Wie oft sagen wir “hab keine Zeit, bin im Stress”? Manche sind sogar “schwer im Stress” – so wie ich in dieser Woche. Ja, auch Coaches und Therapeuten sind ganz normale Menschen und keineswegs vor großen Anspannungen oder Belastungen gefeit. Dann ist es angebracht, die Ratschläge, die wir für andere haben, selbst umzusetzen. Wie ich mit extremen Anspannungen umgehe, verrate ich Dir von Mensch zu Mensch. …ganzen Artikel lesen
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Resilienz: 7 Geheimnisse seelischer Abwehrkräfte
Verlierst Du in kritischen Situationen leicht die Nerven? Fühlst Du Dich schnell überfordert? Konflikte sind für Dich der Horror? Du bist schnell gereizt, wenn nicht alles glatt läuft? Unvorhergesehene Dinge bereiten Dir immensen Streß? Ein kleiner Streit mit Deinem Partner versaut Dir das ganze Wochenende? Dann solltest Du Deine seelische Widerstandsfähigkeit ausbauen. Resilienz heißt das Zauberwort… ganzen Artikel lesen
Stand up for your needs — für Deine Bedürfnisse einstehen
Seine Bedürfnisse zu kennen ist das eine, sie zu äußern das andere. Aber für die Befriedigung seiner Bedürfnisse einzustehen und sie durchzusetzen, ist nochmal ein Zacken schärfer.
Kennst Du Deine Bedürfnisse?
Damit meine ich nicht das Verlangen nach etwas, was Dir kurzfristig Befriedigung verschafft und danach immer und immer wieder erzeugt werden muß, um die Leere in Dir zu füllen.
Ich meine echte Bedürfnisse, wie z. B. das Bedürfnis nach Ruhe, das Bedürfnis nach Ordnung oder das Bedürfnis nach Sicherheit.
Ich treffe mich einmal im Monat mit ein paar Berufskolleginnen. Wir sind alle etwa im gleichen Alter und jede von uns hat mit kleineren und größeren Hürden im Leben zu kämpfen. Bei unseren Treffen sprechen wir über unsere beruflichen und privaten Erfolge und Mißerfolge und beratschlagen, wie wir uns gegenseitig unterstützen können.
Meist kristallisiert sich im Laufe des Abends ein bestimmtes Thema heraus, über das sich dann angeregt ausgetauscht wird. Ich nehme aus unseren Gesprächen oft interessante Impulse und neue Sichtweisen mit, die ich dann die Tat umsetze. Na ja, zumindest versuche ich es. Gestern ergab sich das Thema “Für seine Bedürfnisse einstehen”.
Das Bedürfnis nach Ordnung und Orientierung
Anke erzählte uns dabei die Geschichte von einer Weiterbildung, die sie vor einigen Jahren machte. Diese Weiterbildung gliederte sich in verschiedene Module. Und in jedem neuen Modul kamen neue Teilnehmer hinzu.
Die “alten” Teilnehmer hatten bereits ihre festen Sitzplätze mit den dazugehörigen Sitznachbarn. Und jedes Mal, wenn ein neues Modul begann, setzten die Neuen sich einfach auf den Platz, der ihnen gerade gefiel, und die ganze Sitzordnung geriet durcheinander.
Anke kam an diesem Tag ein paar Minuten zu spät zum Unterricht, und wie der Teufel es will, saß auf ihrem Stammplatz ein Mann. Er hatte eine Managerposition inne und war es gewohnt, Anweisungen zu geben. Anke schaute sich kurz im Raum um und bemerkte, daß die Sitzordnung völlig durcheinander war. Jeder, auch die alten Teilnehmer, saß auf einem anderen Platz als beim letzten Ausbildungsmodul.
Du sitzt auf meinem Stuhl
Anke war nicht auf den Mund gefallen, ging zu dem Mann und sagte zu ihm: “Das ist mein Platz, Du sitzt auf meinem Stuhl.” Der Mann schaute sie amüsiert an und meinte nur, sie könne sich ja da vorne in die erste Reihe setzen, da sei ja noch was frei.
Anke bestand jedoch darauf, daß sie auf ihrem Platz sitzen konnte. Ihre beiden Sitznachbarn saßen auch nicht mehr dort, wo sie sonst gesessen hatten. Die anderen Teilnehmer/innen und die Dozentin waren sichtlich genervt von Ankes Beharrlichkeit und meinten, ihr Verhalten sei überzogen. Aber Anke war es nunmal wichtig, daß sie in einer Weiterbildung auf ihrem festen Platz sitzen kann mit den Sitznachbarn, die sie gerne neben sich hat. Es ist ja auch eine Frage der Sympathie und auch der Energie. Man will nicht jeden neben sich sitzen haben und will auch nicht neben jedem sitzen. Und wenn man den ganzen Tag in einer Weiterbildung verbringt, ist es schon wichtig, eine gewisse Ordnung (in diesem Fall Sitzordnung) einzuhalten. Sonst sucht jeden Tag jeder einen neuen Platz. Das war für Anke ein absolutes No-Go. Und dies machte sie auch deutlich.
Stand up for your needs — für Deine Bedürfnisse einstehen
Der Typ auf ihrem Platz schien sichtlich darüber amüsiert zu sein, wie Anke sich ereiferte und immer aufgeregter wurde. Auch die anderen Teilnehmer/innen machten inzwischen ihre Bemerkungen. Aber unsere Anke stand hinter dem Stuhl, auf dem der Typ saß und sagte zu ihm: “Ich bleibe so lange hinter Dir stehen, bis Du aufstehst.”
Das imponierte ihm wohl, denn er war es als Manager nicht gewohnt, dass ihm jemand derartig Paroli bot. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Typ stand tatsächlich auf und räumte Ankes Platz.
Doch nicht nur das, plötzlich gab es eine Heidenunruhe im Raum, weil die anderen Teilnehmer auch auf ihre angestammten Plätze wollten, besonders die beiden Kollegen rechts und links von Anke, mit denen sie von Anfang an zusammengesessen hatte.
Nachdem dann jeder seinen neuen bzw. alten Platz eingenommen hatte, konnte der Unterricht endlich beginnen.
Für seine Bedürfnisse einzustehen lohnt sich
Doch glaube bitte nicht, lieber Leser, dass Anke sich bei dieser Aktion wohlgefühlt hätte. Ganz im Gegenteil. Sie fühlte sich sehr alleine gelassen und raunte sogar noch ihre beiden Sitznachbarn an, warum sie ihr ihre Plätze nicht freigehalten hatten. Die ganze Aktion war sehr unschön und war ihr auch sichtlich peinlich. Man sprach noch zwei Tage lang darüber. Anke entschuldigte sich bei den Teilnehmern für die Umstände, machte aber unmißverständlich klar, worum es ihr ging und warum ihr dies so wichtig war.
Das Ende vom Lied war: Am nächsten Tag gaben die anderen Teilnehmer zu, daß Anke genau richtig gehandelt hatte. Sie hatten sich zwar fürchterlich geärgert, aber nicht über Ankes Verhalten, sondern mehr darüber, daß sie selbst nicht den Mumm gehabt hatten, für ihre Bedürfnisse einzustehen. Viele Teilnehmer bestätigten, daß sie auch gerne auf ihrem alten Platz gesässen hätten, aber als die Neuen diese besetzt hatten, hätten sie sich eben gefügt.
Man könnte jetzt denken, dass Anke wohl etwas engstirnig, kleinkariert oder gar rücksichtslos sei. Aber weit gefehlt. Sie ist eine Frau mit einem herrlichen Humor, die in schwierigen Konfliktsituationen total souverän reagieren kann. Und wenn es um Bedürfnisse geht, die ihr absolut wichtig sind, benennt und erklärt sie das glasklar und steht dafür ein.
Wer kann das schon von sich behaupten? Kannst Du für das, was Dir wichtig ist, einstehen und es durchsetzen? Nicht mit Gewalt, sondern mit Überzeugungskraft.
Mut kostet Kraft
Viele nehmen sich heutzutage rücksichtislos, was sie haben wollen, ohne darüber nachzudenken, was das für Konsequenzen haben könnte und ob sie andere damit vor den Kopf stoßen, so wie die neuen Teilnehmer in Ankes Kurs.
Da war es gut und richtig, dass Anke deutlich gemacht hatte, daß das so nicht geht.
Allerdings kostete sie diese Aktion ganz schön viel Kraft. Es war ihr keineswegs einerlei, dazustehen und ihre Position zu verteidigen, während alle sie anstarrten und die ganze Aufmerksamkeit auf ihr lag. Aber es mußte sein, und im Endeffekt bekam sie von den anderen die Bestätigung dafür.
Der Typ, mit dem sie sich um ihren Platz stritt, ist Anke ein guter Freund geworden. Die beiden verstehen sich super und kommen bestens miteinander aus.
Was lernen wir daraus?
Wenn Du Deine Bedürfnisse und Motive klar und nachvollziehbar zum Ausdruck bringst, gibst Du anderen die Möglichkeit, Dich besser zu verstehen und sich entsprechend zu verhalten. Menschen brauchen Orientierung und klare Ansagen. Damit fahren sie am besten. Leider können nur wenige solche klaren Ansagen machen, ohne anderen damit Schaden zuzufügen.
Und es braucht Mut, sich gegen die versammelte Mannschaft zu stellen und sich zu behaupten. Doch bei Anke hat es zum Erfolg geführt, und für die anderen war es auch nicht zum Nachteil.
“Die Gewohnheit des Denkens sagt nichts über dessen Richtigkeit aus.”
- Thorwald Dethlefsen -
Schizophrenie oder PTBS?
Es kommt leider immer wieder vor, dass die Diagnose “Schizophrenie” bzw. eine so genannte schizophreniforme Störung gestellt wird, obwohl es sich um posttraumatische Belastungssymptome handelt. Das ist deswegen so fatal, weil Menschen mit der Diagnose Schizophrenie einen Stempel aufgedrückt bekommen, den sie nicht wieder loswerden. Sie werden als Psychopathen verschrien, als Irre oder dergleichen. Die Folgen können verheerend für das weitere Leben sein.
Wie unterscheide ich eine Schizophrenie von einer PTBS (posttraumatische Belastungsstörung)?
Wenn ein Mensch vor Dir steht, der ängstlich ist, unruhig herumzappelt, bei jeder Bewegung, die Du machst, erschreckt und sich bedroht fühlt oder aggressiv wird, wenn Du ihm einen Schritt zu nahe kommst… oder wenn er in sich gekehrt ist, kaum Kontakt zur Außenwelt aufnimmt, seine Affekte so flach sind, dass Du kaum eine Regung wahrnehmen kannst… wenn er von irrealen Gefühlen und Empfindungen spricht, wie z. B. “ich fühle mich wie unter Strom” oder wenn er sagt, dass er seine Gliedmaßen nicht spürt… wenn er seine Gliedmaßen nicht bewegen kann… wenn er Dir mitteilt, er habe das Gefühl, seine Haut würde brennen oder wenn er Dir auf Deine Frage eine ganz andere Antwort gibt als das, was gefragt war… wenn er Stimmen im Kopf hat, die immer wieder auf ihn einreden, ihn verhöhnen oder auslachen… wenn er beschreibt, dass er nicht mehr Herr seiner Gedanken und seiner Gefühle ist… würdest Du diesen Menschen als schizophren bezeichnen?
Auf den ersten Blick vielleicht ja. Die Symptomatik könnte darauf hindeuten, dass es sich nach schulmedizinischer Lehre um eine schizophreniforme Erkrankung handelt. Es könnte sich aber auch genauso gut um posttraumatische Stress-Symptome handeln. Das wird leider allzu oft verkannt. Viele Behandler schauen nur auf die Symptome und versuchen sie sogleich einzuordnen. Zusammengezählt ergibt sich dann dieses oder jenes “Störungsbild”.
Ursachen suchen — Zusammenhänge erkennen
Dabei ist es von großer Bedeutung, nicht nur auf die Symptome zu schauen, die augenscheinlich sind, sondern auch nach einem möglichen Auslöser in der Lebensgeschichte des Betroffenen zu suchen, nach der Ursache für die Symptomatik. Dies ist bei posttraumatischem Stress genauso wichtig wie bei anderen psychischen Beeinträchtigungen. Gerade traumatischer Stress kann Symptome nach sich ziehen, die nach der Schulmeinung als psychotisch einzuordnen sind. Psychotisch heißt, wenn Betroffene beispielsweise von wahnhaften Verfolgungs- oder Beeinträchtigungsgedanken geplagt werden oder von körperlichen Missempfindungen, wie Taubheitsgefühlen oder dem Gefühl, körperlich berührt worden zu sein. Diese Symptome, die als psychotisch gelten, können auch bei schweren traumatischen Erlebnissen vorkommen, z. B. nach einer Vergewaltigung, nach körperlicher Folter oder immer wieder kehrenden körperlichen und psychischen Gewalterfahrungen, wie z. B. ritualisierte Gewalt.
