lieb­lings­klei­dungs­stück, Lieb­lings­duft, Lieb­lings­blu­me, Lieb­lings­baum, Lieb­lings­tier, Lieb­lings­buch, Lieb­lings­künst­ler… Wel­che Musik­rich­tung hörst Du am liebs­ten? Wel­che Fil­me magst Du am meis­ten? Wel­che Spei­sen ißt du am liebs­ten? Wel­chen Ein­rich­tungs­stil bevor­zugst Du? Wel­cher Typ Mann oder Frau gefällt Dir am bes­ten? Wohin fährst Du am liebs­ten in Urlaub?

Nun wol­len wir einen Schritt wei­ter gehen:

War­um fin­dest Du die o. g. Auf­zäh­lun­gen schön? Was genau gefällt Dir an jeder ein­zel­nen so gut? Erin­ne­re Dich und beschreibe.

abensberg-114292_640Und nun wol­len wir noch etwas tie­fer gehen:

Wel­che Gefüh­le erzeu­gen all die­se Schön­hei­ten in Dir? Was emp­fin­dest Du zum Bei­spiel, wenn Du Dei­ne Lieb­lings­mu­sik hörst? Wie ver­än­dern sich Dein Gesichts­aus­druck, Dei­ne Kör­per­hal­tung, Dei­ne Stim­mung, Dei­ne Gedanken?

Wel­che Gefüh­le ent­ste­hen in Dir, wenn Dir der köst­li­che Duft Dei­ner Lieb­lings­spei­se in die Nase steigt? Wel­che Gedan­ken denkst Du dabei?

Was emp­fin­dest Du, wenn Du nach Hau­se kommst und es Dir in Dei­nem Lieb­lings­ses­sel gemüt­lich machst? Aus wel­chem Mate­ri­al ist er gemacht, wel­che Far­ben hat er, wie fühlt sich der Stoff an? Wie fühlst Du Dich, wenn Du dar­in sitzt?

Was fühlst Du, wenn Du Dei­nem Lieb­lings­mensch in die Augen schaust? Wel­che Gedan­ken kom­men Dir? Wel­che kör­per­li­chen Reak­tio­nen nimmst Du wahr?

makeup-377618_640Schön­heit ist relativ

Was der eine schön fin­det, fin­det ein ande­rer häß­lich. Wir haben oben schon gelernt, daß jeder Mensch indi­vi­du­el­le Wert­maß­stä­be hat, an denen er Schön­heit fest­macht. Der eine fin­det ein unge­schmink­tes Gesicht schön, der ande­re steht auf dezen­tes Make-up, weil er der Mei­nung ist, daß damit die natür­li­che Schön­heit noch unter­stri­chen wird. Wie­der ein ande­rer fin­det star­kes Make-up cool, weil sich damit die Par­tien kaschie­ren las­sen, die nicht so schön sind. Mas­ken­bild­ner und Pho­toh­op-Künst­ler kön­nen aus einem häß­li­chen Ent­lein einen schö­nen Schwan machen. Der eine fin­det Dün­ne schön, der ande­re steht auf Mollige. 

man-63198_640Der eine ver­bin­det Schön­heit mit Jugend. Ein ande­rer fin­det Lach­fal­ten toll und wet­ter­ge­gerb­te Gesich­ter. Der eine mag blau, der ande­re grün. War­um wir bestimm­te Vor­lie­ben haben, will ich hier nicht ergrün­den, damit sol­len sich die Wis­sen­schaft­ler befassen.

Wir haben oben auch schon erfah­ren, daß Schön­heit mit Begrif­fen wie Sym­me­trie und Har­mo­nie in Ver­bin­dung gebracht wird. So fin­den wir har­mo­ni­sche Klän­ge schön und eben­mä­ßi­ge Gesich­ter. Wir bevor­zu­gen Men­schen mit einem aus­ge­wo­ge­nen Ver­hält­nis zwi­schen Ober- und Unter­kör­per, zwi­schen Ober­wei­te und Tail­le usw. Die­se opti­schen Merk­ma­le haben wie­der­um Ein­fluß auf unser Balzverhalten…

Wah­re Schön­heit kommt von innen

Immer wie­der hört man Aus­sa­gen wie: “Äußer­lich­kei­ten sind nicht alles, auf die inne­ren Wer­te kommt es an.” Ja, das stimmt. Denn es gibt nach unse­ren indi­vi­du­el­len Wert­maß­stä­ben auch schö­ne und häß­li­che Charaktereigenschaften.