Es muss auch daran gedacht werden, dass Menschen mit zahlreichen oder immer wiederkehrenden Traumata mit der Zeit tatsächlich ‘wahnsinnig’ werden können. Dies gilt nicht nur für Opfer, sondern auch für Täter. Wer anderen Menschen ständig und immer wiederkehrend Gewalt zufügt, kann dabei in einen regelrechten Blutrausch geraten und total irre werden. Oft wird Folterknechten oder Terroristen selbst schlimmste (sexualisierte) Gewalt angetan, damit sie auf Befehl funktionieren.
Wenn sie dann ihrerseits anderen Menschen Gewalt zufügen, befinden sie sich meist in einem dissoziativen Zustand, d. h. sie haben im Anschluss an die Tat keine Erinnerung mehr daran, was sie getan haben und gehen ihrer gewohnten Arbeit nach. Terroristen werden entsprechend ausgebildet. Die Befehlshaber wissen genau, wie sie Menschen in eine Dissoziation führen können und wieder hinaus. Wenn z. B. Selbstmordattentäter mit einem Gürtel um den Bauch in eine Menschenmenge geschickt werden, wurden sie vorher meist sexuell gefoltert und befinden sich in einem dissoziativen Zustand (Dissoziation ist ein Überlebensmechanismus, d. h. das Gehirn koppelt die schlimmsten Erfahrungen vom Alltagsbewusstsein ab, weil das Grauen sonst unerträglich wäre). In diesem Zustand können sie die Tat ausführen, ohne über mögliche Folgen oder gar den eigenen Tod nachzudenken.
Für Opfer von z. B. ritualisierter sexueller Gewalt gilt dasselbe entsprechend. Sie werden von den Tätern Schritt für Schritt in die Dissoziation geführt, in diesem Zustand missbraucht und danach Schritt für Schritt wieder aus der Dissoziation herausgeführt in den normalen Alltag. Die Opfer verbringen den Rest des Tages ganz normal, und wenn man sie fragt, wie ihr Tag war, sagen sie: Gut, alles in Ordnung. Und sie empfinden es auch als in Ordnung, weil sie an den Missbrauch sowie die unmittelbare Zeit davor und danach keine Erinnerung haben.
Es ist so lange alles in Ordnung, bis so genannte Trigger (= Auslöser), wie z. B. bestimmte Gerüche, Formen, Farben, Gestalten, Klänge etc. dafür sorgen, dass der Betroffene plötzlich aus heiterem Himmel anfängt zu schreien, eine Panikattacke bekommt oder in Apathie verfällt und ‘wirres’ Zeug redet. Für den Betroffenen ist es so, als erlebte er das Schreckliche jetzt in diesem Moment, obwohl es schon eine Zeitlang zurückliegt und es dabei in Wirklichkeit um eine Erinnerung handelt, die lange verdrängt im Unterbewusstsein schlummerte und jetzt hochpoppt.
Diese Menschen sind nicht schizophren. Schizophren oder psychopatisch sind die Drahtzieher dahinter, meist geschulte Leute, die genau wissen, wie das menschliche Gehirn und die Psyche funktionieren. Sie sind die wahrhaft Kranken und gehören aus dem Verkehr gezogen.
Werden posttraumatische Belastungssymptome nicht rechtzeitig und nicht richtig behandelt, können sie chronifizieren und extreme Ausmaße annehmen, die dann in der Tat schizophrenie-ähnlich anmuten können.
Bei der Diagnosestellung — speziell bei der Unterscheidung Schizophrenie oder PTBS — gibt es so viele Faktoren zu berücksichtigen, weshalb die Frage nach der Kausalität von immenser Bedeutung im Umgang mit den Betroffenen ist.
Aber die Frage nach der Ursache interessiert unser Gesundheitssystem oder besser gesagt unser Krankheitserhaltungssystem nicht. Eine Referatsleiterin im Bundesgesundheitsministerium hat mir einmal persönlich gesagt, dass nach den Ursachen nicht geschaut werde, es würden immer nur die Symptome behandelt. Etwas anderes sei in unserem Gesundheitssystem nicht vorgesehen. So, jetzt weißt Du’s.
Leitsymptome der Schizophrenie
Es gibt unterschiedliche Arten von Schizophrenie mit unterschiedlichen Symptombildern. Leitsymptome sind:
Formale Denkstörungen (zerfahrenes, sprunghafter Gedankengang ohne logischen Zusammenhang, Sprache bruchstückhaft bis Wortsalat, Sprachverarmung, plötzliches Abreißen des zunächst flüssigen Gedankens)
Inhaltliche Denkstörungen (Wahn, z. B. Verfolgungswahn, Vergiftungswahn, hypochondrischer Wahn etc., wahnhafte Fehlinterpretationen einer realen Wahrnehmung)
Ich-Störungen (Fremdbeeinflussungserleben = Denken und Handeln erscheinen als von außen gelenkt; Gedankenentzug, Gedankeneingebung, Depersonalisation = der Körper und das Ich bilden keine Einheit mehr, die Grenzen zwischen Ich und Umwelt sind durchlässig; Derealisation = Empfinden von räumlicher Veränderung, Entfremdung der Umwelt, Empfinden des Unwirklichen, Gespenstischen)
Wahrnehmungsstörungen (akustische, optische oder taktile Halluzinationen, Leibhalluzinationen = abnorme Körperempfindungen, wie z. B. das Gefühl des Schrumpfens oder das Gefühl, von elektrischem Strom durchströmt zu werden)
Affektstörungen (emotionale Verarmung und Isolation, mangelnder emotionaler Kontakt, leere Heiterkeit oder Albernheit, inadäquate Affekte = Gefühlsausdruck und Erlebnisinhalt passen nicht zusammen, unpassende Mimik)
Katatone Störungen (starke motorische Unruhe mit z. T. stereotypen Bewegungsabläufen, Erregungszustände , Schreien, Grimmassieren, Störungen der Psychomotorik, bizarre Haltungen, Haltungsstereotypien etc.)
Suizidalität und Aggressivität (Suizidgefahr durch befehlende Stimmen und Angstzustände oder Verfolgungswahn; Fremdgefährdung durch z. B. Angriff auf vermeintlichen Verfolger)
Die drei häufigsten Varianten der Schizophrenie
Bei der paranoid-halluzinatorischen Schizophrenie stehen Wahnerlebnisse und Halluzinationen im Vordergrund. Es ist das häufigste Erscheinungsbild schizophrener Störungen. Die Symptomatik beginnt meist ab dem 40. Lebensjahr.
Die katatone Schizophrenie ist geprägt von Störungen des Antriebs sowie der Willkürbewegungen. Dabei kommt es zu Schwankungen zwischen katatonem Stupor (Erstarrung) und katatoner Erregung. Beim Stupor ist der Betroffene bei klarem Bewusstsein und nimmt die Vorgänge in seiner Umgebung mit besonderer Empfindlichkeit wahr. Er ist jedoch aufgrund seiner Bewegungsunfähigkeit nicht in der Lage, daran teilzunehmen. Wenngleich Angst, Wahn und Halluzinationen nicht im Vordergrund stehen, so sind sie für den Betroffenen doch besonders quälend.
Bei der hebephrenen Schizophrenie handelt es sich um eine Form, die besonders junge Menschen meist vor dem 30. Lebensjahr betrifft. Affektstörungen, formale Denkstörungen (ungeordnet, zerfahren, weitschweifig), Störungen des Sozialverhaltens und Manierismen (= bizarre, verzerrte oder verschnörkelte Bewegungsabläufe, die in dieser Situation unsinnig erscheinen), bestimmten das Erscheinungsbild.
Behandlung von Schizophrenie
Die Behandlung bei Menschen mit akuter Schizophrenie erfolgt in der Regel stationär und mit Psychopharmaka (Antipsychotika, Antidepressiva, Beruhigungsmittel etc.). Eine Behandlung wird ggf. auch gegen den Willen des Betroffenen mittels einer behördlichen Unterbringung durchgeführt. Neben der Pharmakotherapie ist auch eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll, z. B. Soziotherapie zur Förderung der Eigenaktivität, Förderung der Fähigkeit zur Entwicklung von Bewältigungsstrategien, lebenspraktische Maßnahmen im Bereich Arbeit, Freizeit und Wohnung; Verhaltenstherapie zur Verbesserung der sozialen Kompetenz; Arbeits- und Beschäftigungstherapie und weitere Reha-Maßnahmen.
Behandlung von PTBS
Eine Posttraumatische Belastungsstörung braucht ggf. auch Medikamente, aber nicht zwangsläufig. Antidepressiva, angstlösende und beruhigende Medikamente können zum Einsatz kommen, hin und wieder auch Antipsychotika. Dies muss individuell abgestimmt und entschieden werden. Es gibt viele Betroffene, die prima ohne Medikamente auskommen oder allenfalls ein homöopatisches Mittel nehmen. Auch eine stationäre Behandlung ist nicht unbedingt erforderlich. Die psychotherapeutische Behandlung von posttraumatischem Stress sollte nicht in erster Linie aus einer Verhaltenstherapie bestehen. Leider wird dies aber in vielen Fällen so gemacht, weil es sich über die Krankenkassen abrechnen lässt. Für die Betroffenen ist eine Verhaltenstherapie bei PTBS mitunter fatal. Sie brauchen eine speziell auf ihre Bedüfnisse ausgerichtete Traumatherapie. Viele Therapeuten verfügen aber gar nicht über die entsprechende Zusatzqualifikation. Es genügt auch nicht, ein Wochenendseminar in EMDR zu belegen und zu glauben, man könne Traumatherapie machen. Leider kommt dies immer wieder vor. Die Wartezeit auf einen angemessenen Therapieplatz beträgt viele Monate, bis zu einem Jahr und länger.
Differentialdiagnose bei Schizophrenie
Schulmedizinische Diagnosen können ein Fluch sein, aber für manche auch ein Segen. Menschen, die ihre Diagnose kennen, können sich dadurch sehr erleichtert fühlen. Sie haben dann das Gefühl, etwas Greifbares in der Hand zu haben, endlich Gewissheit zu haben, was mit ihnen los ist. Für andere wiederum bedeutet eine Diagnose etwas Endgültiges, oft auch Stigmatisierendes. Oft kommen Angst und das Gefühl von Hilflosigkeit hinzu. Das kann zu einer großen Belastung werden. Im GK3 für Psychiatrie, der Bibel für alle angehenden Psychiater oder Psychotherapeuten, sind folgende Differentialdiagnosen aufgeführt:
- Schizophrenietypische Symptome über mind. 1 Monat
- organische Psychosen (z. B. Delir)
- psychotische Symptome bei Suchterkrankungen
- Akute, schizophrenieforme psychotische Störungen (kurze reaktive Störung, weniger als 1 Monat)
- Persönlichkeitsstörungen (paranoide, schizotype und schizoide)
- Akute bzw. anhaltende wahnhafte Störung
Wo bleiben hier die Symptome einer posttraumatischen Belastungsreaktion, wie z. B. dissoziative Reaktionen, wie Stupor, Krampfanfälle, Depersonalisation, Derealisation und dergleichen. Auch die gehören in die Differentialdiagnose bei Schizophrenie. Denn die Symptome sind oft sehr ähnlich und müssen vor der endgültigen Diagnosestellung unbedingt abgeklärt und abgegrenzt werden. Man könnte die Symptome der PTBS auch im Punkt 1 “Schizophrenietypische Symptome über mind. 1 Monat” unterbringen. Aber gerade dieser Punkt ist ja ein Kriterium, das für die Diagnose Schizophrenie spricht. Vielleicht kann mir jemand erklären, warum der Punkt 1 im GK3 differentialdiagnostisch aufgeführt ist.
Schizophrenie oder PTBS?
Ich weiß, dass die differentialdiagnostische Abgrenzung nicht einfach ist, gerade bei Schizophrenie. Sogar erfahrene Ärzte und Therapeuten tun sich damit schwer. Ich kenne Fälle, in denen eine Schizophrenie diagnostiziert wurde, und im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich in Wirklichkeit um posttraumatische Stress-Reaktionen gehandelt hatte.
Ich hatte vor ein paar Jahren (ich war gerade mit meiner Ausbildung fertig) mit einer betroffenen Frau ein langes Telefongespräch. Sie erzählte mir, dass bei ihr eine Schizophrenie diagnostiziert worden war, sie aber der Meinung sei, dass es sich bei ihr um posttraumatische Belastungssymptome handelte. Sie erzählte mir, was ihr alles passiert war.
Ich hatte bei ihren Schilderungen zunächst auch den Eindruck gewonnen, dass an der Diagnose Schizophrenie etwas dran sein könnte. So berichtete sie beispielsweise von “Wellen”, die immer über sie kommen würden. Auf mein Nachfragen konnte sie nicht weiter sprechen. Sie stammelte, ihre Gedanken rissen ab und sie konnte den Faden nicht wieder aufgreifen. Allerdings hatte ich die Frau nur am Telefon und nicht persönlich vor mir sitzen, so dass ich ohnehin keine Vermutung hätte äußern können, um was es sich wirklich handelt. Abgesehen davon bleibt die Diagnosestellung “Schizophrenie” allein Psychiatern vorbehalten.