Aber ich mei­ne noch etwas ande­res, wenn ich sage, daß wah­re Schön­heit von innen kommt. Ich mei­ne damit das Strah­len, das ein Mensch hat, wenn es ihm gut geht und er glück­lich ist. Bei Ver­lieb­ten kann man dies beson­ders gut beob­ach­ten. Auch Schwan­ge­re oder Frau­en, die gera­de ihre frucht­ba­ren Tage haben, bekom­men oft wei­che­re Gesichts­zü­ge, die als ange­nehm und attrak­tiv emp­fun­den wer­den. Auch wenn es sich um äuße­re Merk­ma­le han­delt, so kommt die­se Schön­heit doch von innen her­aus, wenn z. B. bestimm­te Hor­mo­ne aus­ge­schüt­tet werden.

Selbst, wenn die Sym­me­trie in einem Gesicht nicht ganz stimmt, so fin­den wir mit Sicher­heit Merk­ma­le, die uns gefal­len, ja für man­che ist gera­de das beson­ders anzie­hend. Sieht ein Mensch nicht gera­de aus wie ein Model, so kann er trotz­dem schön und attrak­tiv für uns sein. Viel­leicht ist es ja gera­de die Nar­be auf der Wan­ge, die aus­ge­präg­te Nase oder das her­vor­ste­hen­de Kinn, an dem wir Gefal­len fin­den. Manch einer ist äußer­lich viel­leicht unat­trak­tiv, hat aber eine wun­der­schö­ne Stim­me, die uns tief berührt.

fruits-562357_640Auch die Nah­rung, die wir zu uns neh­men, hat gro­ßen Ein­fluß auf unse­re Schön­heit. Wenn wir unse­ren Kör­per mit allen Nähr­stof­fen ver­sor­gen, die er braucht, füh­len wir uns nicht nur bes­ser, wir sehen auch bes­ser aus.

Wenn unse­re See­le eben­falls gut genährt ist, z. B. mit wohl­wol­len­den Wor­ten, Strei­chel­ein­hei­ten, Erfolgs­er­leb­nis­sen, einem gutem Selbst­wert­ge­fühl und Lie­be, so wird die­se inne­re Schön­heit äußer­lich sicht­bar — wir strah­len das aus, was in uns ist. Und das ist es, was uns anzie­hend und schön für ande­re macht.

So, und nun kom­men wir zu der Fra­ge, über die ich zu Anfang grü­bel­te: Wie passt Schön­heit zum The­ma Stress- und Traumaentlastung?

Nun, ich mei­ne: super! Denn mit der Beant­wor­tung der obi­gen Fra­gen hast Du gleich  meh­re­re Flie­gen mit einer Klap­pe geschla­gen, genau­er gesagt 7 auf einen Streich.

vincent-van-gogh-91991_6407 Grün­de, war­um Du einen Sinn für Schön­heit haben solltest:

  1. Du hast Dei­nen Fokus auf Ange­neh­mes gelenkt.
  2. Damit bist Du der Nega­tiv­spi­ra­le destruk­ti­ver Gedan­ken und Gefüh­le entkommen.
  3. Du hast ange­neh­me Gedan­ken und Gefüh­le in Dir erzeugt (sel­ber!).
  4. Dabei hast Du jede Men­ge Freu­de­hor­mo­ne pro­du­ziert, die die Stress­hor­mo­ne auffressen.
  5. Durch die Beschäf­ti­gung mit dem Ange­neh­men warst Du in einer posi­ti­ven Trance und hast Dei­ne bei­den Gehirn­hälf­ten harmonisiert.
  6. Du hast Dein Stress­le­vel dras­tisch runtergefahren.
  7. Du hast aktiv etwas für Dei­ne Gesund­heit getan.

Ist es nicht herr­lich, was Schön­heit alles bewir­ken kann 😉 ? Zum Schluss möch­te ich Dir noch eine letz­te Fra­ge stellen: 

Wie viel Schön­heit ist in Dei­nem Leben?


Mein Coa­ching-Tipp für Dich:

Sieh Dich um und nimm wahr, was schön für Dich ist. Wenn Du auf Anhieb nichts fin­dest, suche danach. Suche so lan­ge, bis Du etwas gefun­den hast, das Du als schön emp­fin­dest, und wenn es noch so klein ist.

Wenn Du einem Men­schen begeg­nest, den Du nicht magst: Fin­de etwas an ihm, das schön ist. Jeder Mensch hat irgend­et­was Schö­nes an sich oder in sich. Suche, bist Du es gefun­den hast. Und dann beob­ach­te, was mit Dir passiert.


Fotos: pix­a­bay