Lange Rede — kurzer Sinn: Fakt war, dass die Frau einfach zu viele schreckliche Dinge erlebt hatte und nicht in der Lage war, sie chronologisch zu schildern. Es stellte sich weiterhin heraus, dass diese “Wellen” keineswegs abnorme wahnhafte Empfindungen waren. Die Frau konnte lediglich ihre Empfindungen und Eindrücke nicht mit den passenden Worten beschreiben, weil sie durch die traumatischen Erlebnisse noch so beeinträchtigt war. Die Symptome waren in der Zwischenzeit chronifiziert, da sie nicht bzw. unsachgemäß behandelt wurden. Mit einer Schizophrenie hatte ihre Symptomatik so viel zu tun, wie der Papst mit dem Kamasutra.
Achtsamkeit bei der Diagnosestellung
Ich unterstelle den meisten Medizinern, Psychiatern und Psychotherapeuten eine förderliche Einstellung zu ihrer Arbeit und ihren Patienten.
Leider werden immer wieder Fehldiagnosen, fehlerhafte oder falsche Gutachten erstellt und Fehlbehandlungen durchgeführt. Es wird wohl die unterschiedlichsten Gründe dafür geben, je nachdem, welchen Interessen(gruppen) hier gedient werden soll.
Deshalb möchte ich Sie, verehrte Fachkräfte und angehende Fachkräfte im Bereich Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie, herzlich bitten, mit Menschen, die sich vertrauensvoll in Ihre Hände begeben, besonders achtsam und behutsam umzugehen. Wenn Sie den Menschen wohlgesonnen sind, schauen und hören Sie einmal mehr hin, bevor Sie eine endgültige Diagnose stellen oder ein Gutachten schreiben. Fragen Sie nach Hintergründen und suchen Sie nach Zusammenhängen, auch wenn unser aktuelles Gesundheitssystem das nicht vorsieht. Es kann nicht sein, dass wir gezwungen werden sollen, die Kausalität von Erkrankungen sowie die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche zu ignorieren, nur weil es ein paar wenigen so gefällt.
Erinnern Sie sich daran, warum Sie Arzt oder Therapeut geworden sind.
Man könnte noch so viel zu diesem Thema sagen, aber an dieser Stelle soll es genug sein. Mehr dazu in meinen nächsten Blog-Artikeln.
Literatur:
Poehlke, T. (2009): GK3 Psychiatrie. Original-Prüfungsfragen mit Kommentar. – 17. Auflage, Thieme Verlag
Echte Freunde
“Echte Fründe ston zesamme,
ston zesamme su wie eine Jott un Pott.
Echte Fründe ston zesamme,
eß och dih Jlöck op Jöck un läuf dir fott.
Fründe, Fründe, Fründe en dr Nut,
jon´er hundert, hundert op e Lut…” (Übersetzung am Ende des Artikels)
Ja, ja, ich weiß: Karneval ist vorbei. Der Aschermittwoch hat die närrische Zeit beendet und die Fastenzeit eingeläutet. Trotzdem möchte ich heute dieses Kölsche Lied der Höhner zitieren, das nicht nur zur Karnevalszeit hochaktuell ist, sondern jeden Tag im Jahr. Denn in der Not kann man gute Freunde immer gebrauchen, gell. Leider gibt es so wenige davon, ich meine, die echten! Manchmal sonnen sich andere einfach nur in unserem Licht oder heften sich an uns wie die Schmeißfliegen, und wenn’s dann mal brenzlig wird, schwirren sie davon, wie selbige. Echte Freunde sind mit Gold nicht aufzuwiegen…
Was macht für Dich eine echte Freundschaft aus?
Tust Du Dich schwer mit dem Begriff Freundschaft? Warum nennt man den einen Freund und der andere, mit dem man viel mehr und öfter zu tun hat, ist ’nur’ ein Bekannter?
Wie viele Menschen gibt es, die Du Freunde nennst? Nein ich meine nicht Deine Facebook-Freunde und nicht Deine Kumpel, auch nicht die guten Bekannten oder die alten Bekannten. Eine Thekenbekanntschaft ist kein Freund. Obwohl natürlich aus einer Bekanntschaft eine Freundschaft werden kann.
Wie genau definierst Du Freundschaft? Wann darf sich jemand Dein Freund oder Deine Freundin nennen?
Mein Lebensgefährte hat einen Freund, mit dem er seit der 3. Klasse befreundet ist. Die beiden haben ihre Kindheit und Jugend miteinander verbracht, haben (Liebes-)Kummer und Freude geteilt, sind zusammen mit einer alten Rostlaube nach Paris gefahren, haben geheiratet, Trauzeugen und Patenschaften übernommen und was man halt so macht als Freunde. Heute sind beide über 60 und immer noch befreundet. Die gemeinsamen Unternehmungen sind weniger geworden, man sieht sich nicht mehr so oft wie früher, aber es wird mindestens zweimal im Monat miteinander telefoniert. Wenn wir zusammen sind, werden die alten Geschichten von früher erzählt, und wir schmeißen uns jedesmal weg vor Lachen. Einmal hat mein Lebenspartner sogar für seine Freunde, die in Not waren, seinen Job gekündigt, weil der Chef ihm keinen Urlaub geben wollte, um zu ihnen zu fahren und ihnen zu helfen.
Ich habe eine Freundin, die ich nur sehr unregelmäßig sehe und spreche. Da ich in Berlin wohne und sie am Bodensee, telefonieren oder skypen wir meistens miteinander. Ich nenne sie Freundin, weil ich mit ihr meine tiefsten Gedanken teile und sie die ihren mit mir. Sie ist meine Freundin, weil sie mir keinen Schmu um die Backe streicht, sondern mir die Wahrheit knallhart ins Gesicht sagt (liebevoll, aber unverblümt). Wir hauen uns unsere Wahrheiten um die Ohren. Wir bauen uns gegenseitig auf und wachsen aneinander und miteinander. Manchmal sprechen wir uns viele Monate (zuletzt sogar über ein Jahr) nicht. Und dennoch ist es so, als hätten wir uns gestern erst gesehen. Wir haben eine tiefe Herzensverbindung, ich würde sogar sagen, Seelenverbindung.
Für mich hat eine Freundschaft nichts damit zu tun, wie oft man sich sieht, spricht oder wie oft man miteinander ausgeht. Freundschaft heißt für mich, da zu sein. Ich weiß, dass meine Freundin vom Bodensee da ist. Und ich bin auch da, nicht nur für sie , auch für andere Menschen, mit denen ich befreundet bin und die ich lange nicht gesehen habe. Da sein bedeutet nicht, an einem bestimmten Ort zu sein. Verstehst Du, was ich meine?
“Wenn ein Schicksalsschlag dich trifft,
musst du einen Freund haben,
dem du trauen und auf den du bauen kannst.”
(Mr. Hobbs in “Der kleine Lord”)
Hast Du eine Freundin oder einen Freund, die Du nachts um drei anrufen kannst, wenn es sein muss? Gibt es Menschen, die Dich nachts um drei anrufen können?
Jemanden zu haben, bei dem man sich ausweinen und bei dem man sich Erdrückendes von der Seele reden kann, hat etwas unglaublich Entlastendes und Befreiendes. Das offene Ohr eines Freundes bei einem Glas Bier bewirkt manchmal mehr als ein Gespräch bei einem Therapeuten. Es muss auch nicht immer gleich eine Lösung her, zuhören reicht oft schon.
Der Begriff “Freund” oder “Freundin” wird teilweise sehr lax verwendet. Und obwohl ich nicht jeden meinen Freund nennen würde, ist es bei mir dennoch so, dass sich Begriffe wie “Freunde oder Freundschaft” irgendwie aufzulösen scheinen. Sie haben für mich nicht mehr diesselbe Bedeutung wie früher. Ich merke, dass, je mehr ich in mir zuhause bin, ich gar keine Freunde mehr habe. Das klingt seltsam und widersprüchlich, nicht wahr? Und doch fühlt es sich total richtig an. Denn das Gefühl, dass ich in mir habe, geht über Freundschaft weit hinaus. Es ist ein Gefühl von bedingungsloser Annahme, von Liebe zu allem was ist. Es gelingt mir nicht immer, dieses Gefühl über mehrere Stunden oder gar einen ganzen Tag zu halten. Aber ich rufe es mir immer wieder in Erinnerung und übe und übe und übe…
Hier eine kleine Übung für Dich. Beantworte Dir selbst einmal folgende Fragen:
Wen liebst Du?
Wer darf Dich lieben?
Wofür bist Du dankbar?
Wem vertraust Du?
Kannst Du Dich selbst lieben?
Wenn Du nicht aus dem Rheinland kommst oder des Kölschen Dialektes nicht mächtig bist, hier eine Übersetzung und Erklärung des Refrains von “Echte Fründe”:
Echte Freunde halten zusammen,
halten zusammen wie ein Gott und Pott (urkölsches Familiencredo: Wir beten zu einem Gott und essen aus einem Topf; Abk. ‘Jott un Pott’)
Echte Freunde halten zusammen,
ist auch dein Glück unterwegs und läuft dir fort.
Freunde, Freunde, Freunde in der Not,
gehen hundert, hundert auf ein Lot…
(Lot = alte Gewichtseinheit, ca. 14 — 18 g. Bedeutung: Die Freundschaft von 100 “Freunden” wiegt gerade mal so viel wie 1 Lot, d. h. es bleiben Dir in der Not nicht viele Freunde übrig. Wenn Du Glück hast, gerade mal einer, und das ist dann eben ein echter Freund.)
Zeit für Dich: Dein schöner Tag in 7 Schritten
Nichts planen wir so akribisch, wie unseren Urlaub. Meist wissen wir schon, wohin wir reisen wollen, ob es ein Strand- oder ein Aktivurlaub werden soll, ob wir in die Sommerfrische fahren oder lieber einen Winterurlaub machen. Wir wälzen Prospekte oder schauen im Internet nach günstigen Reiseangeboten. Wir haben auch eine genaue Vorstellung davon, was wir im Urlaub erleben möchten. Dementsprechend planen wir unser Ausflugs- und Erlebnisprogramm. Natürlich müssen dafür die richtigen Klamotten eingepackt und ggf. noch eingekauft werden. Der Gedanke an den Urlaub zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht, und wir erledigen die Vorbereitungen mühelos und mit einer kindlichen Freude. Wie Du diese Freude auch in Deinem Alltag erleben kannst, verrate ich Dir in diesem Artikel.
Mach Dir einen schönen Tag
Du arbeitest viel, hast Stress und freust Dich auf Deinen wohlverdienten Jahresurlaub. Endlich mal wieder ein paar Wochen am Stück ausspannen. Vielleicht kannst Du Dir aber auch keinen Urlaub leisten und bist frustriert, weil Dein Alltag nur aus Arbeit und Überlebenskampf besteht. Dann ist es für Dich vielleicht umso schwieriger, zu entspannen oder gar auszuspannen.
Ja, es ist ist schwierig, aber nicht unmöglich. Und deshalb ist es wichtig, Deinen Tag zu planen, so wie Du einen Urlaub planen würdest.
Was brauchst Du dazu?
Nun, zunächst einmal brauchst Du Deine Erlaubnis. Ja, denn ohne die geht’s nicht. Wenn Du Dir selbst nicht gestattest, einen schönen Tag zu erleben, dann wird es auch nichts. Schnell wirst Du 1000 Ausreden parat haben, warum Du “keine Zeit” hast, einen schönen Tag zu erleben. Die Kinder, der Haushalt, die kranke Großmutter, das knappe Budget usw.
Dabei muss Dein schöner Tag nicht viel kosten, ja er kann sogar ganz ohne finanziellen Aufwand gestaltet werden. Es kommt halt darauf an, wie Du diesen Tag erleben möchtest.
Zeit für Dich: Dein schöner Tag in 7 Schritten
Um Deinen Tag zu planen stelle Dir folgende Fragen:
1. Vorstellung
- Wie soll Dein Tag beginnen?
- Vielleicht mit einer Tasse Kaffee oder Tee?
- Danach eine Dusche?
- Ein ausgiebiges Frühstück…?
2. Worauf hast Du Lust?
- Was willst Du mal wieder machen?
- Was hast Du schon lange nicht mehr gemacht?
- Was lässt sich an einem Tag gut bewerkstelligen?
- Brauchst Du Action oder Ruhe?
3. Wo soll es hingehen?
- Bleibst Du zuhause oder in Deinem Wohnort?
- Oder fährst Du raus (über die Stadtgrenze, aufs Land etc.)?
- Wie kommst Du dahin und wieder zurück?
4. Wen nimmst Du mit?
- Reist Du alleine?
- Oder in Begleitung?
5. Was kostet der Spaß?
- Was darf Dein schöner Tag maximal kosten (Fahrtkosten, Eintritt, Verpflegung etc.)?
- Wie kannst Du Dir das Geld dafür beschaffen (möglichst ohne Schulden zu machen)?
- Lässt sich Dein schöner Tag auch ohne zusätzliche Kosten gestalten?
6. Was musst Du im Vorfeld organisieren, um Deinen Tag durchführen zu können?
- Babysitter organisieren
- Haustiere versorgen oder woanders unterbringen
- Pflege eines Angehörigen delegieren
- Urlaub beantragen etc.
7. Termin festlegen
Mach einen festen Termin und organisiere alles auf diesen Termin hin. Sonst wirst Du es wahrscheinlich nie tun.
Dieser Tag gehört nur Dir, er ist nur für Dich. Du hast ihn Dir verdient, einfach so, weil Du da bist, nicht weil Du vorher eine Leistung vollbracht hast. Das ist nämlich einer der größten Denkfehler, die wir fast alle machen. Wir denken, wenn wir nichts geleistet haben, dürfen wir auch nicht “belohnt” werden. Dein schöner Tag hat aber nichts mit Belohnung zu tun, sondern mit Liebe und Wertschätzung Dir selbst gegenüber. Und wenn es Dir gut geht, geht es Deinen Lieben auch gut. Es ist ja nicht so, als würdest Du nur an Dich denken, nicht wahr? Du versorgst Deine Familie, bist für Deine Freunde da, die Kollegen brauchen Dich usw. Menschen, die nur an sich denken, haben diese Gewissensbisse nicht, die machen einfach, was ihnen gefällt, ohne Rücksicht auf Verluste. Aber das bist ja nicht Du.
Erlaube Dir, etwas für Dich zu tun, plane Deinen schönen Tag und dann genieße ihn in vollen Zügen. Gedanken an Reue oder Gewissensbisse lass beiseite. Die vermiesen Dir nur die Stimmung und machen Deinen schönen Tag in Nullkommanix zunichte. Und das wäre äußerst schade, denn damit hättest Du nichts gewonnen, außer noch mehr Frust. Und das willst Du ja nicht und Deine Lieben sicher auch nicht.
Wenn Du Dir keinen ganzen Tag genehmigen willst oder kannst, dann wenigstens ein paar schöne Stunden.
Ideen für einen schönen Tag (oder ein paar schöne Stunden)
- Mal wieder ein Konzert besuchen
- Für Freunde kochen
- Pläne für die Zukunft machen
- Im Mondschein schwimmen
- Den Sonnenaufgang/Sonnenuntergang feiern
- Eine Wanderung mit Rucksack über Stock und Stein
- Alle gelben Blumen auf einer Wiese zählen
- Mal wieder einen Schneemann bauen
- Mit der besten Freundin / dem besten Freund Klingelmännchen spielen
- Menschen besuchen, die Du lange nicht gesehen hast
- Barfuß über eine nasse Wiese laufen
- Auf einer Parkbank sitzen und die Natur bewundern
- Einer Biene bei der Arbeit zusehen…
Wann wirst Du Dir erlauben, Zeit für Dich zu haben?
In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Freude bei der Vorbereitung Deines Tages.
Angst frisst die Seele auf: Warum Bewusstseinsarbeit so wichtig ist
Angst ist eine starke negative Kraft. Angst lähmt. Angst wirkt zerstörerisch. Aus Ängsten entwickeln sich Minderwertigkeitskomplexe, Depressionen, Panik und Phobien. Angst bringt die meisten Menschen dazu, falsche Entscheidungen zu treffen. Aus Angst treffen Menschen oft gar keine Entscheidung. Das führt dazu, daß die meisten im Leben nicht richtig weiterkommen, resignieren, zuerst ihre Träume und schließlich sich selbst aufgeben.
Angst frisst die Seele auf
In meinem Blog-Beitrag “Wenn Dich mal wieder die Angst packt” habe ich bereits über die Entstehung von Ängsten geschrieben und wie sie sich auf unser Leben auswirken. Angst ist für die Machthaber dieser Welt der wichtigste Kontrollmechanismus, um Menschen, Gemeinden, ja ganze Völker in Unwissenheit und Sklaverei zu halten.
Wenn Du denkst, daß ich übertreibe, dann schau Dir die Weltgeschichte einmal an (nein, ich meine nicht die herkömmlichen Geschichtsbücher, darin wirst Du die Wahrheit nicht finden). Du mußt schon hinter die Kulissen schauen, jenseits des Mainstreams, und Dir Deine eigene Meinung bilden.
“Die Herrschenden haben uns intelligent genug gemacht, damit wir uns selbst versklaven, jedoch nicht intelligent genug, das auch zu erkennen.”
- Daniel Prinz -
Um zu erkennen, was hier läuft, wie und warum wir in Angst und Knechtschaft gehalten werden, ist es wichtig, ja so gar unabdingbar, daß wir über unseren Tellerrand hinausschauen und unser Bewußtsein erweitern. Das bedeutet unter anderem, daß wir die Dinge hinterfragen, die uns täglich geschehen. Warum müssen wir zum Beispiel für alles bezahlen? Wo wir doch angeblich als freie Menschen geboren werden und uns Lebensmittel und Waren kostenlos zur Verfügung stehen müßten? Hast Du Dich das jemals gefragt? Wer profitiert davon, daß Du und ich für alles, ja wirklich für alles bezahlen müssen, während die Machtelite niemandem Einblick in ihre Finanzen gewähren muß, wie zum Beispiel der Vatikan?
Nun, um das zu ergründen, müßte ich einen sehr großen Sprung machen, der einige tausend Jahre zurückgeht, als nämlich die ersten Geldverleiher die Szenerie betraten und der Zins und Zinseszins erfunden wurde. Zurück in eine Zeit, in der Herrscher auf ihren Raub- und Eroberungszügen ganze Landstriche verwüsteten und abertausende von Menschen den Tod fanden. Und zurück in die Zeit, in der die klassische Sklaverei abgeschafft und stattdessen die Lohnarbeit eingeführt wurde = moderne Sklaverei.
Aber ich will das hier gar nicht ausschmücken. Dazu kannst Du Dich selbst belesen, wenn es Dich denn wirklich interessiert. Das Internet ist voll von Informationen diesbezgülich.
Menschen haben vor vielem Angst, z. B. vor Jobverlust und damit einhergehenden finanziellen Einbußen, Angst vor Gesichtsverlust, Angst, nicht anerkannt zu werden, nichts wert zu sein uvm.
Du mußt Dein Bewußtsein erweitern, wenn Du (wieder) in Deine Kraft kommen willst.
Warum ist dies so wichtig?
Das nachfolgende Schautafel zeigt die verschiedenen Bewußtseinsebenen von David R. Hawkins, einem amerikanischen Arzt, Bewußseinsforscher und spirituellen Lehrer.
Hawkins’ Hauptanliegen war die Förderung der Spiritualität im Menschen. Nach seiner Erfahrung ist spirituelles Wachstum das grundlegendste und tiefgreifendste Mittel zur Linderung von Leid in dieser Welt.
In über 30-jähriger Forschungsarbeit schlüsselte Hawkins die menschlichen Bewußtseinsebenen mittels kinesiologischer Tests in einer “Skala des Bewußtseins” auf. Er beschrieb diese Ebenen in einer Messwertskala zwischen 0 und 1.000, mit denen man die verschiedenen Bewußtseinsebenen über kinesiologische Muskeltests messen kann. Die Ebene 0 stellt dabei den physischen Tod dar und die tiefste Ebene, auf die ein Mensch sinken kann. Der Wert 700–1.000 bezeichnet den Zustand der Erleuchtung.
Das klingt im ersten Moment vielleicht etwas kompliziert, ist es aber nicht, wie Du gleich sehen wirst.
Die Ebenen des Bewußtseins nach David R. Hawkins:
Du siehst, dass der untere Teil von Ebene 0 bis 175 die negativen Eigenschaften abbildet, der obere die positiven, bis hin zur höchsten Bewußtseinsebene, die irdisch erreichbar ist. Der grüne mittlere Teil bildet die Schwelle nach oben und unten.
Wenn wir ständig unten gehalten werden und in Angst, Sorge oder gar Schuld und Scham leben müssen, haben wir auf Dauer das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und der Ohnmacht (= erlernte Hilflosigkeit). Wir verlieren damit unser Gefühl für unsere Selbstwirksamkeit, ja wir haben gar kein Bewußsein mehr darüber, daß wir überhaupt eine Selbstwirksamkeit haben. Wir verlieren uns dabei selbst.
Viele Menschen glauben in diesem Jammertal der Hoffnungslosigkeit, daß Gott ein strafender Gott ist, der über sie richtet und sie nicht liebt. Sie vergessen dabei völlig, daß sie selbst göttliche Wesen und mit Schöpferkräften ausgestattet sind. Die Schöpferkräfte sind ihnen im Laufe ihres Über-Lebenskampfes abhanden gekommen.
Selbstwirksamkeit — was ist das?
Selbstwirksamkeit meint die Einstellung zu der Wirksamkeit unseres eigenen Handelns, also das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten und in unser Leistungsvermögen. Menschen mit einer niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung sind der Meinung, daß sie mit ihren Fähigkeiten und Handlungen nicht viel bewirken können. Sie glauben, daß ihr Leben vom Schicksal bestimmt ist, von Lehrern, Chefs, Politikern oder sonst irgendwelchen äußeren Umständen.
Menschen mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung glauben bzw. wissen, daß sie mit ihrem Handeln etwas bewirken und auch schwierige Situationen und größere Strapazen gut meistern können. Sie verfügen über einen gesunden Optimismus, eine positive geistige Haltung in Bezug auf ihre Fähigkeiten und ihre Selbstbestimmungsmöglichkeiten.
Wir wirkt sich Deine Selbstwirksamkeitserwartung auf Dein Leben aus?
Deine Selbstwirksamkeitserwartung beeinflußt Deine Gefühle und Dein Verhalten. Erfolg oder Mißerfolg werden durch Deine Selbstwirksamkeitserwartung stark beeinflußt.
Wenn Du davon überzeugt bist, Einfluß auf Dein Leben zu haben, auf Deine Gesundheit und alles, was Dir im Leben geschieht, dann reagierst Du weniger ängstlich. Du bist guter Dinge und voller Zuversicht, daß Du etwas bewirken und erreichen kannst. Du traust Dir mehr zu, hast mehr Widerstandskraft und ein größeres Durchhaltevermögen.
Menschen mit weniger Optimismus und einer niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung geben schnell auf, wenn es Probleme gibt oder sie eine Niederlage einstecken müssen. Diese Menschen wagen sich oft an nichts Neues heran, weil sie Angst haben und sich nichts zutrauen. Und weil sie nicht an ihre eigenen Fähigkeiten glauben, fühlen sie sich hilflos, rutschen in eine Depression oder entwickeln ein Suchtverhalten.
Wie Du Deine Selbstwirksamkeit stärken kannst
Zunächst ist es wichtig zu wissen, daß unsere Selbstwirksamkeit erlernt ist. Sie zeigt sich in Äußerungen, wie
- Ich weiß, was ich kann
- Ich habe das früher schonmal geschafft, dann schaffe ich das jetzt auch
- Ich vertraue meinen Fähigkeiten etc.
Du kannst Deine Selbstwirksamkeit dadurch stärken,
- daß Du die Erfahrung machst, schwierige Situationen zu bewältigen
- daß Du Du Menschen als Vorbild nimmst, die schon da sind, wo Du noch hinwillst
- daß Du Dich mit Menschen umgibst, die an Dich glauben
- daß Du lernst, Deine Gefühle zu beinflussen (Angst ist nur ein Gefühl!)
- daß Du Dir eine positive Lebenseinstellung aneignest
Viele Menschen konnten ihre Selbstwirksamkeit nie entwickeln, weil sie seit ihrer Geburt in Angst und Schrecken leben. Ich denke da an Babys, die in Kinderpornoringe hineingeboren werden oder an Menschen, die schon früh sexuell mißbraucht wurden. Und ich denke an Menschen, die auf irgend eine Art und Weise traumatisiert wurden und die Erfahrung machen mußten, nichts bewirken zu können und der Situation hilflos ausgeliefert waren.
In solchen Fällen ist es nicht mit ein paar Affirmationen getan, sondern es bedarf einer individuellen, auf den jeweiligen Menschen zugeschnittene Therapie.
Mir ist nur wichtig, Dir zu sagen, daß Du — egal, was Du erlebt hast — Deine Selbstwirksamkeit aufbauen und stärken kannst. Nährende Beziehungen, gute Freunde, eine liebende Familie sind da sehr hilfreich. Hol Dir im Zweifelsfall professionelle Hilfe.
Übung:
Erinnere Dich an eine schwierige Situation in Deinem Leben, die Du bewältigt hast. Es muß nichts “Weltbewegendes” gewesen sein, es darf ruhig auch etwas “Kleineres” sein. Wichtig ist, daß Du Dir bewußt machst, daß Du Deine Herausforderung gut gemeistert hast.
- Wie hast Du das gemacht?
- Welche Fähigkeiten hast Du dafür gebraucht und eingesetzt?
- Welche Unterstützung von außen hattest Du?
- Wie hast Du Dich gefühlt, nachdem die Schwierigkeit übewunden war (was hast Du gemacht, mit wem hast Du gesprochen)?
Mach Dir das bewußt und verweile eine Zeitlang in diesem guten Gefühl! Wenn Du vor einer ähnlichen Herausforderung stehst, brauchst Du dich nur daran zu erinnern, daß Du das schon einmal gut hinbekommen hast.
Bildquellen:
Beitragsbild: Engelsleiter (Wikipedia, gemeinfrei)
Karte des Bewußtseins: © Sylvia Geiss
Rituale zum Jahresende: So setzt Du Dir Ziele zum Anfassen
Tust Du Dich schwer damit, Dir Ziele zu setzen? Ich schon. Für mich ist das jedesmal eine riesen Herausforderung. Was will ich haben oder erreichen? Was muss ich dafür tun? Was ist sonst noch notwendig? Kann ich das überhaupt schaffen… usw. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, wenn man weiß, wie es geht. Wir haben viele Wünsche und Träume, und wenn wir daraus keine konkreten Ziele machen, werden sie immer nur Wunschträume bleiben. Heute zeige ich Dir, wie Du aus einem Wunsch ein Ziel machst, damit der Wunsch auch in Erfüllung geht.
Rituale zum Jahresende Teil II — Wie aus einem Wunsch ein Ziel wird
Ist Zielsetzung denn überhaupt notwendig? Immer dieser Stress mit der Planung. Muss ich denn wirklich alles planen und mein Leben von Kopf bis Fuß durchstylen? Diese Fragen tauchen immer wieder auf. Und ehrlich gesagt, frage ich mich das manchmal auch.
Nein, natürlich müssen wir unser Leben nicht komplett durchplanen. Und überhaupt: wir müssen gar nichts! Es ist sogar notwendig, das wir uns zwischendurch einfach mal treiben lassen, die Seele baumeln lassen und nichts tun. Körper und Geist brauchen das zur Erholung und Regeneration. Sonst ist ein Burnout schnell vorprogrammiert.
Aber, wenn wir im Leben etwas erreichen wollen, bestimmte Dinge haben wollen, beruflich erfolgreich sein wollen etc., ist eine Planung hilfreich, um uns unserem Ziel näherzubringen. Wenn Du nicht willst, dass Dein Traum ein Traum bleibt, kommst Du nicht umhin, aktiv zu werden und selbst dafür zu sorgen, dass Dein Traum in Erfüllung geht. Es wird sonst nämlich niemand für Dich tun!
Ja, ich träume auch manchmal davon, dass sich die Dinge wie von selbst erledigen. Dass ich abends einschlafe und am nächsten Tag ist mein Problem gelöst oder mein Wunsch erfüllt. Aber ganz so einfach ist es nicht. Wir müssen etwas dafür tun und unseren Teil dazu beitragen, dass unser Traum auch wahr werden kann. Und wenn unser Wunsch aus dem Herzen kommt und mit den Gesetzen des Lebens schwingt, wird uns vom Universum alles dazugegeben, was wir zur Verwirklichung brauchen. Doch ganz ohne unsere Mithilfe geht es nicht.
Schließlich muss der kosmische Wunscherfüllungs-Service schon genau wissen, was wir wollen, um uns hilfreich zur Seite zu stehen. Je konkreter wir unseren Wunsch formulieren, je bunter wir ihn ausmalen und je exakter wir ihn beschreiben, desto schneller wird er sich verwirklichen. Dabei gibt es nur ein paar Kleinigkeiten zu beachten, die aber sehr hilfreich sind.
So setzt Du Dir SMARTe Ziele zum Anfassen
Vielleicht hast Du schon einmal etwas von SMARTen Zielen gehört? Wenn ja, weißt Du, was Du tun musst und brauchst hier nicht weiterzulesen. Wenn nicht, könnte Dir die folgende Empfehlung helfen, Deinem Traum zumindest ein Stück näher zu kommen.
Ziele müssen SMART formuliert sein, sonst sind es keine Ziele, sondern bleiben immer nur Wunschträume.
Spezifisch
Formuliere Dein Ziel spezifisch, also konkret, eindeutig und präzise. So wird aus einem vagen Wunsch ein echtes Ziel.
Messbar
Um zu sehen, ob Du Dein Ziel erreicht hast, muss es messbar bzw. überprüfbar sein. Frage Dich also: Woran merke ich, dass ich mein Ziel erreicht habe? Das kann z. B. ein Kontoauszug sein mit einer bestimmten Summe darauf. Das kann ein Arbeitsvertrag sein oder die Flugtickets für den lang ersehnten Urlaub.
Attraktiv
Dein Ziel soll attraktiv sein. Formuliere Dein Ziel positiv. Es sollte in Dir ein Schmunzeln oder eine gewisse Vorfreude auslösen, wenn Du daran denkst. Ein Ziel, dass Dich nicht mit Freude erfüllt und Widerstände in Dir auslöst, wirst Du wohl nur mit großem Energieaufwand erreichen.
Tipp: Formuliere positiv und in der Gegenwart, z. B. “Ich wiege …… kg (konkretes Gewicht einsetzen).”
Realistisch
Du kannst Dir Deine Ziele ruhig hoch stecken. Das fordert Dich und fördert zugleich Dein Wachstumspotential. Es darf Dich jedoch nicht überfordern, sonst ist der Frust vorprogrammiert, und Du wirst schnell wieder aufgeben. Dein Ziel muss für Dich erreichbar sein. So bleibst Du motiviert.
Terminiert
Das entscheidende Merkmal eines echten Zieles ist der Termin. Bis wann willst Du Dein Ziel erreicht haben? Setze Dir einen klaren Endtermin, eine Deadline. Wenn Du Dir keinen Termin setzt, schiebst Du dein Ziel immer vor Dir her und verlierst es irgendwann aus den Augen.
Und so machst Du Deine Ziele anfassbar
Ich mache meine Zielsetzung für das kommende Jahr immer zwischen den Jahren, also in den so genannten Raunächten. Ich überlege mir, was ich mir wünsche, was ich haben will oder was ich erreichen will. Dann formuliere ich daraus Ziele nach den oben genannten SMART-Kriterien. So geht’s:
1. Die Zutaten
- 1 Leinwand (40 x 40 oder größer)
- Zeitungssausschnitte (aus Magazinen), die Du mit Deinem jeweiligen Ziel verbindest. Sie sorgen dafür, dass die Vorstellung von Deinem Ziel lebendig bleibt.
- Kleber
- Farben (Acrylfarben oder Wasserfarben)
- Pinsel, Schwämmchen oder was Du sonst zum Auftragen der Farben brauchst
- Deine notierten Ziele
- 1 Briefumschlag
2. Das Bild
Wenn ich meine Ziele formuliert habe (das kann manchmal einige Tage dauern), nehme ich mir meine Leinwand und blättere die Magazine und Zeitschriften durch. Ich sammle auch oft Zeitungssausschnitte und Fotos, die mir gut gefallen. So habe ich am Jahresende ein beachtliches Repertoire an Bildmaterial. Aber auch Schlagzeilen und Überschriften bzw. Teile davon schneide ich aus.
Dann klebe ich die Zeitungssausschnitte oder Fotos auf, die zu meinen Zielen passen. Die freigebliebenen Flächen male ich mit Farbe aus, verziere hier und da, und fertig ist meine Ziel-Collage.
Dann nehme ich meine zuvor notierten Ziele, stecke sie in den Briefumschlag und befestige ihn an der Rückseite meiner Leinwand. Meine Zielcollage hänge ich in irgendwo hin, wo ich sie ständig sehen kann. Die Bilder prägen sich ins Unterbewusstsein ein und wirken dort.
Im folgenden Jahr nehme ich den Umschlag hervor und schaue nach, welche Ziele ich erreicht habe. Ich bin in der Tat jedesmal erstaunt, wie viel von dem, was ich mir da vorgenommen hatte, tatsächlich wahr geworden ist. Ich liebe dieses Ritual, es hat für mich eine große Kraft.
Noch mehr Spaß macht es, wenn Du diese schöne “Arbeit” in einer Gruppe, z. B. mit der Familie oder mit Freunden machst. Dann könnt Ihr Euch im folgenden Jahr gegenseitig von Euren Errungenschaften berichten. Wenn ein Ziel nicht geklappt hat, dann nimm es mit ins nächste Jahr. Vielleicht musst Du es noch einmal modifzieren oder es hat sich im Laufe des Jahres von selbst erledigt, weil es nicht mehr wichtig ist. Du wirst es wissen.
Viel Vergnügen und einen lichtvollen 2. Advent wünsche ich Dir.
Copyright: Sylvia Geiss
Beitragsbild: pixabay
Wie wird ein Mensch zum Opfer — Teil 1
Dieser Beitrag ist allen gewidmet, die Opfer einer Straftat geworden sind und richtet sich ebenso an Helfer und Interessierte. Der Umgang mit Opfern ist eine große Herausforderung für Sachbearbeiter, Polizisten, Therapeuten und Berater, aber natürlich auch für Politik und Gesellschaft. Bei den Begriffsdefinitionen und dem Verständnis vom Opferbegriff gehen die Meinungen weit auseinander. Sind Angehörige von Mordopfern auch Opfer oder gelten sie weiterhin als Hinterbliebene? Eine neue EU-Richtlinie verspricht hier mehr Klarheit. Doch leider weigert sich die Bundesregierung bislang, den Opferbegriff, so wie ihn die EU vorgibt, in nationales Recht zu übernehmen. Eine Katastrophe für betroffene Angehörige…
Wer oder was ist ein Opfer?
Die nachfolgenden Informationen basieren auf einem Abriss von Prof. Dr. Ute Ingrid Haas (Professur für Kriminologie und Viktimologie an der Ostfalia, Hochschule für angewandte Wissenschaften). Ich habe sie hier zusammengefasst:
Die Viktimologie (= Wissenschaft, die sich mit der Lehre vom Opfer befasst) gibt uns einen Überblick über verschiedene Begriffsdefinitionen.
Die deutsche Übersetzung des englischen Wortes “victim” bedeutet “Opfer, Geschädigter, Verletzter, Leidtragender”[1].
Im juristischen Wörterbuch[2] wird der Opferbegriff mit “Darbietung einer Gabe, Erduldung eines Übels” erklärt. Hier gibt es jedoch eine erhebliche Abweichung. Die Darbietung einer Gabe ist ein Vorgang, bei dem der Mensch aktiv tätig ist, während das erduldete Übel ein passiver Vorgang desjenigen ist, der das Übel erleiden muss.
Der lateinische Ursprung des Opferbegriffs “operare” wird mit “arbeiten, der Gottheit (durch Opfer) dienen” übersetzt. In einem weiteren Nachschlagewerk bedeutet Opfer auch “Spende, Hingabe von etwas, das man schmerzlich entbehrt”; ein Opfer ist ein “Mensch, der ein Übel erdulden muss”[3].
In unserer modernen Sprache wird der Opferbegriff oft als Schimpfwort benutzt. Aussagen, wie “du Opfer, ich mach dich fertig…”, sind leider keine Seltenheit. Damit wird eine Abwertung gegenüber einer Person ausgedrückt, die man für weniger stark, weniger liebenswert oder gar verachtenswert hält.
Aktive und passive Opfer
In der Viktimologie sind die Gedankengänge zum Begriff “Opfer” verknüpft mit Empfindungen wie Leiden, Erdulden, eine unangenehme Situation aushalten müssen. Es wird also von einer passiven Haltung des Opfers ausgegangen.
Ein Opfer zu bringen bedeutet im heutigen Sprachgebrauch immer noch, eine Leistung zu erbringen, die mit einem hohen Aufwand, einer großen Überwindung oder sogar mit Schmerz einhergeht. Hier wird also ein aktives Element mit dem Begriff des Opfers verbunden. Es gibt immer wieder Diskussionen im Hinblick auf die Position des Opfers im Tatgeschehen. Hier geht es um die Frage, ob das Opfer auch zu Aktionen fähig ist oder nur eine passive Rolle innehat.
Auch wurde viel darüber debattiert, ob die Viktimologie Opfer von Menschenrechtsverletzungen einschließlich Straftaten umfasst[4], der so genannte “weite Opferbegriff”. Oder beschränkt sie sich ausschließlich auf die Wissenschaft vom Verbrechensopfer[5], den “engen Opferbegriff”?
EXKURS: Was ist der Unterschied zwischen einer Straftat und einem Verbrechen? Straftaten sind Handlungen, die im Strafgesetzbuch (StGB) erfasst und deren Rechtsfolgen dort geregelt sind. Straftaten untergliedern sich wiederum in Vergehen und Verbrechen. Nach § 12 StGB handelt es sich bei Verbrechen um strafbare Handlungen, die mit mindestens einem Jahr Freiheitsentzug oder darüber geahndet werden. Vergehen sind rechtswidrige Taten, die mit weniger als einem Jahr Freiheitsentzug oder mit Geldstrafe belegt sind.
Letztlich hat sich der enge Opferbegriff für die Viktimologie durchgesetzt. So wird die Viktimologie als die “Wissenschaft vom Verbrechensopfer” definiert. Sie beschäftigt sich darüber hinaus mit dem sozialen Phänomen der Opferwerdung und seinen Wirkungen auf das Opfer.
Wie wird ein Mensch zum Opfer? — Erklärungsansätze der Viktimologie
Niemand wird Opfer eines Verbrechens, weil er als Opfer geboren ist[6]. Die Viktimologie geht vielmehr davon aus, dass alle Menschen dem Risiko unterliegen, einmal Opfer zu werden. Von der Ansicht, dass das Opfer in einem bestimmten Ausmaß an der Tat beteiligt ist, bis hin zu der Unterstellung, das Opfer habe eine Mitschuld oder Teilschuld, ist es nur ein kleiner Schritt. Aus dieser Sicht versuchte man in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, eine Opfertypologie auf Basis des Grades der Mitschuld eines Opfers vorzunehmen[7].
Diese zugeschriebene Mitverantwortung kann jedoch schnell zu einer “Selber schuld!-Attitüde”[8] werden und außerdem eine Verschiebung der bislang eindeutigen Täter-/Opferrollen zur Folge haben. Leider ist dieses Denken auch heute noch in der Bevölkerung weit verbreitet. Ute Ingrid Haas, Professorin für Kriminologie & Viktimologie an der FH Wolfenbüttel, meint hierzu: “Dem menschlichen Bedürfnis nach Orientierung kommen festschreibende und plakative Typologien eher entgegen als die schwer greifbare Dynamik eines Tatgeschehens”[9].
Nach zahlreichen Opferbefragungen kam man zu der Erkenntnis, dass beinahe jeder Mensch im Laufe seines Lebens einmal Opfer einer Straftat wird (Sachbeschädigung, Diebstahl, Beleidigung etc.). Ebenso stellte man fest, dass fast alle Männer mindestens einmal im Leben eine Körperverletzung erleiden[10].
Demzufolge hat also jeder Mensch grundsätzlich ein verdecktes Risiko, Opfer einer Straftat zu werden. Doch wie sieht es im Bereich der schweren Gewaltkriminalität aus, wo es z. B. um schwere Körperverletzung, bewaffneten Raubüberfall oder gar Mord geht? Hier verändert sich das Risiko der Opferwerdung deutlich. Von solchen Straftaten wird nicht jeder betroffen, hier geht die Zahl der Geschädigten deutlich nach unten. Allerdings sind die psychischen Auswirkungen für die Opfer weitaus dramatischer.
Die Viktimologie hat bei ihren Forschungen herausgefunden, dass einige Bevölkerungsgruppen ein besonders hohes Risiko haben, Opfer einer Straftat zu werden. Dies sind besonders Frauen, Kinder und alte Menschen als Opfer von körperlichen Misshandlungen, Vernachlässigung, sexuellem Missbrauch oder häuslicher Gewalt.
Die Täter, die diese Opfer schädigen, kommen aus dem engeren sozialen Umfeld oder sogar aus der eigenen Familie, z. B. der liebe Onkel von nebenan, der eigene Vater, Ehemann, Chef, Lehrer, Priester usw.
Ein weiterer Erklärungsansatz für die Opferwerdung ist das so genannte situationsorientierte Gewohnheits- oder Gelegenheitsmodell. Hier wird das Risiko, Kriminalitätsopfer zu werden, davon abhängig gemacht, zu welchen Zeiten und unter welchen Umständen sich Personen an bestimmten Orten aufhalten und mit bestimmten Menschen zusammen sind. Man schaut also darauf, wie viele Stunden Menschen außer Haus verbringen, wie oft sie abends ausgehen, und wann sie nachts zurückkehren. Ebenfalls wird betrachtet, welche Lokale und Etablissements besucht werden und wie eng der Kontakt zur Nachbarschaft ist.
Auch dieses Erklärungsmodell unterstellt dem Opfer eine gewisse Mitschuld bzw. Mitverantwortung aufgrund seines Lebensstils.
Nun könntest Du einwerfen, dass es doch ganz normal ist, zwei oder dreimal in der Woche in eine Kneipe zu gehen, eine After-Work-Party oder Disco zu besuchen, sich mit Kollegen oder Freunden zu treffen, ein Feierabendbierchen zu “zischen” und abends spät nach Hause zu gehen.
Doch wer legt fest, welcher Lebensstil normal ist? Dies ist eine individuelle Angelegenheit und kann nicht vereinheitlicht werden. “Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall”. Und müsste unter diesem Gesichtspunkt nicht das normale Leben bereits als Risiko betrachtet werden, Opfer einer Straftat zu werden?
Seit Jahren bemüht sich die Viktimologie um mehr Transparenz im Prozess der Opferwerdung. So wie die Kriminologie versucht, die Entstehung kriminellen Verhaltens zu erklären, so hat die Viktimologie versucht, Erklärungsansätze für die Opferwerdung zu finden. Doch mit einer Theorie alleine lässt sich nicht die ganze Bandbreite der Ursache des Opferwerdens (Viktimogenese) aufdecken.
Kann es überhaupt eine Theorie der Opferwerdung geben oder müssen wir damit leben, dass es einfach unterschiedliche Ursachen dafür gibt? Warum wurde Hans Opfer und Franz nicht? Prof. Haas meint hierzu, dass sich die Dynamik zwischen Täter und Opfer als zu individuell erweist, als dass man hieraus allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten festlegen könnte.
Die 4 Arten der Viktimisierung
(viktimisieren = zum Opfer machen)
Primäre Viktimisierung
meint das schädigende Ereignis an sich. Wenn Du unmittelbar von einer Gewalttat betroffen bist, also durch eine andere Person an Leib und Seele verletzt wurdest.
Sekundäre Viktimisierung
Es handelt sich hierbei um Einflüsse, die das Opfer im Anschluss an die Tat bzw. parallel zur primären Viktimisierung noch schädigen. Im Klartext heißt das, dass es sich um Äußerungen oder Verhaltensweisen von Verwandten, Polizeibeamten, Richtern und Anwälten, aber auch Therapeuten und Helfern handelt, die das Opfer sekundär viktimisieren können. Als Beispiel seien hierfür unangemessene Befragungen, die unvorbereitete Begegnung mit dem Täter oder Vorwürfe, man sei ja selber schuld, genannt. Aber auch Äußerungen von Verwandten und nahestehenden Personen können das Opfer zusätzlich schädigen, z. B. “Jetzt ist es doch schon ein Jahr her, so langsam müsstest Du doch drüber weg sein etc.”
So wird das Opfer zusätzlich zur ursprünglichen Traumatisierung viktimisiert und re-traumatisiert.
Besonders paradox ist dies dann, wenn das Opfer seinen Opferstatus bzw. seine Rechte als Opfer bei Behörden und Institutionen geltend machen möchte. Dafür, dass das Opfer sich als solches zu erkennen gibt, zahlt es mitunter einen hohen Preis. Die sekundäre Viktimisierung trifft die Opfer oft härter als die eigentliche Tat.
Tertiäre Viktimisierung
bezeichnet das Instrumentalisieren der Opfer für eigene Zwecke; wenn also Opfer beispielsweise von Forschung, Politik, Justiz oder Medien missbraucht werden, um Karrieren zu fördern, Lobbyarbeit zu betreiben (z. B. wenn das Leid der Opfer dazu benutzt wird, für die Täter eine härtere Bestrafung einzufordern) oder die Aussicht auf den Pulitzerpreis zu steigern, ohne das Opfer vorher zu fragen. Diese Form der Viktimisierung geschieht in aller Regel bewusst.
Quartäre Viktimisierung
bedeutet die Herabwürdigung des Opfers von bestimmten Personen oder Personengruppen, wodurch das Opfer erneut geschädigt wird. Am Beispiel von Vergewaltigungsopfern lässt sich das am besten erklären:
Der Vorwurf an ein Vergewaltigungsopfer, seine Beschuldigung sei frei erfunden oder eine Schutzbehauptung, führt bei Frauen zu massiven Problemen. Immer wieder wird den Frauen vorgeworfen, den Täter zu Unrecht beschuldigt zu haben, obwohl dies im Bereich der Vergewaltigungen tatsächlich nur sehr selten vorkommt. Das führt dazu, dass viele nach einer Vergewaltigung unsicher sind und sich fragen, ob sie etwas falsch gemacht haben. Manche Frauen trauen sich gar nicht, überhaupt Anzeige zu erstatten, weil sie bereits mit Vorhaltungen und Falschanschuldigen rechnen.
Ein anderes Beispiel liegt in der Verwendung des Begriffes “Du Opfer”, was besonders in der Jugendsprache widerklingt. Damit werden Menschen gezielt gedemütigt und entwürdigt…
Der zweite Teil des Artikels erscheint bereits morgen. Dann geht es weiter u. a. mit diesen Themen:
- Festlegung des Opferbegriffes durch die EU-Richtlinie 2012/29/EU
- Die Anerkennung als Opfer durch die öffentliche Hand
- Welchen Opferstatus haben Angehörige von Tötungsverbrechen
- Opferstatus und Opferrolle
- Aus der Opferrolle aussteigen
- Hinweis auf Opferberatungsstellen
[1] Romain 1983, S. 812
[2] Köbler 1986, S. 239
[3] dtv-Lexikon Bd. 13
[4] Kirchhoff 1996, S. 37
[5] Schneider 1998, S. 316
[6] Schneider 1998, S. 326
[7] von Hentig 1948, Mendelsohn 1956
[8] Greve et al. 1994, S. 10
[9] siehe hierzu auch Baurmann 1996, S. 33 ff
[10] Schneider 1998, S. 321
Literatur
BAURMANN, M.C. & W. SCHÄDLER (1996): Opferbedürfnisse und Opfererwartungen. In: Das Opfer und die Kriminalitätsbekämpfung. – BKA-Forschungsreihe, Bd. 36, Bundeskriminalamt Wiesbaden.
GREVE, W., R. STROBL & P. WETZELS (1994): Das Opfer kriminellen Handeln: Flüchtig und nicht zu fassen. Konzeptuelle Probleme und methodische Implikationen eines sozialwissenschaftlichen Opferbegriffs. – KFN Forschungsberichte Nr. 33, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.
HENTING von, H. (1948): The criminal and his victim. Studies in the Sociobiology of crime. – Archon Books.
KIRCHHOF; G.F. & K. SESSAR (Hrsg.) (1979): Das Verbrechensopfer. Ein Reader zur Viktimologie, Studienverlag Brockmeyer.
KÖBLER, G. (1986): Juristisches Wörterbuch, Vahlen Verlag.
MENDELSOHN, B. (1956): Une nouvelle Branche de la Science bio-psycho-sociale: La Victimologie. – Revue Internationale de Criminologie et de Police Technique 10, S. 95 ‑109.
ROMAIN, A. (1983): Beck’sche Rechts- und Wirtschaftswörterbücher. Englisch-Deutsch, C.H. Beck.
SCHNEIDER, H.-J. (1998): Der gegenwärtige Stand der kriminologischen Opferforschung. In: MschrKrim 81. Jahrgang, Heft 5, S. 316 – 344.
3 Wege, festgehaltene Emotionen aufzulösen
Festgehaltene Emotionen lassen uns ständig in der Vergangenheit verweilen und grübeln. Sie hinterlassen tiefe Spuren in unseren Gesichtern. Doch was sind eigentlich Emotionen und wie halten wir sie fest? Wenn uns negative Emotionen alt aussehen lassen, warum lassen wir sie dann nicht einfach los? Und überhaupt — geht das denn so einfach?
Was sind Emotionen?
“Jeder scheint zu wissen, was Emotionen [von latein. emotio = heftige Bewegung, emovere = aufwühlen, heraustreiben; E emotions] sind — bis er sie definieren soll. Doch es gibt weder eine einheitliche Theorie noch eine interdisziplinär akzeptierte Definition von Emotionen. Klaus R. Scherer spricht von einem “regelrechten Wildwuchs von Theorievorschlägen”. Manche Forscher definieren Emotionen als körperliche Reaktionen, die sich im stammesgeschichtlichen Kampf ums Überleben entwickelt haben, andere als mentale Zustände, die einsetzen, wenn das Gehirn körperliche Reaktionen […] repräsentiert…
Manche halten körperliche Reaktionen für irrelevant und meinen, Emotionen spielen sich ausschließlich im Gehirn ab, andere sehen sie als Formen des Handelns oder Redens […]. — Der Begriff Emotionen wird ähnlich mehrdeutig verwendet wie der Begriff Gefühle (E feelings)… ” (Rüdiger Vaas, Essay über Emotionen im Lexikon der Neurowissenschaften)
António Damásio³ trennt zwischen Emotionen („emotions“), die er als durch somatische Marker verursachte Körperzustände beschreibt, und Empfindungen („feelings“), die das bewußte Wahrnehmen der emotionalen Körperzustände darstellen.
Somatische Marker — das emotionale Gedächtnis unseres Körpers
António Damásio stellte fest, daß alle Erfahrungen eines Menschen im Laufe seines Lebens in den Zellen unseres Körpers (Körpergedächtnis) gespeichert werden. Das bedeutet, sämtliche Erfahrungen eines Menschen werden emotional bewertet und nach einem einfachen Prinzip abgespeichert:
- Hat die gemachte Erfahrung einen positiven Eindruck auf das eigene Wohlbefinden hinterlassen, wird sie mit einem guten Gefühl gespeichert (markiert).
- Hat sie ein negatives Befinden hinterlassen wird sie mit einem schlechten Gefühl abgespeichert.
Dieses emotionale Erfahrungsgedächtnis teilt sich über ein körperliches Signalsystem mit.
Die Signale zeigen sich als körperliche Symptome, wie z. B. erhöhter Herzschlag, Muskelzucken oder schwitzende Hände, eine Blockade im Knie, eine Verspannung in Schulter oder Rücken.
Beispiel: zwei Menschen betrachten das Bild eines Hundes
- Der Erste fängt an zu strahlen, das Herz geht ihm auf, er lacht und freut sich. Das Betrachten des Bildes löst Gefühle des Wohlbefindens in ihm aus. Denn er denkt sofort an seinen eigenen Hund hat, mit dem er als Kind viele glückliche Erlebnisse teilte.
- Der Zweite reagiert mit einem finsteren Gesichtsausdruck, spürt, wie sich sein Magen zusammenkrampft, seine Muskulatur sich anspannt und wendet sich schließlich von dem Bild ab. Denn er wurde als Kind von einem fremden Hund gebissen.
Du kennst solche Beispiele sicherlich zahlreich aus Deinen eigenen Erfahrungen.
Stehen wir vor einer wichtigen Entscheidung, können wir diese körperlichen Signale als Hilfsmitel einsetzen. Sie signalisieren uns innerhalb von Millisekunden “Stop” oder “Go”.
In jeder Lebenssituation können die somatischen Marker genutzt werden. Der erste Schritt ist es, sie wahrzunehmen. Der zweite Schritt kann ein Hinterfragen oder eine Analyse sein: Wann und in welchen Situationen kommt diese Reaktion?
Von Peter Levine, dem Begründer des Somatic Experiencing (= traumatherapeutisches Verfahren, das den Körper mit einbezieht), wissen wir, daß die massive Überlebensenergie (Stresshormone), die bei einem Schockerlebnis im Körper aufgebaut wird, auch wieder abgebaut werden muß. Kann dies nicht geschehen, bleibt sie im Nervensystem gebunden und richtet auf Dauer verheerende Schäden an. Der Körper übersäuert und wird in seiner Funktionalität beeinträchtigt.
Ist ein Mensch von Schmerzen geplagt, sieht man das in seinem Gesicht. Auch seelische Schmerzen stehen ihm im Gesicht geschrieben. Manche Erlebnisse sind so nachhaltig, daß sie regelrecht ins Gesicht gemeißelt zu sein scheinen. Die Augenbrauen sind ständig zusammengezogen, die Stirn gerunzelt, die Augen haben dunkle Ränder, die Wangen fallen ein, es bilden sich tiefe Furchen um Nase und Mund.
Nicht nur der körperliche Schmerz, sondern ebenso die damit verbunden seelischen Empfindungen sind in unserem Zellgedächtnis gespeichert. Werden sie nicht aufgelöst, verändern sie die DNA und haben somit auch Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen.
3 Wege, festgehaltene Emotionen aufzulösen
Um wieder zu mehr Wohlbefinden und in der Folge zu einem gesünderen, jüngeren Aussehen zu gelangen, ist es ratsam, die festgehaltenen Erfahrungen und Emotionen im Körper aufzulösen. Hier zeige ich Dir drei Möglichkeiten, wie du das machen kannst.
1. Die Meridian-Klopftechnik
Ich arbeite sehr gerne mit EFT (Emotional Freedom Techniques), der so genannten Meridian-KIopftechnik. Hierbei werden bestimmte Meridianpunkte an Kopf und Oberkörper in einer bestimmten Reihenfolge leicht geklopft. Die Technik kann therapeutisch und als Selbsthilfewerkzeug angewendet werden. Auch im traumatherapeutischen Kontext läßt sich EFT sehr gut einsetzen.
Allerdings sollte der Therapeut vorher unbedingt sicherstellen, daß die Methode nicht triggert4.
Auch Visualisierungsübungen, Imagination und Meditation sind hervorragend zum Lösen emotionaler Belastungen geeignet, so zum Beispiel die Arbeit mit der Lichtsäule:
2. Die heilende Lichtsäule
Stell Dir vor, du stehst auf einer Waldlichtung, inmitten einer Säule aus weiß-goldenem Licht. Du bist vollständig umgeben und eingehüllt von diesem Licht, das Dich schützt und heilt und Dich mit allem versorgt, was Du brauchst. Es ist ein angenehmes Licht. Es wärmt Dich oder bringt Dir Kühlung, je nach dem, was Du gerade benötigst.
Du kannst jetzt diesem heilenden, Dich schützenden Licht all Deine festgehaltenen Emotionen, die in Deinen Körperzellen gespeichert sind, übergeben und es bitten, sie mit sich zu nehmen.
Bitte dann das Licht, die negativen Emotionen zu transformieren und sie Dir in Form von positiver Lebenskraft wieder zur Verfügung zu stellen.
Nimm wahr, welche Farbe das Licht jetzt hat, das Dich sanft umhüllt. Vielleicht erstrahlt es in Deiner Lieblingsfarbe, vielleicht aber auch in einer Farbe, mit der Du gar nicht gerechnet hast, die Dir aber als wohltuend und angemessen erscheint. Ist es eine kräftige Farbe oder eher pastell? Wo spürst Du in Deinem Körper eine Veränderung?
Und zu guter Letzt möchte ich Dir noch zeigen, wie Du festgehaltene Emotionen im Gesicht auflösen kannst. Das heißt, nicht ich zeige Dir das, sondern die russische Kinesiologin, Schamanin und Buchautorin Lumira.
3. Verjüngung mit Lumira — festgehaltene, erstarrte und eingeschlossene Emotionen im Gesicht auflösen — Livemeditation:
Klicke auf das Bild, um das Video zu sehen
¹physiologisch = körperliche/chemische Lebensvorgänge betreffend
²behavioral = verhaltensbezogen
³António Damásio = portugiesischer Neurowissenschaftler + Fachbuchautor
4Trigger = Auslöser, die an die angstbesetzte Situation erinnern (z. B. Geräusche, Gerüche, Berührungen etc.)
Fotos: pixabay
Mentale Stresskompetenz
Mentale Stresskompetenz
Am Anfang war… der Gedanke!
Dieses Zitat kennst du sicherlich anders, nicht wahr? Heißt es nicht ursprünglich “Am Anfang war das Wort”? Ja, so lautet das bekannte Bibel-Zitat.
Aber es stimmt nicht ganz. Der altgriechische Ausdruck “logos” hat einen großen Bedeutungsspielraum. So wird er im Sinne von Wort und Rede sowie deren Gehalt (= Sinn) gebraucht. “Logos” bezeichnet auch das geistige Vermögen und dessen Schöpfungen (z. B. Vernunft), aber auch den Gesamtsinn der Wirklichkeit. Darüber hinaus deutet der Wortteil “-log-” auch auf die philosophisch-mathematische Disziplin der Logik hin, also der Lehre des vernünftigen Schlussfolgerns.
Wenn du dir einmal vor Augen führst, wie Schöpfungsprozesse ablaufen, wirst du feststellen, dass alles seinen Ursprung im Geistigen hat. Schöpfungsprozesse laufen immer, ob konstruktiv oder destruktiv, ob bewusst oder im Hintergrund, sie finden ständig statt. Sie funktionieren in 4 Zyklen:
1. Alles beginnt mit einem Gedanken
Jede Schöpfung beginnt mit einer Absicht, also dem bewussten Willen, etwas zu tun. Diese Absicht entsteht in deinen Gedanken. Und das ist auch logisch, denn bevor du ein Wort hervorbringst, hast du dir in der Regel überlegt, was du sagen willst. Es soll auch Leute geben, die reden und dann erst nachdenken. Da kommen dann die unbewussten Schöpfungen zum Vorschein, wie z. B. Freud’sche Versprecher oder irgend ein unsinniges Zeug. Aber ob bewusst oder unbewusst: Wenn du den Mund aufmachst, um ein Wort hervorzubringen (sinnig oder unsinnig), musst du vorher die Absicht dazu gehabt haben, sonst funktioniert es nicht.
2. Die Vorstellung/das Bild
Je genauer ich mir etwas vorstellen kann, desto größer ist die Chance, dass sich mein Bild auch verwirklicht. Das Bild gibt der Schöpfung die Richtung. Wenn meine Absicht und meine Vorstellung nicht übereinstimmen, verwirklicht sich das Bild, auch wenn die Absicht noch so stark gewesen sein mag.
Das bedeutet im Klartext: Alles, was du dir vorstellen kannst, kann zu deiner Realität werden. Und damit das geschehen kann, braucht es Zyklus Nr. 3.
3. Die Emotion
Die Emotion ist der Motor, der die Dinge ans Laufen bringt. Sie sollte kraftvoll und positiv sein. Wenn die Emotion der Absicht und der Vorstellung widerspricht, dann verwirklicht sich die Emotion. Wenn meine Angst vor dem Scheitern also größer ist, als die Vorstellung von z. B. einer erfüllenden Beziehung oder einem erfolgreichen Job, siegt die Angst. Der Part mit der größeren Energie gewinnt den Schöpfungsprozess.
Emotionen gehören zu den wertvollsten Eigenschaften des Menschen. Es gibt, genau wie bei der Absicht, keine vergangenen und keine zukünftigen Emotionen. Emotionen und Gefühle spüren wir immer im Hier & Jetzt.
4. Die Handlung
Ohne Handlung keine Schöpfung. Nur das Tun ist der Maßstab für alles, was sich im Hier & Jetzt manifestiert. Wenn ich die drei vorherigen Punkte nicht umsetze, macht das Ganze keinen Sinn. Nur unser Tun vollendet den Schöpfungszyklus. Dabei gibt es keine Abkürzung, der Schöpfungszyklus muss vollständig durchlaufen werden, sonst kann er nicht funktionieren.
Förderliche Gedanken entwickeln
Wie du bereits aus meinem letzten Blog-Beitrag “Die 5 wirksamsten Strategien, mit denen du schnurstracks in die Stress-Hölle fährst” weißt, bestimmen deine Gedanken deine Realität und was du fühlst. Umgekehrt beeinflussen deine Emotionen wiederum deine Gedanken und wie du dich verhältst. Das kann zu einem Teufelskreis werden, zu einer Endlosspirale, aus der du möglicherweise ohne einen Hinweis von außen nicht wieder herauskommst.
Wenn du ständig in negativen Gedankenschleifen drinhängst und du schon auf dem Zahnfleisch gehst, weil dir das fast deine gesamte Lebensenergie raubt, solltest du dringend damit beginnen, förderliche Gedanken und Einstellungen zu entwickeln.
Wie kannst du das machen?
Zunächst einmal solltest du dir darüber bewusst werden, dass du dich jederzeit entscheiden kannst, wie du Situationen, Dinge, die passieren und andere Menschen bewertest und einschätzt. Du hast die Macht dazu! Das ist doch schonmal ein förderlicher Gedanke, nicht wahr? Falls du es nicht glaubst, möchte ich dir kurz und knapp die Geschichte von Viktor Frankl erzählen:
Der österreichische Arzt und Psychotherapeut Viktor Frankl wurde von den Nazis ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo seine erste Frau und seine Eltern ermordet wurden. Er selbst wurde gefoltert und entwürdigt. Eines Tages wurde er sich dessen bewusst, was er “die letzte Freiheit des Menschen” nannte. Die Aufseher im KZ konnten ihn und seine Umgebung kontrollieren und mit seinem Körper machen was sie wollten. Er blieb trotzdem ein selbstbewusstes Wesen, das beobachten konnte, was mit ihm geschieht. Seine grundlegende Identität war intakt. Er konnte selbst entscheiden, welche Auswirkungen all diese Erlebnisse auf ihn haben würden.
“Die letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellungen zu den Dingen”
Viktor Frankl (1905–1997)
Dies zu erkennen ist der erste Schritt auf deinem Weg, dein eigener Stress-Experte zu werden. Darauf kannst du aufbauen.
Um deine mentale Stresskompetenz zu stärken, wird es also ab jetzt darum gehen, deine persönlichen Stressverstärker zu identifizieren, selbstkritisch zu reflektieren und neue förderliche Gedanken und Einstellungen zu entwickeln.
Mit der Zeit gewinnst du mehr und mehr die Kontrolle über deine eigenen, oft automatisierten stressverstärkenden Gedanken. Du lernst, dass du nicht nur das Opfer deiner früheren Erfahrungen oder deiner äußeren Umstände bist, sondern auch, dass du dich weiterentwickeln kannst.
Du kannst lernen, deine Stressverstärker — selbst wenn du sie nicht komplett loswirst — dann doch zumindest abzumildern, aufzuweichen und nach und nach eine positivere Einstellung und förderlichen gedanklichen Umgang mit den Anforderungen des Lebens zu enwickeln.
Dabei ist es wichtig, keinen naiven Optimismus walten zu lassen, in Form von positiven Affirmationen, wie “Chaka, du schaffst es!” — Das hilft vielleicht kurzfristig, aber nicht nachhaltig. Wichtig ist, dass du das, was du da sagst, auch so meinst, dass du es fühlen und umsetzen kannst. Nur dann wird es zu einer Erfahrung, die es dir erlaubt, einen gesunden Optimismus zu entwickeln und kompetent mit Belastungen umzugehen.
Optimismus besteht darin, aus einer Situation das Beste (= Optimum) zu machen
Viktor Frankl (1905–1977)
Ziel des mentalen Stressmanagements ist es also, dich dazu zu befähigen, aus jeder Situation das Beste zu machen.
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Die 5 höllischsten Stressverstärker-Strategien
Die 5 wirksamsten Strategien, mit denen du schnurstracks in die Stress-Hölle fährst
Unsere Erfahrungen machen uns zu dem, was wir sind. Jeden Tag machen wir Erfahrungen, die unser Denken, unsere Gefühle und unser Verhalten beeinflussen, z. B.
- Ein Autofahrer schnappt dir den letzten freien Parkplatz vor der Nase weg
- Der Chef hat dir heute wieder mal eine extra Arbeit aufgebrummt
- Die Bäckereiverkäuferin ist zickig und unfreundlich zu dir
- Der Gemüsehändler hat dir einen angeschmuddelten Salat eingepackt
- Deine Partnerin wirft dir vor, dass du ihr nie zuhörst…
Unsere Gedanken bestimmen unsere Realität und was wir fühlen
Prof. Gerd Kaluza, vom GKM-Institut für Gesundheitspsychologie in Marburg, unterscheidet grundsätzlich zwei verschiedene Bewertungsvorgänge:
1. Die Situation einschätzen:
“Bewertungen, die eine Einschätzung der Situation bzw. der jeweiligen Anforderungen beinhalten. Anforderungen können entweder als neutral-irrelevant, als angenehm-positiv oder als bedrohlich-schädlich bewertet werden.”
Wenn also eine Herausforderung als bedrohlich oder schädlich eingeschätzt wird, spricht man von einer stressauslösenden Bewertung.
“In eine solche Bewertung gehen die gespeicherten Erfahrungen mit früheren vergleichbaren Situationen ein. Persönliche Bedürfnisse, Motive und Ziele stellen […] die Messlatte dar, an der die persönliche Bedeutung der aktuellen Situation eingeschätzt wird, so Kaluza.”
2. Eigene Bewältigungsmöglichkeiten einschätzen:
Hier werden die eigenen Kompetenzen (interne Ressourcen) im Umgang mit der jeweiligen Herausforderung bewertet. Aber auch Unterstützungsmöglichkeiten durch Dritte, auf die bei der Bewältigung der Aufgabe zurückgegriffen werden kann (externe Ressourcen). Diese Bewältigungsmöglichkeiten werden entweder als ausreichend oder aus nicht ausreichend eingeschätzt. Die letztere Bewertung löst Stress aus, ist also ein stresserzeugender Gedanke.
Dabei spielen unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit eine wichtige Rolle. Welche Bewältigungsmöglichkeiten hatten wir früher in vergleichbaren Situationen? Diese Erfahrungen sind sehr prägend und können uns zu der Überzeugung gebracht haben “Ich bin hilflos”. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von der so genannten erlernten Hilflosigkeit (M. Seligman). Diese erlernte Hilflosigkeit wirkt auch in der aktuellen Situation, und wir fühlen uns bei einer bestimmten Anforderung, die an uns gestellt wird, hilflos ausgeliefert.
Haben wir die Erfahrung gemacht, sehr wohl über ausreichende Bewältigungsmöglichkeiten zu verfügen, können diese Erfahrungen unser Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten stärken. Für die aktuelle Situation kann dies bedeuten, dass wir uns selbst vertrauen und uns etwas zutrauen. Wir fühlen uns der Aufgabe gewachsen.
Ein Beispiel:
Dein Chef brummt dir eine neue Aufgabe auf mit der Äußerung, dass er dafür eine/n kompetente/n Mitarbeiter/in braucht. Jetzt kommt es darauf an, wie du die neue Herausforderung einschätzt und wie du deine eigenen Fähigkeiten bewertest.
- neutral-irrelevant: “Kein Problem. Das mach ich mit links.”
- bedrohlich-schädlich: “Oh, Gott, hoffentlich geht das mal gut. Was, wenn ich das ich das vergeige?”
- angenehm-positiv: “Endlich kann ich zeigen, was in mir steckt. Ich freue mich auf die neue Chance.”
Da du dich selbst am besten kennst, wirst du wissen, wie du dich in solchen Situationen fühlst und ob dir die neue Herausforderung eher angenehm oder eher unangenehm ist.
Stress ist das Ergebnis unserer persönlichen Bewertungen
Wenn du auf destruktiven Stress stehst und dich mal wieder richtig unter Druck setzen willst, gibt es eine Sache, die höchst wirksam ist und die du unbedingt tun solltest:
Stressverstärkende Gedanken denken!
Ja, du hast richtig gelesen. Fahre dazu alle stressverschärfenden Denkmuster ab, die du kennst. Dir fällt gerade keins ein? Kein Problem, ich habe die effektivsten für dich zusammengestellt.
Noch ein Tipp: Halte dich bitte genau an die Anweisungen, sonst funktioniert es nicht!
Und hier sind sie – die 5 wirksamsten Strategien, mit denen du schnurstracks in die Stress-Hölle fährst
Strategie 1: “Das darf doch nicht wahr sein”
Dieser Gedanke taucht auf, wenn du eine unangenehme oder schwierige Situation nicht hinnehmen willst. Du weigerst dich, diese Realität zu akzeptieren. Du hast z. B. im Straßenverkehr einen Unfall verursacht, beim Fußball einen Elfmeter verschossen, der die Meisterschaft kostet. Dein Partner hat dich einen Tag vor der Hochzeit sitzenlassen usw.
In diesen Situationen hat unser Gehirn mächtig viel Platz für Gedanken, wie “das darf doch nicht wahr sein”, “das gibt’s doch nicht”, “das glaube ich jetzt nicht” usw.
Wenn du diese Gedanken denkst, kannst du darauf wetten, dass innerhalb kürzester Zeit die Kampfhormone in deinem System die Oberhand gewinnen. Ärger und körperliche Erregung machen sich breit und werden verstärkt. Du spürst einen Widerstand in der Magengegend und wahrscheinlich auch im Hals.
Ich wette, es gelingt dir mühelos, dich mit diesem Gedanken so richtig in deinen Ärger hineinzusteigern. Gut gemacht. Jetzt wird er dich garantiert daran hindern, dich konstruktiv mit der jeweiligen Situation auseinanderzusetzen und das Beste daraus zu machen. Herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft, dich schnurstracks in die Stress-Hölle zu katapultieren.
Es gibt jedoch noch eine andere Variante dieses “Nicht-wahr-haben-wollens”. Manche Menschen verleugnen regelrecht die Realität. Sie ignorieren, was passiert ist und blenden die Tatsachen aus. Hierbei handelt es sich jedoch um einen psychologischen Schutzmechanismus, der dich davor bewahrt, von allzu schmerzhaften Gefühlen, wie Angst oder Trauer überwältigt zu werden. Dies kann z. B. dann der Fall sein, wenn du vom Tod eines geliebten Wesens erfährst oder eine schlimme Krankheitsdiagnose bekommen hast.
Strategie 2: “Alles Scheiße, deine Elli!”
Eine sehr einfache und effektive Strategie, um dir das Leben zur Hölle zu machen, ist es, wenn du deine Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Dinge richtest, die schiefgelaufen sind, die dich stören oder dich sonst wie nerven. Das ist doch sicherlich kein Problem für dich, oder? Na bitte, das dachte ich mir doch.
Mit dieser Vorgehensweise gibst du deinen negativen Erfahrungen eine überdimensionale Bedeutung. Und das Beste daran ist, dass du jeglichen vernünftigen Maßstab verlierst und die positiven Dinge einfach ausblendest.
Eine blöde Bemerkung von deiner Freundin, eine kleine Kritik deines Chefs oder ein verschüttetes Glas Wein können dir das ganze Wochenende versauen.
Schließlich fängst du an, diese negativen Erfahrungen zu verallgemeinern mit Gedanken wie “Immer mache ich alles falsch” oder “Ich bin einfach nicht gut genug” usw.
Mit diesen Gedankenschleifen im Kopf kannst du dich mental so einstellen, dass du garantiert auch noch den Rest des Tages Frust verspürst und diesen sogar mit ins Bett nimmst. Jetzt hast du dich auch noch um den Schlaf gebracht. Ist es nicht faszinierend, wie gut das funktioniert?
Strategie 3: Horrorszenarien oder das Ausmalen negativer Konsequenzen
Du stehst vor einer wichtigen Prüfung, einem Vorstellungsgespräch oder einer Operation? Dann tust du gut daran, dir in allen Farben deren negativen Ausgang auszumalen. Bitte sei hier so kreativ wie möglich und entwerfe dir die fantastischsten Horrorszenarien, wenn du dir das Leben zur Hölle machen willst. Stell dir vor, wie du bei der Prüfung scheiterst und mit Pauken und Trompeten durchfällst. Stell dir vor, wie du beim Vorstellungsgespräch mit puterrotem Kopf dasitzt und keinen Ton hervorbringst. Und stelle dir vor, dass du während der Operation vorzeitig aus der Narkose aufwachst.
Das hilft ungemein, die Kampfhormone in deinem System in kürzester Zeit zum Blubbern zu bringen und zu spüren, wie die Angst dir die Kehle zuschnürt.
Auch solltest du tunlichst Gedanken an frühere, ähnliche Situationen oder Erfahrungen vermeiden, in denen du derartige Herausforderungen mit Bravur gemeistert hast.
In der bevorstehenden Situation selbst wird dann mit großer Wahrscheinlichkeit genau das eintreten, wovor du Angst hast. Aber das war ja der Sinn der Sache, oder etwa nicht?
Du siehst, auch diese Strategie funktioniert hervorragend, wenn du dich genau an die Anweisungen hältst.
Strategie 4: Nimm alles möglichst persönlich
Bist du heute Morgen auf dem Bettvorleger ausgerutscht? Hat deine Tochter eine schlechte Note nach Hause gebracht? Streikt der Drucker? Hat dein Nachbar dich schon wieder nicht gegrüßt? Oder bist du in ein Hundehäufchen getreten?
Dann solltest du diese Ereignisse oder Verhaltensweisen unbedingt persönlich nehmen. Rede dir immer wieder ein, dass all dies nur geschieht, um dich persönlich anzugreifen, zu beleidigen oder herabzusetzen.
Hilfreich ist es auch, wenn du dir selbst die Schuld an allem gibst. So wirst du im Laufe des Tages immer wieder Gelegenheiten finden, wo du dich aufregen kannst und in die Luft gehen, wie das HB-Männchen etc.
Praktiziere dies regelmäßig, wenn du deinen Blutdruck dauerhaft erhöhen möchtest oder dir sonst jegliche Aufregung im Leben fehlt.
Strategie 5: Betone stets deine Schwächen
Richte deine Aufmerksamkeit stets auf deine Schwächen, Defizite und Misserfolge. Setze dich ausschließlich mit deinen Schwächen auseinander und ignoriere deine Stärken und Erfolge. Das untergräbt dein Selbstvertrauen, das du eigentlich bräuchtest, um den täglichen Anforderungen des Lebens gelassen und sicher entgegengehen zu können.
Bedenke: Steter Tropfen höhlt den Stein!
So, nun weißt du, was du tun kannst, um dir selbst das Leben schwer zu machen.
Was denn? Du willst das gar nicht? Ja, wozu habe ich dir dann diese nützlichen Tipps zusammengestellt?
Okay, ich habe auch eine gute Nachricht für dich: Du hast nämlich die Wahl! Jawohl. Du kannst selbst bestimmen, was du denken und wie du dich fühlen willst. Positiv oder negativ.
Ist das nicht großartig? Welch eine Macht dir das gibt!
Das bedeutet allerdings auch, dass du für deine Gedanken verantwortlich bist. Denn sie bestimmen deine Realität oder, wie der französische Physiker J.E. Charon sagte:
“Die Welt ist, was ich von ihr denke!”
Du wirst dich vielleicht fragen, wie das gehen soll mit der freien Wahl der Gedanken. Schließlich hast du in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, die dich bis heute geprägt und dein Denken und Verhalten bestimmt haben. Und nun komme ich daher und verlange vor dir, den Schalter umzulegen und alles anders zu sehen als bisher? Diese Vorstellung läuft dem Gefühl in deiner Magengrube gerade total zuwider?
Oh ja, das glaube ich dir.
Nur, wenn du dir das Leben nicht selbst zur Hölle machen willst, indem du immer wieder die gleichen zerstörerischen Denk- und Verhaltensmuster abfährst, solltest du allmählich damit beginnen, etwas zu verändern.
Und Veränderungen sind (fast) immer mit einem unangenehmen Gefühl verbunden, nicht wahr? Schließlich müssen wir unsere Komfortzone verlassen und uns auf unbekanntes Terrain begeben, wenn wir etwas Neues lernen und uns weiterentwickeln wollen.
Die gute Nachricht: Es gibt nicht nur stressverstärkende Gedanken, sondern auch stressreduzierende, förderliche Gedanken. Darauf komme ich nächste Woche zu sprechen.
Bis dahin kannst du selbst einmal prüfen, welche der vorhin genannten stressverstärkenden Strategien bei dir mehr und welche weniger ausgeprägt sind.
Ach, übrigens: Kennst du die Geschichte von Peter Pan? Erinnerst du dich noch an seinen Ausspruch
“Ein wundervoller Gedanke, und du kannst fliegen”
Trage dich in den Verteiler ein und erhalte jeden Montag von mir einen wundervollen Gedanken, der deine Flügel mehr und mehr wachsen lässt.